• Die Lemuria waren ein Fest, das in den Haushalten gefeiert wurde, doch Tiberius Durus hatte als Pontifex selbstverständlich auch ein großes Interesse daran, diesen Riten auch im Privaten nachzukommen. So hatte man den Ahnen, die an diesen Tagen in ihre Häuser zurückkehrten, an den ersten beiden Tagen Speisen hingestellt und sogar mit zusätzlichen Klinen die Cena abgehalten, um ihre Gesellschaft zu symbolisieren. Nicht, dass Durus glaubte, dass es wirklich Gespenster gab - oder dass sie zumindest in ihren Häusern spukten. Doch die Tradition verlangte, dass man auch diese Rituale vollzog - denn es gab ja doch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es stimmte (zumal die Mores Maiorum stets einen Sinn in sich trugen)...


    So erhob sich der Hausherr am letzten Tag gegen Mitternacht von seinem Bett - Lukios hatte extra gewacht. Wie üblich formte er seine Hände zu einer rituellen Abwehrgeste, indem er die Finger an den Daumenballen legte und die Hand vor sich hielt. Um ein Haar wäre er aus Gewohnheit in die Schuhe gerutscht, die vor seinem Bett standen. Dann besann er sich jedoch und rappelte sich barfuß auf, gestützt von seinem Leibsklaven.


    Andere Sklaven hatten unterdessen schon das Ritual vorbereitet, das nun folgte: Ein Sklavenjunge reichte ihm eine Schüssel mit Wasser, das man aus der Egeria-Quelle geholt hatte, und Durus wusch sich - wie vor jedem Opfer - die Hände. Dann war es so weit - es wurde Zeit, die Lemuren in ihre Gräber zurückzujagen!


    Langsam und vorsichtig machte der alte Tiberier sich auf den Weg, gestützt von Lukios und einem weiteren Sklaven, der zusätzlich eine Schale mit schwarzen Bohnen hielt. Bedacht, seinen Blick nicht zurück zu wenden - wo die Larven sich dem Glauben der Väter nach wohl versammelten - bewegte er sich zuerst ins Peristylium, wo er zum Stehen kam, eine Handvoll Bohnen ergriff und hinter sich warf. Mit dumpfem Gerappel kamen sie auf der Erde auf, während Durus rief


    "Das werfe ich, um mich und die Meinen loszukaufen!"


    Dann ging der Weg weiter zu acht weiteren Stellen, wo sich der Vorgang wiederholte: Durus warf Bohnen über seinen Rücken, dann erklärte er den Geistern sein Verhalten. Als er schließlich ins Atrium kam, erblickte er bereits seine Familienmitglieder und weitere Bedienstete, die offensichtlich eiserne Töpfe und Pfannen aus der Küche geholt hatten. So warf er dort die letzten Bohnen und ging auf das Grüppchen zu.


    Ehe man die Geister jedoch vertreiben konnte, musste eine weitere Waschung erfolgen, die wohl die Verunreinigung durch den Kontakt mit den toten Geistern abwaschen sollte. Dann griff sich Durus, mit der Rechten auf seinen Stock gestützt, mit der Linken eine Pfanne, während Lukios ihm eine zweite hinhielt. Kaum hatte er zum ersten Mal daraufgeschlagen, begannen auch die anderen Umstehenden mit dem Lärmmachen. Dazwischen entstanden jedoch immer wieder Pausen, in denen Durus wieder laut rief:


    "Manes exite paterni!*"


    Nachdem dies ebenfalls neunmal geschehen war, war das Ritual vollendet. Voller Freude machte der alte Tiberier sich wieder auf den Weg in sein Bett, da am Folgetag zweifellos wieder Arbeit auf ihn wartete...


    Sim-Off:

    * Ahnengeister, verlasst das Haus!

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