Endlich hatten sie Mogontiacum erreicht es war eine echt lange Reise und Elissa war der Fahrt auch langsam überdrüssig. Als sie endlich vor der Casa Quintilia angekommen waren sprang sie freudig von Wagen. Sie streckte sich erst mal und sah sich erst mal um. So das war es also nun gut wo sie wahr, war ihr eigentlich egal sie brauchte Rom bestimmt nicht. „Calvena.“ Rief sie die Freundin und hoffte das ihre Ankunft nicht lange unbemerkt bleiben würde.
Die Neuankömmlinge
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Die letzten Tage hatte sie ganz schön an den schlechten Nachrichten aus Rom geknabbert und sich den Kopf darüber zerbrochen, was sie ihren Freundinnen zurück schrieb. Mit Valentina hatte sie nicht über ihre Sorgen geredet. Sie mochte ihre Schwägerin, aber da Romana um Stillschweigen gebeten hatte, war es nicht so einfach sich jemandem anzuvertrauen. Die letzten tage hatte sie furchtbar geschlafen und sich ständig den Kopf zerbrochen. Recht rastlos hatte sie sich einigen kleinen Aufgaben gewidmet. Gerade saß sie im Garten und versuchte einen Brief zu formulieren, als sie eine recht vertraute Stimme rufen hörte. Calvenas Kopf ruckte hoch, eine gewisse Erleichterung machte sich in ihr breit, vertrieb aber nicht die düsteren Gedanken. Elissa, Simplex und Melina waren endlich angekommen. In der ganzen Aufregung hatte sie doch glatt vergessen sich um die drei Sorgen zu machen.
Kurzerhand legte sie die feder bei Seite und öffnete die Tür. Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Züge. „Schön euch zu sehen“, begrüßte sie die Drei erst einmal und ließ sie ein. „Wie war die Reise?“ fragte sie in die Runde. -
Es sie schien sie gehört zu haben denn es dauerte nicht lange das Calvena sie begrüßen kam. Sie Elissa sah sofort das etwas in der Luft lag. Ach wen Calvena sie und die anderen so begrüßte als sei alles in bester Ordnung. Die Gälin kannte ihre Freundin mittlerweile gut genug um zu sehn was nicht für anderer Augen gedacht war. *„glé mhath! ro mhath.“ Antworte sie fast fröhlich. Dann sah die Freundin aber gleich etwas ernster an. **„Agus ciamar a tha thu féin?“ Fragt sie in einem Ernsten Ton der aber denn anderen nicht auffallen würde da Calvena die Einziegen war die es bemerken würde. Auch das sie mit ihr Gälisch sprach dürfte keinen Anstoß finden den das hatten sie in Roma auch schon immer mal getan. Sie erwartet auch keine Antwort auf Gälisch da sie wusste das Calvena es als Unhöflich empfand in Gegenwart anderer in eine Sprache zu wechseln die Anwesenden nicht verstanden. Ihr ging es primer darum das es Calvena klar zu machen das sie ihren Kummer bemerkt hatte, auch wenn sie sich gab wie immer. In Elissa´s Augen war auch klar zu sehen das sie die Freundin trösten wollte aber das würde warten müssen. Calvena würde ihre Gründe haben warum sie es zu verbergen versuchte.
Sim-Off: *Sehr gut. **Und wie geht es dir selbst?
