DD II VK I | Massulas Bude

  • Ich hatte den Scribae in der Regia noch ausreichend Arbeit für heute hingeschoben und mich dann etwas früher auf die Socken gemacht. Einfach deswegen, weil es eben ein schöner Abend war. Aber als ich von der Via Borbetomagna in meine Straße abbog, war ich dennoch über einige Spitzfindigkeiten der Provinzialreform ganz in Gedanken versunken. Da fuhr mir ein Blitz aus heiterem Himmel schneidend in die Gehörgänge. Es war die Stimme von Mella.


    [Blockierte Grafik: http://img851.imageshack.us/img851/9981/mella1.jpg]Mella


    "Was treibst du dich schon am hellichten Tag auf der Straße herum? Habt ihr Faulpelze in der Regia nicht genug zu tun?"


    "Salve, Mella. Nein, nein, ich hab mir Arbeit mit nach Hause genommen", flötete ich zurück. Sie grunzte irgendwas Abschätziges und rauschte zur Via Borbetomagna hin, wo sie in Richtung Forum abbog.


    Mella war eine Xanthippe, ein Hausdrachen. Wahrscheinlich die fähigste Xanthippe im ganzen Imperium. Sie war eine Gallierin und mit Sufa verheiratet, einem ganz sanftmütigen Numidier. Sufa war Schuster und ich hatte eine Kammer in dem Haus gemietet, wo er seine Werkstatt hatte. Mella terrorisierte nicht nur ihren Gatten, nein, das reichte ihr mitnichten. Sie hatte insoweit auch mich in ihr großes Herz geschlossen, und das bedeutete, dass sie mich ebenfalls unter ihre Fuchtel bringen wollte. Argwöhnisch beobachtete sie mein Kommen und Gehen und hätte, wenn sie denn des Schreibens und Lesens mächtig gewesen wäre, sicherlich auch eine Liste über meine Bewegungen angefertigt.


    Man muss aber den Göttern Dank sagen, dass sie ein großes Herz hatte und eine hervorragende Köchin war.

  • Die Dame hatte den Fluss meiner Gedanken erfolgreich unterbrochen. Wütend kickte ich einen herumliegenden Knochen auf die Straße und ging weiter.


    Als ich bei dem Eckhaus ankam, das meine gemietete Kammer beherbergte, sah ich drüben den Weinhändler auf einem Hocker unter dem Porticus sitzen. Er blinzelte in die paar Sonnenstrahlen, die jetzt gerade den Porticus erleuchteten. Man muss wissen, dass in dem vorderen Teil des Eckhauses, das einem Nero Fufidius Pocycletus gehörte, der Weinhändler und der Schuster Sufa ihre Läden betrieben. Im hinteren und weitaus größeren Teil des Hauses wohnte besagter Pocycletus. Ich hatte über der Weinhandlung meine Kammer gemietet und neben mir hatten Sufa und Mella ihre Wohnung direkt über der Schusterei. Nebenbei gesagt, ermöglichte eben dieser Umstand die wirksame und andauernde Überwachung meiner Person durch die liebe Mella.


    Ich überquerte die Straße und sagte zu dem Weinhändler: "Salve Galerius Saxa, gute Idee, sich noch etwas unter den Porticus zu setzen". Ich griff mir auch einen Hocker und setzte mich neben ihn. Dann sah ich, dass Sufa nicht in seiner Werkstatt war. "Wo ist Sufa?"


    "Salve, Valgiso", antwortete Saxa, "er ist hinten bei Fufidius Pocycletus. Da ist irgendwas im Busch mit dem Haus".

  • [Blockierte Grafik: http://img859.imageshack.us/img859/3561/haus152dq2.jpg]DD II VK I


    "Was soll denn da im Busch sein?", fragte ich. Saxa sagte; "Weiß ich nicht, Sufa wollte erst noch mit Fufidius reden".


    Ich setzte mich zurecht und streichelte den Hund von Saxa. "Und was gibt's sonst noch Neues?" Saxa zögerte etwas und murmelte, "Oh, einiges". Er räusperte sich. "Weißt du schon, dass ein gewisser Plotius Capella am Hafen ein altes Horreum der Legio in ein Großlupanar umbauen will?. Die Dienste sollen dort dann zu Billigstpreisen angeboten werden. Hat mir der Bäcker ganz aufgeregt erzählt".


    "Mogontiacum sieht goldenen Zeiten entgegen", grinste ich, "Sonst noch was?"


    Er beugte sich etwas vor und sagte: "Weil wir grade beim Umbauen sind: Hast du auch schon gehört, dass der neue Legatus Legionis das ganze Castellum umbauen will? Es soll drei Mal so groß werden wie jetzt. Der Steinmetz Volteius Rupus sagt, der Legatus hätte einen Haufen Marmor in Italia bestellt".


    "Nö", sagte ich, "aber wenn du das Laubasnius erzählst, sagt der einen neuen Krieg voraus, wetten?"


    "Der spinnt, der Laubasnius", meinte Saxa. Da sahen wir, dass der Erwähnte unter dem gegenüberliegenden Porticus vorbeischlappte. Wir erhoben grüßend die Hand. Dann sagte ich, "Nein, er hat nur einen Knacks in der testa* oder besser: ein Knäckslein".


    "Weil wir gerade bei Laubasnius sind," fuhr Saxa fort, "der hat mir erzählt, dass in der letzten Zeit eine Menge komische Leute in die Stadt eingesickert sind. Bei ihm in der Kneipe sollen neulich ein paar ganz aufsässige Typen gewesen sein. Und dann hat er auf dem Markt einen Kerl gesehn, der hatte einen schwarzen Mantel an mit so komischen Metallkreuzen drauf und eine Haube, auch schwarz mit einem Kreuz. Der soll sich benommen haben, als wäre er der Kaiser von Sonstwo. Laubasnius meint, das wäre der Chef von der Bande".


    Ich sagte lachend: "Denk an das Knäckslein in der testa von Laubasnius."


    Da bog Sufa um die Ecke und steuerte atemlos auf uns zu.


    Sim-Off:

    * testa: Topf, Schädel, Däz

  • [Blockierte Grafik: http://img825.imageshack.us/img825/749/msufak.jpg]Sufa


    Sufa wollte etwas sagen, aber er schnappte immer noch nach Luft und so forderte Saxa ihn auf, sich erst Mal zu setzen. Dann brach es aus Sufa heraus.


    "Verdammte Kuhscheiße! Dieser Kotzbrocken von Fufidius will das Haus verkaufen". Ich zuckte mit den Schultern: "Häuser werden hie und da mal verkauft. Was ist so schlimm dran?"


    Sufa schaute mich wütend an, "Weißt du vielleicht, was für ein Ausbeuter der neue Besitzer sein wird? Der wird doch die Mieten rauf setzen, dass es nur so raucht. Du bist vielleicht naiv. Dich trifft's doch auch, Valgiso".


    "Du kannst ja bei den Verhandlungen über die Höhe der Miete deine Mella vorschicken", witzelte ich. Und nachdem ich mich ausgiebig hinter dem Ohr gekratzt hatte: "Na ja, eigentlich wollte ich mir sowieso etwas neues suchen. Wenn ich's mir aber richtig überlege, könnte ich ja die Barracke einfach kaufen". Ich stand auf. "Das mach ich auch. Ich geh jetzt gleich zu Fufidius".


    An der Ecke drehte ich mich nochmal um und grinste, "Wenn das Ding meins ist, komme ich vorbei und dann reden wir über die Miete".

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