Ein kleiner Streit auf dem Nachhauseweg

  • Den Besuch bei den Tiberier hatten Sedulus und Serrana gut hinter sich gebracht. Alles in allem war es ein recht unterhaltsamer Abend gewesen wenn da nicht die Sache mit dieser Hochzeit von Serranas Cousine gewesen wäre wo sich Sedulus ein wenig abfällig geäußert hatte.
    So stieg das Ehepaar in ihre Sänfte und Sedulus hielt die Träger an sich zu bewegen und zwar in einem Tempo, wo das Essen nicht gleich wieder zum Vorschein kam.


    Nun, war doch ein recht netter Abend findest du nicht? Und das im Hause der Tiberier...


    Lächelte Sedulus zufrieden... Noch...

  • Angenehm gesättigt von dem wirklich hervorragenden Essen war Serrana in die Sänfte gestiegen und hatte es sich auf den Kissen bequem gemacht. Der Rückweg war vermutlich sogar lang genug für ein kleines Nickerchen, aber gleich die erste Bemerkung von Seiten ihres Mannes deutete an, dass daraus wohl eher nichts werden würde. War dieses, zugegebenermaßen recht überzeugend wirkende, arglose Lächeln wirklich echt, oder wollte er sie damit ärgern?


    "Nun, wenn du meinst...." sagte Serrana daher nur und runzelte leicht die Stirn, während sie den Vorhang zur Seite schob, um zu demonstrieren, wie interessant in ihren Augen doch das Geschehen auf der nächtlichen Straße im Vergleich zu dem sich anbahnenden Gespräch war.

  • Sedulus wunderte das Verhalten seiner Frau schon ein klein wenig. Was gab es denn auf der Straße so interessantes? Katzen, Säufer oder ein paar Huren die es gerade mit ihren Freiern besoffen auf der Straße trieben? Verägert meinte er daher.


    Iunia Serrana, ich rede mit dir... Hat dir der Abend denn nicht zugesagt?


    Wahrscheinlich eher nicht, sonst würde sie sich ja bestimmt nicht so anstellen. Sedulus spürte schon förmlich die Gewitterwolken aufziehen, und er bekam schon ein klein wenig Gänsehaut da es in der Sänfte immer kühler wurde... 8)

  • Iunia Serrana, ich rede mit dir...diese Formulierung hatte sie vor allem in ihrer Kindheit sehr häufig gehört, wenn ihre Großmutter mal wieder zu einem ihrer Vorträge angesetzt hatte, um "das Kind" ein wenig an ihrer Weisheit teilhaben zu lassen. Wobei diese das "Iunia" nur selten in den Mund genommen hatte, und wenn, dann hatte es sich meistens angehört, als spucke sie eine versehentlich verschluckte Fliege wieder aus. In jedem Fall war diese unfreiwillige Erinnerung nicht wirklich dazu geeignet, Serranas Stimmungslage in irgendeiner Form zu heben.


    "Ich habe dich durchaus gehört, Germanicus Sedulus." antwortete sie ein wenig spitz und sah zu ihrem Mann hinüber. "Und was deine Frage betrifft: von Seiten unserer Gastgeber war das sicher ein gelungener Abend, ja." Mit diesen Worten öffnete sie den Vorhang erneut und widmete sich wieder den Aktivitäten ausserhalb der Sänfte.

  • Freut mich dass du noch mit mir sprichst. Aber was meinst du bitte mit von Seiten unserer Gastgeber? Was hat dir denn sonst nicht gepasst?


    Als ob Sedi es nicht vermutete bzw, gar wußte... Aber was ihn am meisten wurmte war, dass seine Frau es nicht für nötig hielt sich ihm zu widmen und permanent auf die Straße starrte. Verlucht noch mal, es war stockdunkel da draußen und zu sehen gab es nicht einmal Nichts.


    Bei allen Göttern, verdammt noch mal, was gibt es denn da draußen so Spektakuläres? Es ist tiefste Nacht und so finster wie Plutos Arsch! Hab ich es nicht verdient, dass du mich ansiehst wenn ich mit dir spreche?

