Adula und Baldemar | Auf der Suche

  • Die Aussicht auf Met. Adulas ruhige Art. Es war stimmig. Die Villa Aurelia blieb hinter ihnen. Baldemar sah sich um. Viele Römer. Bedeuteten viele Gefahren. Das Messer war griffbereit. Fragend sah er Adula an. Wohin nur? Met. Wo würde es den geben? Der Marser folgte ihr. Sie gingen Straßen entlang. Durch Gassen hindurch. An Händlern vorbei. Römisches Zeug. Was für ein Müll.


    Die Gegend wurde schlechter. Er sprach wenig. An sich nichts. Was auch? Er blieb stehen. In der Nähe waren Händler. Die Stände klein. Dreckig. Sah nach Met aus. Adula? Wo sind wir? Hatte er so schlecht aufgepasst? In der Nähe schrie jemand. Baldemars Blick ruckte herum. Fixierten dann Adula. Schien keine gute Gegend zu sein. Er musste sie beschützen. Musste er? Ein prüfender Blick. Ein Schnalzen. Diese Römer würden kein Problem darstellen. Was war mit dem Met? Wenn nicht hier, wo dann?

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    Adula



    Adula liebte es zu laufen. Untätiges Herumstehen oder Warten schlug ihr früher oder später aufs Gemüt und auf die Laune, doch solange sie sich einfach nur bewegen konnte, war die Welt für sie in Ordnung. Die gleichförmige Bewegung, ihre eigenen rhytmischen Schritte auf dem Pflastersteinen der Stadt sorgten dafür, dass ihr Kopf frei blieb von störenden Gedanken und Problemen. Dabei war es für Adulas Seelenfrieden vollkommen unerheblich, in welchem Teil Roms sie sich gerade bewegte, das einfache schlichte Laufen wirkte in den dreckigen engen Gassen der Armenviertel ebenso gut wie auf den reichen Prachtstraßen, auf denen sie häufiger ihre Herrschaften begleitete, zumindest so lange, wie ihr niemand zu nah auf die Pelle rückte. Das geschah zu Adulas eigener Überraschung in regelmäßigen Abständen immer mal wieder, obwohl sie mit ihrer hühnenhaften Gestalt, mit der sie sogar die meisten Männer überragte, und den unübersehbar muskulösen Gliedern in keinster Weise irgendeinem gängigen weiblichen Schönheitsideal entsprach.
    Von Baldemar ging in dieser Hinsicht allerdings keinerlei Gefahr aus, der große Germane folgte ihr einfach schweigend, und Adula genoss seine unaufdringliche Gesellschaft während sie am Quirinus Tempel vorbei Richtung Richtung Süden liefen. Da sie gerade vollkommen entspannt war, dauerte es eine kleine Weile bis Baldemars Frage bei Adula ankam. Überrascht blieb sie stehen und warf erst einen Blick weiter die Gasse entlang um dann ihn anzusehen. "In der Subura. Bald. In Ordnung?" Sie selbst fühlte sich in diesem Teil der Stadt durchaus wohler als zwischen all den parfümierten und schmuckbehangenen Vertretern der feineren Viertel, würde aber auch ohne Federlesens eine andere Richtung einschlagen, falls Baldemar aus irgendeinem Grund Bedenken haben sollte.

  • Da standen sie. In der Subura? Er sah sich um. Das erklärte einiges. Römer! Was für ein dreckiger Ort. Baldemar dachte dabei nicht über Adulas Weiblichkeit nach. Sie war deutlich eine Frau. Sie konnte sich sicher allem erwehren. Zumindest einigem. Doch der Marser war verheiratet. Seine Gedanken waren rein freundschaftlicher Natur. Es tat gut mit Adula. Sie war herrlich still.
    Für die Gebäude hatte er keine Augen. Die waren eh nur römisch.
    Subura. Wieder dachte er darüber nach. Adula konnte sich wehren. Das war klar. Allerdings wollte er sie schützen. Was für ein Dilemma. Sein Messer war griffbereit. Ein langsames Nicken. Ja. In Ordnung.
    Er grinste sogar. Sollte er hier einen Römer erstechen. Würde es jemand merken? Die Mundwinkel zuckten. Erneut sah er sich um. Nickte dann in eine Richtung. Es sah aus, als wenn dort vor den Häusern Dinge verkauft wurden. Es hatte nichts von einem großen Markt. Es wirkte düster. Alles hier wirkte irgendwie düster. Und kalt. Seine Augen besahen sich stechend die Umgebung.
    Dann sah er Adula. Er musste lächeln. Sieht nach einer Metgegend aus. Sprach er seine Gedanken aus.

