• Ich hob eine Augenbraue an - er schien recht gerne im Mittelpunkt zu stehen, was ich allerdings bislang nicht so empfunden hatte. Ich deutete auf einen Tisch der eher nahe einer Nische lag.


    "Was hältst du von dem dort hinten? Ich möchte eigentlich nicht so gerne mitten im Raum sitzen, weil ich mich dann wie ein Sklave auf dem Stad fühle: Gut präsentiert und für jeden sichtbar!"


    Ich schmunzelte, bewegte mich aber sogleich auf die Ecke zu und ließ mich auf einen Platz sinken.

  • "Nein um ehrlich zu sein. Ist selbst mein erster Besuch in dieser Taberna, solange ich mich recht erinnere. Aber ich habe auch keinen großen Hunger und werde mir lediglich ein leichtes Gericht holen. Vielleicht Honigbrot mit irgendeiner Beilage."


    Ich sah mich nach dem Wirte um.

  • "Ich würde mich mit ein Paar Würstchen begnügen. Einen gut gemischten Wein dazu, der Tageszeit angemessen, ja...", und auch ich sah mich nach dem Wirt um.


    "Sag', ich bin ja noch immer ganz verwirrt über Deine herausragende Stellung! Wie wird man denn Pontifex Maximus, wenn ich mal so direkt fragen darf?", wandte ich mich jetzt wieder zu Helena, Neugierde im Blick.

  • Ich starrte ihn kurze Zeit verblüfft an - Pontifex Maximus? Doch ich beschloss nicht zu lachen, vermutlich konnte er es gar nicht wissen.


    "Bei den Göttern, Nein. Ich bin nicht der Pontifex Maximus, das ist unser Imperator Caesar Augustus. Ich bin als Pontifex nur der religiöse Leiter dieser Provinz und habe im Namen des Collegium Septemvirorum und des Collegium Pontificium ein Auge auf die Religiösität wie die Priester. Geworden bin ich dies allerdings durch eine lange Zeit im Dienste der Götter, der mich durch die Provinzen gezogen hat!"

  • Das war ja mal wider ganz typisch... Vorschnell, unbedacht und eigentlich ziemlich... Eigentlich war mir durchaus klar, was sie verwundert erwiderte, aber ich war wohl nicht so ganz bei mir, eher noch in in dem Gewühl, das auf dem Forum herrschte und bei der häßlichen Szene. Vermutlich hielt sie mich jetzt für einen Banausen, ärgerte ich mich.


    "Du bist also auch etwas herumgekommen?", glitt ich vom Thema ab, um es ihr zu überlassen, für wie banausisch sie mich erachten wolle.


    Nebenbei wunderte es mich, dass der Wirt nicht kam - lag das an meinem Äußeren, das meinem Stand nicht wirklich entsprach? Oder am versteckteren Platz?
    Diese Stadt, dieses Hispania schien etwas gegen mich zu haben und verweigerte sich... Langsam bekam ich Lust wieder abzureisen.

  • "Ja, geboren in Roma, aufgewachsen in Achaia, zurückgekehrt nach Roma. Dann zu meinem Verlobten nach Germania den ich schließlich hier in Tarraco ehelichte. Und den ich offensichtlich an Germania verlor."


    Ich zog kurz eine Grimasse um meinem Äusseren nichts von meinen Gedanken ansehen zu lassen. Er musste nicht schon wieder glauben einen Fehler gemacht zu haben. Auch wenn er dies offensichtlich schon tat. Und ich konnte auch erahnen warum... Doch wie sollte ich ihn wieder 'beruhigen'?


    "Was kann ich für euch tun?"


    kam es auf einmal von hinten und aufschreckend blickte ich dem freundlich lächelndem Wirt entgegen. Ich wies Quintus an seine Bestellung aufzugeben.

  • Ich betrat die Taverne, überblickte den Raum und sah einen Tisch weiter hinten, welcher noch nicht besetzt war. Im Durchschreiten des Raumes gab ich dem Wirt das Zeichen, dass ich gleich bestellen wollte und nahm Platz.


