Sklavenunterkunft | Aretas Zelle

  • Hier hatte Aretas nun Zeit sich Gedanken zu machen.


    Ausser einem Strohsack mit einer Decke, einem Napf und einem Eimer war nichts in dieser dunklen Zelle. Das kleine Fenster ganz oben an der Mauer, war mit dicken Eisenstäben vergittet und die massive Holztür hatte nur eine kleine, ebenfalls vergitterte Öffnung.

  • Das hatte er super hinbekommen. Die Stallungen waren Unerreichbar geworden. Was jetzt kommen würde ? Unklar.


    Erst landete er in der Zelle, dann seine Tunika. Den Gürtel hatten sie einbehalten. Ihn fror. Sein Rücken, ein brennendes,heißes, schmerzendes Etwas, in das sich bei jeder Bewegung Nadeln und Messer bohrten. Er kroch auf den Strohsack. Schlafen, vergessen. Was Faustina vor hatte? Er erfuhr es sicher bald. Wie ging es Caelyn? Er war nicht zu ihrem verabredeten Treffen gewesen. Ob sie dachte er war auf und davon, so wie er sie behandelt hatte? Stöhnend drehte er sich auf die Seite, deckte sich mit der Decke zu , sparte den Rücken aus und versuchte zu schlafen.

  • Endlich ergab sich eine Gelegenheit und die nutzte sie, um nach dem Sklaven zu sehen. Sie wußte, wo er war, sie wußte auch, weshalb, nur wußte sie nicht, wieso sie sich so viele Gedanken um ihn machte. Er hatte seine Strafe verdient, und immerhin durfte er sein Leben behalten. Trotzdem tat er ihr leid, sie hatte seine Schreie gehört... dort draussen im Garten. Da, die Tür. Langsam ging sie darauf zu, umfasste die Gitterstäbe an der kleinen Öffnung und stellte sich auf Zehenspitzen, um hineinsehen zu können. Ein leises Stöhnen von ihm, das ihr einen Stich versetzte. Er hatte sicher Schmerzen. Sie beobachtete ihn eine kleine Weile, ehe sie leise seinen Namen rief. "Aretas?"

  • Schlafen, schlafen....es ging nicht. Jede kleine Bewegung kommentierte sein Rücken mit Schmerzen. Kalt, müde, ausgelaugt. Sein Mund war trocken, er hatte Durst, großen Durst.
    Ein Geräusch an der Zellentür. Er fühlte sich beobachtet. War es die Domina, um sich zu überzeugen, dass der Sklave mit der Peitsche gute Arbeit geleistet hatte. Er hörte leise seinen Namen. Die Stimme, es war die Kleine Chiomara. Was wollte sie denn hier. Bekam es die Domina mit, hatte sie nichts zu lachen.
    Er quälte sich hoch, stützte sich an Wand ab bis zur Tür. " Was willst du hier? Die Domina versteht keinen Spaß, wenn sie dich hier erwischt."

  • Zu sehen, wie er sich bis zur Tür quälte... sie hatte gehofft, es würde ihm besser gehen. Seine Frage schürte erneut diese unerklärliche Wut in ihr, wurde dann aber wieder besänftigt. Es war nur Sorge um sie. Neugierig ließ sie den Blick an ihm vorbei durch die Zelle schweifen. Nicht sehr gemütlich, hinein konnte sie auch nicht. Es blieb ihr also nur dieses kleine Fenster in der Tür, dessen Gitterstäbe sie immer noch umklammert hielt. "Mach dir um mich mal keine Sorgen. Ich wollte nur sehen, wie es dir geht." Die Frage, ob es ihm gutginge, konnte sie sich sparen. Es war unübersehbar, dass er litt. "Kann ich irgendetwas für dich tun?"

  • Er ging ans Gitter." Mir gehts hier ganz gut." Sie und er wussten, dass das übertrieben war. Was sollte er sagen? Das es ihm schlecht ging? Sie konnte nichts dagegen tun. Er sah sie durchs Gitter an. " Die Stallungen wirst du dir alleine ansehen müssen. Domina Faustina wird mich dort nicht mehr hinlassen." Es tat ihm Leid sie zu enttäuschen. Er hatte gesehen wie aufgeregt sie war, als er ihr ein Rennen beschrieben hatte. Was er dabei empfand. Nun konnte er es ihr nicht mal im Ansatz zeigen.
    Vielleicht tat sie ihm trotzdem einen Gefallen. " Ich habe Durst, würdest du mir bitte Wasser holen?"

  • Sie wußte, das war gelogen, es war egal. Dass er die Stallungen so schnell aufgab, war ihr allerdings nicht egal. Sie würde mit Faustina darüber sprechen, wenn die Gelegenheit günstig war. Das mußte allerdings warten. Wenigstens einen Wunsch hatte er, den sie ihm im Moment erfüllen konnte. "Sicher, warte hier." Sie sah ihn an, als ihr bewußt wurde, wie unsinnig ihre Worte waren, wandt sich schnell ab und ging davon. Mit einem Krug und dem schmalsten Becher, den sie finden konnte, kam sie zu ihm zurück. Der Spalt zwischen den Stäben war nicht sehr groß. Sie goß ihm etwas ein und reichte den Becher durch das Gitter. Passt, gerade so. "Hier, trink." Und weil sie neugierig war, schickte sie gleich noch eine Frage hinterher. "Du darfst nicht mehr zu den Stallungen? Wieso?" Sie wußte zwar, dass irgendetwas vorgefallen war, nur nicht, was.