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    Adula



    Es war vermutlich ganz gut, dass Adula nichts von dem Dilemma ahnte, in dem ihr Begleiter gerade steckte, denn das Bedürfnis nach Schutz war eine Empfindung, die ihr gänzlich fremd war. Nicht einmal in den frühesten Momenten ihrer Kindheit, in der Zeit, in die ihre ersten bewussten Erinnerungen zurückreichten, hatte Adula auch nur einen Gedanken daran verschwendet bei anderen Menschen so etwas wie Schutz zu suchen. Sie war etwa fünf Jahre alt gewesen, als sie seinerzeit von den Sklavenhändlern verschleppt worden war, war jedoch für eine zurückgebliebene Zehnjährige gehalten worden, da sie schon damals alle Gleichaltrigen deutlich überragte und viel kräftiger war . Es hatte eine Weile gedauert, bis Adula begriffen hatte, dass und aus welchem Grund die neuen Menschen um sie herum sie für beschränkt hielten, die Erkenntnis, dass dieser Umstand gar nicht so unpraktisch war, kam dafür umso schneller. Kaum jemand machte sich die Mühe, Adula etwas lang und breit zu erklären oder sie zu irgendetwas überreden zu wollen, und spätestens seit sie kurz nach ihrer Gefangennahme einem der Wärter den Daumen abgebissen und die darauf folgende Strafe klaglos ertragen hatte, brachten ihr ihre Mitsklaven ein gehöriges Maß an Respekt entgegen, etwas was sich bis in die Gegenwart hinein nicht wirklich geändert hatte.


    "Met?" fragte sie einem Augenblick lang verwirrt, dann erhellte sich Adulas Gesicht jedoch und sie grinste Baldemar an. "Ja, dort." sie wies die kleine Gasse entlang, an deren Ende hinter zwei schäbigen Läden und einem noch schäbigerem Lupanar mit gutem Willen eine kleine Taverne erkennbar war. Adula war hier hin und wieder mit der einen oder anderen Bekanntschaft eingekehrt und erinnerte sich dunkel, dass der Besitzer, ein freigelassener Germane auch Met im Angebot hatte. "Komm mit."

  • Der Germane ahnte es nicht. Was Adula hatte durchmachen müssen. Doch ihre Stärke. Die konnte er vermuten. Konnte er sehen. Sie schien in sich zu ruhen. Etwas was sie sehr sympathisch machte. Nein, sie war nicht zurückgeblieben. Nur etwas groß. Ein wenig ruhig. Ihm nicht unähnlich. Baldemar grinste als er es feststellte. Sie könnte seine Schwester sein. Wüsste er von dem ‚Daumen‘. Der Marser würde schnalzen. Würde es laut sagen. Sie wäre seine Schwester.


