Julfest und die wilde Jagd

  • Es war Julfest. Er konnte kein Julopfer darbieten. Mit schwerem Herzen ging er vor die Tür. Er hielt eine Schale mit Korn und ein Bündel Heu in Händen. Mehr hatte er nicht um die Tiere des Odin zu besänftigen. Er spottete nicht. Er sang meist. Denn wer das nicht tat, dem geschah schreckliches. Frija hatte ihm alles gegeben. Sie hatten etwas geopfert. Einen Schluck Wein. Baldemar hatte den Becher aus der Küche geholt. Heute war die erste Nacht von zwölf.
    Tief atmete der Germane durch. Er suchte einen guten Platz neben dem Eingang. Hier kamen oft Menschen. Nein, Römer vorbei. Seine Augen fanden einen gut verborgenen Platz. Es blieb zu hoffen, das Odin ihn finden würde. Der Marser wollte ein Lied summen. Die Soldaten, die den Eingang bewachten hinderten ihn daran. Er stand nur da. Sah stur in die Ferne. Beachtete die Soldaten gar nicht.
    Nicht arbeiten. Nur feiern. Das würde er wohl kaum schaffen. Nicht in diesem schrecklichen Leben. Die Römer würden es nicht verstehen. Und dieser Ursus erstrecht nicht. Der hatte seine Saturnalien. Was für ein verlogenes Fest. Nichts was der Germane feiern würde. Doch das eigene Fest. Das Julfest würde er kaum feiern dürfen. Nicht so wie es sich gehörte. Die Götter wussten es. Sie würden Güte zeigen. Oder ihn mit längerer Sklaverei bestrafen. War das der Grund wieso er hier war? Hatte er die Feste. Die Götter nicht genügend gewürdigt? Möglich war es.
    Baldemar hatte nicht vor weitere Fehler zu machen. Die Aaskereida. Die Fahrt nach Asgard. Er wollte sie korrekt feiern. Den Zug der Geister nicht erzürnen. Der Marser sah sich um. Die Soldaten störten ihn. Ändern konnte er es nicht. So sehr er es wollte. Sorgfältig stellte er die Schale an den ausgewählten Ort. Das Heu dazu.

  • Alles lag an seinem Platz. Die Soldaten grinsten. Baldemar ignorierte sie. Römer. Die würden es niemals verstehen. Der Germane atmete tief durch. Kein Julopfer. Kein Met. Kein Gesang. Nun war es an der Zeit zu Frija zurück zu gehen. Marei würde vielleicht mit feiern. Die Schultern zuckten. Er würde dem Mädchen erklären müssen, das sie nicht hinaussehen sollte. Nicht nachts. Wer versuchte die wilde Jagd zu beobachten, dem geschahen schlimme Dinge. Das wollte er nicht. Auf dem Weg hinein zog der Marser die Tunika aus. Darunter trug er Hemd und Hose. Beide von Frija gefertigt. Seine Hand strich kurz darüber. Julfest. Nicht arbeiten. Die Kiefer bissen fest aufeinander. Im Gedanken versunken ging er weiter. Nicht arbeiten. Baldemar würde es riskieren. Es war ihm wichtig. Der Germane ging noch etwas umher. Die Tunika in der linken Hand. Die rechte immer wieder über den Stein von Wänden wandernd. Was für ein elendes Leben. Er dachte an Frija. Für sie. Ja. Für sie. Und Marei. Wenn auch nicht die eigene Tochter. Doch zumindest ihr beider Kind.

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