Das Cubiculum der Zwillinge Laevina Minor und Victorius

  • Das Zimmer der Zwillinge war ein neutral gehaltener Raum, in dem zwei kleinen Bettchen, ein Schrank und eine kleine Kommode stehen.
    Er war nicht sonderlich groß aber für die beiden Kleinen von Serrana Iunia und Germanicus Sedulus sollte es vorerst ausreichen. Viele Spielsachen gab es natürlich hier noch nicht.

  • Es hatte einige Zeit gedauert, bis Laevina gefahrlos, sprich unbemerkt, von ihren eigenen Räumlichkeiten in das kleine Zimmer hinüber huschen konnte, in dem jetzt ihre beiden Urenkel untergebracht waren. Nach der Ankunft von Sedulus und seiner Familie waren noch stundenlang Sklaven mit den unterschiedlichsten Gepäckstücken durch die Gänge der Casa gehastet, und erst vor einer guten Stunde war wirklich Ruhe im Haus eingekehrt, und alle lagen in ihren Betten und schliefen oder beschäftigten sich dort anderweitig. Alle ausser Laevina, denn die stand nun mit einer Öllampe bewaffnet zwischen den Bettchen der Zwillinge und hielt ihre Lichtquelle so, dass sie die beiden Kleinen in aller Ruhe betrachten konnte, ohne sie aufzuwecken. Auf einem bescheidenen Lager direkt neben der Tür hatte sich die Amme niedergelassen und auch sie schlief tief und fest, wie ihre regelmäßigen Atemzüge zeigten. In diesem Moment war Laevina das nur recht, sollte sich allerdings bei weiteren Tests zeigen, dass diese Frau einen überdurchschnittlich entspannten Schlaf besaß, würde die alte Germanica dafür sorgen, dass sie ausgetauscht wurde. Das Leben und die Gesundheit ihrer Urenkel hatte von jetzt an absolute Priorität, und Laevina würde nicht zulassen, dass sie durch eine eventuelle Nachlässigkeit des Personals gefährdet wurden.
    Laevina und Victorius.... Die Namenspatronin der ersteren konnte immer noch nicht fassen, dass die Kinder nach ihr und ihrem Sohn benannt worden waren. Victorius....so voller Leben war dieser gewesen, so mitreissend und trotzdem schon seit vierzehn, nein, fünfzehn Jahren tot. Und sie selbst? Für eine Frau ihres Alters war Laevina noch verdammt gut in Schuss, aber auch ihre realistisch noch zu erwartende Lebensspanne wurde von Tag zu Tag überschaubarer.
    Ihren Sohn würde diese Geste nicht zurückholen, und auch ihr eigenes Leben blieb gelebt und ohne die Möglichkeit einer nachträglichen Veränderung. In dieser Hinsicht machte sich Laevina keinerlei Illusionen, dennoch verloren ihre Gesichtszüge einiges von ihrer üblichen Härte, während sie auf kleinen Köpfe ihrer beiden Urenkel hinab sah.
    Die beiden konnten und würden niemals ein Ersatz für bereits gelebtes und geliebtes Leben sein, aber sie zeigten auf ihre ganz eigene Weise, dass es weiter ging, in welcher Form auch immer, dass der Weg dieser Familie noch lange nicht am Ende angelangt war.
    Laevina streckte ganz langsam ihre Hand aus, fuhr sacht mit dem Zeigefinger einmal die Wange jedes Babys entlang und verließ dann wieder ebenso leise und unbemerkt das Cubiculum, wie sie es einige Minuten zuvor betreten hatte.