    Adulas Verwirrung bemerkte Baldemar nur am Rande. Grinsend nickte er. Ja, Met. Die Stimme klang rau. Sie wies die Gasse entlang. Das Lupanar sah er sich einen Moment länger an. Ob Frija heute zu müde sein würde? Ein Grinsen. Er würde es später herausfinden. Er sollte mitkommen? Zuerst stand der Germane noch da. Dann nickte er und folgte Adula in die Gasse. Seine Augen betrachteten die Menschen. Es wirkte so düster an diesem Ort. Er blieb nahe bei Adula. Natürlich nur um sie zu schützen. Wieder ein Grinsen. Lieber nicht mehr zum Lupanar sehen. Von sich ablenken.
    Schnalzend besah er sich seine Begleiterin. Kennst du den Laden? Es war nicht wichtig. Aber es lenkte ab. Von seinen Blicken. Seinen Gedanken. Besser er würde ab jetzt mehr an den Met denken. Dann sah er wieder die Menschen an. Bis er eine Frau ansah. Sie kam auf ihn zu. Der leichte Stoff den sie trug verhüllte sie nur so, dass man sich wünschte mehr sehen zu können. Baldemars Augen weiteten sich. Eine Lupa. Rasch sah er von ihr weg. Grinste Adula an. Um erneut abzulenken. Aber die Frau ließ nicht locker. Sie trat an die beiden heran. Berührte den starken Mann sofort am Arm. Mist! Kerle konnte er zusammenschlagen. Aber die Frau?


    Na. Meine Lieben? Wie kann man euch denn behilflich sein. Unser Haus hat vieles. Alles im Angebot. Sie deutete auf das Lupanar. Ihr Körper wirkte kaum verbraucht. Das Lächeln fast unschuldig. Es war eine Masche, dass genau sie vor dem Haus die Männer anlocken sollte. Baldemar fiel drauf rein. Er blieb stehen. Sah sie direkt an. Eine Einladung für die Frau. Sofort sah die Wildkatze ihre Beute. Und wollte sie erjagen. Ihre Finger spielten am Oberarm des Germanen. Die zweite Hand ging zum Gesicht des Marser. Baldemar gefiel es. Natürlich nicht. Nein! Es gefiel ihm nicht. Er räusperte sich. Was würde Frija sagen? Einen Mann konnte er verprügeln. Aber was sollte er tun? Er sah zu Adula. Jetzt brauchte er doch tatsächlich ihre Hilfe. Während die Frau sich siegessicher an ihn schmiegte. Sie begann ihm Dinge ins Ohr zu flüstern. Mit großen Augen musste Baldemar schwer schlucken. Wie sollte er hier raus kommen? Doch zusammenschlagen? Oder einfach weiter gehen? Mit ihr am Arm? Kräftig genug war er. Für alles. Doch was würde Frija sagen? Eine Frau schlagen. Das ging gar nicht!

  • "Hm? Ja." antwortete Adula auf Baldemars Frage, drehte sich dabei jedoch nicht um sondern hielt unbeirrt auf den Eingang der Taverne zu. Warum es ihm wohl wichtig war, ob sie den Laden kannte? Eine Schankstube war eine Schankstube, wenn sie einem zusagte blieb man dort, wenn nicht, dann ging man eben woanders hin. Da ihr Blick weiterhin die Gasse hinunter gerichtet blieb, bekam Adula vorerst nicht mit, was sich in ihrem Rücken abspielte. Erst am Eingang zur Schankstube registrierte sie, dass Baldemar sich nicht mehr direkt hinter ihr befand und drehte sich suchend nach ihm um. Als sie sah, dass der große Germane nur ein Haus weiter wie ein Kaninchen vor der Schlange erstarrt stehengeblieben war und hilflos zu ihr herüberblickte, stieß Adula ein kleines Seufzen aus. Es war doch immer wieder erstaunlich, wie leicht Männer auf die einfachsten Kniffe und Tricks hereinfielen, selbst solche wie Baldemar, den sie durchaus für diszipliniert und wachsam hielt. Mit zwei großen Schritten legte Adula den Weg bis zum Lupanar zurück, riss die Lupa am Oberarm von Baldemar weg, nur um sie mit den Worten "Hau ab." recht unsanft durch den Eingang des Lupanars zu stoßen. Ein dumpfer Plumpslaut machte deutlich, dass die Frau im Innern offenbar auf ihrem Hintern gelandet war, dann drangen einige schrille Schimpfworte nach draussen, von denen Adula nur "Bastarde" und "verdammte Mistgeburt" aufschnappte. Nachdem sie sich kurz die Hände an der Tunika abgewischt hatte, drehte sich Adula völlig ungerührt zu ihrem Begleiter um und deutete erneut Richtung Schankstube. "Können wir jetzt?"