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Elissa kannte sie bereits viel zu gut und erkannte auf den ersten Blick, dass die Welt nicht ganz so heil war, wie sie sein sollte. Doch ehe sie der Keltin sich anvertrauen konnte, galt es erst einmal das Gepäck ins Haus zu schaffen und die müden Reisenden etwas zu trinken anzubieten. „Am besten wir räumen das Gepäck ins Haus und dann setzen wir uns erst einmal zusammen. Dann könnt ihr mir berichten, wie eure Reise war!“ meinte sie und ließ die Drei ein. Kurz warf sie Elissa einen Blick zu, der bedeuten sollte: Wir reden später. Calvena war recht froh über diese Ablenkung. „Melina, ich werde dir gleich dein Zimmer zeigen und auch das Bad! Elissa, die Küche ist um Ecke und Simplex, du kannst schon einmal fangen den Wagen abzuladen!“ dirigierte sie die zwei Sklaven und Melina. Nachdem sie Melina gezeigt hatte, wo sie sich ausruhen und frisch machen konnte, überwachte sie erst einmal das abladen und erklärte Simplex wo was hingehörte. Ihre Harfe holte sie selbst vom Wagen und untersuchte das Instrument erst einmal gründlich. Es hatte die Reise unbeschadet überstanden, was ihr ein erleichtertes Lächeln entlockte. Zumindest schien nicht alles in die Brüche zu gehen. Gerade strich sie über eine Saite, als es laut krachte. Simplex hatte glatt eine der schweren Kleidertruhen fallen lassen. Das gab einen Sprung im Marmorboden. „Ups!“ machte der Sklave und grinste schief. „Du darfst die Platte austauschen!“ meinte Calvena darauf etwas genervt. „Es gibt ohnehin noch jede Menge für dich zu tun!“ meinte sie dann. Etwas unverständliches Grummelnd schleppte er die Truhe dann erst mal in Calvenas Zimmer.
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Endlich! Die Reise war vorbei. Gut, Melina hatte sich die Reise spannender vorgestellt und das es einfach nur die langweilige Straße sein würde, hatte sie nicht erwartet. Es war für sie sterbenslangweilig gewesen und dementsprechend erleichtert sprang sie in die Wohnung hinein. "Saaaaalve," kreischte sie freundlich, fast kindlich amüsiert. "Wir sind da wer noch!" Sie erfreute sich sichtlich, endlich angekommen zu sein. Sie tänzelte durch das Atrium und erreichte schließlich die anderen. Calvena, das nette Eheweib von Valerian, begrüßte sie. "Naja...so dreckig bin ich nun auch nicht, dass du mir das Bad zeigen musst. Mein Zimmer würde ich aber gerne sehen," säuselte sie neckisch zu Calvena. Sie blickte sich um. "Soll ich Simplex nicht beim Ausladen helfen? Der arme Kerl ist bestimmt recht fertig von uns Frauen. Elissa schnattert sehr viel." Melina grinste frech. Man wusste, dass sie die letzte Aussage nicht wirklich ernst meinte und nur die Stimmung auflockern wollte. "Calvena, es ist schön dich wiederzusehen! Du schuldest mir noch einen Markttag!" Sie nickte Calvena neckisch zu. Natürlich wollte sie nicht unbedingt "shoppen" gehen aber einen fremden Markt zu bestaunen mit fremden Barbaren konnte interessant sein. Sie war schlicht neugierig und vielleicht sprang sogar, die eine oder andere Süßigkeit dabei herum: Honigkuchen, vielleicht? Bei dem Gedanken an Honigkuchen bekam sie ein flaues Gefühl. Ihr Magen knurrte recht laut. Sie hatte nach der Reise Hunger, einen Bärenhunger.
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Melina war wie ein gut gelaunter Wirbelsturm, fegte mit ihrer fröhlichen Art direkt durch das Haus und machte dabei einen Haidenlärm. Es war ansteckend und für den Moment ließ sich Calvena nur zu gern ablenken. Sie konnte ohnehin nichts an den Dingen ändern. Auch wenn es ihr schwer fiel. Mit Elissa würde sie später darüber reden. Sie hatte die Keltin vermisst, besonders als Freundin. Sie wusste das Geheimnisse bei ihr gut aufgehoben waren.
„Ich hab nicht gesagt du seist schmutzig, aber es hätte ja sein können, dass du dich nach der langen Fahrt entspannen willst. Aber ich seh schon, ich hab mich getäuscht!“ scherzte sie und umarmte Melina herzlich. „Schön dass du da bist!“ begrüßte sie diese mit einem ehrlichen Lächeln. „Wenn du magst, kannst du Simplex gern helfen, dann geht es schneller!“ Wenn Melina unbedingt helfen wollte, dann sollte sie es auch tun. Anscheinend war die junge Frau so energiegeladen, dass sie unbedingt jetzt eine Beschäftigung brauchte.