  • Es war einer der Momente, die Serrana besonders zu schätzen gelernt hatte. Nur ihre Kinder und sie selbst befanden sich gerade in deren Cubiculum, die Amme war irgendwo in der Casa unterwegs, und Adula hatte einen Botengang zu erledigen und würde erst in einigen Stunden zurück kommen. Und das bedeutete: keine der üblichen Streitereien zwischen den beiden Frauen, was sich direkt positiv auf die Stimmung im Kinderzimmer auswirkte. Serranas Sohn saß inmitten seines Spielzeugs auf dem Boden, in jeder Hand eins der bemalten Tiere, die Serrana vor vielen Jahren von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte, und mit denen nach Sabina nun auch deren jüngere Geschwister spielen konnten. Vergnügt schob Victorius erst das Pferd und danach die Kuh über den Boden, um sie dann mit glücklichem Glucksen kollidieren zu lassen.
    Seine Schwester saß einige Schritte entfernt und betrachtete das Schauspiel zunächst mit großen Augen, krabbelte dann jedoch hinüber zu einer Wäschetruhe in der Ecke des Raums und begann, sich daran hochzuziehen, bis sie schließlich auf eigenen Füßen stand, und sich dann, noch ein wenig wacklig, zu ihrer Mutter umdrehte und den stützenden Halt der Truhe wieder losließ. An der Hand konnte sie mittlerweile schon ganz gut laufen, aber im Gegensatz zu ihrem Bruder hatte Laevina es bis jetzt vermieden, ohne fremde Hilfe eigene Schritte zu machen.
    Serrana ließ sich langsam in die Hocke nieder und streckte ihre Arme in Richtung ihrer Tochter aus.


    "Komm her zu mir, Vina, ich fang dich auf, du brauchst keine Angst zu haben."
    Das kleine Mädchen schien einen Augenblick zu zögern, setzte sich dann jedoch ganz langsam in Richtung ihrer Mutter in Bewegung, einen Schritt nach dem anderen.

  • In diesem Moment kam Sedulus in das Zimmer.


    Wie groß die Beiden schon geworden sind. Gestern waren sie noch zwei kleine Würmchen und morgen gehen sie schon ihre eigenen Wege. Wie schnell die Zeit doch vergeht. Man sieht es am besten an den Kindern wie schnell sie doch wachsen.


    Sedulus gesellte sich zu seinem Sohn um mit ihm und den Tieren zu spielen.


    Was macht eigentlich Sabina?


    Fragte er dann Serrana. Er hoffte nicht, dass sich die ältere Schwester der Zwillinge nun vernachlässigt fühlte.


    Was meinst du, kommt Sabina in letzter Zeit ein wenig zu kurz?


    Wollte er dann doch ein wenig nachdenklich von seiner Frau wissen.

  • Als sich die Tür des Kinderzimmers öffnete, hob Serrana den Blick und lächelte, als sie ihren Mann erkannte. Dann sah sie wieder ihre Tochter an, die auf ihren kurzen Beinchen bereits den halben Weg zurückgelegt hatte. Ein wenig wacklig noch und nicht gerade schnell, aber ohne jede fremde Hilfe.


    "Ja, da hast du recht. Es kommt mir noch gar nicht so lange her vor, dass ich die beiden in mir getragen habe, und nun können sie schon so viel. Schau her, Quintus, Vina kann jetzt allein laufen..." Die kleine Germanica hatte mittlerweile auch das letzte Stückchen überwunden und schlang, bei ihrer Mutter angekommen, die Arme um deren Hals und drückte sich an sie. "Das hast du ganz wundervoll gemacht, meine Kleine." sagte diese stolz und drückte einen zärtlichen Kuss auf den weichen Babyflaum, der nach wie vor Laevinas Kopf bedeckte.


    "Sabina ist mit ihren Freunden unterwegs." sagte sie dann, und stemmte sich, nun mit dem Kind auf dem Arm, wieder in die Höhe. "Ich habe nicht den Eindruck, dass es ihr schlecht geht, sie wirkt eigentlich recht zufrieden. Großmutter hat ein Programm ausgearbeitet, dass aus ihr eine respektable junge Römerin machen soll, aber wenn sie mit ihren Pflichten fertig ist, kann sie mit dem Rest ihrer Zeit machen, was sie will. Sogar Großmutter ist Sabinas Benehmen und ihren Leistungen zufrieden, und das will ja schon was heissen."

  • Sedulus blickte erstaunt sein Töchterchen an. Und was war mit Victorius?


    Na Sohnemann, und was ist mit dir? Kannst du auch schon laufen?


