[fabrica] Auf dem Hof der fabrica

  • Der Gegner war schneller wieder da als dem Optio lieb war, aber ohne Schild und Rüstung hatte er es ja auch leichter. Dafür würde dem Optio ein einziger gezielter Treffer mit dem Schwert reichen. Die Axt traf erneut seinen Schild. Wäre ihre Schneide nicht auch gepolstert gewesen, hätte sie sicher eine kleine Kerbe in die Oberkante gehauen. So drückte sie den Schild nur nach unten. Priscus wehrte sich nicht dagegen. Stattdessen tauchte seine Schwertspitze hinter der oberen Schildkante auf, stieß waagerecht nach vorn, dem Gegner direkt auf Hals und Gesicht entgegen.

  • In der Tat war es leichter. Flexibler. So ganz ohne ein schweres Schild oder diese Rüstung. Baldemar konnte sich nicht vorstellen, wie man damit würde kämpfen sollen. Der Römer zeigte ihm, das er es konnte. Der Germane knurrte kurz. Ein Schlag. Ein guter Treffer. Das würde jedem reichen. Das Schild ging leicht runter. Sein Gegner hielt nicht dagegen. Das war ungewöhnlich. Sorgte für Vorsicht.
    Mit der Klinge hatte er gerechnet. Plan B also. Den Hieb mit dem Sax führte er zu ende. Doch nur um den Optio in Sicherheit zu wiegen. Bevor dieser ihn traf, ging der Oberkörper des Marsers zurück. Baldemar hatte sich auf seine Aktion vorbereitet. Er stieß den Römer von sich. Dafür fehlten ihm die Hände. Nur ein wenig die Hand, die die Axt hielt. Aber er trat mit voller Wucht gegen das Schild.
    Dazu musste er sich ducken. Denn einem Nachsetzen wäre er sonst ausgeliefert gewesen.

  • Der Hieb mit der Sax traf nur die Rüstung des Optio. Er spürte ihn kaum, nicht nur wegen der gepolsterten Schneide. Auch ohne sie hätte er kaum etwas bemerkt. Dafür war die schwere Rüstung schließlich da. Außerdem zuckte der Gegner schon zurück, um nicht getroffen zu werden. Diesmal wollte Priscus nachsetzen, aber der Tritt gegen den Schild stoppte ihn. Aber auch hier zahlte sich die schwere Ausrüstung aus. Einen schweren Gegner trat man nicht einfach um, wenn er dagegen hielt. Und Priscus hielt dagegen. Nur einen halben Schritt rutschte er zurück, dann hatte er wieder sicheren Stand. Von dort warf er sich sofort wieder nach vorne, ganz nah an den Gegner heran, mit erhobenem Schild. Versuchte, ihm damit die Sicht zu nehmen und die Arme zu blockieren, dass er erst gar nicht ausholen oder nach vorne schlagen konnte. Und die Schwertspitze kam diesmal von unten, zielte auf den Bauch des Gegners.

  • Er traf die Rüstung. In der Bewegung rief er es hinaus. Treffer! Er hatte den Schlag nicht gebremst. So vermutete er nicht im Geringsten, das man den nicht spüren würde. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie die Rüstung eines Römers einmal aufgegeben hatte. Er kannte die Schwachstellen. Wusste, das sie nicht perfekt war. Ahnte das jeder Römer aber davon ausging.
    Der Tritt hatte geholfen. Zischend atmete er aus. Das war knapp gewesen. Die gepolsterte Waffe des Römers sah er noch vor den eigenen Augen. Der gegner war in seinem Angriff gestoppt. Stand aber noch. Was für eine Standfestigkeit. Hatte der sich auf dem Boden nageln lassen? Zumindest war der Schlag vereitelt.
    Der Römer warf sich ihm entgegen. Wie gut das der Germane ohne jede Art von schwerer Rüstung beweglicher war. So drehte er sich am Schild des Gegners entlang zur Seite. Das Schild war oben. Baldemar versuchte den Gegner an sich vorbeirennen zu lassen, um ihn von der Siete oder Hinten zu erwischen. Ein Schupser würde sicher helfen. Das Schild des Gegners behinderte ihn nicht in seiner Bewegung. Nur machte es einen direkten Angriff von Vorne unmöglich. Das die Waffe so nur von weiter unten kommen konnte war klar. Doch Baldemar stand ihm nicht abwartend frontal entgegen. Dennoch konnte er kaum verhindern nun seitlich einen Angriffspunkt zu zeigen. Aber das machte er bewusst um mit einem Sprung an die Seite oder den Rücken des Optio zu kommen. Er stand nicht einen Augenblick still. Bewegung verhinderte Treffer. Das sagte er sich immer wieder.