  • Sie kannte den Laden also. Gut. Oder nicht? Irgendwie verwirrte ihn die Frau an seinem Arm. So recht denken konnte Baldemar nicht. Adula war weiter gegangen. Er sah ihr nach. Als sie zurück kam versuchte er zu grinsen. Als wenn alles so war wie es sein sollte. Naja. Fast alles. Wie sie ihn ansah. Er schluckte. Das musste er überspielen. Würde es später Geschichten hierrüber geben. Diesen Teil würde der Germane vergessen. Oh ja, er war diszipliniert und wachsam. Er sah genau wie die Brust der Frau sich hob und senkte. Dann waren sie weg. Genau wie die Lippen. Moment. Was tat er gerade? Niemals würde er seine Frija betrügen! Hau ab? Adula tat, was er hätte tun müssen.
    Als sie sich ihm zuwandte grinste er. Ein Schnalzen. Ein vielsagender Blick. War ja alles nur ein Spiel. Genau! Er war nicht hilflos gewesen. Er doch nicht!


    Die Lupa war weg. Die Beschimpfungen aus dem Gebäude klangen nicht gut. Ein kurzer Blick. Dann grinste er Adula wieder an. Was für ein Pfundsweib. Sie wäre eine tolle ‚kleine‘ Schwester gewesen.
    Ja. Klar. Sagte er nur schlicht. Sie konnten. Was für eine Frage. Das war doch nichts! Das hatte ihn kaum aufgehalten. Und niemals würde er es Frija erzählen. Seine treudoofen Augen würden ihn eh verraten.


    Rasch waren sie bei der Taverne. Der Marser sah sie sich an. Met. Murmelte er etwas leiser. Seine Augen glänzten. Vorfreude sorgte für ein typisches Grinsen. Spielerisch deutete der Marser eine Verbeugung an. Öffnete die Tür. Und würde nach ihr eintreten. Es schlugen ihm Geräusche entgegen. Alkoholdunst. Und mehr. Schnalzen. Das war gar nicht so übel. Nein! Gar nicht übel. Sagte er deswegen etwas lauter.


    Seine Augen sahen sich um. Aufmerksam. Wachsam. Ein wenig überrascht. Langsam trat er ein. Sie kannte den Laden. Vielleicht erkannte sie wen? Solange es kein Römer war! Aber solange es Met gab. War es eben doch nicht so wichtig.
    Der Germane stieß sie von der Seite her an. Ich glaube heute komme ich nicht mehr heim. Nur ein Raunen. Hatte er heim gesagt? Er meinte natürlich zu Frija. Genau. Und nichts anderes. Das es Folgen haben konnte war ihm gleich. Bislang kam er mit den meisten Sachen durch. Er hatte es auch noch nie derart ausgereizt. Noch war es ja nicht so spät. Ein Zucken der Mundwinkel. Noch!

