Blindheit trennt von den Dingen,
Taubheit von den Menschen.
(Helen Keller)
Ich fühlte mich wie Stein. Einer marmornen Statue gleich, deren Antlitz vom Zorn der Welt geprägt war und auf ewig ausdruckslos in die Unendlichkeit starren würde. Der Tag war gekommen und wieder gegangen, ohne dass ich mich geregt hätte. Kein Licht war entzündet worden, kein Besucher von den Sklaven eingelassen worden, nicht einmal die Familie. Und nun saß ich dort im Dunkel, den Brief vor mir, die Gewissheit im Herzen, dass all das, was ich jemals gewollt, was ich mir jemals gewünscht hatte, vergangen und vergessen war. Ein Hirngespinst, nichts weiter. Ein gelebter Traum, der doch nur von allzu kurzer Dauer gewesen war. Ich empfand keine Wut. Ich empfand keine Trauer. Ich empfand auch kein Bedauern, keinen Schmerz. Da war nichts in mir, nur Leere. Ausgehöhlte Erinnerungen, innen hohl außer einem nachklingenden Beigeschmack. Denn alles, was da jemals gewesen war, hatte sie mit sich genommen in ihre Zukunft, die nicht die meine war. Die niemals die meine gewesen war und sie niemals wieder sein würde.
Und doch hatte Siv mir das genommen, was sie mir gegeben hatte.