[Tablinum] Der Praefectus Praetorio

  • Für diesen wichtigen Klienten, der ihm da gerade angekündigt worden war, lies Macer gerne alles andere stehen und liegen, was in diesem Fall bedeutete, dass er einen anderen Gast schleunigst aus seinem Arbeitszimmer komplimentierte, um Cyprianus nicht warten zu lassen. Freudig ging er ihm dann entgegen. "Cyprianus, es freut mich, dich in Rom begrüßen zu dürfen! Herzlich willkommen zurück in der Stadt! Und meinen Glückwunsch zu deinem neuen Posten! Es ist lange, sehr lange her, dass wir uns zuletzt gesehen haben", begrüßte er ihn überschwänglich.

  • Appius grüßte seinen Patron herzlich. Immerhin war er schon einige Jahre nicht mehr gesehen:"Patron es freut mich dich zu sehen. Ich danke dir für deine Glückwünsche, ich hoffe dir und deiner frau geht es soweit gut? Ich wollte jedenfalls sobald ich in Rom bin dich so schnell wir möglich aufsuchen. Und hier bin ich :) und ja du hast recht, es ist schon eine sehr lange Zeit her."

  • "Wie du siehst geht es uns gut!", beantwortete Macer die Frage nach seinem Befinden und bot dem Klienten dann einen Platz an. "Setz' dich. Es freut mich, dass du misch schnell aufsuchen wolltest. Gerade, wo doch sicher gleich viele andere wichtige Dinge auf dich warten. Immerhin hast du lange genug auf diesen Posaten hingearbeitet und dich darum bemüht, ihn zu erhalten. Warst du schon beim Praefectus Urbi?", erkundigte er sich dann, während eine Sklavin Getränke reichte.

  • Appius setzte sich und schüttelte auf die Frage des Senators verneinend den Kopf:"Nein bisher noch nicht, daß wollte ich nach unserem gespräch machen. Wie ist er so? Und vor allem wie ergeht es Rom ohne Kaiser? Ich habe außer den Meldungen in der Acta nicht wirklich viel mitbekommen. Nur Gerüchte und Geschwätz."

  • Macer atmete tief durch, bevor er zu einer Antwort ansetzte. Da kamen sie ja gleich zum wahrscheinlich schwierigsten Punkt des Gesprächs, aber er hatte ihn ja selber angesprochen, so dass er sich nun nicht beschweren brauchte. "Nun, ich habe wenig direkt mit ihm zu tun und kenne ihn daher kaum aus nächster Nähe. Aber er ist aktiv genug, um aufzufallen und auffallend genug, um in aller Munde zu sein. Er zeigt sich gelegentlich mit 24 Liktoren, mit Bewaffneten im Pomerium, fährt dem Senat gerne über den Mund, lacht laut und lässt sich mit gewissen Zuwendungen von der einen oder anderen Sache überzeugen. Mit Patriziern scheint er ein gewisses Problem zu haben, aber auch da helfen Zuwendungen gegebenenfalls weiter", fasste Macer seine Erfahrungen zusammen, soweit sie insbesondere die Ursachen für die negative öffentliche Meinung betrafen. "Darüber hinaus scheint er den Laden aber ziemlich im Griff zu haben und er kompensiert die Abwesenheit des Kaisers dadurch ganz gut. Außer in religiösen Belangen, aber dafür ist er ja auch nicht zuständig."

  • "Hmm das hört sich fast so an, als hätte Rom momentan zwei Kaiser. Und daß er keine Patrizier mag, wer kann es ihm verübeln. Wer mag diese schon. Die meisten sind arrogante, eingebildete Schnösel. Es kann nicht schaden, wenn sie an jemanden geraten, der ihnen nicht hinterher rennt." jedenfalls war es seine Meinung.
    "Trotzdem hört es sich fast so an, als würde der PU die Rolle des Kaisers ausfüllen. Ist den die Nachfolge geregelt? Ich meine sonst kommt der PU vielleicht noch auf dumme Ideen..."
    Das Wort "Bürgerkrieg" nahm er nicht in den Mund. Das war etwas was jeder Römer fürchtete und sowas sagte man nicht unbedingt offen.