„Den Markttag bekommst du, wir können aber auch gern was anderes machen. Wir können ja am Theater vorbei gehen oder schauen ob nicht ein Wagenrennen stattfindet!“ schlug sie ihr vor. „Aber erst einmal wird abgeladen und ausgepackt und dann will ich hören, wie eure Reise war!“ erklärte sie grinsend. -
Melina drückte Calvena ebenso. "Es ist schön wieder hier zu sein! Öhm...", unterbrach sie. "Ich meine hier zu sein. Ich bin ja zum ersten mal hier und nicht wieder...eh," plapperte sie wild darauf los. "Entspannung? Die Fahrt war ermüdend und nun brauche ich ein wenig Spannung und ganz viel Zerstreuung!" Melina kicherte. "Theater? Gerne. Du weißt ja, dass ich Komödien mag! Ich freue mich schon!" Sie machte fast einen kleinen Luftsprung, der jedoch niedlich zurückhaltend war. "Ich glaube, dass ich jetzt Simplex helfen sollte, oder?" Sie ging kurz hinaus, um dann später mit einigen Kisten wieder hineinzugekommen. Es waren zwar keine großen Truhen aber es handelte sich mehr um Kleinigten aber es zählte ja die Geste.
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Elissa hatte verstanden wie sie vermutet hatte würden sie später über das sprechen was Calvena bedrückte. Erstmal mussten sie richtig ankommen und auspacken. Melina war schon wieder rech quirlig dafür das sie in dem Alter so eine lange reise gemacht hatte. Sie schien kein Stück müde zu sein. Und Elissa überlegte wie sie in dem Alter war? Ach das war was ganz anderes stellte sie fest. Sie hatte damals schon dem Haus Germanica gehört das war zu der Zeit als die Nachricht von Tot von Calvena´s Vater ein traf. Sie grinste nur über das quirlige Mädchen und knuffte Simplex in die Seite der grade eine Kiste herein trug. Dann streckte sie ihm die Zunge raus und ging in die Culina um zu sehen ob schon etwas für die Cena vorbereite war.
Na ja richtig toll war das Ergebnis ihrer Begutachtung nicht. Deshalb machte sie sich ohne nach zu denken daran das heute Abend was ordentliches auf dem Tisch stehen würde.
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Wie ein Wasserfall plapperte Melina drauf los und schien in ihrer quirligen Art einfach nicht zu bremsen sein. Ein wenig überdreht wirkte sie. Dies lag wohl an den neuen Eindrücken und wohl auch an der Freude endlich angekommen zu sein.
„Immer langsam mit den jungen Pferden! Morgen ist auch noch ein Tag. Erst einmal abladen, auspacken und was essen. Pläne können wir auch später schmieden“, versuchte sie die Quintilia etwas abzubremsen. „Wir werden schon Zerstreuung für dich finden!“ schmunzelte sie und dirigierte Simplex mit einer Kiste in ihr Zimmer. Was die Quintilia brauchte war eine sinnvolle Beschäftigung. Dann würde diese auch nicht mehr so schnell auf dumme Ideen kommen. Aber darüber würde sie sich erst später Gedanken machen.
Mit reichlich viel Schwung half Melina dann beim Abladen. Kurz drehte Calvena sich zu Elissa um und tauschte mit ihr einen vielsagenden Blick. Sie würden schon noch die Zeit finden um mit einander zu reden.