  • Wieder ging der Gegenangriff des Optios mehr oder weniger ins Leere und brachte den Gegner nur zum Ausweichen. Langsam aber sicher wusste Priscus wieder, warum er freie Einzelkämpfe nicht mochte. Wenn der Gegner einfach zur Seite weggehen konnte, brachte die ganze Sache mit schwerer Rüstung und großem Schild nur noch die Hälfte. Er war schließlich kein Gladiator!
    Leicht frustriert machte er noch ein oder zwei Schritte weiter nach vorne und hielt den Schild dabei in Richtung Gegner. Erst dann dreht er sich auch mit dem Rest des Körpers und ging wieder in Nahkampfstellung. Die Schwertspitze blieb wieder einmal hinter dem Schild verborgen. Sollte der Gegner doch kommen.

  • Der Gegner blieb hinter dem Schild verborgen. Er ging weiter an ihm vorbei. Drehte sich zu ihm. Was dem Germanen die Möglichkeit offenbarte tatsächlich den geplanten Schlag in die Seite zu vollziehen. Dazu blieb er nicht stehen. Bewegte sich weiter. Immer um den Gegner herum. Vor und zurück. Auf einen Fehler, eine Lücke wartend. Baldemar griff nicht mehr frontal an. Nur seine Finten. Die kleinen Vorstöße kamen von vorne. Er vollendete sie nicht. Der Marser rechnete mit dem Schwert und wich seitlich aus. Langsam wurde es anstrengender als er es vermutet hatte. Trotz der Bewegung war es unglaublich schwer eine Lücke in der Deckung auszumachen. Diese dann noch gut treffen zu können. Das schien unmöglich. Aufgeben kam nicht in Frage. Er hatte einen Treffer Vorsprung. Ausbauen oder bestätigen. Etwas anderes kam dem Germanen nicht in den Sinn.
    Schweiß und Atmung zeigten die Anstrengung. Aber er war noch lange nicht am Ende seiner Kraft. Rücken oder Seite. Etwas anderes sah er nicht mehr als Ziel an. Die Axt diente zur Abwehr beziehungsweise um Finten zu unterstützen. Treffer des Römers konnte er mit der Zeit nicht mehr so gut abwehren. Er schaffte den Vorsprung zu halten. Was nicht leicht war. Römer. Hatten sie doch mehr drauf als er es zugeben wollte? Offensichtlich.

  • Der Gegner sprang immer wieder an dieser oder jener Seite an Priscus vorbei und versuchte ihn an der Seite oder im Rücken zu erwischen. Der Optio kam sich langsam vor wie ein Kreisel, der einfach nur den Bewegungen des Gegners folgte, um ihm immer möglichst die ganze Schildseite zu zeigen. Mit dem gewölbten Scutum nicht allzu schwer, aber definitiv nicht die bevorzugte Kampfweise des Optio. Stundenlang, tagelang, wochenlang hatte er schon Rekruten beigebracht, stur geradeaus zu kämpfen - Stich, zurück, Stich, zurück, Stich, zurück - und jetzt musste er sich hier so eine Nummer antun. Er arbeitete die meiste Zeit nur noch mit dem Schild, auch wenn es langsam schwer wurde. Der Gegner sprang eh immer weg, wenn das Schwert kam und hatte dazu auch ausreichend Platz. Ging das Schwert weg, kam er wieder angehüpft. Bei einem dieser Angriff riss Priscus den Schild hoch, aber nicht so wie sonst, sondern mit einem etwas anderen Griff. Der Schild lag flach auf seinem Arm, die Oberkante knapp vor seinem eigenen Hals, die Unterkante dafür weit voraus und hoffentlich genau da, wo der Gegner nur einen winzigen Augenblick später hinlaufen würde.