  • Das konnte er sie doch unmöglich allen Ernstes fragen! "Wenn du es unbedingt wissen willst, mir hat deine Ausdrucksweise nicht gepasst." antwortete Serrana, die den Stoff des Sänftenvorhangs nach wie vor in der Hand hielt, ihren Mann jetzt aber doch dabei ansah. Bei seinen nächsten Worten verfinsterte sich ihr bislang nur schmollendes Gesicht nur, und ihre Augen begannen zu funkeln. "Wie schön, dass du dieses Thema ansprichst. Ich persönlich war nämlich bislang der Meinung es zu verdienen, dass man mir in der Öffentlichkeit nicht über den Mund fährt. Und sprich nicht so über die Götter, du hörst dich ja schon an wie Großmutter." Serrana stieß ein kleines Schnauben aus, zog einen Flunsch und sah wieder auf die Straße hinaus.

  • Sicher konnte es Sedulus, sonst wäre er es ja nicht...


    So, was hat dir denn an meiner Ausdrucksweise nicht gepasst? Is sie der Frau Iunia Serrana nicht mehr gut genug, meine Ausdrucksweise?


    Es wurde immer schöner. Was man sich als Mann nicht alles von seiner eigenen Frau anhören mußte. Er kam sich ja schon vor wie im Senat...


    Wie über den Mund fahren? Du willst mir hier doch jetzt keine Szene machen weil ich mich ein wenig wegen dieser wie man es auch nennen mag Hochzeit eschoffiert habe?


    Sedulus war schon nah dran den Sänftenträgern Anweisung zu geben, anzuhalten. Er würde den Rest der Strecke dann zurücklegen. Dann brauchte Serrana wenigstens nicht mehr in die Nacht hinausschauen wenn sie seinen Blick nicht ertragen konnte.


    Um die Götter geht es hier doch gar nicht... Und selbst wenn, habe ich immer noch recht!

  • "So war das nicht gemeint, und das weißt du auch ganz genau!" entgegnete Serrana ärgerlich. Wieso drehte er ihr denn plötzlich die Worte im Munde herum und stellte sie als hochnäsig dar?


    "Und es ärgert mich nicht, DASS du deine Meinung über diese Hochzeit gesagt hast, sondern WIE. Wir waren zum ersten Mal in diesem Haus eingeladen und kannten weder Tiberius Dolabella noch seine Tochter mehr als flüchtig, und du berichtigst mich einfach, als wäre ich ein dummes kleines Ding Und noch dazu bei Sachen, die meine Familie betreffen! Du glaubst ja nicht, wie demütigend das war, was sollen denn diese Leute von mir denken?" Und das war genau der springende Punkt, der Serrana am meisten piesackte, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte.

  • Ach, da bin ich mir nicht so sicher. Aber gut, wenn du es sagst...


    Sedulus hatte ja überhaupt keinen Bock auf diesen Knatsch hier. Er hatte gut gegessen, sich recht net unterhalten alles in allem ein netter Abend und jetzt so was... Das war es, was ihn am meisten wurmte.


    Tut mir leid, doch wie hätte ich denn meinem Ärger sonst Ausdruck verschaffen sollen? Ja, und wahrscheinlich werden wir auch nicht wieder dort zu Gast sein wenn es nach dem alte Durus geht und er Wind davon bekommt. Und dass wird er sicherlich. Von daher mache ich mir wenn du mich fragst keine großen Gedanken. Aber gut... Allerdings, wenn es dir vorkam als wolle ich dich wie sagtest du, als kleines dummes Ding hinstellen, bzw. wenn es so rüber kam, so tut es mir leid. Dies war nicht meine Absicht!


    Und so war es auch...

  • "Was soll das heissen, du bist dir da nicht so sicher?" hakte Serrana alarmiert nach, ließ den Vorhang jetzt endlich Vorhang sein und heftete den Blick auf ihren Mann. Hatte sie ihm etwa schonmal das Gefühl gegeben, irgendwie unzufrieden mit ihm oder ihrer Ehe zu sein? Fieberhaft ging sie in Gedanken die vergangenen ersten gemeinsamen Monate durch, doch ihr fiel keine andere Gelegenheit ein, die dazu gepasst hätte. Sie war so beschäftigt mit ihrer Grübelei, dass sie beinahe verpasst hätte, auf Sedulus' nächste Bemerkung zu antworten. Ein wenig nahm ihr bereits seine Entschuldigung den Wind aus den Segeln, aber so ganz wollte Serrana es dann doch nicht unter den Tisch fallen lassen.


    "Na schön." sagte sie brummiger, als sie eigentlich noch war. "Aber es hätte ja nun wirklich gereicht, wenn du gesagt hättest, dass dir die Art und Weise dieser Hochzeit nicht zugesagt hat."