  • "Das mit den Patriziern will ich mal überhört haben, aber du solltest es in diesem Haus besser nicht wiederholen", erwiederte Macer mit einem leicht scharfen Unterton. Ansonsten könnte es nämlich passieren, dass Albina den Klienten kurzerhand vor die Tür setzen würde, völlig ungeachtet seiner Stellung. Und Macer würde ihr dabei garantiert nicht im Weg stehen.


    Die weiteren Worte waren dann auch nicht geeignet, die Ernsthaftigkeit aus Macers Stimme zu nehmen, aber immerhin die Schärfe. "Ja, das stimmt wohl. Er übernimmt nicht nur die Aufgaben des Kaisers, sondern zuweilen benimmt er sich tatsächlich so, als wäre er der Kaiser. Und nicht unbedingt ein besserer als Valerianus, vom vergöttlichten Iulianus gar nicht zu reden. Und auf welche Ideen der Praefectus Urbi noch kommt weiß ich nicht, aber ich fürchte, man muss ihm alles zutrauen, denn die Nachfolge ist eben nicht klar geregelt. Von Valerianus' Sohn hört und sieht man nichts, auch von anderen Verwandten aus der Gens Ulpia oder der Gens Aelia ist nichts zu sehen."

  • Anscheinend war sein Patron gut auf Patrizier zu sprechen von daher zuckte er innerlich mit den Schultern und hakte das Thema ab:" Vielleicht sollte ich mit dem Kaiser reden? Ich meine ich habe ja Zugang zu ihm. Man sollte ihm vielleicht die Dringlichkeit bezüglich eines Nachfolgers klarmachen."

  • "Du würdest Rom damit zweifellos einen wichtigen Dienst erweisen", antwortete Macer nach eine kleinen Pause mit fest Stimme. Erst in diesem Augenblick war ihm wohl klar geworden, welchen Einfluss sein Klient nun hatte. "Nicht nur die Dringlichkeit eines Nachfolgers, auch die Dringlichkeit seiner Sichtbarkeit. Wenn seine Krankheit es ihm weiterhin nicht erlaubt, in Rom anwesend zu sein, dann wäre es immerhin erfreulich, häufiger von ihm direkt zu hören. Es mag sein, dass der Praefectus Urbi in seinem Namen handelt, aber es macht nicht den Eindruck, dass dieser gerne und häufig die Worte des Kaisers an das Volk oder den Senat richtet."

  • "Nun das kann man ihm kaum verübeln. Immerhin kann er so schalten und walten wie er will. Nach der Kommandoübergabe werde ich jedenfalls versuchen so schnell wie möglich zum Kaiser zu kommen. Gibt es sonst noch was neues? Aus dem Senat zum Beispiel?"


    Auch wenn wahrscheinlich gerade Sommerpause war.

  • "Doch, ich denke schon, dass man ihm das in gewissem Maße auch verübeln kann!" widersprach Macer. "Als Stellvertreter muss man sich immer bewusst sein, dass man den eigentlichen Amtsinhaber eben nur vertritt und nicht ersetzt. Ob es dabei nun um einen Sportverein oder das römische Reich geht ist ziemlich egal. Wenn du mal außerhalb des Lagers bist und dein Stellvertreter das Kommando führt möchtest du ja auch nicht, dass die Soldat gleich ihn für ihren einzigen Kommandeur halten oder dass er sich für den Kommandeur hält."

  • „Du mißverstehst mich da Patron. Ich meine daß es verständlich ist, daß jemand solche Macht auch nutzt. Nicht daß ich des unbedingt gutheiße, aber seien wir ehrlich. Die meisten Menschen würden diese Machtfülle so ausnutzen wie der PU dies tut. Außer dir vielleicht Patron du bist integer, aber wie gesagt die meisten würden nicht viel anders handeln."
    Er selbst würde wahrscheinlich auch nicht anders handeln, was er seinem Patron allerdings sicher nicht sagen würde.