„Passt auf das nichts zu Bruch geht“, ermahnte sie vor allem Melina, die in ihrem Tatendrang sicherlich die Achtsamkeit vergaß. -
"Mir fällt schon nichts herunter, Calvena!" Dies meinte sie durchaus ernst, da sie vorsichtig mit den Dingen voranschritt. Mühsam mühte sich das junge Mädchen ab, die Möbel und kleineren Kisten in die Casa zu schleppen. Sie wollte sich aber keine Schwäche anmerken lassen, obwohl ihre Mimik bereits sagte, dass sie zu viel geschleppt hatte. "Puh," jappste sie. "Ich komme mir vor, wie eine alte Frau, eine sehr alte Frau," grinste Melina zu Calvena, während sie eine Kiste in den Raum stellte. "Wollt ihr uns nicht helfen, die feinen Damen?" Melina lächelte auffordernd ehrlich und deutete zur Tür. "Dort steht noch ein Karren mit vielen schönen Dingen. Es hilft beim abnehmen!" Sie kicherte freudig. Danach wirbelte sie wieder hinaus, um einen kleinen Sedes hineinzutragen.
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Melinas Beteuerung, dass ihr nichts herunterfallen würde, nahm sie erst einmal mit leichter Skepsis an, aber als dann gegen ihre Erwartung doch nichts zu Bruch, gestand sie sich ein, dass sie der Quintilia kurz ein wenig zu wild eingeschätzt hatte. Melina war durchaus verantwortungsbewusst, nur eben etwas gedankenlos und vielleicht auch etwas zu stürmisch.
„Du wolltest doch unbedingt helfen“, scherzte sie, als Melina meinte dass sie mit anpacken könnte. Gespielt empört stemmte sie dann die Hände in die Hüften, als die Quintilia meinte, es könnte ihrer Figur gut tun, wenn sie mit half. „Pff! Pass auf was du sagst!“ meinte sie kopfschüttelnd und ein wenig Böse guckend, ehe sie dann breit grinste. Wusste sie doch das Melina nur scherzte. Schließlich half sie dann doch die Kisten, Möbel und Körbe im Haus zu verteilen. In der Zwischenzeit hatte Elissa die Gelegenheit sich in der Küche auszutoben und eine kleine Erfrischung zu zaubern.
Wenig später ließ sie sich dann in die Kissen einer Kline sinken. „Nun erzählt mal, wie war die Reise?“ fragte sie in die Runde, während es sich die anderen auch gemütlich machten. Sie waren unter sich, da spielte es keine Rolle, dass die Sklaven bei Tisch saßen. Zumal diese ihr mehr Freunde waren. -
Calvena verstand ihren Humor? Bei den Götter, Melina war überaus glücklich. Nicht viele akzeptierten ihre freche Art. "Ich sage, was ich denke," konterte sie keck zurück. Die Arbeit ging mit einem Lachen schnell von der Hand, so dass sie bald gemütlich zusammensitzen konnten. Die Arbeit war getan und nun konnte man sich dem Müßiggang widmen. Auch Melina warf sich wuchtig auf eine Kline. Die Kline knatschte kurz auf als Melina mit Schwung auf ihr landete. Man hatte das Gefühl als ob es Melina darauf anlegte, die Kline zu zerstören. "Die Reise?" Melina legte ein Kissen vor sich. "Die war langweilig," sagte sie ehrlich. "Es passierte nichts. Der Wagen rumpelte immer gleich und die Straße war auch immer gleich. Es ging nur geradeaus."
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„Ich merk schon!“ konterte sie, als Melina ihr mitteilte, dass diese sagte was ihr in den Sinn kam. „Aber nicht alle werden so verständnisvoll sein bei solchen Scherzen. Wenn du zu Gast bist oder wir Gäste haben, dann denk bitte vorher nach, bevor du etwas sagst. Du könntest uns alle sonst in eine peinliche Lage bringen. Das können wir zur Zeit nicht gebrauchen!“ vertuschte sie sanft zu belehren, ohne gleich vorwurfsvoll zu klingen. Melina verstand sicherlich worauf sie hinaus wollte. Valerian war genau wie Melina, sagte das was ihm gerade durch den Kopf ging und deshalb waren sie nun hier. Böse war sie ihm deshalb nicht. Im Gegenteil, wäre er ihr nicht zuvor gekommen, hätte sie Salinator wohl etwas viel Schlimmeres an den Kopf geworfen und wer weiß, wie das dann ausgegangen wäre. Manchmal dachte sie eben auch nicht nach, wenn sie etwas sagte.
