• Die Einladung der Duccier zu einer Cena kam ihr ganz Recht. Sie hoffte, dass sie dadurch auf andere Gedanken kam und nicht ständig über die Dinge grübelte, die sie ohnehin nicht ändern konnte. Durch die Ankunft Melinas und der Sklaven war ohnehin recht viel Leben ins Haus gekommen und sie konnte nicht mehr ganz so häufig in düstere Stimmung verfallen, weil es erst einmal einige Dinge gab, die umgesetzt werden wollten. Als erstes hatte Simplex eine der Marmorplatten austauschen müssen, die durch seine Ungeschicklichkeit einen Sprung abbekommen hatte. Es war kein Weltuntergang, machte aber eben keinen guten Eindruck. Als nächstes hatte sie ihn aufs Dach gescheucht, damit etwaige undichte Stellen gleich neu gedeckt wurden und auch altes Laub gleich entfernt. „Ich bin Leibwächter, kein Handwerker!“ hatte er sich irgendwann zwischen drin beschwert. „Dafür machst du aber deine Arbeit gut!“ kam es als Entgegnung von Elissa, der es eine helle Freude war den Iberier zu necken.
    Leicht kritisch, aber belustigt beobachtete sie die Stichelei zwischen den beiden Sklaven und fragte sich, ob sich da etwas anbahnte oder aber Elissa es sich zur Aufgabe gemacht hatte Simplex zu ärgern. Oder vielleicht traf auch Beides zu. So genau wollte sie es dann doch nicht wissen. Sollten die Beiden das unter sich aus machen, solange sie darüber nicht ihre Pflichten vernachlässigten. „Wenn du fertig bist, müssen die Riegel an den Türen ausgetauscht werden!“ gab Calvena dem armen Tropf dann auch noch eine weitere Aufgabe. „Ich trete gleich in Streik!“ erklang es. „Glaub ich kaum! Elissa würde dich sonst glatt heute Abend hungern lassen!“ scherzt sie. Sie hatte ein gutes Verhältnis zu ihren Sklaven und sah in ihnen mehr Freunde, als nur Arbeitskräfte. „Hmpf! Weiber!“ Als einziger Kerl im Haushalt hatte er es nun wirklich nicht einfach. Kurz tauschte sie mit Elissa einen amüsierten Blick. Eigentlich wartete sie ja auf ihren Mann, damit sie losgehen konnten, aber Simplex bei der Arbeit zu sehen, war recht witzig. Für den Abend hatte sie sich für ein schlichtes blaues Kleid entschieden und trug dazu die Haare offen.

  • Als Valerian das Haus betrat, fand er nicht nur seine wunderschöne Frau vor, sondern auch die Sklaven, die endlich aus Rom eingetroffen waren. Erleichtert lächelnd, da er nun endlich Schwester und Ehefrau sicher geschützt wußte, gab er Calvena einen liebevollen Kuß und ignorierte die kleinen fröhlichen Sticheleien, die sie offenbar gerade mit den Sklaven austauschte.


    "Salve, mein Liebstes. Ist Melina nun eigentlich mitgekommen? Oder hat sie sich ebenso kurzfristig anders entschieden?" Er hatte sie noch nicht gesehen, daher war er nicht sicher, ob das Mädchen seinen spontanen Plan tatsächlich in die Tat umgesetzt hatte. Vielleicht war ihr ja noch vor der Abreise aufgegangen, daß hier - im Vergleich zu Rom - der Hund verfroren war.

