[tirocinium] Titus Iunius Priscus

  • "Was findest du hier zum Lachen?!" blaffte Sextus Trebellius Vetulio den Iunier an.
    "Du bist hier bei der Armee, hier wird nicht gelacht!"


    ~~~


    Nachdem die probati gefühlte ewige Zeiten das Schild gehoben und wieder abgesenkt haben, brach der centurio die rasche Befehlsfolge ab, als die zukünftigen Soldaten die Schilde oben hielten.
    "So ihr Schlappschwänze! Und jetzt Tempo. Milites aequatibus passibus pergite!" Wieder ging es in vier Abschnitten, nach denen neu geordnet wurde, einmal rund um den campus.

  • "Zu Befehl centurio", schoss es aus Priscus heraus. Verflucht, dieser Mann war kein gewöhlicher Mensch, dachte er. Wahrscheinlich hatte seine Mutter unter dem Riesen Argus gelegen, als sie ihn empfing, anders war dieses Sehen selbst kleinster Dinge nicht möglich.
    Mit finsterer Miene stellte sich Priscus wieder hin und befolgte die Anweisungen.


    Dann wurde sogar im Gleichschritt mit den scuta marschiert. Nach der vierten Gerade des Campus waren Priscus und seine Kameraden schon ein wenig müde, die Schwere der Schilde war noch ungewohnt, würde sich aber mit der Zeit schon noch einstellen, wie die Männer hofften.

  • Nicht eine halbgöttliche Abstammung war der Grund für die Falkenaugen des centurios, sondern vielmehr langjährige Erfarung im Umgang mit probati und der ständigen Suche nach Möglichkeiten, diese anzuscheißen.
    Der die Antwort aber schnell und prägnant kam, war der Schrecken Strafe genug. Außerdem wollte er fertig werden.


    Der Rundgang war erstaunlich ereignislos verlaufen. Zu ereignislos, wie der alte Schinder fand und daher ließ er eine neue Runde anfangen. Diesmal im Schnellschritt. Und jeder probatus der strauchelte würde die Spitze der vitis in seinem Rücken zu spüren bekommen. Dazu kam jedesmal der markerschütternde ausruf "Tot!"


    Erst am Ende der vierten Gerade erklärte er, was gemeint war:
    "All jene von euch, die ich getroffen habe wären jetzt tot. Warum? In einer engen Formation mit vielen Schilden steht ihr einigermaßen sicher. Außerhalb seit ihr nichts weiter als ein perfektes Ziel für feindliche Bogenschützen."

  • Leider traf auch Priscus der "Pfeil" des centurio, als er mit seinem Nebenmann einen halben Schritt hinterherhinkte. Die Formation war auch an anderen Stellen aufgelockert worden, die Verluste wären wohl ein Dutzend Männer gewesen.
    Nicht so sehr die vitis schmerzte, sondern die Tatsache, dass sie im Ernstfall versagt hätten. Priscus stellte sich wieder richtig in Formation und hörte dem centurio zu.

  • "Soo, was können wir also tun, damit wir noch schlechter getroffen werden?!" fragte der centurio rhetorisch, wiederum um gleich die Antwort zu geben.
    "Wir können einen geschlossenen Block bilden. Das hat gleich zwei Vorteile: Erstens gibt es weniger exponierte Stellen die von Pfeilen getroffen werden können, zweitens lässt sich die wucht der feindlichen Kräfte beim Zusammprall besser auffangen.
    Auf scuta premitte hin rücken Reihen auf die Mitte hin, bis die Schildkanten sich berühren.
    Auf corpora premitte rücken die hinteren Reihen vor, bis ihr direkt inter dem Vordermann steht. Keine falsche Scheu, drückt ihm das Teil ruhig was in den Rücken.*"



    "Verstanden?!"
    brüllte der Trebellier nach einer kurzen Pause. Tatsächlich schien es, dass die tirones diesmal Zeit für das Stellen von Fragen bekamen und erst als alle Klarheiten beseitigt waren hieß es:


    "Scuta sursum!"