Die Kline knarzte verdächtig unter Melinas Gewicht. „So wie das klingt, scheint es mir so, als würdest du Sport wesentlich besser vertragen können wie ich. Oder hast du Steine in deinem Kleid versteckt?“ scherzte sie. War die Kline etwa schon zu alt, oder Melina einfach zu stürmisch, dass das Möbelstück so ächzte.
„Nicht jede Reise muss spannend sein. Sei froh, dass ihr von Banditen und anderem Gesindel verschont geblieben seid“, kurz wurde ihre Miene etwas düster, aber sie hatte nicht vor Melina zu erzählen, was genau sie meinte. Im Augenblick war es nicht nötig, dem Mädchen von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Nicht dass sie dann auf dumme Gedanken kam. „Hast du eigentlich Pläne? Hast du dir mal überlegt ob du eine Aufgabe übernehmen willst? Vielleicht im CD? Damit du deiner Energie einen anderen Weg geben kannst!“ schlug sie ihr vor und hoffte Melina nicht damit zu überfahren. Sie musste ja nicht unbedingt dem Cultus Deorum beitreten, aber die Quintilia brauchte dringend eine sinnvolle Beschäftigung. -
"Calvena? Ich bin nicht dumm. Ich weiß, was ich sage und wo ich es sage. Warum halten mich alle immer für ein wenig dämlich?" Melina war nun ein wenig zickig und ihre Miene verfinsterte sich kurz aber erhellte sich augenblicklick wieder, da sie einfach nicht dauerhaft zickig sein konnte. Die Kline war bequem, vorallem das Kissen mit dem sie nun spielte. Sie warf es hoch und fing es wieder. "Ey!" - kicherte sie. "Ich bin nicht dick!" Das war wohl nun Calvenas Rache für Melinas Scherz von vorhin. Melina blieb nichts anderes übrig, als diesen zu akzeptieren und zu lachen.
Calvena war doch noch irgendwo kindisch sowie lebensfroh aber irgendwo auch schon erwachsen. Ihre Aussage über die Reise war doch allzu erwachsen. Das Calvena an so etwas dachte? Melina machte sich keine Gedanken über die grausame Welt oder Banditen, Barbaren oder Räuber. "Du machst dir zu viele Sorgen. Die Welt ist nicht so schlecht, wie alle immer sagen." Sie lächelte lebensfroh, fast unschuldig. In der Tat kannte Melina nicht alle Schattenseiten des Lebens. Sie war immer gut durchgekommen. Auch die Zeit, die sie mit den Straßenkindern verbachte hatte, war nicht weiter tragisch.
Eine Aufgabe übernehmen? Melina wusste, dass sie nicht dumm war aber sie fühlte sich selbst noch nicht reif genug für eine verantwortungsvolle Aufgabe. "Eine Aufgabe? Cultus Deorum?" Melina blickte Calvena ungläubig an, wie Hund, der nicht verstand, was man von ihm verlangte. "Eigentlich nicht." Sie lächelte und setzte nach: "Überzeug mich von einer Aufgabe!" Melina kicherte.
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Kurz seufzte sie, anscheinend war Melina nun doch eingeschnappt. „Ich hab nicht behauptet du seist dumm. Nur hin und wieder etwas unüberlegt. Ich mag deine Art, du bist offen, ehrlich und sagst was du denkst. Das ist gut, kann dich aber in Schwierigkeiten bringen“, versuchte sie sich zu verbessern. Allzu lang war Melina ob ihrer Ermahnungen nicht sauer auf sie. Die Quintilia lachte schon recht schnell wieder und war auch nicht Böse, wegen des Scherzes.