  • Die Antwort seines Klienten stimmte Macer nachdenklich, denn dieser schien sich schon eine ziemlich gefestigte Einstellung zum Praefectus Urbi gebildet zu haben, ohne dass er ihn überhaupt getroffen hatte. Andererseits war Macer nicht so naiv zu glauben, dass ausgerechnet unter diesen Praefectus Urbi ein Mann das Kommando über die Praetorianer erhalten sollte, den dieser nicht kannte. Die beiden würden also mit Sicherheit schon in Kontakt gestanden haben. An seiner Meinung änderte das nichts, zumal sein Klient gerade indirekt gesagt hatte, dass er den Praefectus Urbi für nicht integer hält. "Nein, ich glaube, du missverstehst mich", widersprach er daher erneut. "Ob es verständlich ist oder natürlich ist mir völlig egal. Es ist nicht gut! Das ist der Punkt. Dieser Mann ist nicht der Kaiser, also hat er auch nicht mit 24 Liktoren herum zu laufen. Dass seine Macht es ihm erlaubt, spielt dabei keine Rolle, genauso wie es keine Rolle spielt, ob der Praefectus Urbi nun Vescularius Salinator heißt oder sonstwie. Es geht nicht um die Person, um den Menschen, um die Vorzüge der Macht, die persönlichen Vorteile, all dies. Es geht um die Erfüllung einer Pflicht!" Langsam begann Macer, sich in Schwung zu reden und trotz aller Ernsthaftigkeit des Themas machte ihm das sogar Spaß. "Ich bin mir sicher, dass du das als erfahrener Offizier weißt. Du führst das Kommando und alle nachrangigen Offiziere handeln in deinem Namen. Du legst Wert darauf, dass die Männer das wissen, dass sie dir vertrauen und dass sie nicht ihren Optio für den Kommandeur der ganzen Einheit halten. Selbst wenn dich die Soldaten kaum einen Tag im Jahr persönlich zu Gesicht bekommen, so bist es doch du, der die jährliche Parade abnimmt und keiner sonst. Aber selbst du machst es nicht für dich, sondern im Namen des Kaisers, denn auf ihn sind die Männer vereidigt. Damit ist Rom groß geworden, mit dieser Klarheit." Das Wort Usurpation nahm er nicht in den Mund. Er war sich auch hier sicher, dass sein Klient die Geschichte kannte. Stattdessen atmete er nur einmal kurz durch, dann ging er weiter. "Wenn der Kaiser einen Mann zu seinem Stellvertreter bestimmt, dann steht es mir nicht zu, an dieser Entscheidung zu rütteln. Aber ebensowenig steht es dem Stellvertreter zu, sich auch nur ansatzweise so zu benehmen, als wäre er eben mehr als ein Stellvertreter. Und du bist nun einer der wichtigsten Praefecten des Reiches. Damit steht es dir wiederum zu, den Kaiser zu beraten und ihm zu sagen, dass seine Stimme in Rom zu leise und zu selten gehört wird im Moment. Und ich bin überzeugt, dass du Rom einen guten Dienst erweist, wenn du ihm dies wirklich mitteilst."

  • "Nun Patron es steht ihm vielleicht nicht zu, aber er handelt so, und bei allem Respekt gegenüber dem Senat und Rom, aber es scheint auch niemanden so zu stören, daß er was dagegen unternimmt. Aber wie du sagtest, vielleicht wird es zeit, daß jemand zum Kaiser geht und ihm das gesagte mitteilt. Ich denke ich werde so schnell wie möglich zu ihm aufbrechen. Weil bei dem was du erzählst Patron, ist Schnelligkeit wahrscheinlich geboten."