  • Der Kampf lief trotz allem gar nicht so schlecht. Baldemar lag nach Treffern vorne. Normalerweise würden sie beide durch Verletzungen nun behindert sein. Zum Glück war es nur ein Übungskampf. Der Römer schien immer mehr Probleme mit dem Schild zu bekommen. Das machte Mut. Unvorsichtigerweise. Baldemar griff die Seite an. Mit einer so schnellen Bewegung hatte er nicht gerechnet. Das Schild war plötzlich da. Wo kam das denn her? Er duckte sich. Vielleicht würde er ihn so rammen können. Die Kante? Wieso? Weiter kam er nicht. Denn sein Hals kollidierte mit der Kante des Schildes. Der Germane sackte umgehend in sich zusammen. Auf dem Rücken blieb er liegen. Die Hände warfen sich seitlich daneben. Der Kopf landete unangenehm auf dem Boden. Wie auch der Rest. Sofort versuchte er im Dämmerzustand die Arme zum Schutz hoch zu reißen. Dass es viel zu spät war, bemerkte der Marser gar nicht. Nach Luft schnappend bemühte der Germane sich sichtlich um Haltung. Irgendeine Haltung. Nur nicht derartig verlieren. Das durfte nicht wahr sein. Nicht so.

  • Erst als er den Schild schon oben hatte fiel Priscus auf, dass er mit einem normalen Schild kämpfte und nicht mit einem Übungsschild. Bei letzterem waren die Kanten dicker, massiver, aus runden Holzstäben, und dadurch auch stumpfer. Bei seinem normalen Schild war die Kante gerade mal fingerdick und mit Metall beschlagen. Aber bevor er weiter darüber nachdenken konnte rannte der Gegner auch schon planmäßig in den Schild und ging zu Boden. Der Optio ließ den Schild sinken und atmete durch. Ein bis zwei Augenblicke brauchte er, um halbwegs klaren Kopf zu haben und den Schweiß aus den Augen zu zwinkern. Da hatte er wohl Glück gehabt mit seiner Aktion und genau den richtigen Moment erwischt.


    Aber für den Gegner musste das schmerzhaft gewesen sein. Sein Mitleid hielt sich zwar in Grenzen, aber er hatte ja auch Befehl gehabt, den Mann nicht umzubringen. Er setzte seinen Schild auf dem Bauch des Gegners ab und hielt ihn weiter fest, so dass dieser nicht gleich aufspringen konnte. Im Kampf würde er nun wohl einfach zustechen oder die vorrückende Truppe würde den Mann einfach tot trampeln. Ein Gladiator würde wohl das Votum der Zuschauer abwarten. Priscus schaute dagegen, ob sein Gegner Blut spuckte. Tat er offenbar nicht, aber er bewegte sich noch. Das waren schonmal gleich zwei gute Zeichen. Er blickte auf, ob sich der Legatus nun irgendwie einmischen wollte.

  • Der Schild stellte sich fest auf seinen Oberkörper. Noch immer war die Luft knapp. Baldemar spürte Schmerz. Nicht nur den einen. Was für eine Demütigung. Was für ein schlechter Gewinner. Was für ein Römer! Voller Wut und Hass über diese Behandlung riss er den Arm hoch. Schade dass die Waffen gepolstert waren. Ein wuchtiger Schlag. Wenn auch schwächer als jeder zuvor. Gegen das Bein. Ob Schienbein oder Wade konnte er nicht sehen. Der Blick war verschwommen. An der Stelle wo eben noch sein Kopf lag war ein dunkler Fleck. Nichts was er sah. Nichts was ihn interessierte. Diese Schmach. Das Gefühl, mehr als nur einen Kampf verloren zu haben. Ein Met würde wohl kaum folgen. Wie hatte er nur glauben können? Ehre und Respekt waren also doch nur leere Worte an diesem Ort.