    "scuta premitte!"


    "corpora premitte!"



    Sim-Off:

    *Reihen bzw. Rotten schließen.

  • Während der centurio den Männern die Kommandos für den Kampf erklärte, wischte sich Priscus den Schweiß von der Stirn, der sich oberhalb seiner Augenbrauen sammelte. Viel zu heiß, dachte er sich und wischte den Schweiß an der Tunika ab.
    Dann ging es auch schon los.


    Auf 'scuta premitte' hin rückten die äußeren Männer in Richtung Mitte zusammen, es gab ein Schaben und Scharren, als die Beschläge und Oberflächen der scuta aneinander stießen. Die Reihen schlossen sich und bildeten acht Reihen.
    Mit dem nächsten Kommando rückten die Männer aus den hinteren Rotten nach vorne, bis sie die Rücken der Vordermänner berührten. Priscus stand in der ersten Reihe und spürte den umbo seines Hintermannes an seiner Wirbelsäule. Bei einem Ansturm würde er keinen Platz nach hinten haben, sondern zwischen Feind und Freund eingeklemmt sein. Es blieb tatsächlich noch genügend Platz, um ein kurzes Schwert zu benutzen, dachte er und blickte nach links und rechts, ob die Kanten der beiden Nebenmänner auch an seiner lagen.
    Plötzlich fiel ihm etwas ein und er hob seinen Arm zum Zeichen, dass er etwas fragen wollte.


    "Centurio, wo ist dein Platz in der Formation während des Kampfes?", fragte er, denn er stand genau in der Mitte und wusste nicht recht, ob er noch Platz lassen sollte und wo Signifer und Optio zu finden waren.


    Sim-Off:

    Tragen die Männer eigentlich volle Rüstung während der Ausbildung im Lager?

  • Sim-Off:

    Sicher, nur die Waffen werden erst nach und nach ergänzt, jeweils an den dazugehörigen "Ausbildungstagen"


    "Da, wo ich gebraucht werde, natürlich. In der ersten Reihe meistens. Direkt unter dem Signum. Der signifer wird schon dafür sorgen, dass ihr das immer sehen könnt. Und im Zweifelsfalle könnt musst ihr halt was rücken."
    Auf die signiferi konnte sich jeder centurio verlassen, sie ließen das signum niemals fallen, nicht um ihr Leben.
    Außerdem musste ein centurio schon aus Gründen des Ehrenkodex immer dort stehen, wo es am brenzligsten war. Beim Angriff die ersten, beim Rückzug die letzten, das war ihr Motto. Und das galt.
    "Ich hoffe, das beantwortet deine Frage?"

  • Priscus nickte. "Jawohl centurio, keine weiteren Fragen mehr", antwortete er. Es war gut zu wissen, dass der Schreihals zumindest im Gefecht von seinen Männern nichts forderte, was er nicht in höherem Maße selber bereit war zu leisten.

  • "Nun, dann ist ja gut!" murrte er.
    Dann ging er die Reihen ab und fand nichts vor, als eine eng zusammgedrückte Maße tirones. Was er sah gefiel ihm durchaus, aber das zeigte er nicht.
    "Dann versucht mal vorwärts zu kommen! Ganz langsam: Lae - vum, lae - vum!"
    Der centurio gab einen extrem langsamen Takt vor. Auf jeden Schritt kamen mehrere Sekunden.

  • Ganz langsam gingen die Männer vor, setzten erst den linken, denn den rechten Fuß vor. Die Formation zog sich wieder ein wenig auseinander, zwar hielten die Reihen ihre Scuta geschlossen, doch die vorderste Linie machte etwas größere Schritte als die zweite usw.
    Mit einem Mal spürte Priscus den umbo nicht mehr in seinem Rücken, als der Kamerad hinter ihm etwas zurückblieb.
    Die ganze Formation bewegte sich eher wie eine Raupe, denn als ein einheitlicher Block.