Melina nahm das Leben leicht und locker und wollte anscheinend nichts von den Schattenseiten wissen. Ein wenig beneidete sie das Mädchen um ihre unbeschwerte Art. Sie hatte sich viel von ihrer eigenen unbeschwerten Art erhalten, doch schwebte immer darüber der Schatten ihrer Erfahrungen. Manche Dinge prägten den Menschen stark. Bisher war Melina vor solchen Erfahrungen verschont geblieben. Das war auch besser so. Sie wünschte niemanden solchen Kummer, wie sie ihn erfahren hatte. „Natürlich ist sie nicht nur schlecht, aber ein wenig Realismus kann nicht schaden. Besonders auf Reisen!“ meinte sie nur nachdenklich.
Das Mädchen sah aus, als hätte sie ihr gerade erzählt dass die Sonne blau war. Anscheinend fand Melina die Idee eine Aufgabe zu übernehmen nicht wirklich toll. „Nun du bist alt genug, dass es Zeit wird, dass du Verantwortung übernimmst. Es muss nicht zwangsläufig sich um eine typische Frauenaufgabe handeln. Aber ich lass dich sicherlich auch nicht mit einem Schwert herum fuchteln. Ich will dir selbst die Wahl lassen. Es soll dir Spaß machen!“ erklärte sie ihr dann.
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"Schon vergessen," sagte Melina mit einem zauberhaften Schmunzeln. Sie konnte niemanden auf Dauer böse sein. Melina war kein Mensch, der Zorn mit sich herumtrug. Natürlich zickte sie ab und an mal herum, wie jedes Mädchen in dem Alter, dennoch fing sie sich schnell wieder und betrachtete ihre Mitmenschen, besonders ihre Familie, nicht als ihre Feinde.
"Realismus?" Melina überlegte. "Es mag vielleicht einige böse Menschen geben und diese mögen auch anderen schaden aber warum sollte mir Gefahr drohen? Ich bin nicht reich, nicht sonderlich hübsch oder sonderlich mächtig. Ich habe nichts, was mich Gefahr bringt." Die Aussage zum Aussehen bezog sich auf ihr Spiegelbild, so wie sie es sah, auch wenn es objektiv vielleicht anders war. Sie sah sich nicht in Gefahr, allgemein nicht. Sie versuchte auch nicht in Gefahr zu geraten. Melina häufte keine Reichtümer an, stellte sich nicht zur Schau oder gierte nach Macht. Sie hatte nichts von großem Wert für andere. Sie hatte nur ihre Familie, die ihr etwas bedeutete. Melina könnte man als bodenständig bezeichnen.
"Alt genug?" Melina lachte. Das Wort "alt" machte ihr Freude, denn sie empfand sich nicht als alt, eher als jung. Dieses Gespräch könnte noch lustig werden. "Auf Anhieb fällt mir nichts ein, Calvena. Hast du einen Vorschlag?" Melina war nicht ganz abgeneigt. Ein wenig Beschäftigung konnte schon nett sein, zumal man so dem langweiligen Hausalltag entfliehen konnte. Sie legte das Kissen, mit dem sie gerade noch gespielt hatte, neben sich und blickte Calvena aufgeschlossen an. Man merkte ihr an, dass sie interessiert war.
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Melina war ihr glücklicherweise nicht Böse. Sie machte sich eben nur ein paar Gedanken zu der Quintilia und sie war wohl auch die Einzige, der ihr im Augenblick etwas Aufmerksamkeit schenken würde. Sermo war ja noch in Rom und arbeitete an seiner Karriere, Valentina war mit sich selbst beschäftigt und Valerian hatte seine Verpflichtungen in der Castra. Zwar hatte sie ihre Verpflichtungen gegenüber dem Cultus Deorum, aber sie konnte viel Zeit mit Melina verbringen und ihr so etwas wie eine große Schwester sein. Aber vor allem eine Freundin, was wohl wichtiger war.