  • Es war ein spannender Kampf, der deutlich offenbarte, daß beide gute Kämpfer waren. Jeder wußte seine Vorteile zu nutzen und die Nachteile des anderen ebenso. Daß Baldemar schließlich unterlag, war gewiß kein Zeichen von Unfähigkeit des Germanen. Als der Sklave schwer getroffen am Boden lag, stand Ursus schnell auf und trat hinzu. Dem Optio legte er kurz anerkennend die Hand auf die Schulter. "Das genügt, der Kampf ist beendet! Du hast verdient gesiegt, Optio, ich beglückwünsche Dich dazu." Was wahr war, mußte auch wahr bleiben.


    "Aber auch Du hast ausgezeichnet gekämpft, Baldemar. Ich bin froh, Dich an der Seite meiner Frau zu wissen." Das war eben so wahr und mußte daher auch ausgesprochen werden. Er reichte dem Germanen die Hand, um ihm aufzuhelfen. "Geht es?", fragte er und schaute besorgt auf das Blut. "Mach langsam, wenn es zu arg ist, lasse ich eine Trage holen. Auf jeden Fall sollte sich der Medicus das ansehen."

  • Dass der am Boden liegende Gegner nun plötzlich nach ihm schlug, fand Priscus gar nicht witzig. Die gepolsterte Waffe konnte ihn zwar nicht verletzen, aber schmerzhaft war es trotzdem. "Ganz ruhig, Kollege", presste er hervor und belastete den anderen Fuß, um das getroffene Bein zu entlasten.


    Als der Legatus hinzu kam und den Kampf beendete, nahm Priscus auch seinen Schild vom Bauch des Gegners und die Glückwünsche kommentarlos entgegen. Auch er reichte eine Hand, um dem Gegner beim Aufstehen zu helfen. Die Mischung aus Adrenalin vom Kampf und jahrelanger Routine mit Übungskämpfen als Legionär und als Ausbilder verhinderten, dass der diesen Kampf und sein Ergebnis in diesem Augenblick als entwas besonderes wahrnahm. In seinem Kopf lief vorerst nur das Standardprogramm ab, das aus Durchatmen, Prüfen auf Verletzungen, Freimachen des Kampfplatzes, Prüfen der Ausrüstung und einigem mehr bestand.

  • Ursus kontrollierte die Waffen des Optio und jene von Baldemar, ehe er den Kampf frei gab und sich zu ihr an den Tisch setzte. Septima schaute Ursus liebevoll an. „Ich hoffe ja sehr darauf, dass Baldemar den Kampf gewinnen wird. Willst du mit mir Wetten?“ fragte sie spontan und mit einem deutlichen Schalk in den Augen. „Wenn du gewinnst, verwöhne ich dich einen Abend lang mit allem, was dein Herz begehrt und wenn ich gewinne, musst du alles für mich tun, worum ich dich bitte. Einverstanden?“


    Kaum hatten sie die Wettbedingungen besprochen, ging der Kampf auch schon los. Interessierte verfolgte Septima die testweisen Angriffe ihres Leibwächters, die bisher nutzlos am Schild des Optio abprallten. Dann kam es zum ersten interssanten Aufeinandertreffen der Kämpfer, welches Baldemar durch ein geschicktes Abrollen beendete und sich der Optio zurück zog, um dem Germanen Zeit zum aufstehen zu geben. ‚Das ist nur gerecht von ihm.’ dachte sich Septima, doch stellte sie hernach fest, dass Baldemar viel flinker war, als sie angenommen hatte und schon wieder auf seinen Füssen stand.
    „Das hat etwas von Gladiatorenkämpfen, findest du nicht auch Titus?“ Und schon griff Baldemar erneut an, zwang das Schild des Optio mit der Axt hinunter und dessen Schwertspitze schnellte nach vorne, so dass Septima erschrocken einatmete, während Baldemar dem tödlichen Stich geschickt auswich. ‚Das hätte glatt ins Auge gehen können.’
    Beide Gegner umkreisten sich wieder. Es schien eine merkwürdige Art von Tanz zu sein, bei der Septima jedes mal dachte, ‚Ja, jetzt! Ein Treffer!’ Doch es gelang ihrem Leibwächter nicht noch einmal, den Schutz des Scutums zu durchbrechen.