  • "Coooonsistite! Verdammt noch eins!" büllte der centurio, als sich die "Raupe" langsam immer weiter auseinander zo.
    "Ihr sollt im gleichen Takt mit gleicher Schrittlänge gehen. Das hatten wir doch geübt, oder?
    War euch das Tempo noch nicht langsam genug? Wollt ihr lieber gleich stehen wollt. Ich sage euch, dass werde ich nicht zulassen!!!"

    Der centurio schrie sich richtiggehend in Rage:
    "Also von vorne und diesmal bleibt zusammen, sonst setzt es was! Ich hoffe ihr habt mich verstanden!!!"


    "scuta premitte!"


    "corpora premitte!"


    "Aequatibus passibus! Pergite!


    Wieder gab der Trebellier ein sehr langsames Tempo vor, jedoch vielleicht einen Tick schneller als beim letzten Versuch.

  • Priscus wollte seinem Hintermann schon etwas zuraunen, doch er kam nicht mehr dazu. Das Schreien des centurio hätte genügt, um Tote zu erwecken, nun mussten es die tirones über sich ergehen lassen.
    Langsam überlegte Priscus, ob der centurio sie vielleicht doch für dämlich hielt und nicht nur zu Ausbildungszwecken so schrie, doch das Denken legte er langsam ab, er hörte nur noch auf die Kommados.


    So schlossen sie wieder die Reihen und Rotten und Priscus spürte den umbo seines Hintermannes an seiner lorica schaben. Und auch die anderen tirones blieben näher dran. Mit jedem Schritt drückten die Hinteren nach, Priscus wurde förmlich nach vorne geschoben, keine Möglichkeit, stehen zu bleiben oder die Formation zu verlassen.

  • "Wird doch!" knurrte der Ausbildungsoffizier vor sich hin, als er sah, dass die vorderen Reihen sich ein wenig schieben ließen. Für den Anfang war das sicherlich keine schlechte Methode.
    "Cooonsistite!"


    "Nun ja, es reicht für heute. Zumindest was das marschieren angeht.
    Ich werdet jetzt Paare bilden und versuchen euch gegenseitig nach hinten zu drücken. Nicht schlagen, nur mit dem Schild versuchen den Gegner einige Schritte nach hinten zu drücken. Wer sich einen Partner sucht, der offensichtlich schwächer ist als er, darf gegen mich antreten."
    Und damit wohl hochgradig verlieren. So selbstbewusst war der centurio nämlich, dass er es mit jedem tiro aufnehmen konnte.

  • Nun schien es scheinbar gut zu sein, die Formation war stabil und der centurio auch zufrieden.


    Um sich einenn Partner zu suchen, drehte sich Priscus nach hinten... wo außgerechnet Macer stand. Der grinste schon bis über beide Ohren. "Na mein Graeculi, soll ich dich ein wenig drücken?", meinte er grinsen und entblößte seine Zähne samt einer ganzen Menge Zahnfleisch.
    Pricus antwortete nicht, sondern hielt sein scutum zischen sich und Macer. Der lachte meckernd und drückte mit seinem scutum gegen Priscus. Kraft hatte sein Kamerad, dachte Priscus und drückte ein wenig mehr. Sein Arm war nicht stark genug, also setzte er sein linkes Bein nach vorne, stützte sein Scutum daran ab und schob mit dem rechten Bein nach vorne, die Zähne zusammengebissen, um es dem Angeber zu zeigen.

  • Die Bildung der Pärchen ging erfreulich schnell vonstatten, der Offizier war fast sowas wie zufrieden.
    Natürlich hatte er trotz allem einige Paare im Blick, bei denen er das Gefühl hatte, dass die Paarung ungleich war. Oder dass die Partner zu ungestüm waren.
    Dabei bleib sein Blick auf dem Iunier und seinem Partner hängen. Die Paarung schien nicht ganz ausgeglichen zu sein, aber der Iunier gab sich Mühe sich zu behaupten, auch wenn es ihn viel Kraft zu kosten schien. Fragte sich, war das Ergeiz oder Dummheit gepaart mit Selbstüberschätzung?
    Mit ungeschützten Knie im Schild würde der am Ende der Übung jedenfalls einige Schrammen haben. Und beim nächsten Mal seine Knie polstern. Ja, so musste Ausbildung funktionieren.