  • Lange musste sie nicht auf Valerian warten und als dieser sie mit einem Kuss begrüßte, war Simplex erst einmal von der Aufmerksamkeit und dem Spott der Frauen befreit. Auch wenn sie nach wie vor, immer noch etwas bedrückt war, verdrängte sie erst einmal die düsteren Wolken und freute sich darüber, dass ihr Mann da war und sie gemeinsam den Abend verbringen würden. „Salve Schatz. Melina ist mitgekommen und ich glaub sie streift gerade durch die Stadt!“ Wo genau das Mädchen sich nun herum trieb wusste sie nicht, hoffte aber, dass Melina nicht gleich nach ihrer Ankunft irgendwelchen Unfug anstellte. „Ihr Zimmer sieht jedenfalls aus, als wären die Barbaren eingefallen!“ witzelte sie und küsste ihn kurz.
    „Es gibt Neuigkeiten aus Rom“, kurz holte sie einen der Briefe von Romana und reichte ihn direkt an Valerian weiter. Sie wusste, dass er sich ebenso nach Neuigkeiten sehnte, wie sie. Sie war sich ziemlich sicher, dass ihn der Brief überraschen würde. „Von Romana!“ erklärte sie ihm dann und ließ ihm die Zeit zu lesen. Den anderen Brief erwähnte sie nicht, auch wenn es ihr schwer fiel. Eigentlich redete sie ja sonst mit ihm über alles, aber da ihre Freundin sie um stillschweigen gebeten hatte, behielt sie die schlechten Nachrichten für sich.



    An
    Germanica Calvena
    Casa Quintilia
    Mogontiacum
    Germania Superior


    Liebe Calvena,


    ich kann kaum meine Freude beschreiben über den Brief, den ich aus deiner Hand erhalten habe. Es tut mir Leid, dass ich dir nicht eher schreiben konnte, aber meine Priesterprüfung und die Vestalia hielt mich ab. Du hast richtig gelesen, Priesterprüfung. Ich habe sie mit Bravour bestanden, und somit schreibt dir nun eine Sacerdos Vestalis, eine voll ausgebildete Vestalin.


    Es erfreut mich, dass deine Reise dir keinen Anlass zur Klage bot, obwohl ihr wohl den rumpeligen Landweg genommen habt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich eine solche Reise genießen würde – aber du warst stets immer die Abenteuerlustige von uns beiden.


    Als ich von deiner Abfahrt erfuhr, eilte ich sofort zur Casa Quintilia, aber ich fand sie verlassen vor, bis aus Sermo, der mich ein wenig in meiner Seelenpein beistehen konnte. Er ist ein wirklich guter und netter Mann, dank ihm und seiner Worte habe ich mich auch gleich etwas besser gefühlt.


    Vielen Dank, dass du auch Serrana zu mir geschickt hast. Dass du so dermaßen an mich gedacht hast, war sehr lieb von mir, und der Besuch war auch sehr nett. Wir hatten ein langes und erhellendes Gespräch. Tatsächlich erzählte sie mir davon, dass sie den Verdacht hatte, dass sie schwanger war. Infolgedessen versammelten wir uns im Atrium der Casa Iunia, wo ich für sie eine Haruspizin an einem Lamm vollführte. Dadurch stellte sich heraus, dass Serrana tatsächlich schwanger war und nun das Kind des Germanicus Sedulus in sich trägt. Ich hoffe, dadurch konnte ich Serrana beruhigen, dass sie ein gesundes Kind auf die Welt bringen und dies auch überleben würde.


    Es versteht sich wohl ohne explizite Erwähnung, dass ich sofort Schritte unternommen habe, um die Ungerechtigkeit, die deinem Ehemann widerfahren ist, zu berichtigen. Ich fand mich am Tag nach deiner Abreise im Officium des Vescularius Salinator ein, und ich kann dich in deinen Worten gegenüber diesem Mann nur bestätigen – er ist inkompetent und eine Fehlbesetzung. Meine Erläuterungen und Fragen beachtete er kam. Nein, er behandelte mich, eine Vestalin, eine Tochter des Kaisers, mit einem Mangel an Respekt, der seinesgleichen sucht. Er entblödete sich nicht, mich auszulachen, dumme Witze über meine Keuschheit zu machen und mich am Ende rauszuwerfen.