    Viel war nicht los, ausser ein paar fremden Gesichtern, entdeckte ich einige Stammgäste und ... die Pontifex von Hispania. Um Himmels Willen, was machte sie in einer Taberna? In einer Spelunke? Selbst in Begleitung war dies gewagt und schon gar nicht dem Ruf dienlich.


    Ich rückte etwas nach hinten, wollte ich von ihr nicht entdeckt werden. Würde sie mich nicht sehen, müsste ich sie nicht sehen und diese Unannehmlichkeit, sie in einer Taverne entdeckt zu haben, würde uns beiden erspart bleiben. Was ich offiziell nicht wusste, wusste ich nicht.


    Der Wirt trat zu meinem Tisch und ich bestellte einen Becher Wein.




    .
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  • Es trat jemand ein und warf einen langen, skeptischen Blick auf uns, verschwand dann aber hinter einer Wand. Eine fabelhafte Stadt war dies, verzog ich meine Mundwinkel. Doch schon stand ein Wirt an unserem Tisch und frug nach unsrerm Begehr...


    "Helena? Also Honigbrot und eine Beilage?", versuchte ich mich ihres Wunsches zu versichern und wandte mich zum Wirt "...außerdem eine Karaffe Wein, halb Wasser, ein Paar Würstchen dazu."


    Wieder blickte ich zu Helena, während der Wirt wartete... und ich abermals an den mißbilligenden Menschen hinter der Wand dachte, dessen skeptischer, durchdringender Blick uns getroffen hatte.
    Vielleicht war es wie ich vermeinte: Man spaziert als Pontifex nicht einfach so durch die Gegend und erlebt kleine Abenteuer -

  • "Ja. Für mich anstelle des Weines allerdings Wasser! Ich vertrage Wein nicht so gut und der Tag ist noch ziemlich lang!"


    lächelte ich den Wirt bestätigend an und sah dann zu Quintus. Er schien ein wenig missstimmt und ich fragte mich aus welchem Grund. Aufmunternd lächelte ich ihn an.


    "Das wäre es!"


    Nickend machte sich der Wirt wieder davon und ich wandte mich wieder vollends zu Quintus, ehe ich leise fragte:


    "Was ist denn los? Du wirkst irgendwie schlecht gelaunt... Habe ich etwas falsches gesagt?"

  • "Ach, nein, nein, ich war nur in Gedanken... bei unseren Gaunern... Man kann es kaum glauben, wie gottlos die allermeisten von ihnen sind." Dabei schüttelte ich ungläubig meinen Kopf.


    "Wenn dann aber ihre Stunde naht, ist's immer das nämliche: Sie werden so schnell gäubig, wie sie eine Tunica überstreifen - und das geht natürlich auch rückwarts, sollte es dem Medicus gelingen das Zeugnis seiner Meisterschaft - oder auch des Zufalls - abzulegen."


    Ich lachte kurz auf, ich hatte es bildlich vor Augen...

  • Ich nickte leicht - er hatte durchaus Recht. Ich fragte mich auch manches Mal wieviele Christen unter uns weilten. Mir ging es nicht einmal um die Namen, vielleicht war es besser wenn ich es nicht wusste. Aber manche gehen wirklich mit den Traditionen um,...


    "...wie ein dummer Sklave mit einem riesen Stapel Porzellan..."


    brummte ich.


    "Wie stehst du eigentlich zu den geheiligten Riten unserer Vorfahen? Zu der Ehrung der Götter?"


    fragte ich ein wenig gedankenverloren.

  • "Nun", zögerte ich "ich wurde gelehrt, dass sie unbedingt zu ehren sind. Aber da Du mich nach den Römischen fragst: Thukydides sagte immer, sie seien vom ,Olymp gekommen'... das sagte er sicherlich, um meinen Widerspruchsgeist zu beleben und so war es dann auch: Ich fragte ihn dann, warum sie nicht auch griechische Namen tragen würden. Darauf lachte er und behauptete, die Römrer könnten halt kein Griechisch, was hätten die Götter also machen sollen..."