  • "Es unternimmt vielleicht keiner was, aber trotzdem ist es falsch", wiederholte Macer seinen Standpunkt ungerührt von den Ansichten seines Klienten und blickte diesen mit festem Blick an. Die Sichtweise seines Klienten machte ihm etwas Sorgen. Dass Cyprianus dann aber doch zusagte, mit dem Kaiser reden zu wollen, war daher wohl auch das Maximum dessen, was Macer erwarten konnte. "Je schneller der Kaiser informiert ist, umso besser. Wobei es wohl überhaupt schon gut wäre, wenn du mit dem Kaiser sprichst. Zumal er ja seinen wichtigsten militärischen Kommandeur sicher auch kennenlernen möchte", lenkte Macer das Thema dann wieder auf allgemeinere Themen.

  • "Wollen wir es hoffen, immerhin sind wir ja seine Beschützer" und nachdem was er schon gehört hatte auch seine Kerkermeister."Ich habe mir im übrigen vorgenommen auch bei den Senatssitzungen dabei zu sein. Ich bin ja Beisitzer. Zumindstens kann ich dort nun keine Reden mehr halten. Was vielleicht ganz gut ist." meinte er grinsend und anspielend auf seine abgebrochene Politkerkarriere."Wird bestimmt ganz erheiternd die Senatoren streng anzusehen. Wir als Prätorianer haben ja einen gewissen Ruf. Aber um ernst zu bleiben: Es kann sicher nicht schaden wenn ich mir die Themen möglichst aus erster Hand anhöre. umso besser ich informiert bin, umso eher kann ich was tun."

  • "Keine schlechte Idee", befand Macer zu der Absicht, im Senat Präsenz zu zeigen. In der Tat konnte er der Sache sehr viel Positives abgewinnen. "Ob strenge Blick nötig und hilfreich sind, wird man dann zwar sehen," nahm er die Anspielung auf den Ruf der Prätorianer mit auf, "aber es ist gewiss auch ein Zeichen von Achtung oder zumindest Beachtung, wenn gleich beide Reichspräfekten es für sinnvoll und notwendig halten, an den Sitzungen des Senates teilzunehmen." Sollte das ganze jedoch ein Versuch sein, den Senat durch die Anwesenheit der beiden endgültig unwichtig zu machen, so konnte ein solch offensichtliches Vorgehen auch nur dabei helfen, anderen die AUgen zu öffnen.

  • "Ich hoffe nur die Sitzungen sind nicht zu langweilig. Du weißt ich war nie der geduldigste Bürokrat oder Politiker. Ich fand schon die Aufgaben der verwaltung in Ägypten nicht besonders prickelnd. Aber gut ich bin nun älter und ruhiger. Solange ich nciht einschalfe. Was mich übrigen zu einer frage bringt, wenn wir schon bei der bürokratie sind: Funktioniert die Post in Rom? Immerhin untersteht sie ja auch mir und vielleicht sollte ich auch dort mal nach dem Rechten sehen."

  • Bezüglich der langweiligen Sitzungen wollte Macer seinen Klienten nicht zu schnell desillusionieren, so dass er die Frage wortlos überging. Immerhin gab es gleich eine weitere zu beantworten. "Mir sind keine Klagen über die Post bekannt. Wannimmer ich sie in Anspruch genommen habe, scheint sie ihre Aufgabe gut durchgeführt zu haben. Senator Germanicus Avarus war zu einer recht langen Inspektion der Post in den nördlichen Provinzen unterwegs. Er wird dir sicher genauere Auskünfte geben können, wie es dort aussieht. Aus Rom und Italia sind mir wie gesagt keine Klagen bekannt." Aus Germania genaugenommen auch nicht und der Briefverkehr mit einem dort ansässigen Klienten klappte einwandfrei, aber wenn Germanicus Avarus schon dort unterwegs war, wollte Macer ihm nicht vorgreifen.

  • "Nun sehr schön, dann habe ich zumindestens in diesem Falle nicht viel zu tun. Patron ich danke dir für dieses Gespräch, wenn es von deiner Seite aus nichts mehr gibt würde ich mich nun auf den Weg machen. Es gibt noch viel zu tun :)"

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