• Caelyn war weg. Verschwunden. Entwischt. Davongelaufen. Sie hatten es bemerkt, als sie nach dem Einkaufen nicht mehr zurück in die Casa kam. Das hatte man davon, wenn man Sklaven allein auf den Markt ließ. Sermo war stocksauer, zumal auch seit ihrer Flucht seine Kopf- und Fußschmerzen regelmäßig in starken Schüben auftraten und dann wieder abklangen.


    Heute war so ein Tag. Sermo hatte sich halbwegs in Schale geworfen und im Tablinum positioniert, wirkte jedoch ein wenig kränklich, berücksichtigte man seine Augenringe und den mürrischen Gesichtsausdruck als Folge des Schädelbrummens und einer gewissen Schlaflosigkeit. Sermo hatte seinem Sklaven Issa aufgetragen in den Tavernen und Garküchen und auf dem Markt nach einer Person oder Gruppe zu fragen, die sich damit auskannten Abhandengekommenes wiederzubeschaffen. Und so eine Person hatte Issa nun mitgebracht, die Sermo empfangen wollte. Als vom Vestibulum her Stimmen und das Geräusch von Schritten auf dem Mosaikboden an Sermo Ohr drangen, machte er sich bereit den Besuch zu begrüßen und setzte sich aufrecht hin.

  • [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/19.jpgRandolf


    Randolf. Das war der wolfszähe Schildkrieger. Er hatte sich seinen Namen verdient, damals. Damals, in seinen Jahren jenseits des Limes. Doch diese Zeiten waren vorbei. In diesen vergangenen Jahren hatte er Jagd gemacht. Jagd auf Menschen, die sich zu wehren wussten. Die meisten zumindest. Jetzt war er die meiste Zeit innerhalb der Grenzen des römischen Reiches unterwegs. Auch zur Jagd. Weshalb sonst? Randolf war Menschenjäger und das blieb er. Auch diesmal führte sein Weg ihn in das Haus eines Mannes, der einen Menschen einfangen will. Einen Entlaufenen. Einen Flüchtling.


    "Ich bin Randolf. Ich bin der, der dir dein Eigentum zurückbringt," begrüßte er seinen potenziellen Auftraggeber.

  • "Randolf, sei gegrüßt." Sermo bedachte den Mann mit einem abschätzenden Blick und entschied, dass dies nicht der Zeitpunkt für Geplänkel war. "Randolf, ich suche eine Sklavin. Blond, durchschnittlich groß, gut aussehend. Und schwanger!" Das war wohl das ausschlaggebendste Merkmal, das ihre Flucht vor allem verlangsamen würde. Und eine Verfolgung erleichtern musste. "Achja, sie trägt außerdem eine Tätowierung im Nacken. Ihr Name ist Caelyn. Ich denke das sollte genügen, um sie zu finden." Eindringlich sah er sein Gegenüber an. Der Kerl sah ziemlich abgebrüht aus und machte auf Sermo nicht den Eindruck, sonderlich zimperlich zu sein. "Sie und das Kind will ich lebend und unversehrt, ist das klar?"


    Edit: Aus Versehen zu früh gepostet...

  • [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/19.jpgRandolf


    "Blond, schwanger, Tätowierung. Nichts leichter als das," bestätigte Randolf die Anweisungen seines Auftraggebers. Unversehrt wollte er sie. Wie lästig. Da musste er ja speziell darauf aufpassen, wie er seine Beute fing. Das aufspüren war bekanntermaßen kein Problem. Vielmehr bereitete ihm das Habhaft Werden Sorgen. Besonders bei einer Schwangeren konnte schnell ein unvorhergesehenes Unglück passieren und schon war das Kind tot. Oder gleich beide. Aber mit solcherlei Gedanken konnte er sich später befassen. Jetzt blinzelte er zwanghaft und streckte dann wortlos die Hand aus. Er würde hier bestimmt nicht ohne einen kleinen Vorschuss rausmarschieren. "Für die Ausrüstung," begründete er überflüssigerweise seine Geste.

  • "Natürlich. Issa," kommentierte Sermo die Forderung nach Vorauszahlung und kommandierte seinen Sklaven, das vorbereitete Päckchen herzuholen. Der Junge warf dem Sklavenjäger ein Beutelchen zu, das verführerisch klimperte. "Fünfzig Sesterzen. Das sollte für den Anfang genügen. Du bekommst noch zweimal so viel, wenn du die Sklavin und ihr Kind unversehrt hier ablieferst." Ein ernster Blick traf Randolf. Sermo hoffte, dass dieser Klotz ihn ganz genau verstanden hatte. Wenn nicht, würde der Jäger bald der Gejagte sein.
    "Du kannst gehen," komplimentierte er Randolf daraufhin mit einer herrischen Handbewegung hinaus.

  • [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/19.jpgRandolf


    Randolf nahm den Betrag der Vorauszahlung mit einem knappen Nicken zur Kenntnis. "Vale," machte er, als er sich bereits von seinem Auftraggeber abgekehrt hatte und seine Schritte hinter dem Sklaven her in Richtung Ausgang lenkte. Randolf schärfte seinen Geruchssinn. Eine erste Fährte wäre schnell gefunden, war Mogontiacum doch ein Dorf. Die Jagd hatte begonnen. Und Randolf war ganz in seinem Element.

  • Als Randolf das Tablinum verlassen hatte, stieß Sermo einen gedehnten Seufzer aus. Er ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen und atmete tief durch, während er die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Die Kopferschmerzen waren wieder da, stärker denn je. Was sollte das? Seit er Zeit gefunden hatte sich über Caelyns Verschwinden Gedanken zu machen, brummte sein Schädel als hätte er drei Orgien in Folge durchgemacht und das Ausschlafen auch noch sein gelassen.
    "Dominus?" meldete sich Issas besorgte Stimme, als er seinen Herrn in reichlich desolater Körperhaltung vorfand. "Issa...lass uns in die Thermen gehen..." stöhnte Sermo gequält. "Jawohl, Dominus," gab der Sklave zurück und bereitete das Toilettenbesteck seines Herrn vor. "Bei den Göttern, hat das denn nie ein Ende?" murmelte Sermo genervt. Hoffentlich würden die heißen Bäder in den Thermae Iuliani ihm Linderung verschaffen. Das war ja nicht auszuhalten. Als er sich ächzend erhob, fingen dann auch noch seine Füße an, auf die fieseste Tour zu ziehen. Ein Schmerz durchfuhr seine Fußsohle, dass Sermo sich auf die Lippe beißen musste um nicht laut zu schreien. "Bona dea..."

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