• Am heutigen Morgen hatte Ursus eine Pflicht zu erfüllen, die ihm nicht leichtfiel. Nicht, daß es ihm etwas ausmachte, den neuen Tribunus Laticlavius vorzustellen. Nein, das kam jedes Jahr vor und die meisten der Männer interessierten sich kaum dafür, da sie nicht viel von diesen Tribunen hielten. Es war nicht leicht, ihnen zu beweisen, daß sie sich irrten, - wenn sie sich denn irrten.


    Nein, was ihm schwerfiel, das war die Tatsache, daß er bald schon für ein paar Tage fortmußte und er für diese Tage das Kommando über die Prima diesem unerfahrenen Mann übergeben mußte. Das allein wäre auch noch nicht das Problem, denn ein kluger Tribun stützte sich auf den Stab und auf den konnte Ursus sich wahrhaftig verlassen. Nein, ein Duccier war es ausgerechnet, der, wenn auch nur für wenige Tage, die einzige Legion in Italia befehligen sollte.


    Ursus wartete, bis die Männer angetreten waren, um dann das Wort an sie zu richten.

  • Licinus führte seine centuria in die erste Reihe direkt vor den legatus.
    Alle meinten zu ahnen, was anstand, nämlich dasselbe wie jedes Jahr. Den Zusatz kannten bisher nicht einmal die centurionen. Auch nicht deren erster wusste, dass und warum sein patron das Lager verlassen würde. Auch ahnte er nichts davon, dass dieser Animositäten gegen den neuen tribunus im speziellen hatte.
    So meldete er, nachdem er die Meldungen der übrigen vier centurionen der cohors prima empfangen hatte, dem legatus schlicht:
    "legatus! cohors prima vollzählig angetreten." Tatsächlich waren sie vollzählig. Keine Wachen, keine nicht marschierfähigen Verwundeten. Man konnte zufrieden sein.

  • Die verdammte Rüstung passte nicht.
    Vala trug sie keine zwei Stunden, und schon hatte er das Gefühl, dass sie seine linke Seite wund scheuerte während die rechte viel zu viel Luft hatte. Dabei hatte er gut eine Stunde gebraucht, um im Fundus überhaupt eine zu finden die seinen Maßen nahe kam. Immerhin waren die Rüstungen Privateigentum der Soldaten, also gab es sowas wie einen Fundus für Offiziere nicht wirklich. Der Fundus war letztlich die Kleiderstube eines anderen Tribunen. Gleich nachdem er dies hinter sich gebracht hatte, würde er in die Stadt marschieren um sich bei einem Ledergerber eine passende Rüstung stellen zu lassen. Was natürlich auch mindestens drei Tage dauern würde. Was bedeutete: er würde seine kurze Zeit als Legat der Legion mit wundgescheuertem Körper verbringen.


    Sowieso: wie lange war er jetzt hier? Einen verdammten Tag? Er hatte sich nicht einmal eingearbeitet... nicht einmal ansatzweise. Und jetzt bekam er das Kommando über die Legion. Er fühlte sich in seinen neunten Sommer zurückversetzt, als er von seinem Vater zum ersten Mal einen Speer in die Hand gedrückt bekam um Haus und Hof zu verteidigen. Das erste, was Vala damals getan hatte, war sich einzunässen. Etwas, das er hier sicherlich unterlassen würde. Außerdem war ja schon groß. Fast zwanzig Sommer.
    Und er würde das Kommando über die einzige Legion in Italia bekommen. Arminius. Der Gedanke an Arminius platzte aus dem Nichts hervor und surrte um seinen Kopf wie eine wütende Wespe. Dabei machte er sich keine falschen Vorstellungen: er würde schneller mit offener Kehle vor dem Vallum landen als er "Rom wartet ihr wilden Hunde!" schreien könnte. Der Legat ging, aber er blieb an der Macht. Und überließ einem vollkommen unvorbereiteten Vala einen riesigen Haufen Arbeit.


    So mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt hatte er überhaupt keine Nase für die quasi-gelangweilte Stimmung der Soldaten, die in ihren Cohortes und Centurien, einer beeindruckenden Masse an Metall und Fleisch, vor ihm und dem Legaten Aufstellung nahmen.