    Dann änderte der Optio seine Taktik und mit einem Mal rannte Baldemar mitten in das hoch aufgerichtete Schild des Römers hinein und ging umgehend zu Boden. Fast spürte Septima die Wucht des Aufschlags von Baldemar auf dem Boden in ihren Füssen, als auch schon Frija hinter ihrem Stuhl hervorhechtete und zu ihrem Mann eilte. Noch bevor der Optio das Schild vom Bauch ihres Mannes nahm, schlug die Germanin unwillig mit der Hand dagegen. Am liebsten hätte sie den Römer angebrüllt ‚Nimm das sofort da weg!’ doch verkniff sie sich diesen Wutausbruch mit zusammengepressenten Lippen gerade noch.
    Auch Septima hatte sich erhoben und schaute besorgt zu Baldemar. Das sie selbst die Wette mit ihrem Mann verloren hatte, kümmerte die Tiberia nicht so sehr, wie die Gesundheit ihres Leibwächters. Langsam ging sie ebenfalls zum Kampfplatz. Ein kurzes Nicken zum Optio, um ihm die Anerkennung für seinen Sieg zu zollen, dann erkundigte sich die Frau des Legaten bei Baldemar nach seinem Befinden. „Wie geht es dir, Baldemar?“ Sorge lag in ihrer Stimme, denn niemandem vertraute Septima mehr in Bezug auf ihre eigene Sicherheit, als dem Germanen.

  • Er knurrte. Verdient gesiegt? Hart pfiff er die Luft durch die Zähne. Baldemar funkelte Ursus aus schmalen Augen an. Für den Germanen war diese liegende Position. Diese Behandlung. Ein Verrat des Römers. Sie zeigten ihm deutlich wo er, nach ihrer Meinung, hin gehörte. Kein Wort über den Einsatz des Schildes. Kein Wort über den technisch besseren Kampf des Germanen.
    Er hatte AUCH gut gekämpft? Was für ein Almosen. Er stieß die Luft hinaus und das Bein gegen das Schild. Er wartete nicht darauf ‚frei’ gelassen zu werden. Was dachten die sich eigentlich? Die Hand schlug er mit der Hand aus. Wenn sein Gegner diese Größe nicht hatte. Er konnte alleine Aufstehen. Ob es ging? Die Frage kam ja früh. Seine Frau war um einiges schneller gewesen. Sein Lächeln galt ihr. Eine Trage. Nun funkelten seine Augen einem Feuer gleich. Die Stimme rau. Eine Hand presste sich auf die Wunde. Mit der anderen strich er sich über den schmerzenden Hals. Gut das seine Frau ihm half. Er würde sich eher von ihr helfen lassen als von diesen Römern. Es ist nichts. Fast spuckte er aus.
    Dann fixierte er seinen Gegner. Ich bin NICHT dein Kollege, Römer! Presste er hervor. So würde er sich nicht von diesem Kerl behandeln lassen. Das Schild hatte er sich bereits vom Körper getreten, als der Römer es fort nehmen wollte. Es sei denn er würde so viel Gewalt anwenden, dass später Verletzungen folgen würden. Was sicher nicht gesund für den Römer enden würde. So hatte er sich des Schildes also befreit. Frijas Eingreifen gab ihm dafür noch die letzte fehlende Kraft. Niemand behandelte ihn in solch abwertender Art.
    Dann kam auch noch die Hand des Gegners. Doch noch so früh? Er schlug sie umso fester aus. Aber eines galt es noch festzustellen! Wären es scharfe Waffen gewesen. Wärst du jetzt tot! Baldemar wusste genau wer wo getroffen hatte. Bis zu diesem Punkt wäre es gar nicht erst gekommen. Mehr hatte er für seinen Gegner nicht übrig. Wer ihm keinen Respekt entgegenbrachte, der bekam auch keinen. Nicht einmal mit der Peitsche.