Die Ausführungen Melinas zum Thema Realismus spiegelten ihre unbeschwerte Art wieder. So sehr sie diese auch darum beneidete, es fehlte ihr eindeutig ein wenig an Weitsichtigkeit. „Du hast schon recht, offensichtlich droht dir keine Gefahr, aber auch wenn du dich weder für hübsch, noch reich noch mächtig bist, so kann es andere Beweggründe geben um dir zu Schaden. Überleg doch, dein Bruder versucht Fuß in der Politik zu fassen, man könnte, um ihm zu schaden, dich zu bedrohen. Nun, diesen Fall haben wir nicht, weil du hier in Mogontiacum bist und damit weit Weg vom Zentrum. Aber du verstehst sicherlich worauf ich hinaus will!“
„Du bist jedenfalls kein kleines Mädchen mehr“, meinte sie mit einem verschmitzten Grinsen, als sich Melina lustig darüber machte als ’alt genug’ bezeichnet zu werden. „Wie gesagt, du hättest die Möglichkeit im Cultus Deorum anzufangen. Damit würdest du sicherlich Sermo überraschen. Die Frage ist nur, ob dir dies auch zu sagt.“
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Melina überlegte. Sie fuhr sich dabei durch die Haare. Nach einigen Sekunden der Stille, lachte sie dann auf. Sie klatschte vor Freude in die Hände. "Mein Bruder ist auf so einem Weg? Er ist schon so mächtig? Du überschätzt ihn ein wenig." Ihre Mimik verzerrte sich zu einem amüsierten Grinsen.
"Es mag sein, dass er eines Tages vielleicht ein großer Politiker sein wird aber bis dahin muss ich mir wohl noch keine großen Sorgen machen. Calvena, ich weiß, dass die Welt hier und da nicht sehr schön ist aber warum sollte ich mich damit beschweren? Mein Bruder ist außerdem weit weg, was ihm vielleicht ganz gut tut. Er ist ein wenig seltsam geworden, ob es etwas..."
Melina brach ab. Die Gedanken an den Tod ihres anderen Bruders kehrten zurück. War Sermo noch nicht darüber hinweg? Melina war es auch nicht wirklich, sie verdrängte es nur. Der Tod sollte für sie keine Bedeutung haben, denn sie liebte das Leben. Melina akzeptierte den Tod zwar als Teil des Lebens, ohne Tod kein Leben, aber häufig dachte sie nicht daran. Aus ihrem Gesicht entfloh kurz die Farbe, eine Strähne fiel ihr vor die Augen, die sie zur Seite strich. Sie seufzte. Ihr Geist musste wieder Abstand von dem Gedanken an ihren toten Bruder gewinnen. Es machte sie traurig, sehr traurig. Sie setzte ein gezwungenes Lächeln auf, nicht für Calvena, sondern für sich. Melina wollte sich wieder zum glücklich sein zwingen. Schnell wurde das Thema gewechselt. So schnell konnte Lebensfreude verschwinden oder etwa doch nicht? Eine gewisse Ernsthaftigkeit hielt schlagartig Einzug aber dennoch ganz konnte ihr die Lebensfreude nicht genommen werden. Sie lachte auch wieder: "Doch klein bin ich immer noch." Melina stand auf. "Schau' doch." Sie kicherte, lachte und freute sich wieder. Im Anschluss warf sie sich wieder auf die Kline. Der Gedanke an den Tod war zwar noch im Hinterkopf da aber spielte nach diesem Ausstoß an Freude nicht mehr die dominante Rolle. Ihr Bruder war sicherlich an einem besseren Ort. Er würde nicht wollen, dass Melina traurig war. Melina war eben Lebensfreude, Leichtigkeit und Freiheit.
Sie packte sich erneut das Kissen, um damit zu spielen. - Spielen konnte man es zwar nicht nennen, sie knetete es mehr oder minder durch aber für sie war es ein Spiel, eine Ablenkung. Es war die Energie, die in ihr kochte. Ein guter Beobachter konnte wohl erkennen, dass Melina etwas bedrückte und sie Ablenkung suchte. Sie hatte etwas in sich verschlossen, was nur selten nach Außen drang. Eine Traurigkeit, die sich nicht wahrhaben wollte.