  • "Ich renn dir nicht weg." murmelte Aretas und sah ihr hinter her. Sie war fix wieder da. Das ersehnte Wasser. Es plätscherte in den Becher. Er nahm ihn und trank ihn hastig leer und hielt ihr wieder hin. "Bitte noch einen Schluck. Ich wollte nicht vor ihr nieder Knien." Er sah beschämt nach unten. Faustina war seine Herrin, das war er bereit zu akzeptieren, aber mehr nicht." Ich lasse mich nicht erniedrigen, nicht von einer Frau." Ob sie das verstand ? Sie war eine Frau.

  • Sie füllte ihn erneut und reichte ihn durch die Tür. "Soviel du willst." Er wollte sich nicht erniedrigen lassen, nicht von einer Frau? Wo war da der Unterschied? Vielleicht verstand sie das gerade deshalb nicht, weil sie eine Frau war. "Du lässt dich lieber einsperren? Du verzichtest auf die Pferde, die Rennen? Nur, weil du nicht vor ihr niederknien willst, weil sie eine Frau ist?" Stolz war ja schön und gut, aber manchmal mußte man eben gewisse Dinge auf sich nehmen. Gerade, wenn es um etwas ging, das einem wichtig war. "Meinst du nicht, dass dein Stolz hier zu weit geht? Ich kann dich ja irgendwie verstehen, aber sieh dich um? Ist es das wert? Ich kenne meine Herrin ja schon eine lange Zeit. Sie ist manchmal etwas launisch und man muß sich auch genau überlegen, was man sagt, aber glaub mir, sie ist wirklich eine gute Domina. Das wird sie auch dir sein, wenn du ihr zeigst, dass du sie als deine Herrin akzeptierst."

  • Er nahm den Becher. " Es hat mich viel gekostet, wieder zurück zu kommen. Ich habe mich nicht wegen der Pferde und den Rennen, gestellt. Domina Faustina ist in der Sache ahnungslos. Ich weiß nicht wie sie reagiert, wenn sie es erfährt. Bis jetzt bin ich für das, was ich ausgefressen habe, gut weggekommen." Den Becher leerte er in einem Zug und gab ihn ihr zurück. " Hier bin ich gut aufgehoben, aus ihrem Blickfeld , da wird sie sich schnell wieder fangen." hoffte er. " Ich akzeptiere sie als Herrin. Aber ich bin kein verweichlichter Römer, der vor einer Frau kuscht." Er kam ganz dicht an das vergitterte Loch in der Tür. "Du bist schon ziemlich lange hier. Geh und pass auf, dass sie dich nicht erwischt." Aretas hielt ihre Hand am Gitter fest. " Danke, für das Wasser." ließ sie los und stolperte zurück zu seinem Strohsack.

  • Sie hörte ihm zu, mehr konnte sie im Moment nicht für ihn tun. Allerdings war sie überrascht, denn es waren nicht die Pferde oder die Rennen, die ihn dazu brachten, zurückzukommen? Was dann? Sie nahm ihm den Becher ab, hörte weiter zu. Er nahm ihre Hand. Seine war kalt, und trotzdem war es eine seltsame Wärme, die durch ihren Körper zog. Schon wieder seine Bedenken.. Sie wollte ihn noch soviel fragen, ihm einiges sagen, aber er beendete aprupt das Gespräch, indem er zu seinem Lager zurückging. Einen Moment beobachtete sie ihn noch, nahm dann seufzend den Krug hoch. "Bis morgen." Keine Ahnung, ob er es noch mitbekommen hatte, sie war gegangen.

  • Am nächsten Tag, es war schon später Vormittag, kam sie wieder zu seiner Zelle. In ihren Händen hielt sie einen Krug, diesmal nicht gefüllt mit Wasser sondern mit Mulsum, das sie extra hatte warm machen lassen. Es war still. Sie stellte Krug und Becher auf den Boden und zog sich wieder an den Gitterstäben hoch, um durch das kleine Fenster in seine Zelle hineinzusehen. "Aretas?" flüsterte sie leise in seine Richtung. Wenn er schlief, wollte sie ihn nicht wecken.

  • Er hatte die Nacht nicht geschlafen. Sein Rücken war ein Teil der Dinge die ihn hatten nicht schlafen lassen. Was erwartete ihn die nächsten Tage und wie konnte er Caelyn Bescheid geben, dass er in Rom und am Leben war. Chiomara da mit hinein ziehen? Keine gute Idee, aber die einzige Möglichkeit Caelyn zu erreichen.
    Das leise Rufen Chiomaras, beendete seine Überlegungen. Er raffte sich auf. Müde und zerschlagen ging er zur Tür. " Chiomara, gehts dir gut?" Er legte seine Hand um ihre und lächelte. Es war schön, dass sie da war. Er hatte sonst keinen hier in der Villa, mit dem er Reden konnte.