    Wollte er von dem Kleinen wissen. Doch der sah seinen Vater nur mit verständnislosen Augen an so nach dem Motto: "Was will den der jetzt. Und. Ach lass mich doch in ruhe."
    Dann krabellte der Junior davon und spielte mit kleinen Bauklötzern.
    Sedulus robbte über den Fußboden hin zu seinem Töchterchen. Und mit stolz drückte er Vina einen Kuß auf ihr Bäckchen.


    Das hast du aber fein gemacht Vinchen.


    Es war schon komisch. Das Mädel hieß zwar Laevina aber Sedulus und Serrana vermieden es sie mit dem vollen Namen zu rufen, es sei den old Laevina war zugegen. 8)
    Über den Plan für Sabina war Sedulus doch recht überrascht. Er hätte nicht gedacht, dass sein großer Wirbelwind damit einverstanden wäre.


    Hoffentlich stellen sie nicht wieder halb Rom auf den Kopf.


    Grinste Sedulus breit. Er kannte ja in der Zwischenzeit die Truppe und Sabina herum. Die meiste Zeit hatten sie nur Unfug im Kopf.


    Ja, da hast du wohl recht. Vor einiger Zeit war das noch nicht der Fall gewesen, sondern eher das Gegenteil.

  • Die kleine Germanica quittierte den Kuss ihres Vaters mit einem erfreuten "Bappa" und kniff diesen ihrerseits mit ihren kurzen Fingern in die Wange, bevor sie diese wiederum in den Mund steckte und gespannt zwischen ihren Eltern hin und her sah, als könne sie bereits jedes Wort der Unterhaltung verstehen.
    Serrana sah auf Sedulus' Frage hin automatisch zu Victorius hinunter und nickte dann. "Und ob er das kann. Victorius läuft sogar schon ziemlich gut, die Amme sagt, dass er ihr bereits mehrfach ausgebüchst ist. Und stell dir vor, mit etwas Hilfestellung tanzt er sogar, das hat ihm die kleine Sklavin von Septima beigebracht. Unser Sohn scheint offenbar musikalisch zu sein, wär hätte das gedacht...." Serrana setzte Vina wieder auf dem Boden ab und ging hinüber Victorius, dem sie automatisch durch seine immer ein wenig strubbeligen Flaumhaare fuhr. Victorius hatte zwar nichts dagegen, ab und zu gemütlich im Arm seiner Mutter zu liegen und beschmust zu werden, aber dieses ständige Umziehen und Kämmen war nun so gar nicht seine Welt, daher krabbelte er schnell aus Serranas Reichweite hinaus, die ihm ein wenig wehmütig hinterher sah, und griff erneut nach seinen Holztieren.


    "Nun, ich denke doch, dass Gadatas nach wie vor ein Auge auf Sabina hat, auch wenn sie in der Stadt unterwegs ist. Er würde uns sicher sofort informieren, wenn sie sich in eine gefährliche Situation bringen sollte. Und eine bessere Abschreckung als ein ganztägiger Aufenthalt in Großmutters Räumen und unter ihrer Aufsicht gibt es nicht, da spreche ich aus eigener Erfahrung."

  • Sedulus lächelte als er hörte wie Vina "Bappa" sagte und ihm in die Wange kniff. In diesem Alter waren sie halt doch noch am süßesten.


    Ich sollte mich vielleicht ein klein wenig mehr um die Kleinen kümmern. Bei all meiner Arbeit kommen sie irgendwie immer zu kurz.


    Seufze Sedulus mit Bedauern in seiner Stimme.


    Dios mio. Was macht sie denn mit dem Kleinen. Ich hoffe doch nicht, dass sie ihm am Ende noch Mädchenkleider anzieht. Nicht das Victorius mir noch verweichlicht.


    Also Tanzen mußte sie ihm nun wirklich nicht beibringen.


    So wie neulich? Vielleicht sollte man ihm eine andere Aufgabe geben oder was meinst du? Da hast du allerdings recht Liebes.


    Grinste Sedulus breit.