  • Die Aussicht auf einen Appell, bei dem ein neuer Tribun vorgestellt wurde, hatte die Soldaten kaum in besondere Aufregung versetzen können. Wie üblich war Priscus vorher etwas gründlicher bei der Ausrüstungskontrolle gewesen und hatte insbesondere den Neulingen noch ein paar Infos mit auf den Weg gegeben, wie man einen solchen Appell überlebte, ohne sich vor Langeweile die Füße platt zu stehen. Nun standen sie hier, vollzählig angetreten und warteten auf die Dinge, die gesprochen werden sollten.

  • Es war schon ein beeindruckendes Bild, eine ganze Legion Aufstellung nehmen zu sehen. Eine Demonstration von Kampfkraft und ja, auch von Macht. Als alle Einheiten angetreten waren und sich ordnungsgemäß gemeldet hatten, ergriff Ursus das Wort. "Milites! Ein neuer Tribunus Laticlavius hat seinen Dienst bei uns angetreten. Titus Duccius Vala", er machte eine Geste zu dem neben ihm stehenden jungen Mann, "wird für ein Jahr Teil des Kommandostabes sein, die meisten von euch werden noch Gelegenheit bekommen, ihn näher kennenzulernen. Bereits in einigen Tagen werde ich gezwungen sein, euch für einen Kurzbesuch in Rom zu verlassen und das Kommando liegt in dieser Zeit in seinen Händen. Der restliche Stab wird ihn in dieser Zeit unterstützen." Nein, er blickte niemanden ernst an, auch wenn ihm danach war. Der Duccier würde es mit Blick auf seine weitere Karriere nicht wagen, etwas unbotmäßiges zu befehlen und die anderen Stabsoffiziere würden ihm die nötigen Ratschläge geben, damit er diesen Wurf ins kalte Wasser unbeschadet überstehen konnte. "Macht mir Ehre! Für Rom und den Kaiser!" Nun hatte der Duccier Gelegenheit, ein paar Worte loszuwerden, so er denn wollte.

  • Mal wieder ein Appell. Reatinus hatte von diesen schon viel zu viele gesehen und allmählich hatte er das Gefühl, sich von einer aufmarschierenden, mächtigen Legion von der Tribüne aus nicht mehr wirklich den Autem rauben lassen zu können. Es war irgendwie zur Routine geworden - was schade war, denn der Anblick einer Legion, die mitten im Trubel eines Appells noch diszipliniert marschierte und Stellung bezog, war ein mächtiger Anblick.


    Reatinus bezog Stellung neben den anderen Tribuni Angusticlavi, die seine besten Kollegen waren. Sie kannten sich und mussten sich nur mit einem Nicken begrüßen. Auch der restliche Stab, allem voran der Legat, waren eingetroffen und bald eröffnete Ursus. Es schien so schnell, als hätte er es eilig.
    Ruhig stand Reatinus auf der Tribüne und regte sich nicht einmal. Mit nach hinten verschränkten Armen lauschte er. Aus der Ruhe gerissen wurde er just in dem Moment, als Ursus ankündigte, dass sie von diesem senatorischen Tribunen befehligt würden. Es war nicht wirklich überzeugend... der Kerl hatte doch überhaupt keine Erfahrung, eine Legion zu führen! Welcher Schaden mochte da wohl entstehen? Fragend, vewundert blickten sich die ritterlichen Tribunen gegenseitig an...


    "Macht mir Ehre! Für Rom und den Kaiser!"


    Sie wurden erneut unterbrochen.


    "ROMA VICTRIX!"

  • Priscus bezweifelte, dass ein einfacher Optio wie er und viele seiner Kollegen tatsächlich Gelegenheit bekommen sollten, den senatorischen Tribunen näher kennen zu lernene. Und die einfachen Legionäre würden in der Mehrheit wohl ebenso keine Gelegenheit bekommen. Aber er war auch nicht scharf auf eine persönliche Begegnung mit einem solchen Offizier. Bei ritterlichen Tribunen war das anders. Die blieben häufig für längere Zeit und waren für eine Teileinheit oder ein Fachgebiet zuständig. Da gab es manchmal wirklich engeren Kontakt. Aber senatorische Tribune kamen und gingen und Priscus konnte sich nicht erinnern, mit welchem von ihnen er zuletzt wirklich ernsthaft etwas zu tun gehabt hätte. Auch die Ankündigung, dass der Tribun für ein paar Tage das Kommando führen würde, konnte ihn nicht beeindrucken. Sein wichtigster Ansprechpartner blieb sein Centurio.