    Und so habe ich nun meinem Vater, dem Imperator Caesar Augustus in Person, einen Brief geschrieben, in dem ich ihm meinen Unmut über den Vescularius erklärt habe, ihm darum gebeten habe, die vom Praefectus Urbi gefällte Entscheidung rückgängig zu machen und auch nach Rom zurückzukehren, oder zumindest Vescularius zu ersetzen.


    Bislang habe ich noch keine Antwort bekommen, doch ich verbleibe zuversichtlich, dass mein Vater der Kaiser mir bald zurückschreibt und in seiner unendlichen Weisheit die Dinge wieder zurecht rückt. Es besteht also eine große Chance, dass du bald wieder in Rom bist, auch, weil man hört, dass der Prätorianerpräfekt Prudentius Balbus Schritte unternimmt zur Zurückführung deines Gatten.


    Mit lieben Grüßen,
    [Blockierte Grafik: http://img237.imageshack.us/img237/125/unterschriftcr.png]

  • "Ich befürchte, sie wird auch hier schnell Freunde finden", sagte Valerian mit einem schiefen Grinsen. Melina war eben ein schwieriger Fall. "Ich glaube, Zimmer aufräumen können wir ihr als letztes beibringen. Wenn sie es nicht lernt, kann sie es immer noch Sklaven tun lassen. Aber Benehmen, das kann ihr kein noch so fleißiger Sklave abnehmen." Das Mädchen würde es noch lernen. Wenn sie erst einmal merkte, daß die jungen Männer bald nicht mehr mit ihr herumtollen sondern lieber etwas ganz anderes mit ihr tun wollten.


    Neuigkeiten aus Rom waren immer gut. Valerian sah sichtlich erfreut aus bei diesen Worten. Von Romana. Die Freude nahm merklich ab. Aber er nahm den Brief entgegen, den er augenscheinlich unbedingt lesen sollte. Warum? Es begann dann auch, wie er befürchtet hatte. Priesterprüfung. Toll. Serrana schwanger. Toll. War das ein versteckter Hinweis, daß er zuwenig da war und Calvena deshalb noch nicht schwanger? Nein, so war seine Liebste nicht, vermutlich sollte er sich einfach über Serranas Glück freuen. "Wie schön, Deine Freundin Serrana erwartet ein Kind. Das sind wirklich gute Nachrichten." Er befürchtete schon, daß es mit Frauenthemen weitergehen würde. Der Brief war wirklich elend lang.


    Aber nun wurde es interessanter. Sermo ein guter, netter Mann? Gut, er konnte das sein, wenn er wollte. Aber er konnte auch anders. Gerade Romana, die ihn, Valerian, der nun wirklich ein guter, netter Mann war (wie er glaubte), völlig verurteilte, fand Sermo makellos. Unglaublich! Fast hätte er losgeprustet vor Lachen.


    Doch das Lachen blieb Valerian buchstäblich im Halse stecken. Ungläubig starrte er den Brief an. "Sie hat WAS gemacht?" Ungläubig las er den Absatz noch einmal. "Sie war wirklich bei dem ollen Fettkloß, um sich für mich einzusetzen? Also.... was immer sie mir schon an den Kopf geworfen hat, es ist ihr alles verziehen! Was für eine mutige Frau!" Das war nun ehrlich bewundernd und gar nicht spöttisch gemeint. "Und an den Kaiser hat sie geschrieben! Zwar glaube ich nicht, daß er den Brief vorgelegt bekommt, aber es ist .... unglaublich! Wir... wir sollten überlegen, wie wir uns bei ihr bedanken können."