  • Serrana sah ihren Mann überrascht an. "Aber nein, das stimmt doch gar nicht, da solltest du dir keine Vorwürfe machen. Du schaust doch wirklich regelmäßig bei den Kindern vorbei und sprichst mit ihnen. Die meisten Männer beschäftigen sich erst mit ihrem Nachwuchs, wenn der schon fast erwachsen ist. Wobei Vina und Victorius sicher nichts dagegen hätten, wenn sie dich noch häufiger sehen würden, aber deine Pflichten als Senator gehen nun mal vor." Sie reckte sich kurz ein wenig in die Höhe, um Sedulus einen Kuss zu geben, musste dann jedoch, nach einem weiteren Blick auf den gemeinsamen Sohn, losprusten. "Mädchenkleider? Nein, ich glaub nicht, dass Marei aus Victorius ein Mädchen machen möchte. Ausserdem schadet ihm ein gewisses Rhytmusgefühl nicht, dann kommt er später wenigstens nicht aus dem Tritt, falls er mal zur Armee gehen sollte und marschieren muss." Vina hatte inzwischen ihre Puppe entdeckt, die, für sie unerreichbar, auf einem kleinen Tisch lag, und begann mit austreckten Händen zu brüllen, bis Serrana ein wenig abwesend nach dem Spielzeug griff und es ihrer Tochter hinunter reichte, die sofort einen deutlich zufriedeneren Gesichtsausdruck aufsetzte und sich mit dem Hintern auf den Boden plumpsen ließ.


    "Eine andere Aufgabe für Gadatas...hm...aber was? Vielleicht als Scriba?"

  • Na wenn du das sagst mein Schatz.


    Meinte Sedulus etwas beruhigt zu seiner Frau und sah zu wie Vina nach ihrer Puppe griff und sie nicht zu fassen bekam. Als sie dann zu kreischen begann, verdrehte der Vater die Augen.


    Wenn sie jetzt schon so anfängt, wie mag es dann nur werden wenn sie erwachsen ist...
    Na dass will ich doch schwer hoffen. Ach, du meinst wenn man zum Militär kommt braucht man Rhytmus? Dass höre ich ja jetzt zum ersten mal.


    Eigentlich mußte man nur die Schrittfolge zählen um nicht groß aus dem Schritt zu kommen.


    Wäre eine Möglichkeit. Doch haben wir eigentlich so viel Schriftverkehr?

  • Wie schnell sich die Launen bei einem so kleinen Kind abwechseln konnten... In Vinas Augenwinkeln glitzerten noch ein paar Tränen, aber sie stieß bereits wieder einige höchst gutgelaunte Töne aus, während sie an ihrer Puppe herumzupfte und hatte ihr erst Sekunden zurückliegendes Frusterlebnis längst wieder vergessen.


    "Nun, ich hoffe doch sehr, dass sie nicht mehr anfängt zu schreien, wenn sie als Erwachsene ihren Willen nicht bekommt." entgegnete Serrana amüsiert aber auch mit einer leisen Spur Besorgnis, während sie ihre Tochter aufmerksam musterte. "Meinst du, ich bin vielleicht nicht streng genug, Quintus? Vielleicht sollte ich weniger nachgiebig mit den Kindern sein, damit liegt Großmutter mir ständig in den Ohren. Aber ich möchte halt in jedem Fall vermeiden, dass die beiden so aufwachsen müssen wie ich damals bei ihr." Sie seufzte und wandte den Blick ihrem Mann zu, als dieser über Sabinas Lehrer sprach. "Naja, ich eigentlich nicht, von ein paar Briefen abgesehen. Aber ....." jetzt ging ein kleines Grinsen über ihr Gesicht und sie stuppste Sedulus leicht in die Seite ".....er könnte ja deine Briefe für dich schreiben. Dann bekäme Aurelius Ursus auch endlich seine Antwort, das würde ihn sicher freuen." Ihr Mann nahm seine diversen Aufgaben und Pflichten durchaus ernst, aber das Briefeschreiben gehörte ganz offensichtlich nicht zu seinen besonderen Vorlieben, wie sie in den vergangenen Monaten ihrer Ehe hatte beobachten können.