    "Roma victrix!", stimmte er pünktlich mit in die Jubelrufe ein, die bei einem solchen Anlass obligatorisch waren.

  • Palim, Palim.


    Während Vala mit betont stoischer Miene die vor ihm aufgebaute Kampfmaschine beobachtete und mit glühenden Ohren die Worte des Legaten vernahm, versuchte er verzweifelt seine Nervosität in den Griff zu bekommen.
    Die senatorischen Tribunen, hatte sein ehemals ritterlicher Vater früher lachend erzählt, kommen, tauchen kurz auf dem Podest auf und verschwinden dann auf Nimmerwiedersehen hinter den Schreibtischen der Principia. Und: niemand mag sie.
    Natürlich war er sich sicher, dass sein Vater damals nicht gewusst hatte, dass sein eigener Sohn Jahre später eben als senatorischer Tribun einmal vor der wichtigsten Legion des Reichs stehen würde. Mit eben seinen Worten im Kopf.
    Und natürlich noch dem Zusatz 'Scheisse, scheisse, scheisse..' was in etwa das zusammenfasste, was die Nervosität gerade mit seinem Magen anstellte. Eigentlich brauchte es seine komplette Selbstbeherrschung dem Legaten vor Aufregung nicht vor die Füße zu kotzen. Der Gedanke an diese ungeheuerliche Peinlichkeit steigerte seine Nervosität noch, und das ROMA VICTRIX blieb ihm im Halse stecken, weil er damit rechnen musste, dass der Schrei nicht das einzige sein würde, dass mit nach oben kam. Aber er MUSSTE etwas sagen.
    So würden sie ihn für einen Bürohengst halten, der kaum etwas mit einem richtigen Soldaten gemein haben konnte. Aber wenn er sich einfach kurz vorstellen ließ ohne es für nötig zu halten etwas zu den Soldaten zu sagen würden sie ihn für einen Bürohengst halten, der kaum etwas mit einem richtigen Soldaten gemein haben WOLLTE. Und der Gedanke wäre fatal, immerhin behielt er sich vor im weiteren Verlauf seiner Karriere vielleicht einmal ein Kommando zu übernehmen, auch wenn er kaum damit rechen durfte, mit einer Elitetruppe wie der Prima betraut zu werden (immerhin hatte der momentane Kaiser höchstselbst in seiner Zeit als Caesar die Truppe kommandiert). Jetzt galt es einen Eindruck zu hinterlassen, wenn nicht einen guten, dann wenigstens überhaupt einen. Wieviel Zeit hatte Caesar gehabt um seine Truppen an sich zu binden? Acht Jahre. Und wieviel Zeit hatte er, um überhaupt auf einen grünen Zweig zu kommen? Ein Jahr. Das Leben war verdammt nochmal nicht fair..


    "Soldaten der ersten... erste Soldaten Roms!", begann er ein wenig kleinlaut, mit einem verräterisch sauren Geschmack auf der Zunge den er eiligst runterschluckte, um mit der Rede fortfahren zu können, "Ihr wisst, dass ein Tribun des Senats nicht unbedingt viel Zeit für den Dienst in einer Legion, deshalb lasst mich von der meinen so wenig wie möglich mit Reden verschwenden.. es ist mir eine Ehre in dieser Legion mit diesen Männern dienen zu dürfen, und es wird noch eine viel größere Ehre sein, wenn ich mich nicht halb so blöd dabei anstelle wie man es von mir erwartet. Nun denn.. für die Legio Prima. Für Rom. Für den Kaiser."


    Schon fast benommen wandte Vala sich wieder um, stolperte mehr denn ging, und er bekam auch garnicht mehr mit wie und ob überhaupt jemand sein kleines Stelldichein mit der kompletten Legion mit einem erneuten Schlachtruf abschloss. Viel zu sehr war er damit beschäftigt, dem Legaten und den anderen Offizieren steif zuzunicken, an ihnen vorbeizustolpern und hinter ihnen zu verschwinden um sich schnellstmöglichst eine Ecke zu suchen an der man ihn nicht sofort sah. Hatte der Koch des Legaten sich besondere Mühe mit dem Frühstück gemacht? Er wusste es nicht, wahrscheinlich war es. Und jetzt war alles für die Katz.. im übertragenen Sinne. Verdammte Axt.