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    Adula



    Die Schankstube war kaum mehr als ein Verschlag: klein, dunkel, mit einer niedrigen Decke und noch dazu nicht wirklich sauber. Adula störte das alles herzlich wenig, solange man sie in Ruhe ließ, fühlte sie sich hier genauso wohl wie in der luxuriösen Casa Germanica, daran änderten auch der Krach und die Vielzahl an nicht immer angenehmen Gerüchen und Ausdünstungen der Speisen und übrigen Gäste nicht das Geringste. Mit einem zufriedenen Seufzer ließ sie sich auf einer der grob gehauenen Holzbänke nieder und ließ dabei noch Platz genug für Baldemar, bevor sie der Schankmagd, einer kleinen verschreckt wirkenden Maus, bedeutete ihnen Met zu bringen. Kaum war diese mit dem Gewünschten zurück, leerte Adula ihren Becher in einem Zug und sah das Mädchen erwartungsvoll an, das eilig zur Theke huschte und kurz darauf mit Nachschub zurückkam, diesmal in einem großen Krug, den sie vor den beiden Besuchern abstellte. Adula grinste zufrieden und stieß Baldemar leicht ihren Ellenbogen in die Seite. "Jetzt sind wir hier. Trink." Sie wartete nicht, bis er seinen Becher erhoben hatte, sondern griff direkt wieder nach dem ihren und leerte ihn erneut, wenn auch diesmal ein wenig langsamer und mit mit mehr Genuss. Adula liebte Momente wie diese, in denen sie sich einfach nur wohl in ihrer Haut fühlte, in denen niemand etwas von ihr erwartete und in denen sie einfach nur da war.
    Und dann bahnte sich plötzlich etwas zu ihrem Bewusstsein durch, das dieses Gefühl des Wohlbefindens und der Entspannung störte, ohne dass Adula hätte sagen können, wie und warum das so war. Es war ein laut gesprochener Satz gewesen, nein, eigentlich nicht mal das, nur Wortfetzen, die von draussen in die Schankstube hineindrangen. Zwei oder drei Silben nur, und doch irritierten sie Adula in einer Weise, die ihr gänzlich unbekannt war. Der bereits leere Becher verharrte in der Luft, doch sie schien es nicht zu merken und drehte stattdessen langsam den Kopf Richtung Eingang.

  • Es war beinahe wie Heimat. Baldemar zog den Kopf ein. Sein Grinsen wurde breiter. Der Marser folgte Adula. Setzte sich neben sie. Sah sich um. Die Kleine tat ihm leid. Er schenkte ihr ein Augenzwinkern. Das schien ihr zu gefallen. Begeistert hörte er die Bestellung nach Met. Ein Schnalzen. Ein Grinsen. Er tat es Adula gleich. Ein Zug reichte. Der Becher war leer. Einfach zu klein für seinen Durst. Das Mädchen kam mit dem Krug wieder. Gut. Murmelte der Germane. Trink. Das musste sie nicht zweimal sagen. Ein Knurren. Ein Durchatmen. Und wieder leerte sich der Becher. Nun sah er sich, zu tiefst zufrieden um.


    Der Blick des Germanen traf verwirrt auf Adula. Etwas war nicht in Ordnung. Mit Sorge sah er sie an. Die Hand griff nach der ihren, die den Becher hielt. Sein Blick folgte ihrem zum Eingang. Als dieser sich öffnete. Lachend traten zwei Männer und eine Frau ein. Die Sprache war unbekannt. Sie sahen irgendwie wild aus. Sie bahnten sich ihren Weg. Niemand stellte sich in selbigen. Der Nebentisch war ihr Ziel. Die drei setzten sich. Baldemar verstand kein Wort. Fragend sah er Adula an.
    Die Frau der Gruppe sah herüber. Lächelte. Die Männer bemerkten ihren Blick. Und machten es ihr gleich. Kaum dass Becher vor ihnen standen, prosteten sie zu. Sie riefen einen Trunkspruch. Keinen den der Marser verstand.
    Was? Mehr fragte er Adula nicht. Sie würde reden. Oder nicht. Auch wenn er ein wenig neugierig war.

