Centurio Marcus Artorius Massa
Das monatelange Training der Legionäre und Tirones hatte sich ausgezahlt. Ihre Konstitution und ihre Körperbeherrschung waren gut. Es würde auch ein schlechtes Bild auf die Ausbildung werfen, wenn die Männer bereits nach einem kurzen Lauf schweratmig wären. Ferox schlug sich besser. Er agierte nicht mehr kopflos, sondern taxierte den Gegner und erahnte dessen Taktik im Vorfeld.
"Sehr gut", rief Massa, was natürlich jeder der Kämpfenden auf sich beziehen konnte.
Plötzlich fiel sein Blick auf Corvinus, der annähernd den Durchbruch geschafft hatte. Er wäre ein Mann, den Massa in die Mitte des Keils stellen würde, wenn es darauf ankam. Nur dessen Egozentrik ging im schwer auf die Nerven. Er brauchte Teamgeist in der Centurie, keine Querschläger. Der zunächst als Erfolg zu wertende Durchbruch der Verteidigungslinie wurde durch das eigenmächtige Zerren am Nebenmann in Massa Augen wieder zunichte gemacht. Der Centurio entschloss sich, dieses Mal einzugreifen und nicht nur zu beobachten.
"Die jeweils Äußeren der Linie verstärken das bedrohte Glied in der Mitte. Ziel ist der Erhalt der Linie. Ich will keinen Durchbruch sehen! Den Schilderschluss nicht vergessen! Fuscus, keine Hemmungen! Setz den finalen Hieb auf den entblößten Nebenmann bei Corvinus!" Die Übungsschwerter trugen selbstverständlich noch Lederkappen bei solchen Kämpfen, was die Männer jedoch nicht vor Blutergüssen und anderen Blessuren schützte. Fuscus gehorchte dem Befehl und hieb die hölzerne Waffe in die Seite von Corvinus' Nebenmann. Dem blieb kurzzeitig die Luft weg, er japste und geriet ins Straucheln.
"Corvinus, du Dämlack", rief einer aus Corvinus' Stube. "Was soll der Scheiß?", rief ein weiterer.
Währenddessen rückten die Außenposten der Linie nach innen, um mit einer zweiten Linie die Schwachstelle zu stärken.
Massa wusste, dass gerade für die Tirones dieser Formationskampf seine Tücken besaß, weil er sich erstens gegen echte Gegner und zweitens gegen bekannte und mitunter sogar befreundete Kameraden richtete. Offensichtlich gab es aber auch Hassgegner, die den Gruppenerfolg gefährdeten. Es galt also nicht nur Hemmschwellen zu überwinden, sondern für Einzelne auch gruppenfähig zu werden.