  • "Roma victrix!" brüllte auch Licinus, wobei er das Gefühl hatte, dass er schon enthusiastischere Ausrufe dieser beiden Worte gehört hatte. Wahrscheinlich waren einige Soldaten einfach nicht davon begeistert, dass sie unter das Kommando eines totalen Grünschnabels gestellt wurden.
    Licinus registrierte mit analytischem Geist auch sofort die kommenden Streicheleinheiten für die Soldatenseelen. "Erste Soldaten Roms", ja, das hörte jeder hier gerne, ihnselbst eingeschlossen.
    Dann kam das übliche blabla, dass man bei jeder Einführung zu hören bekam, aber es gelang dem Duccier doch einige zu überraschen. "nicht so blöd, wie man erwartete". Die Reaktionen waren unterschiedlich, einige Soldaten lachten verhalten, einige waren misstrauisch und einige wünschten dem neuen, wie sich selbst, dass es ihm gelingen würde.
    "Für den Kaiser!" griff Licinus nen die letzten Worte, die vom Podium kamen auf und schlug mit seiner vitis gegen die parma.

  • Und wieder einmal durfte die gesamte Legio der Prima aufmaschieren und obwohl Septima sich in unbequemen Umständen befand, hatte sie den mitgereisten Damen vorgeschlagen, dass sie diesem Morgenappell beiwohnen könnten, um die Größe und Macht der Prima mit eigenen Augen sehen zu können. Für sie selbst war es auch erst der zweite Aufmarsch der gesamten Truppe, dementsprechend beeindruckt war Septima noch immer.
    Abseits des Podiums, auf dem sich die Offiziere versammelt hatten, stand also ein kleines Grüppchen aus Frauen und Sklaven, begleitet von Germanicus Sedulus und schaute dem Truppenapell zu.


    Neugierig betrachtete die junge Tiberia den Tribunus Laticlavius, Titus Duccius Vala, der ihr vage bekannt vor kam. Wo nur hatte sie dieses markante Gesicht bereits gesehen? Etwas blass und aufgeregt wirkte der junge Mann und kaum hatte er seine Rede beendet, verschwand er hinter den anderen Tribuni. Septima zog eine Augenbraue hoch und blickte erwartungsvoll zu ihrem Gemahl. Gewiss würde er noch ein paar Worte an die ihm unterstellten Männer richten, ehe die fünftausend Mann wieder wegtreten konnten.
    „Ist das nicht ein beeindruckendes Schauspiel?“ wand sie sich an ihre Gäste.

  • Ein bißchen mager war die Rede ja schon. Ursus fand sie nicht sehr begeisterungswürdig. Aber was konnte man von einem Barbaren schon erwarten? Wie war es dem eigentlich gelungen, die Voraussetzungen für den Cursus Honorum zu erlangen? Nein, Ursus war nicht sehr angetan von dem Mann. Ganz und gar nicht.


    Als die Hochrufe auf Rom und den Kaiser verklungen waren, gab er dem Stab die nötigen Befehle, um die Männer wieder abtreten zu lassen. Warum nur mußte dieser Praefectus Praetorio so ein Aufhebens um seine Ernennung machen? Einladung per Bote... Wer konnte so etwas schon ablehnen, ohne sich endgültig unbeliebt zu machen? Nein, es half nichts, er mußte nach Rom.


    Mit halbem Blick hatte er die Besucher wahrgenommen, die sich den Appell nicht hatten entgehen lassen. Gut, das konnte er verstehen. Eine Legion war schon ein gewaltiger Anblick. Gerne hätte er jetzt ein bißchen Zeit mit seiner Frau und seinen Gästen verbracht, doch es gab leider zunächsts dringenderes zu erledigen. Dafür würde er den Abend mit ihnen umso mehr genießen.

