Aufwartung der Lucian'schen Klienten II

  • Zum Glück war Lichas selbst von den Irrungen und Wirrungen der Liebe und des Verlangens nach einem Menschen befreit. Ja, inzwischen konnte er das positiv sehen, nachdem er anfangs sehr lange verwirrt über sich selbst gewesen war – dass er in dieser Hinsicht anders war als andere. Es ersparte ihm Liebeskummer und einige Sehnsüchte. Was trotzdem blieb waren die üblichen Schwierigkeiten menschlichen Miteinanders, von wegen Streit mit der Cousine oder Eifersüchteleien des besten Freundes, weil man zu viel Zeit mit jemand anderem verbrachte.
    „Ich habe dich dem Leibsklaven unseres Herrn schon angemeldet, es dürfte für dich nicht mehr allzu lang dauern, Tiberius, nickte Lichas ihm zu und verbeugte sich leicht.

  • Kaum hatte der Sklave, der Ahala die Porta geöffnet hatte, diesen ins Atrium geführt und sich wieder verabschiedet, da betrat auch schon der Vinicius den Raum, den Ahala bereits von der einen oderen anderen Cena in der väterlichen Villa kannte. Ein längeres Gespräch unter vier Augen hatte er mit diesem bislang noch nie geführt, aber was nicht war, konnte ja noch werden.


    "Salve, Senator Vinicius, ich danke dir, dass du mich so schnell empfangen hast."

  • "Ja, das stimmt, Senator." Ahala nickte bekräftigend. "Wir haben uns mehrfach im Haus meines Vaters gesehen, allerdings hatten wir bislang noch nie die Gelegenheit, uns unter vier Augen zu unterhalten. Da ich jedoch bei den nächsten Wahlen als Kandidat für das Vigintivirat antreten werde, wollte ich die Gelegenheit nutzen, und dieses persönliche Gespräch endlich nachholen und dich um deine Meinung bitten."

  • Der alte Durus war vermutlich in erster Linie erleichtert, dass sein Sohn nach all der Zeit in Rom endlich aus den Sandalen gekommen war, trotzdem setzte Ahala einen geschmeichelten Gesichtsausdruck auf, als er sich auf dem angebotenen Platz niederließ.


    "Stolz? Ja, vielleicht schon, zumindest ein wenig. Allerdings hoffe ich doch sehr, dass Vater auch nach dieser Wahl noch stolz auf mich sein kann." Ja, Ahala war ein ziemlich dickfelliger und die meiste Zeit seines Lebens ausgesprochen entspannter Mensch, aber selbst ihn machte die Ungewissheit der kommenden Wahl zunehmend nervös, schließlich hatte er in seinem bisherigen Leben nur wenige Male wirklich Verantwortung für sein eigenes Tun und Handeln übernehmen müssen. "Hast du vielleicht ein paar Ratschläge für mich, auf wen oder was ich im Vorfeld der Wahlen besonders achten sollte?"

  • "Beziehungen, ja, da hast du vermutlich recht." nickte Ahala, dem es ganz angenehm war, dass der Vinicier nicht erst lange um den heissen Brei herum redete sondern direkt zum Kern der Sache kam. "Wenn ich ehrlich bin, hoffe ich natürlich schon, dass die Freunde meines Vaters auch mir wohlwollend gegenüber stehen werden, obwohl ich bislang natürlich wenig Gelegenheit dazu hatte, mir in Rom einen Namen zu machen. " Ahala ließ einen kleinen Augenblick verstreichen und entschied sich dann dafür, sich der lucianischen Direktheit anzupassen. "Wärest du, Senator, denn dazu bereit, meine Kandidatur für das Vigintivirat zu unterstützen? Das wäre sicherlich sehr hilfreich für mich."

  • Ein bisschen hatte er zwar bereits damit gerechnet, dennoch fiel Ahala ein mittelschwerer Stein vom Herzen. "Ich danke dir, Senator. Irgendwann wird sich mir hoffentlich die Gelegenheit ergeben, mich für deine Unterstützung zu revangieren."

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