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    Adula


    Es war bezeichnend fuer den Grad der Irritation, die ueber Adula hereingebrochen war, dass diese nicht einmal bewusst mitbekam wie ihre Hand in der des Germanen landete; eine Art der Vertraulichkeit, die sie ihres Wissens nach noch nie jemandem gestattet hatte. Unter normalen Umstaenden haette sie die eigene im freundlichsten Fall zurueckgezogen oder die andere Hand weggeschlagen, aber in diesem speziellen Moment blieb Adulas Hand da wo sie war, waehrend ihre Besitzerin verzweifelt versuchte mit dem Chaos in einen Kopf fertig zu werden, in dem normalerweise beneidenswerte Klarheit und Ruhe herrschten. Die drei Neuankoemmlinge betraten lautstark die Schenke und nahmen am Nachbartisch Platz, doch Adulas Blick blieb wie festgeklebt an der Tuer haengen, nur ihre Lippen, die lautlos irgendwelche Woerter zu wiederholen schienen, bewiesen, dass die sonst so unerschuetterliche Huenin nicht von einem auf den anderen Moment zu Stein erstarrt war.
    Am Nebentisch waren kaum zum ersten Mal die Becher gehoben worden, als ein weiterer Mann den Kopf zum Eingang hineinsteckte und Baldemars und Adulas Nachbarn etwas zurief, diesmal allerdings in einem nicht sehr schoenen oder gar vornehmen, nichtsdestotrotz aber verstaendlichen Latein, woraufhin alle drei, wenn auch unuebersehbar unwillig, wieder aufsprangen. Einer der Maenner warf beim Herausgehen ein paar kleine Muenzen auf den Tisch, die junge Frau laechelte Baldemar unuebersehbar angetan erneut zu, und dann waren die drei auch schon wieder verschwunden.
    Erst jetzt schien auch Adula langsam wieder zu sich zu kommen, sie rieb sich mit der freien Hand die Augen, schuettelte energisch den Kopf, als habe sie Wasser in die Ohren bekommen und wandte sich dann dem Germanen zu, als habe sie erst jetzt seine Frage gehoert.


    "Ich versteh das. Lange her..."

  • Da war was faul. Etwas stimmte nicht. Die Lippen bewegten sich. Adula sprach aber nicht. Baldemar sah sie fragend an. Versuchte zu verstehen was geschah. Ein Mann kam nur hinein, um zu gehen. Sein ‚Befehl‘ nahm die Neuankömmlinge mit. Der Germane fing den Blick der Frau ein. Erwiderte das Lächeln. Dann waren die auch schon wieder weg. Seltsam. Wirklich seltsam. Adulas Stimme zog den Marser zurück zum Gespräch. Sie verstand es? Er sah zur Tür. Es war also lange her. Baldemar erinnerte sich. Adula kannte ihre Herkunft nicht so wie er die seine. Kurzentschlossen stand er auf. Leerte den Becher in einem Zug. So dass er eine freie Hand hatte. Die er Adula entgegenstreckte, um sie hinaufzuziehen. Los. Komm. Knurrte er entschlossen. Eine Verfolgungsjagd. Das konnte interessant werden.
    Was in seinen Augen stand musste reichen. Neugier. Freundschaft. Abenteuerlust. Sie mussten schnell sein, wenn sie die drei einholen wollten.

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    Adula


    Die Verwirrung in ihrem Kopf ließ ganz allmählich ein wenig nach, aber dafür drängten nun plötzlich nach und nach Bilder hinein und Töne, Gesichter, lange vergessen und noch irgendwie vertraut und Stimmen, von denen Adula gar nicht gewusst hatte, dass sie derart in ihrem Kopf abgespeichert gewesen waren. Wenn sie nur Ruhe hätte, um die Erinnerungen kommen und gehen lassen zu können. Dann würde sich vielleicht ein festes Bild ergeben irgendwie... Adula stöhnte leicht auf und rieb sich mit den Fingern beide Schläfen, als könnte sie auf diese Weise wieder Ordnung in ihr innerliches Chaos bringen. Und da sie in diesem Augenblick nicht ansatzweise zu dem Pragmatismus in der Lage war, der normalerweise ihr ganzes Denken und vor allem Tun bestimmt, begriff Adula nicht, warum Baldemar auf einmal eine derartige Hektik an den Tag legte. "Los? Wohin denn?" fragte sie langsam und blinzelte verwirrt die ausgestreckte Hand des Germanen an.