    Das wollte sie jetzt sicherlich nicht hören, darum fuhr ich anders fort:


    "Mir ist es bislang ein großes Geheimnis geblieben, warum mancher Gott uns Menschen seiner Aufmerksamkeit für Wert befindet. Denk an Mercurius, der selbst dem Gesindel, den Dieben Schirmherr ist... Ich glaube, es ist nicht dieser Gott, der das Gesindel unter sein Patronat erhebt, sondern das Gesindel drängt sich darunter - wir haben soeben einen lebendigen Beweis seiner Dreistigkeiten erlebt...", brach ich ab,denn möglicherweise könnte auch diese naive Offenheit böse folgen haben, wie fast alles in Tarraco.

  • Ich lauschte seinen gesamten Worten. Auch wenn ich sie nicht allzugerne so... direkt hörte, so musste ich ihm ein bsischen zustimmen.


    "Ich vermag nicht zu beurteilen wie Mercurius darüber denkt. Ich kann mir gut vorstellen dass manche auch von diesem Gesindel seine schütznde Hand haben, aber ich vermute es hängt von der Art des Menschen ab. Doch wie ich sagte: Ich vermag mir kein Urteil zu bilden."


    Ich schwieg kurz nachdenklich.

  • Ich nickte nur nachdenklich und kurz darauf trat mir auch wieder ein Lächeln auf die Lippen.


    "Gewissermaßen ja, und selbstverständlich kann sich jeder ein Urteil bilden. Aber ich behalte meines lieber für mich denn gerade als Pontifex sollte ich anderen nicht meine Meinung aufdrücken sondern Neutralität wahren und nur Wahrheiten erzählen zu welchen meine Spekulationen wohl nicht gehören würden..."


    Ich sah den Wirt herankommen - mit nur Wein. Ich hob leicht eine Braue doch ich sagte nichts und ließ es auf sich beruhen. Trank ich halt ein bisschen weniger. Ich sah zu Quintus, versuchte zu erkennen was er bei dem Anblick der einen nach Wein riechenden Karaffe sagen würde.

  • Tja, der Wirt war wohl ein Geistesverwandter, dachte ich und sprach ihn darauf an:


    "Guter Man, Du verstehst den Durst zu gut um ans Wasser zu denken! Bitte bring noch die gewünschte Karaffe für meine Schwester, sei so gut!"


    Der Wein lockte, doch hielt ich mich zurück, bis auch Helena ihren Trank erhalten hätte.

  • Was nicht lange gedauert hatte. Ich lächelte meinen Gegenüber dankend an, auch wenn er das nicht hätte tun müssen. Vielleicht würde ich doch ein wenig des Weines kosten...


    "Danke..."


    lächelte ich ein wenig verlegen nachdem der Wirt wieder fortgegangen war.

    "Glaubst du, du könntest mir ein wenig... ?"


    mit einem andeutenden Blick sah ich zu der Karaffe.

  • "... Wein einschenken? "Sicher, für mich allein wär diese Menge wohl noch zu früh"


    Ähem, vielleicht hätte ich mal besser "zuviel" sagen sollen, nachher hält sie mich für den Apfel, der nicht weit vom Stamm fällt...


    Ich reichte ihr die Karaffe herrüber, wie am Vorabend - wenn ich mich daran erinnerte schienen mir Jahre vergangen seitdem.


    "Nur keine Zurückhaltung!"

  • Ich musste lachen.


    "Genau das haben mir Agrippa und Metellus auch schon geraten - nur nicht zurückhalten! Was glaubst du denn was man als Patrizierin lernt? Sich zu betrinken?"


    Ich zwinkerte ihm vergnügt zu und sorgte für 50/50 in meinem Becher. Lächelnd stellte ich die Karaffe wieder in die Mitte des Tisches.


    "Wo möchtest du eigentlich gleich noch hin? Der Rundgang ist ja noch lange nicht beendet! Und gleich werde ich zusehen nicht wieder in Hannbials Schlacht zu geraten!"

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