  • Mittlerweile lief Priscus der Schweiß unter dem Helm hervor, das Polster hatte sich bereits vollgesogen und kratzte unangenehm. Der Vibier ihm gegenüber gab nicht nach, sondern drückte noch stärker. Mit einem Mal wich Priscus ein wenig zur Seite, beide scuta verloren den Kontakt und er konnte sein linkes Knie etwas entlasten.
    Macer schnellte vor und ließ sein scutum gegen das von Priscus krachen. Ein widerlicher Schmerz machte sich in Priscus' Knie breit, als die Haut abgeschürft wurde. Der obere Rand des scutums knallte Priscus gegen den Helm, der Kinnriemen lockerte sich und der Helm rutschte nach hinten. Noch ein Stoß von Macer und Priscus dröhnte der Kopf, als Schädel und Schild sich trafen.


    Ein wenig benommen taumelte er zwei Schritte zurück und rückte den Helm wieder gerade.




    Sim-Off:

    edit: Rechtschreibfehler korrigiert

  • Sofort als der Iunier zu straucheln anfingen fand sich die vitis des centurios zwischen den beiden Kontrahenten und ein lauter Ruf zog über sie hinweg:
    "STOPP!!! Sofort aufhören!"
    Dann wartete er ab, bis der Iunier sich gefangen hatte.
    "Gut, und jetzt die Inititive wechseln! Du greifst an, du verteidigst!" Dabei sah erst den Iunier und dann den anderen an.
    "Und los!" eine Sekunde sah er noch zu, dann wurde seine Aufmerksamkeit auf das nächste Paar gelenkt.

  • Mit dem Einschreiten des centurio war Priscus eine kleine Pause vergönnt, für die er sehr dankbar war. Er rückte den Helm zurecht und zog denn Kinnriemen fest, der an seinem Kinn scheuerte.


    Dann trat er wieder einen Schritt nach vorne, hielt sein scutum an das von Macer und drückte kräftig dagegen. Sein Gegenüber gab keinen Fußbreit Boden auf, sondern stemmte sich seinerseits mit der Schulter in seinen Schild. Keine Chance für Priscus, seinen Gegner zu verschieben. Er keuchte vor Anstrengung, aber auch Macer war ordenlich am Schwitzen. Schließlich stieß Priscus seine Schulter an den oberen Rand des scutum und drückte mit allem was er noch an Kraft hatte. Keuchend musste Macer einen Schritt zurück machen.

  • Der centurio überwachte auch weiter mit Argusaugen das "Kampfgeschehen" und brach auch weiterhin Kämpfe ab, wenn sie Gefahr liefen gefährlich zu werden. Allerdings nicht bei jedem Zurückweichen.
    Einige Zeit ging es so weiter und immer mehr Soldaten gerieten ins Straucheln.
    Irgendwann brach der centuio die Übung ab und forderte sie auf, sich wieder aufzustellen:


    "Militeees convenite!"
    "So, das war es für heute! Ihr könnt abhauen."
    Auf solch unspektakuläre weise würde die heutige Übung beendet.
    Ohne weiteren Kommentar wandte sich der centurio ab und ging zurück ins Lager.

  • Prisus war froh, als die Übung zu Ende war, das scutum, scheinbar schwerer als das normale, das in seiner Unterkunft stand, wog schwer an seinem linken Arm.
    "Nicht übel für einen Griechen", meinte Macer, ebenfalls wie die anderen verschwitzt und müde. Priscus schaute den Kameraden an und meinte: "Danke, gleichfalls"


    Mit hängenden Schultern trotteten die Männer ihrem centurio hinterher, trotz der Schindereien in Zweierreihen, um nicht noch extra Strafdienst zu bekommen, weil sie herumliefen wie eine Schar aufgeschäuchte Hühner.

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