  • "Ja, mir gehts gut. Aber wie gehts dir? Du siehtst furchtbar aus. Viel geschlafen hast du nicht, oder?" Seine Hand auf ihrer tat gut. Ganz anders, als die von Faustina, sie fühlte sich auch anders an. Und sie war kalt. "Ich habe dir etwas warmes zu trinken mitgebracht. Magst du?" Eigentlich wollte sie die Verbindung zu ihm nicht lösen, aber anders würde es wohl nicht gehen. Vorsichtig zog sie die Hand unter seiner vor, beugte sich zu dem Krug und schenkte ihm einen Becher ein, den sie ihm dann durch die Gitterstäbe reichte.

  • "Ich habe nicht besonders viel geschlafen." Er verschwieg, dass er gar nicht geschlafen hatte." Der Strohsack ist nicht gut gestopft. Daran wirds gelegen haben. In zwei oder drei Nächten ist er richtig eingelegen." Er grinste verlegen, sie sollte sich nicht zu viele Gedanken um ihn machen. " Mulsum, warm. Danke." Aretas trank kleine Schlucke. Herrlich, wie es die Kehle runter lief und in seinem Bauch wohlige Wärme verströmte. Ihm war nicht mehr so kalt. "Das ist gut." Er reichte ihr den Becher durchs Gitter und lehnte sich mit Schulter und Kopf an die Tür." Du bist die einzige die hierher kommt und mir was zu trinken bringt. Hat dir Domina Faustina den Auftrag gegeben?"

  • Sie wartete, bis er getrunken hatte, schenkte noch einmal ein und hielt ihm den Becher hin. Zwei oder drei Nächte.. sie hoffte nicht, dass er solange hier bleiben mußte. Wieso war er auch so stur? "Es war noch niemand hier? Hast du Hunger?" Sie war davon ausgegangen, dass er wenigstens mit dem Nötigsten versorgt wurde. "Ich werde dir gleich etwas holen. Aber trink erstmal. Und.. " Es war ihr etwas unangenehm, schon allein wegen der Schreie, die sie gehört hatte. " ... dein Rücken? Ist es sehr schlimm?" Dabei vermied sie es, ihn direkt anzusehen.

  • Mulsum auf nüchternen Magen. Ihm wurde warm, richtig warm. "Nein, hat sich keiner blicken lassen außer dir. Ein Stück Brot wenn du hast." Er hatte einen Bärenhunger. Der Mulsum regte seinen Appetit an. Am liebsten hätte er eine riesen Schüssel Puls mit Honig gegessen. Da kam die Sprache auf seinen Rücken. Er hatte Schmerzen, die Haut spannte,bewegen konnte er sich nicht richtig. Es stach dann an manchen Stellen und brannte. Mit seinen Fingern hatte er die Stellen abgetastet an die er kam, Schorf und Schwellungen, empfindlich dazu. Er dreht sich wortlos mit dem Rücken zu ihr und stellte sich ein Stück von der Türe weg, damit sie es besser sehen konnte." Eine Salbe..." Im Stall hatte er für kleine Schürfwunden bei den Pferden eine Salbe, die würde hier auch helfen, aber sie war im Stall und nicht hier.

  • Als sie seinen Rücken sah, entfuhren ihr ein paar nicht ganz alltagstaugliche Wörter in ihrer Heimatsprache. "Das sieht nicht gut aus. Welche Salbe meinst du?" Wenigstens seine Wangen hatten wieder Farbe bekommen und Hunger hatte er auch. Das war etwas, um das sie sich sofort kümmern konnte, ihm Essen besorgen. Sie reichte ihm noch einen Becher von dem Wein, bevor er kalt wurde. "Ich komme gleich wieder, dann bekommst du erstmal was zu essen. Wegen deinem Rücken überlege ich mir was." Und schon war sie davon.

  • Der Mulsum zeigte Wirkung. Auf leeren Magen war es nicht gut viel davon zu trinken. Er setzte sich neben die Tür um auf Chiomara's Rückkehr zu warten. Den Becher trank er aus. Nichts verkommen lassen, könnte der letzte Mulsum sein, den er zu trinken bekommen hatte. Aretas zog die Beine an und legte seinen Kopf auf seine Knie. Seine Augen fielen von alleine zu. Sie wird bald wiederkommen, nur einen Moment schlafen.

  • Sie kam wieder, einen Korb im Arm, und sah durch die Öffnung, konnte ihn aber nicht sehen. Erschrocken stellte sie den Korb ab, zog sich mit Hilfe der Gitterstäbe etwas hoch und lugte durch. Alles leer, doch dann sah sie ihn. Erleichterung, er lehnte an der Tür und schlief. "Aretas?"

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