  • Ha, stell dir doch nur einmal dieses Scenario vor. Vina steht vor einem Mann der nichts von ihr will sie aber von ihm, und schreit ihn solange an, bis diese arme Wurst dann doch einwilligt. Sie könnte dann glatt Senatorin werden.


    Diese Vorstellung war doch recht erheiternd was man auch an Sedis Gesichtsausdruck erkannte.


    Ach i wo. Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Schließlich willst du doch deine Kinder nicht gegen dich haben oder? Eine gewisse Strenge ist in Ordnung, aber man soll es ja auch nicht übertreiben.


    Da hatte Serrana wirklich nicht so unrecht. Briefe schreiben war wirklich nicht Sedulus`Ding und er hatte auch selten Böcke drauf. :D


    Die Idee ist gar nicht mal schlecht. Als Scriba und Nomenclator außerdem Ianitor vielleicht. Er ist ja nun lange genug in Rom um sich hier halbwegs gut genug auszukennen. Und Aufgaben gibt es wie man sie genug die er erledigen kann.

  • In Rom gab es Zeiten, da kam den Bewohnern ein Tag wie der Andere vor. Eine Reihe von Ritualen spulte sich von Morgens bis spät Abends ab. Auch wenn zu weitläufiger Stunde angenehme Verpflichtungen das Tageswerk abrundeten, so war es doch eine recht triste Zeit. Gut wenn sich da etwas Abwechslung in Form von kleinen Kindern bot. Und so war es nicht verwunderlich, wenn sich auch der Senator Avarus diesen kleinen Biestern angezogen fühlte, um den Alltag weit weg zu schieben oder manchmal ganz zu vergessen. Er spielte mit den Zwillingen, was für sie auch eine angenehme Abwechslung war, denn welches Kindermädchen baute schon ganze römische Städte mit den kleinen Holzklötzchen durchs Spielzimmer? Die Hauptattraktion war dann aber immer die imposanten Bauten so wirksam wie möglich einzureißen. Hier zeigte sich, das Jungen durchaus mehr Potenzial darin hatten zerstörerische Energie freizusetzen, denn Laevina's Augen genossen lange noch den glänzenden Schein der Minimetropole, bevor sie sich ihrem Brüderchen anschloss, um letztlich doch noch ein paar Steinchen umreißen zu können...

  • Serrana schmunzelte mit einem Blick auf ihre Tochter, die jetzt Bruchstücke eines Kinderliedes vor sich hin zu summen schien, während sie mit ihrer Puppe spielte. "Naja, rein vom Stimmvolumen könnte das klappen, ich bin immer wieder fasziniert, wie laut die Beiden schreien können. Aber ehrlich gesagt hoffe ich schon, dass Vina später einen Mann, der ihr gefällt, auch ohne Schreierei für sich einnehmen kann. Schau nur, wie hübsch sie ist..." fügte sie mit noch hinzu, dabei völlig ausser acht lassend, dass vermutlich jede Mutter in und ausserhalb des römischen Imperiums ihre eigenen Kinder für die schönsten und klügsten überhaupt hielt. Dass Sedulus sie nicht für zu nachgiebig hielt, hörte Serrana natürlich gern, schließlich hatte sie sich über dieses Thema schon die einen oder anderen Gedanken gemacht, ohne eine Idee zu haben, wie sie im Zweifelsfall wirklich strenger werden sollte, wo das doch so gar nicht ihrem Wesen entsprach.
    "Natürlich möchte ich sie nicht gegen mich haben, die Vorstellung ist ja furchtbar." sagte sie aufrichtig erschrocken. "Ich denke, Großmutter ist streng genug für uns alle zusammen, das wird wohl reichen. Und was Gadatas betrifft: vielleicht solltest du mal mit ihm reden, ich könnte mir vorstellen, dass er nichts dagegen hätte, wenn sich sein Aufgabenbereich ein bisschen ausdehnen würde und er nicht mehr ausschließlich für Sabinas Ausbildung zuständig ist."

  • Ich wußte gar nicht, das Vina sogar schon singen kann...