    Frija erntete ein erneutes Lächeln. Von ihr ließ er sich aufhelfen. Sie würde ihn verbinden. So wie früher. Wenn er verletzt von der Jagd gekommen war. Ihr würde er sein Leben anvertrauen. Momentan mehr als Ursus. Das Gefühl des Verrates wog schwer. Jetzt erst sah er Septima bei sich. Ihre Frage überraschte. Der Marser nickte. Lächelte. Es geht, Septima. Danke. Er sah Frija an. Zögerte. Verstand doch noch ihren Blick. Herrin. Naja, manchmal sagte er es sogar mit einem Lächeln. Wie jetzt. Wo Frija und Septima ihn mit mehr Respekt behandelten als die Männer. Aber was erwartete er von Römern?
    Nach dem Aufstehen versuchte er alleine zu stehen. Was ganz gut ging. Ein Blinzeln. Ein Zucken der Mundwinkel. Der Germane deutete auf ein Tuch das er bei dem Tisch erspähte. Damit Frija es ihm bringen könnte. Langsam wäre mal etwas von Nöten, um das Blut zu stoppen. Irgendwie wurde es ein wenig wackliger. Nichts was er nicht überspielen konnte. Noch.

  • Die Anwesenheit des Legaten verhinderte, das Priscus ausspuckte. Zumindest verhinderte sie, dass er ungefähr in Richtung des Germanen spuckte. Der schien ein ziemlich arroganter Kerl zu sein. Aber da der Optio diesen Kampf nicht von sich aus angeboten hatte, konnte er sich denken, dass auch der Germane nicht völlig freiwillig hier aufgetreten war. Also konnte er auch die ausgeschlagenen Hand mit einem Achselzucken ignorieren. "Wer nicht will der hat schon", bemerkte er lapidar, drehte sich weg, spuckte dann erst aus und trug seinen Schild zum Rand des Platzes. Dort nahm er den Helm ab, streifte die Hülle vom Schwert, kontrollierte die Klinge und steckte sie wieder in die Scheide. Ein prüfender Blick auf den Schild, einer auf den Helm und ein paar Bewegungen, um Körperteile und Rüstung zu prüfen folgten. Den Rest würde er sich später anschauen können, wenn er die Rüstung ablegte. Er atmete nochmal durch, setze den Helm wieder auf und entspannte sich langsam von der Konzentration des Kampfes. Erst jetzt blickte er wieder in die Mitte des Kampfplatzes und wartete auf ein Zeichen, ob er noch gebraucht würde oder gehen konnte.

  • Die Augen ließ Ursus nicht eine Sekunde von den Kontrahenten weichen. Doch er legte seiner lieben Frau eine Hand auf den Arm. "Nein, Liebes. Ein Gladiatorenkampf ist eine Vorführung. Darauf abgestellt, größtmöglichen Unterhaltungswert zu liefern. Dies hier war ein freundschaftlicher Kampf, um auszutesten, wie unterschiedliche Ausbildungen und unterschiedliche Waffen sich auf den Kampf auswirken. Das ist wesentlich ernster als ein Gladiatorenkampf." Hörte sich vielleicht merkwürdig an. Jedoch gingen auch Gladiatorenkämpfe nicht immer ums Leben.


    Daß Baldemar die Niederlage nicht leicht aufnahm, damit hatte Ursus für diesen Fall schon gerechnet. Der Germane war erstaunlich heißblütig. "Wären es scharfe Waffen gewesen, dann wäret ihr wohl beide tot oder zumindest dem Tode nahe", stellte er sachlich fest. Die Stimmung zwischen den beiden Männern gefiel ihm nicht. Doch ändern konnte er nichts daran. Diese beiden würde sicherlich niemals Freunde werden. Als Frija begann, Baldemars Wunde zu versorgen, nickte er ihr zu. "Bring ihn ins Valetudinarium, Frija, der Medicus soll sich das ansehen. Das ist ein Befehl." Natürlich gehörten die Sklaven Septima, aber darüber dachte Ursus in diesem Moment nicht nach. Es war eine richtige Entscheidung und Septima würde ihm gewiß zustimmen. Falls nicht, würde sie zumindest so tun und ihm erst abends, wenn sie alllein waren, den Kopf dafür waschen.