"Cultus Deorum? Eine Romana, die ich einmal in den Thermen traf, wollte mich auch in den Cultus Deorum lotsen," erinnerte sie sich halblaut murmelnd. Mit ihren weiten Augen blickte sie Calvena nun direkt an. "Calvena, was meinst du? Was würde ich da machen? Schaffe ich das?" Melina wollte zumindest wissen, was man dort tat und was sie dort für eine Aufgabe hätte. Es gab ja sonst nicht viel für sie, was sie ein wenig ärgerte. Der Cultus Deorum wäre bestimmt eine interessante Alternative, hoffte das junge Mädchen.
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Innerlich musste sie seufzen, anstatt den Ernst der Lage zu begreifen zog sie das Ganze wieder ins alberne und wollte nicht sehen, dass die Welt eben doch nicht aus rosaroten Wattewolken bestand. Doch dann horchte sie auf, als Melina vor sich hin plapperte und abrupt ins Schweigen verfiel. Prüfend musterte sie die Quintilia und fragte sich, was in deren Kopf vor ging. Sie wirkte plötzlich irgendwie bedrückt und in sich gekehrt. Anscheinend gab es Dinge die Melind beschäftigte, aber nicht darüber redete, sondern wohl ehr in sich begrub. Die Fröhlichkeit war wohl zum teil nur aufgesetzt.
Doch so schnell wie dieser Eindruck gekommen war, so schnell verschwand er auch, weil Melina das Thema wechselte und wieder lachte. Doch so schnell nahm sie ihr jetzt diese gute Laune nicht mehr ab. „Wenn dich etwas bedrückt, dann kannst du ruhig mit dir reden. Ich werd alles für mich behalten, was du mir erzählst“, erklärte sie ernst und suchte kurz den Blick der Quintilia. Sie wollte ihr eine Freundin sein und helfen.Verdutzt sah sie Melina dann an. „Du hast Claudia Romana kennen gelernt? Wann war das denn? Sie ist eine meiner besten Freundinnen.“ Das waren Neuigkeiten die sich doch überraschten. „Ich vermute Mal du würdest nicht Vestalin werden wollen, oder?“ fragte sie dann nach. Hatte die Claudia etwa schon Melina bekehrt ohne dass sie es wusste. Zu trauen würde sie es ihrer Freundin. „Nun wenn du im Cultus Deorum anfängst, dann wirst du so einige Aufgaben haben. Besonders die Durchführung von Opfern wird deine Aufgabe sein. Wenn du willst, darfst du mich gern einmal begleiten!“
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Calvena hatte Melina durchschaut? Melina war doch recht verwundert, dass sie so leicht zu durchschauen war. Sie seufzte spürbar. "Es ist...," begann sie vorsichtig, fast schon zaghaft. "... nicht einfach gewesen." Melina wollte ehrlich sein. Calvena gehörte ja nun zur Familie und warum sollte sie nicht ehrlich zu ihr sein? - Wirklich schaden konnte es ja nicht. "Einer meiner Brüder ist verstorben. Wir haben früher als kleine Kinder viel zusammen gemacht und nun ist er nicht mehr da. Ich bin ja weggelaufen, habe ihn zurückgelassen und nun konnte ich nie ´Danke´ für die schönen Kindertage sagen oder mich verabschieden. Das letzte mal als ich ihn sah..." Eine Träne rann über ihre Wange. Sie legte die Hände vor ihr Gesicht. Calvena sollte sie so nicht sehen. Die Emotionen überfielen sie. "Verzeihung," sagte sie mit trockener Stimme. Das andere Thema verlor in diesem Moment an Bedeutung. Nur die Trauer und die Einsamkeit spielten sich in den Vordergrund. Melina weinte in ihre Hände, die Haare fielen zerzaust vor die Hände und verbargen das traurige Theater.
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