    Meinte Sedulus überrascht als er die Kleine singen hörte. Sollte er doch schon zu viel verpasst haben? Dieser Gedanke war für den Vater schrecklich.


    Na dass hoffe ich doch auch! Ich möchte später einfach nur nicken müssen und sagen: "Ja mein Kind, dieser junge Mann ist der Richtige für dich." Ich habe da keine Lust mich mit ihren Freiern herumärgern zu müssen. Da habe ich schon Panik was Sabina bald angeht.


    So lange konnte es bei der ersten Tochter Sedulus`ja nicht mehr dauern.


    Da hast du allerdings recht! Sie weiß wie sie Leuten Angst einjagen kann.
    Wo steckt eigentlich Gadatas? Ich glaube ich habe ihn schon einige Tage nicht mehr gesehen. Ich hoffe doch ihm ist nichts zugestoßen...


    Erklang Sedulus`s Stimme sorgenvoll.

  • "Naja, wirkliches Singen würde ich das noch nicht nennen." schmunzelte Serrana, während die kleine Germanica unbeirrt weiter vor sich hinsummte. An manchen Stellen konnte man die ursprünglichen Worte schon ganz gut erahnen, bei den meisten anderen half nur ein großes Maß an Phantasie. "Aber es zeigt, dass Vina sich Dinge gut merken kann, das wird sie später sicher noch gut gebrauchen können." Die Angesprochene schob derweil eine Weile lang ihre Puppe über den Boden, bevor sie zu ihrem Bruder und dessen Bauklötzchen hinübersah und dann in seine Richtung krabbelte.


    "Wenn das so passieren würde, dann hätte Vina später großes Glück. Dann hoffen wir mal, dass ihr der passende Mann auch über den Weg läuft, schließlich hat ja nicht jeder so viel Glück wie ich." Serrana legte ihrem Mann einen Arm um die Taille und lehnte sich mit ihrem Kopf wie schon dutzende Mal zuvor an seine Schulter, an die sie so eben heranreichte. "Allerdings hoffe ich auch, dass wir bis dahin noch viele Jahre Zeit haben, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich die Kinder irgendwann einmal ziehen lassen muss." Sie seufzte und runzelte unwillkürlich die Stirn, während sie versuchte sich an das letzte Zusammentreffen mit Sabinas Hauslehrer zu erinnern. "Ich auch nicht, wenn ich ehrlich bin. Ich werde Adula mal auf die Suche nach ihm schicken, was meinst du?"

  • Hoffentlich merkt sie sich dann nicht nur, wieviel Wein ihr holder Gemahl schon getrunken hat. So etwas kann mit unter auch nach hinten losgehen. Aber hoffen wir einfach einmal das Beste für unsere beiden Racker.


    Lächelte Sedulus und folgte der kleinen Germanica mit seinen Blicken. Aufeinmal schoss Vina über den Boden hin zu ihrem Bruder der gerade einen Turm gebaut hatte. Und wie sollte es anderst sein, der Turm hielt nicht lange. Vina fällte ihn mit der rechten flachen Hand. Victorius war darüber natürlich nicht sehr erfreut und stuppste seine Schwester beiseite, welche gleich zu kreischen anfieg. Na sauber.


    Vina würde auch eine gute Legionärin abgeben wenn es denn soetwas geben würde.


    Bei seinen Worten verzog Sedulus keine Miene.


    Wer übernimmt nun die Aufgabe sie zu schimpfen, dass man die Türme seines Bruders nicht einfach umwirft? Soll ich oder gehst du?