  • Sie wirkte verwirrt. Mit Sorge sah der Germane Adula an. Sagte aber nichts. Der Marser rollte mit den Augen. Ein Schnalzen. Ein beherzter Griff. Seine Hand ging um ihren Arm. Mit Nachdruck wollte er sie hoch ziehen. Na, hinterher. Antwortete er nur knapp. Der Daumen der freien Hand wies hinter sich, zur nun geschlossenen Tür.
    Sie mussten sich beeilen. Die seltsamen Fremden hatten sein Interesse geweckt. Nicht nur wegen Adulas Reaktion. Wobei ihm merkwürdigerweise gerade dies wichtig erschien. Der Germane wusste das sie sich an vieles nicht erinnerte. Die Wurzeln. Die Vergangenheit. Sie waren wichtig. Sie waren ein Teil des Lebens. Und wenn diese Leute irgendetwas auslösten dann mussten sie es ergründen. Da war Baldemar sich sicher.

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    Adula


    "Hinterher, gut." Noch immer hatte das Rauschen in ihrem Kopf nicht wirklich nachgelassen, doch Adula ließ sich nun von Baldemar von ihrem Sitz in die Höhe ziehen, warf eher automatisch als bewusst ein paar Münzen auf den Tisch und bewegte sich dann ein wenig hölzern aber schon wieder deutlich lebendiger Richtung Ausgang. Vor der Tür angekommen kniff sie die Augen wegen der plötzlichen Helligkeit zusammen, machte einen Schritt nach vorn und zuckte leicht zusammen, als ein vorbeihastender Passant gegen sie prallte. Eine Berührung, die sich wider Erwarten als eine Art Segen herausstellte, denn jetzt endlich hatte Adula das Gefühl, wieder Herin ihrer Sinne zu sein. Fast beiläufig schob sie den zeternden Mann von sich und drehte den Kopf erst nach links und dann nach rechts. In der Gasse um sie herum ging es zu wie in einem Bienenkorb, doch von ihren unbekannten Tischnachbarn war nichts mehr zu sehen, kein Wunder, schließlich hatten die die Taverne bereits vor einigen Minuten verlassen. Und nun? Einfach losstürmen? Das wäre Adula durchaus entgegen gekommen, aber was, wenn sie in die falsche Richtung liefen? Ein wenig unschlüssig blieb sie an Ort und Stelle stehen und konzentrierte sich voll und ganz auf die Unmengen an Stimmen und sonstigen Geräuschen um sie herum. Da! Dieses Lachen, ein ganzes Stück weit von ihnen entfernt, das hatte sie vor wenigen Augenblicken doch noch in der Taverna gehört, oder nicht? Adula fasste den Germanen, der mittlerweile an ihre Seite getreten war, kurz an den Oberarm und wies dann in die entsprechende Richtung, bevor sie sich in Bewegung setzte. "Die Frau.... da lang." Ach, wie gut es tat, sich wieder zu bewegen und dabei störende Passanten einfach aus dem Weg zu schieben...Das war etwas klares, einfach durchzuführendes, ohne irritierende Gedanken und Erinnerungen, deren Wirkung Adula bislang noch nicht wirklich abschätze konnte.

  • Sie ließ sich hoch ziehen. Gut. Ja, hinterher. Er grinste, als sie zustimmte. Sie zahlte. Fragend sah er auf den Tisch. Noch einmal zeigte er auf den Tisch, während sie ging und er hinterher. Baldemar wollte ein ‚Aber‘ einwerfen. Er hatte doch zu zahlen. Dann zuckte er mit den Achseln. Er trat so zu ihr und musste sich ebenso an die Helligkeit gewöhnen.
    Er grinste als sie den Mann von sich weg schob. Der zeterte nicht schlecht. Der Marser ließ ihn einfach unbeachtet links liegen. Die vielen Menschen und Stimmen verwirrten den Germanen. Wo sollten sie nur lang? Er sah niemanden von dem kleinen Grüppchen. Die Frau? Er spürte ihre Hand an seinem Oberarm just in dem Moment, da er ein bekanntes Lachen wahrnahm. Grinsend nickte der Krieger.