  • Da der Streit sich schon am legen war, ging Sedulus nicht mehr auf die Frage Serranas ein, wo sie meinte was er damit hatte sagen wollen. Außerdem wurde Sedi auch mehr und mehr müder.


    Sicher hätte es. Aber du weißt ja, wenn der Hund nicht gerade sein Geschäft erledigt hätte, dann hätte er auch die Katze bekommen. Und ich habe es nun mal leider nicht. Kannst du mir noch einmal vergeben Schatzi?


    Ein Kuss wäre jetzt wohl eher schlecht als recht, und so ließ es Sedulus auch dabei.


    Was hälst du eigentlich von der jungen Tiberia?

  • Serranas Nase kräuselte sich leicht angewidert bei dem ihrer Meinung nach nicht gerade besonders reizvollen Bild vom Hund und seinem Geschäft. Trotzdem war sie bereits schon wieder so milde gestimmt, dass sie auf die Frage ihres Mannes mit ja antworten wollte, als er eine ganz und gar ungünstige weitere Frage hinterher schickte.


    "Die Tiberia? Wieso kommst du denn jetzt auf die?" fragte sie erst verwirrt und dann zunehmend misstrauisch, während sich ihre Stirn erneut in Falten legte. "Was willst du denn von mir hören? Dass ich sie hübsch finde oder witzig? Oder dich frage, wie sie dazu kommt, dich beim Cognomen zu nennen? Schließlich hat sie dich doch heute zum ersten Mal gesehen, oder irre ich mich da etwa?"

  • Ja, der Vergleich mit Hund Katz hatte seiner Frau nicht gerade zugesagt wie Sedulus sehen konnte. Aber es hielt ihn nicht davon ab zu grinsen.


    Ach nur so. Mich hat eben deine Meinung interessiert nichts weiter.


    Hätte Sedulus etwas im Mund gehabt, so wäre es ihm prompt herausgefallen bei der Frage ob er die Tiberia heute zum erstan mal gesehen habe.


    Natürlich habe ich sie heute zum ersten mal gesehen. Du hast sie doch selbst gehört, sie kommt gerade aus Achaia. Woher hätte ich sie also kennen sollen. Aber du hast recht, diese Vertrautheit die sie an den Tag legte, war schon ein wenig befremdend. Es liegt wohl an ihrem Alter... Was trotzdem kein Grund ist.


    Vermutete Sedulus kurzerhand.

  • Sie behielt Sedulus genau im Auge, während er auf ihre Gegenfrage antwortete und entspannte sich angesichts seiner überzeugend arglosen Reaktion schließlich wieder ein wenig.


    "An ihrem Alter? Was meinst du denn damit?" Erneut stieg ein leichter Unwille in Serrana empor, und sie ärgerte sich selbst, dass sie sich ständig persönlich angesprochen und sogar angegriffen fühlte. Vermutlich hatte ihr Mann gar nicht daran gedacht, dass Tiberia Faustina kaum jünger sein konnte als sie selbst.
    "Ist ja auch egal." sagte sie daher und zuckte mit den Schultern. "Auf jeden Fall hat sich offensichtlich keine Germanica Laevina um ihre Umgangsformen gekümmert, was ihre Kindheit vermutlich wesentlich angenehmer gemacht hat als meine."

  • Ganz einfach Liebes, in einem bestimmten Alter ist man eben ein klein wenig ich sag ma, unbeschwerter. Gut, wenn man natürlich so eine alte Natter wie es deine Großmutter hin und wieder ist permanent um die Ohren hat, kann dies schon ein klein wenig anders aussehen.


    Stimmte Sedulus seiner Frau zu.


    Auf alle Fälle kommt Dolabella doch recht liberal vor. Womöglich äußert sich das auch bei der Erziehung.

  • Natter? Hatte er ihre Großmutter gerade allen Ernstes Natter genannt? Serrana vergaß über dieser Vorstellung sogar ihren bisherigen Ärger und begann zu kichern.


    "Pass bloß auf, dass Großmutter nicht erfährt, wie du sie nennst, sonst beisst sie dich am Ende noch wirklich." Natter, du liebe Güte, das kam ja schon fast einer Gotteslästerung nahe...


    "Ja, ich glaube auch nicht, dass der Tiberius ein besonders strenger Vater ist." stimmte sie Sedulus dann zu. "In dieser Hinsicht hat Faustina wirklich Glück gehabt, ich glaube auch nicht, dass er ihr irgendeinen Ehemann einfach aufzwingen wird."

