Eines frühen Nachmittags nahm sich Avianus die Zeit, der Bitte seines Patronen nachzukommen, und zumindest den Versuch zu starten, an sensibles Wissen von seinem Onkel zu kommen. Avianus hatte schon den ganzen Tag überlegt, wie das wohl ausgehen mochte. Er hatte sich die verschiedensten Szenarios vorgestellt (die soweit gingen, dass Corvinus ihn wutentbrannt rausschmiss), sich die passenden Wörter und rhetorischen Fragen ausgedacht, sich gefragt, ob das doch eine gute Idee war und sich anschließend den Gedanken wieder verworfen mit der Begründung, dass er es seinem Patronen irgendwie schuldig war. Und diese Gedanken hatte er an diesem Tag schon mehrmals.
Nun stand er vor der Tür seines Onkels. Sie wirkte so groß, monumental und zu massiv für ihn. Der Aurelier zögerte kurz - es kam ihm natürlich nur so vor, da er größten Respekt vor seinem Onkel hatte und ein wenig Aufregung. Er gab sich alle Mühe, sie zu verbergen. Es war nur ein Hirngespinst, redete er sich ein.
Nach seinem zögerlichen Moment, der für ihn wie eine Minute wirkte, in Wirklichkeit aber nichtmal zehn Sekunden dauerte, klopfte Avianus drei Mal kräftig an der Türe.