  • „Mach dir keine Sorgen, ich wird ein Auge auf sie haben. Was sie braucht ist eine sinnvolle Beschäftigung und die werden wir schon für sie finden. Aber erst einmal soll sie sich ruhig die Stadt ansehen und auch schon einmal Freunde finden“, meinte sie recht zuversichtlich. Sie mochte Melina und fand die quirlige lebhafte Art der Quintilia erfrischend und auch irgendwie unterhaltsam. „Wenn sie will, dann kann sie eine vorbildliche junge Dame sein“, meinte sie leichthin. Sie selbst war ja nicht wirklich besser, was Ordnung anging. Nur war meist Elissa schnell genug hinter ihr her, sodass es nicht auffiel. In der Hinsicht war sie also kein gutes Vorbild. Nur wusste Melina das nicht.

    Kaum erwähnte sie, dass es Neuigkeiten aus Rom gab, hellte sich seine Miene auf, wurde aber ein wenig finsterer, als sie erklärte dass sie von Romana stammten. „Lies doch erst einmal“, meinte sie mit einem leichten Schmunzeln. Der meiste Teil des Briefes dürfte nicht so von Interesse für ihn sein, aber dafür der letzte Abschnitt dann. Sie konnte deutlich an seinen Zügen ablesen, dass ihm die Mitteilung über eine Priesterprüfung nicht sonderlich begeisterte. Auch seine Aussage über Serranas Schwangerschaft klang nicht wirklich begeistert. Er hatte wohl mehr erwartet. Nur zu gern hätte sie jetzt gewusst, was er wohl gerade dachte. Die Stelle über Sermo schien ihn jedenfalls zu amüsieren, ein Grinsen zeigte sich auf seinen Zügen, dass sich dann eher in Unglaube verwandelte.


    „Sie war bei Salinator“, bestätigte sie ihm dann. „Ich wollte es auch zuerst nicht glauben. Aber irgendwie passt es zu Romana. Sie kann recht energisch sein!“ meinte sie und musste grinsen. Schade, dass der Fotoapparat noch nicht erfunden war. Romana hätte sich sicherlich über eine Abbildung von Valerians ungläubiger Miene gefreut. Anscheinend hatte ihr Mann soeben seine Meinung über die Vestalin geändert. „Lass das meine Sorge sein, ich weiß womit ich mich bei Romana bedanken kann!“ erklärte sie ihm, wollte ihm aber nicht verraten wie. „Und hab ich zu viel versprochen?“, zwinkerte sie dann. „Neuigkeiten aus Rom. Zwar nicht unbedingt die aktuelle politische Lage, aber besser wie nichts!“ zog sie ihn ein wenig auf um ihn dann zu küssen. Es war schön, dass er hier war. Eigentlich hatte sie es gerade nicht wirklich eilig, aufzubrechen und der Einladung nach zu kommen.

  • "Was Melina angeht, so vertraue ich ganz auf Dein Urteil. Ich fürchte, als Mann fehlt mir das nötige Einfühlungsvermögen, um den richtigen Ton zu finden für so einen Wildfang." Valerian lächelte seine Frau verliebt an. Vermutlich fand sie viele Parallelen zwischen Melina und sich selbst. Wobei er der Meinung war, daß Calvena viel lieber und herzlicher als Melina war und außerdem auch viel humorvoller. Dabei vergaß er völlig, daß auch sie sich entwickelt hatte seit ihrer Kindheit und früher vermutlich wirklich nicht viel anders gewesen war, als seine junge Cousine.


    "Es ist wirklich unglaublich, daß sie das getan hat. Der Praefectus Urbi ist wahrhaftig kein einfacher Zeitgenosse. Ich hoffe nur, daß sie sich selbst damit nicht geschadet hat. An meiner Versetzung kann man ja sehen, wie rachsüchtig dieser Mann ist." Valerian umarmte Calvena und drückte sie fest an sich. "Zwar geraten wir immer wieder aneinander, aber ich muß zugeben, daß sie mächtig Schneid hat. Sie ist Dir wirklich eine gute Freundin. Und damit irgendwie auch mir. Ja, bitte überlege, wie wir ihr danken können." Ihr Lippen fanden sich und es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder voneinander lösten. "Das Schlimme ist, alle Neuigkeiten über die Politik, die hier ankommen, sind schon völlig überholt."