    "Bist Du auch verletzt, Optio?", fragte er den Mann, der bereits dabei war, seine Ausrüstung wieder in den normalen Zustand zu versetzen. "Ich danke Dir dafür, daß Du Dich für dieses Experiment zur Verfügung gestellt hast und erlaube mir, Dir dafür eine kleine Belohnung zukommen zu lassen*." Auch auf Baldemar wartete eine kleine Belohnung, oder in diesem Fall vielmehr Trost. Ursus hatte es geschafft, Met aufzutreiben. Einen großen Krug mit diesem für Baldemar so kostbaren Trunk würde er später in seinem Schlafraum vorfinden.




    Sim-Off:

    *Wi-Sim

  • "Keine Verletzungen. Zumindest nichts, was sich bemerkbar macht", beantwortete der Optio die Frage. Sich bei diesem dämlichen Kampf ernsthaft zu verletzten hätte ihm auch gerade noch gefehlt. "Das freut mich. Vielen Dank, Legatus!" lautete seine höfliche Antwort auf die versprochene Belohnung. "Brauchst du mich hier noch?", fragte er dann, da er die Fabrica anderenfalls nun wohl verlassen konnte.

  • "Ich habe zu danken, Optio. Nein, ich brauche Dich hier nicht mehr. Abi." Es war zwar ein Befehl, aber freundlich ausgesprochen. Was der Optio über den Kampf dachte, konnte er nicht ahnen. Er selbst war auch nur mäßig begeistert, da für seinen Geschmack die Angelegenheit nicht freudschaftlich genug ausgeführt worden war. Wieder was gelernt. Einen zornigen Germanen ließ man eben doch nicht so einfach auf einen ungerührt scheinenden Berufssoldaten los.

  • Priscus quittierte den Befehl mit einem Nicken, griff sich seinen Schild und marschierte dem Ausgang entgegen. Nur mit einem kurzen Seitenblick schaute er nochmal auf den Hof zurück, um zu sehen, was der Germane trieb. Dann durchquerte er das Tor und machte sich auf den Rückweg in die Baracke seiner Centurie.

  • Frija kümmerte sich liebevoll um ihren Mann und brachte ihm das Tuch, nach welchem er ausschaue gehalten hatte und presste es auf seinen Hinterkopf. Als sie wieder bei ihm war, stützte sie ihn unauffällig, denn ihre Hilfe konnte gut und gerne als liebevolle Umarmung gedeutet werden. Ihre Hände gingen danach fachfraulich über die Kleidung von Baldemar, um eventuelle Verletzungen zu ertasten. Seine Gesichtsregungen würden ihn schon verraten, wenn ihn das Schwert des Optio tatsächlich irgendwo heftiger erwischt hatte.


    Besorgt musterte Septima ihren Leibwächter und den Optio. Wie die beiden miteinander sprachen und umgingen war nicht gerade erfreulich und Baldemar bekam dies von ihr auch deutlich zu spüren. „Es reicht, Baldemar!“ fuhr sie den Germanen an. Er war ihr Sklave und selbst wenn es seinen Stolz verletzte, hatte er sich zu benehmen, denn sämtliches Fehlverhalten fiel vor allem auf sie und auch auf Ursus zurück. Zu dem Vorschlag ihres Mannes, das Frija Baldemar zum Valetudinarium bringen sollte, nickte Septima nur kurz. Dies war das Zeichen für die Germanin, ihren Gemahl von diesem Platz seiner Niederlage fort zu bringen. „Komm Baldemar, wir gehen.“


    Mit einem Schulterzucken wand sich Septima an ihren Gemahl. „Ein sehr interessanter Kampf. Ich hoffe du bist nicht enttäuscht über meinen custos corporis. Ich fand die letzte Aktion des Optio ein wenig... mhm... riskant. Hoffentlich ist Baldemar nicht all zu sehr verletzt.“ Langsam ging Septima wieder in Richtung des Praetoriums. Außer Frija und Baldemar hatten sie zwei weitere Sklaven aus ihrem Haushalt begleitet, die sich nun darum kümmerten, die mitgebrachten Sachen zu verstauen und zurück zum Haus zu bringen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!