Ich hatte den Scribae in der Regia noch ausreichend Arbeit für heute hingeschoben und mich dann etwas früher auf die Socken gemacht. Einfach deswegen, weil es eben ein schöner Abend war. Aber als ich von der Via Borbetomagna in meine Straße abbog, war ich dennoch über einige Spitzfindigkeiten der Provinzialreform ganz in Gedanken versunken. Da fuhr mir ein Blitz aus heiterem Himmel schneidend in die Gehörgänge. Es war die Stimme von Mella.
[Blockierte Grafik: http://img851.imageshack.us/img851/9981/mella1.jpg]Mella
"Was treibst du dich schon am hellichten Tag auf der Straße herum? Habt ihr Faulpelze in der Regia nicht genug zu tun?"
"Salve, Mella. Nein, nein, ich hab mir Arbeit mit nach Hause genommen", flötete ich zurück. Sie grunzte irgendwas Abschätziges und rauschte zur Via Borbetomagna hin, wo sie in Richtung Forum abbog.
Mella war eine Xanthippe, ein Hausdrachen. Wahrscheinlich die fähigste Xanthippe im ganzen Imperium. Sie war eine Gallierin und mit Sufa verheiratet, einem ganz sanftmütigen Numidier. Sufa war Schuster und ich hatte eine Kammer in dem Haus gemietet, wo er seine Werkstatt hatte. Mella terrorisierte nicht nur ihren Gatten, nein, das reichte ihr mitnichten. Sie hatte insoweit auch mich in ihr großes Herz geschlossen, und das bedeutete, dass sie mich ebenfalls unter ihre Fuchtel bringen wollte. Argwöhnisch beobachtete sie mein Kommen und Gehen und hätte, wenn sie denn des Schreibens und Lesens mächtig gewesen wäre, sicherlich auch eine Liste über meine Bewegungen angefertigt.
Man muss aber den Göttern Dank sagen, dass sie ein großes Herz hatte und eine hervorragende Köchin war.