    Wenn Sedulus ginge, würde sie wahrscheinlich höchstens noch mehr brüllen. 8)

  • Schon während ihre Tochter plötzlich beschleunigte und auf Victorius und dessen kleinen Turm zuflitzte, ahnte Serrana, was unweigerlich folgen musste und seufzte, als die kleinen Bausteine nacheinander auf die Fliesen klapperten. "Eine Legionärin...ja, da könntest du recht haben. Auf jeden Fall weiß Vina offenbar jetzt schon ganz genau, was sie möchte. Vielleicht ist das gar nicht so schlecht..." Obwohl sie am liebsten zu ihren Kindern hinübergegangen wäre, um beide in den Arm zu nehmen, zwang sie sich an Ort und Stelle stehen zu bleiben um Vina in ihrem Wutanfall nicht noch zu bestärken. Und während diese unbeirrt weiterschrie und inzwischen große Krokodilstränen ihre vom Kreischen inzwischen roten Wangen hinunterliefen, warf Victorius ihr nur einen wütenden Blick zu und begann dann, Steinchen für Steinchen, seinen Turm wieder aufzubauen.


    "Nun, mein lieber Quintus, wo du schonmal da bist, denke ich, solltest du es übernehmen, deine Tochter zurechtzuweisen."schmunzelte Serrana, die gespannt war, wie ihr Mann mit so einer Situation umgehen würde. "Schließlich bist du der Pater Familias, und die beiden Kleinen müssen ohnehin lernen, dass deine Autorität entscheidend für sie ist. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Vina schon alt genug ist, um wirklich zu begreifen, dass sie etwas falsches getan hat."

  • Was meinst du jetzt damit? Zerstören?


    Fragend und mit ein bischen Entsetzen im Gesicht sah Sedulus Serrana an. Er hoffte jetzt einmal, dass sie dies nicht gemeint hat.
    Und als sie dann zu Sedulus meinte er sollen den Job übernehmen verzog er ebenso sein Gesicht und brummte.


    Warum habe ich mir soetwas schon gedacht...


    Und ging auf die beiden Racke zu. Als er bei seinen Sprößlingen angekommen war, bückte er sich und sah seine Tochter mit festem Blick an. Er holte tief Luft und fing mit tiefer und fester Stimme an.


    Laevina man zerstört nicht de Turm seines Bruders! Erstens gehört es sich nicht und zweitens ist Victorius irgendwann einmal stärker als und er wird sich sicherlich dafür ganz ganz arg bei dir dafür rächen. Und sei es nur, dass er die andauernd an den Haaren zieht!


    Nebenbei zeigte er seiner Tochter noch den Dudufinger und deutete dann auf Victorius. Wie erwartet hatte Vina null Ahnung was der Vater von ihr gewollt hat. Und mit Sicherheit würde sie auch den nächsten und wenn nicht den dann den übernächsten Turm von Victorius wieder zu nichte machen. Sedulus erhob sich und strich Victorius über dessen Haupt.


    Irgendwann wirst du es ihr schon zurückzahlen mein Sohn. Davon gehe einmal aus.


    Flüsterte Sedulus mit einem Grinsen im Gesicht und ging zurück zu Serrana.


    Und zufrieden?

  • "Zerstören?" kam nun das ebenso verwirrte Echo aus Serranas Mund. "Aber nein, so meinte ich das nicht, du liebe Güte. Ich finde nur, dass unsere Tochter jetzt schon einen recht starken Willen zu haben scheint. Das ist auch ganz gut so, dann wird sie wenigstens nie so ein verschrecktes Kaninchen wie ihre Mutter..." Serrana betrachtete mit einer Mischung aus Neugier und Amüsement den pädagogischen Auftritt ihres Mannes, der bei seiner jüngeren Tochter allerdings nicht allzu große Wirkung zu zeigen schien. Vina heulte noch ein Weilchen unbeirrt weiter, dann ging das Weinen allmählich in einen Schluckauf über. In regelmäßigen Abständen hicksend beobachtete sie ihren Bruder bei dessen Wiederaufbaumaßnahmen und wollte sich gerade erneut in Richtung des Turms in Bewegung setzen, als Serrana nun doch die paar Schritte zu ihren Kindern zurücklegte und ihre Tochter kurzerhand vom Boden hochhob und auf ihre Hüfte setzte, bevor es zu einem erneuten Zusammenstoß kommen konnte.


    "Nun ja, wirklich überzeugt sieht Vina nicht aus, aber vielleicht irre ich mich ja auch. Was hast du da eigentlich gerade zu Victorius gesagt? Ein Geheimnis unter Männern vielleicht?"

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