Griechisches Starterkit

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    "Ai, Ai, Ai! Also, eine Frau mit deinen Maßen - ach, was sage ich: ,Maßen' - mit deinen AUS-MAS-SEN", die griechische Händlerin legte eine bedeutungsschwangere Pause ein, "eine Frau von deinen Ausmaßen sollte ÜBER-HAUPT-NUR griechische Kleidung tragen!!!"


    Vom Gymnasion aus, wo Plotina ihre Ephebie klar gemacht hatte, war es zum Glück nicht weit bis zu den Xenai Agorai, wo die Sergierin endlich das Problem aus der Welt schaffen wollte, dass sie wegen ihrer immer noch römischen Kleidung hier in ihrer Heimat Alexandria stets für eine Rhomäerin gehalten wurde, mit der man Latein statt Koiné sprach. Der Fremdenmarkt war natürlich riesig mit einem unüberschaubaren Angebot an Waren; bei einem Blick in ihre Geldbörse schmolz das für die arme Sergierin erreichbare Angebot allerdings merklich zusammen, und so dauerte es auch gar nicht lange, bis Plotina sich an jenem Stand eingefunden hatte, wo man sie gerade so fachkundig und feinfühlig beriet.


    "Bei allen Göttern: Du willst mir ernsthaft erzählen, dass du SO in Rom herumgelaufen bist und man dich NICHT für eine lucanische Wurst gehalten hat?!?!"


    Völlig konsterniert hörte Plotina die sicherlich nur gut gemeinten Ratschläge der griechischen Händlerin an, fand sie doch, dass sie in den vergangenen Wochen - vor allem während ihrer entbehrungsreichen Reise von Leptis Magna hierher - merklich abgenommen hatte. Von runden Formen würde man doch, so war Plotina sicher, bei ihr erst wieder sprechen können, wenn erst einmal ihr zweifellos anstrengendes Leben als Ephebin begann und Plotina sich gegen den Stress immer mal wieder mit Süßigkeiten würde verwöhnen müssen.


    "Nein, nein, nein, so geht das gar nicht!! Das einzige, was bei einer Frau wie dir die Optik noch einigermaßen retten kann, ist ein Peplos. Der ist so raffiniert vernäht, dass er deine Speckrollen verbergen kann. Ich rate dir dringend - DRING-GEND!! - hörst du?, dir gleich mehrere bei mir zu kaufen, am besten in gedeckten Farben - ja, ja, gedeckte Farben sind eine gute Idee, auch Himation, Chlamys - alles in gedeckten Farben!!"


    Nachdem die Sprechwerkzeuge der griechischen Händlerin schon eine ganze Weile einem intensivierten Gebrauch ausgesetzt waren, nahm jetzt auch ihre übrige Körpermuskulatur Fahrt auf, da sie begann, für Plotina ein dickes Bündel mit den angesprochenen Kleidungsstücken zusammenzustellen - alles natürlich nur in gedeckten Farben. Immer noch ziemlich konsterniert, ließ die Sergierin sie gewähren, während die griechische Händlerin sie noch mit einigen todsicheren Diättipps versah und ihr versicherte, dass sie ihr all die wunderbaren Gewänder in den gedeckten Farben nun zu einem echten Freundschaftspreis verkaufen würde: "Es geht hier schließlich auch um das optische Erscheinungsbild unserer Stadt!!"


    Nachdem Plotina den "Freundschaftspreis" bezahlt hatte, sah sie sich mit einem Male in ihren finanziellen Möglichkeiten drastisch beschränkt. Einem Leben mit klangvollem Griechisch statt dauernden Latein würde nun allerdings nichts mehr im Wege stehen.

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