  • Ich werde mich hüten dieses Kosewort für sie, vor ihren Augen auszusprechen. Am Ende beißt sie mich wirklich noch oder Schlimmeres...


    Ab einem gewissen Alter wußte man ja nie, wie diese Fosile reagierten.


    Ja, kann man so sagen. Und nein, glaube ich auch nicht. Eher stellt sie wohl den alten Dolabella vor vollendete Tatsachen nehme ich an. Aber gut, dass soll nicht unser Problem sein. Wir dürfen uns ja bald schon selber Gedanken über unseren Nachwuchs machen...


    Grinste Sedulus nun auch. Er freute sich schon auf den Kindersegen. 8)

  • "Ja, das könnte wohl passieren. Wobei Großmutters körperliche Angriffe manchmal sogar angenehmer sind als die anderen Dinge, die ihr noch so einfallen, wenn sie wütend ist." Serranas Blick verdunkelte sich leicht, als sie an die vielen Gelegenheiten dachte, bei denen Germanica Laevina nur mit Worten alles und jeden niedergemäht hatte, gleichgültig, ob es sich dabei um ihren Mann, ihre Enkelin oder ihre Sklaven gehandelt hatte. Gut, dass das jetzt ein Ende hatte, wenn auch nur für sie selbst, denn die Sklaven der Casa Germanica waren gerade erst dabei, sich an den Ernst des Lebens zu gewöhnen. Mit einem kleinen Seufzer rückte sie sich ein paar Kissen so zurecht, dass sie sich bequemer hinlegen konnte und stützte sich dann auf einem Ellenbogen auf. Mittlerweile konnte Serrana schon etwas entspannter über ihr ungeborenes Kind nachdenken, trotzdem schlich sie auch diesmal wieder ein kleines Gefühl der Panik mit ein, die sie schnell mit einem unbekümmerten Lächeln zu kaschieren suchte. Bald....ja, lang würde es jetzt nicht mehr dauern, bis das Kind geboren würde...


    "Ja, du hast Recht, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es nur noch ein paar Monate dauern wird. Aber ich sag dir eins: mein Kind kriegt Großmutter nicht in die Fänge, dafür werde ich sorgen."

  • Sedulus kannte ja die alte Germanica schon ein wenig und konnte sich allerhand vorstellen was diese so trieb, bzw. getrieben hat. Aber das was Serrana hier erzählte war dann doch ein klein wenig unerwartet. Um so erstaunter sah er sie an.


    Welche anderen Dinge meinst du denn jetzt?


    Fragte er von daher. Natürlich bemerkte Sedulus sofort als er mit dem Thema Kind anfing, dass es Serrana dabei nicht wohl war. Das konnte auch ihr Lächeln nicht verbergen. Allerdings wollte er jetzt auch nicht nachfragen, da der Streit sich gerade zu entspannen schien und beide ein anderes Opfer gefunden hatten. 8)


    Das sind große Worte und ich werde ich dabei unterschützen mein Schatz!


    Nun war es doch an der Zeit Serrana einen Kuss zu geben. So beugte sich Sedulus zu ihr vor und berührte mit seinen Lippen die ihren.

  • Welche anderen Dinge? Davon gab es derart viele, dass Serrana sie gar nicht alle hätte aufzählen können, daher entschied sie sich erstmal nur für eine Sache.


    "Nun, weißt du, Großmutter...sie hat eine Gabe, bei anderen Menschen immer sofort die Dinge zu entdecken, die ihnen aus irgendeinem Grund schwer fallen oder vor denen sie Angst haben. Und die schmeisst sie einem dann ständig an den Kopf und reitet darauf herum, bis man sich nicht mehr traut oder keine Lust mehr hat, in ihrer Gegenwart den Mund aufzumachen. Hier in Rom ist es komischerweise nicht mehr ganz so schlimm wie früher, keine Ahnung woran das liegen könnte."
    Serrana seufzte erneut und erwiderte fast schon instintiv den Kuss ihres Mannes. Sie hatte sich bei der Cena wirklich über seine Art und Weise geärgert, aber der Gedanke an ihr ungeborenes Kind ließ die ungewöhnliche Art und Weise von Axillas Eheschließung im Vergleich nahezu unwichtig werden.
    "Ich danke dir. Vielleicht finden wir ja auch noch etwas, mit dem wir Großmutter beschäftigen können, damit sie sich nicht wie ein Wolf auf unser Baby stürzt."

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