  • Verschlafen blinzelte Flora gegen die Morgensonne. Lysandra hatte sie recht unsanft aus den Träumen gerissen und als sie fest stellte, wie früh sie an diesem Morgen geweckt worden war, hatte sie nach der Sklavin mit Kissen geworfen. Flora war ein Morgenmuffel und sie konnte es nicht fassten, dass sie wegen eines Appells einfach aus dem Bett geschmissen wurde. Nur weil die Soldaten schon im Morgengrauen auf den Beinen waren, hieß dies noch lange nicht, dass sie es ihnen gleich tun sollte. „Das willst du dir sicherlich nicht entgehen lassen, Flora!“ Lysandra war unerbittlich und klaute ihr neben den Kissen auch die Decke und sogar anschließend das Laken, als sie versuchte sich darin einzuwickeln. Ein unzufriedenes Brummen gab die Aurelia von sich, während sie das Gesicht in die Matratze drückte. „Wenn es nötig ist, kippe ich kaltes Wasser über dir aus!“ man mochte meinen, dass die Sklavin so gar keinen Respekt vor ihrer Herrin hatte. Aber sie kannte Flora nur zu gut, wenn man diese aus dem Bett bekommen wollte, war jedes Mittel und jede Drohung recht.
    Flora gab einen resignierten Seufzer von sich. Lysandra ließ ihr keine Wahl. Schon fast willenlos ließ sie sich ankleiden und hübsch herrichten. Sie bekam sogar noch einen Becher Saft in die Hände gedrückt.


    Und nur wenig später, stand sie dann in dem Grüppchen um Septima herum und beobachtete fasziniert, aber immer noch müde, den Aufmarsch der Soldaten. Ein beeindruckendes Bild bot sich ihr. Fünftausend Männer in Rüstung und mit glänzenden Schilden. Es folgte eine sehr kurze Ansprache und anschließend war es schon vorbei. Und dafür hatte Lysandra sie aus dem Bett geschmissen?
    Erst einen Augenblick später realisierte Flora, dass Septima etwas gesagt hatte. Zustimmend nickte sie nur. Um diese Uhrzeit war sie keine Freundin der großen Worte.

  • Auch Serrana genoss den ungewohnten und ungemein imposanten Anblick der angetreteten Soldaten, und ihr Blick glitt zunehmend begeistert über die Anwesenden hinweg bis er an Duccius Vala hängen blieb und erstarrte. Es war schon lange her, dass sie ihn bei einer Cena in der Casa Decima kennengelernt hatte, aber allein aufgrund seiner beeindruckenden Körpergröße hätte sie den jungen Mann vermutlich schnell wieder erkannt. Im Moment fehlte Serrana jedoch das Auge für die unleugbar vorhandenen körperlichen Vorzüge des Germanen, sie konnte an nichts anderes denken als an ihre Cousine, die so große Stücke auf diesen Mann hielt und nicht das geringste auf ihn kommen ließ. Und natürlich an Archias, Axillas verstorbenen Gatten, der so krankhaft eifersüchtig auf Duccius Vala gewesen war, und dem sie, Serrana, in einem unbedachten Moment erzählt hatte, dass ihre Cousine in den Duccier verliebt gewesen war. Die Gewissensbisse, die sie seit dem ominösen Selbstmord des Aeliers in regelmäßigen Abständen heimsuchten, hatte sie durch die Reisevorbereitungen und den ganzen Trubel der letzten Wochen ziemlich erfolgreich verdrängen können, doch jetzt waren sie schlagartig wieder da. Serrana wandte schnell den Blick von Duccius Vala ab und scharrte unbehaglich mit den Füßen, während sich in ihrem Bauch ein unangenehmer kalter Klumpen zusammen ballte. Hoffentlich ging diese Veranstaltung schnell vorbei, und sie konnte sich wieder in ihre Gemächer flüchten, weit weg von den Offizieren und ihrem schlechten Gewissen.
    "Hm, oja, natürlich...." antwortete sie Septima schnell und bemühte sich um einen gebührend begeisterten Gesichtsausdruck, während sie eifrig nickte.

  • Als Sedulus die angetretene Legion sah, begann er das Soldatenleben ein klein wenig zu vermissen. Erst bei den Urbanern und dann als Tribun bei der Zweiten. Es waren zwar nicht immer einfache Zeiten, aber es waren auch Schöne darunter und vorallem aufregende. So betrachtete er nun als Gast bei seinem Freund und dessen Einheit dieses Schauspiel.

  • Noch während die Truppen sich im Abmarsch befanden, schlug Septima ihren Gästen ebenfalls vor, zurück zum Praetorium zu gehen. „Lasst uns zurück gehen. Ich habe die Sklaven vor unserem Aufbruch gebeten, ein kleines Frühstück zu richten, so dass wir uns nun alle stärken können für den vor uns liegenden Tag.“ Sie machte eine auffordernde Geste mit der Hand, damit die Gäste sich in Bewegung setzten konnten.

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