    „Ja“ War alles was er erwiderte. Auch der Marser schob die Menschen beiseite. Ging neben ihr her. Manche der Passanten beschwerten sich lautstark, andere nahmen es einfach als gegeben hin. Baldemars Blick ließ die Beschwerden rasch versiegen. Denn seine Augen zeigten deutlich, zu was er im Stande war. Offenbar war noch niemand bereit ihn herauszufordern. Wirklich zu schade. Grinsend stellte er fest, dass einige auch durchaus mit Furcht Adula ansahen. Also wirklich. Römer. Angst vor einer Frau. Der Germane sah sie von der Seite her an.


    Sie kamen dem Lachen näher. Warum grinste er nur immer mehr? „Da lang“ sagte er kurz vor einer Abzweigung und sie gingen um die Häuserecke. Dort waren sie. Und plötzlich verstummte das Lachen. Das Grüppchen blieb stehen und jeder von ihnen drehte sich um. Offenbar glaubten sie verfolgt worden zu sein. Na, ganz falsch war das ja nicht. Baldemar machte eine abwehrende Geste mit den Handflächen zu den anderen. Was ihm ein Grinsen der Frau einbrachte. Einer der Männer. Wohl eine Art Anführer, fixierte sie aus schmalen Augen. Eine unangenehme Stille zog den Moment in eine Länge, die nicht gut war. Fast wie aus Reflex versuchte Baldemar ihre Chancen abzuschätzen.

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    Adula



    Adula hatte erwartet, dass die Verfolgung wesentlich länger dauern würde, doch plötzlich waren sie da wieder, alle drei, mitten in der Gasse stehend und Baldemar und sie unverwandt musternd. Baldemar und Adula stoppten nun ihrerseits und letztere erwiderte den Blick des Anführers, der bislang zwar unverkennbar misstrauisch aber noch nicht wirklich feindselig war, während es in ihrem Kopf erneut zu rattern begann. Wie von selbst öffnete sich plötzlich ihr Mund und heraus kamen ein wenig krächzend und undeutlich ein oder zwei Worte, von denen sie mit einem mal sicher war, dass sie sie schon häufig in ihrem Leben gesagt hatte, wenn auch eindeutig nicht mehr, seit sie vor etwa zwanzig Jahren auf einem Karren voller Sklaven italischen Boden betreten hatte.
    Für einen Moment schienen die Worte fast körperlich zwischen Adula und Baldemar auf der einen und den drei Fremden auf der anderen Seite zu schweben, dann wurden sie auch von diesen ausgesprochen, vom zweiten Mann und der Frau zuerst und schließlich auch von dem Anführer, in dessen Gesichtsausdruck sich nun auch Überraschung und Neugier widerspiegelten, auch wenn das Misstrauen nicht vollkommen aus seinen Zügen verschwand.

  • Die Musterung war nicht angenehm. Baldemar erwiderte sie. Was der Frau wohl erneut ein Lächeln entlockte. Adulas Blick schien wiederum dem Anführer zu gefallen. Oder wieso sah er sie so komisch an? Grinste der etwa? Dann ruckte sein Kopf zur Seite. Denn Adula sagte etwas. Etwas Unverständliches. Was erwidert wurde. Nun sah er zwischen den Fremden und ihr umher. Was ging denn da vor?
    Misstrauisch sah er zum Anführer. Dieser trat langsam auf sie zu. Die anderen beiden folgten. Die Frau sah dabei ohne es zu verbergen Baldemar an. Das war seltsam.


    Schließlich reichte der Anführer Adula den Arm und sagte etwas in der seltsamen Sprache. Der Germane verstand nicht, das er sie fragte woher sie diese Sprache konnte. Und ob sie eine Schwester wäre. Als Frage ob sie aus der Heimat kam. Nein, Baldemar verstand das alles nicht. Doch trat er näher zu Adula, um sie zu schützen, würden die Fremden etwas anderes wollen. Schließlich verstand er kein Wort. Das konnten auch alles Drohungen sein. Und der Armschlag nur eine Falle. Er beäugte die drei sehr genau. Die Frau trat etwas näher an Baldemar. Aber sie sagte nichts. Grinste nur. Verwirrte lenkte sie ihn dadurch ab. War das eine Falle? Der Marser war angespannt. Äußerst angespannt.

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