  • Wirklich weitere Gedanken zu Melina machte sie sich dann erst einmal nicht. Mit der zeit würde sich schon etwas ergeben und sie war sich sicher, dass die Quintilia nichts tun würde, was ihr oder der Familie oder jemand anderem Schaden würde. Der rest würde sich schon ergeben. Früher oder später würde das Mädchen erwachsen werden.


    „Ich glaub kaum das Salinator Romana etwas anhaben kann. Sie ist Vestalin, damit steht sie unter dem Schutz des Kaisers und Vestas. Als erstes würde ihn wohl der Zorn der Göttin treffen, wenn er sich an Romana vergreifen würde. Mit einer Göttin sollte man sich nicht anlegen. Ich denke Mal, Romana ist wohl eine der Wenigen in Roma die gegen Salinator vorgehen kann, ohne dass sie etwas zu befürchten hat“, meinte sie nachdenklich. „Und wenn sich rumspricht, wie Salinator mit einer Vestalin umgeht, dann dürfte er schnell auch viele Mitglieder des Cultus Deorum erzürnen. Tiberius Durus und Aurelius Corvinus sollte man nicht unterschätzen...“, fügte sie hinzu. Es folgte erst einmal ein sehnsüchtiger Kuss, der den Gedanken an Politik und anderen Kram verdrängte... es würde sicherlich niemanden stören, wenn sie etwas später bei den Ducciern ankamen.
    Kurz seufzte sie dann, als er meinte, dass alle Neuigkeiten im Grunde veraltet waren, wenn sie diese erhielt. Zum einen war sie ganz froh, den engen Straßen Roms entkommen zu sein, aber auf der anderen Seite war mal fast völlig abgeschnitten von den Intrigen. Aber vor allem vermisste sie eigentlich ihre Freundinnen. Ein Tag in den Thermen mit ihnen war immer unterhaltsam gewesen. „Wir können im Augenblick nur abwarten. Serrana, Romana und Septima werden ja regelmäßig schreiben und wenn was wichtiges dabei ist, lass ich dich es sofort wissen!“ versprach sie ihm und spielte weiterhin mit dem Gedanken sie Beide erst einmal auf völlig andere Gedanken zu bringen.

  • Mit zweifelndem Blick legte Valerian den Kopf schief. "Unterschätze nicht seine Macht. Salinator hat vom Kaiser allumfassende Vollmachten erhalten. Und ich glaube nicht, daß er Angst vor Vesta hat. Daß er sie haben sollte, steht auf einem anderen Blatt, doch ich schätze ihn so ein, daß er sich von drohendem Zorn der Göttin vorerst nicht beeindrucken läßt. Romana sollte sich nicht zu fest auf den Schutz des Kaisers und der Göttin verlassen. Der Kaiser stand bisher immer unverrückbar hinter den Entscheidungen des Vesculariers. Und Götter sehen manchmal nicht jedes Unrecht. Ich denke, daß Salinator noch immer von vielen mächtigen Männern in Rom weit unterschätzt wird, da er meist im Stillen agiert und wegen seiner Fettleibigkeit nicht wie ein starker Mann wirkt. Doch er war lange Kommandant, seine Männer stehen treu hinter ihm und er wird vom Kaiser als bester Freund angesehen. Auf keinen Fall ist er dumm. Bitte sag Romana, daß ich ihr überaus dankbar bin und ihren Mut bewundere. Aber sie soll vorsichtig sein. Wir haben ja gesehen, wie schnell man zu einem Feind Salinators wird." Valerian versuchte, eindringlich zu sprechen, denn auch bei seiner Frau hatte er oft das Gefühl, daß sie Salinators Macht unterschätzte.


    Mit einem leisen Seufzen ließ er die entstandene Anspannung von sich abfallen. Der intensive Kuß lenkte auch seine Gedanken in ganz andere Bahnen. Doch er zwang sich dazu, nicht schwach zu werden. Wenn sie jetzt bei den Ducciern wegen Unpünktlichkeit unangenehm auffielen, würde ihnen das hier in Germanien viele Türen schließen. Das mußte wirklich nicht sein. "Wir sollten uns auf den Weg machen, Liebes", sagte er also leise, aber mit hörbarem Bedauern.

  • Ihr Mann war wohl nicht ganz so überzeugt davon, dass Romana sicher war vor Salinators Willkür. Es gab eben immer noch Dinge, die dieser Mann nicht beeinflussen konnte und dazu gehörten eben die Vestalinnen. Sie waren unabhängig und durch so einige Gesetzte geschützt. Jedenfalls war sie fest davon überzeugt. Salinator würde schon wissen, was geschehen würde, wenn er sich an einer Vestalin vergreifen würde und der Pax Deorum dürfte selbst diesem Schwein nicht egal sein. Aber dennoch hatte Valerian recht, Romana sollte vorsichtig sein. Ungestraft legte man sich nicht mit Salinator an. „Ich werde es ihr ausrichten“, versprach sie ihm und meinte es ernst. Schließlich wollte sie auch nicht, dass ihrer Freundin etwas zustieß, nur weil sie sich mit den falschen Männern angelegt hatte.


    Leider ließ sich ihr Mann nicht zu einer Verspätung hinreißen, ein wenig war sie schon enttäuscht, aber er hatte Recht, es würde keinen guten Eindruck machen, wenn sie zu spät kamen. Kurz warf sie ihm dennoch einen recht eindeutigen Blick zu, ehe sie sich von ihm löste. „Dann sollten wir wohl!“ meinte sie mit einem verschmitzten Grinsen.

  • "Gut. Auf Dich wird sie gewiß hören." Jedenfalls eher als auf ihn, das wußte er nur zu gut. Auch wenn Romana sich auf bewundernswerte Weise für ihn eingesetzt hatte, so gab er sich doch keinerlei Illusionen hin: Sie hatte das für ihre Freundin getan, nicht für ihn. Nichts desto trotz war er ihr dankbar für diesen Einsatz.


    Aaach... dieser Blick! Valerian wäre beinahe schwach geworden. Immerhin ergab sich kaum noch die Gelegenheit, ihr Eheleben auszukosten. So fiel es schwer, eine solche Gelegenheit ungenutzt zu lassen. "Ja, laß uns schnell gehen, bevor ich es mir anders überlege." Er lachte leise und zog sie nochmal eng an sich, um sie zärtlich zu küssen. Erst dann bot er ihr den Arm an, um sie aus dem Haus zu führen zur nahe gelegenen Casa Duccia.

  • Romana würde sicherlich den Rat ihrer Freundin nicht in den Wind schlagen. Auch wenn die Claudia sonst ihren eigenen Kopf hatte. Aber auf ihre Freundinnen hörte sie in der Regel. „Das wird sie sicherlich!“ Mit Sicherheit wusste aber Romana bereits, dass Salinator ein gefährlicher Gegner war und genug Vorsicht walten lassen. Der Vorteil war, dass Romana nun ihre Priesterprüfung bestanden hatte, somit stand ihr ein Liktor zur Seite, der hoffentlich gut auf die große Vestalin aufpassen würde.


    Kurz überlegte sie, es darauf anzulegen, sich zu verspäten. Die Gelegenheit wollte schließlich genutzt werden. Aber dann entschied sie dagegen, sicherlich würde sich später noch etwas ergeben. Seine Männer würden sicherlich eine Nacht ohne ihren Centurio auskommen und nicht gleich die Castra in Brand stecken.
    Aber wer wusste schon auf welche dummen Ideen ein Haufen gelangweilter Männer kam, die nicht unter Beobachtung standen. Im Augenblick spielte das so wieso keine Rolle. Schließlich machten sie sich auf den Weg. Calvena war schon gespannt was sie erwartete.

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