Ein Mädel und ein Mädel

  • Marei schritt an den Wachen, die vor der Unterkunft des Legaten postiert waren, vorbei. Ob jemand Licinus informiert hatte, damit Esquilina Bescheid wusste, weshalb sie nicht mehr zum Treffpunkt kam? Marei's Schritte wurden immer schneller, bis sie zu rennen anfing. Links, rechts... geradeaus und sie war an der porta principalis sinistra angelangt. Das Tor ist eines der seitlichen Tore, links von der principia. Daneben stand eine hölzerne Bank, wo sie sich oftmals hinsetzte und die ein- und ausgehenden Menschen beobachtete, noch besser über diese nachdachte und sich überlegte, von wo und weshalb diese Menschen kamen.


    Kaum, dass sie auf der Bank saß, musste sie wieder an dieses Missgeschick denken. Mannomann, was konnte sie denn dafür, dass der Inhalt der Tongefäße für Zucker und Salz nicht mit der Beschriftung auf den Tongefäßen überein gestimmt hatte? Das kleine Sklavenmädchen hatte ahnungslos Zucker in eine kleine Schälchen umgefüllt und und den Herrschaften gebracht, denen das Essen nicht geschmeckt hatte, weil sie Salz geordert hatten. Wegen der ganzen Sache war sie mit zweiwöchigem Stubenarrest bestraft worden. Der einzige positive Nebeneffekt war, dass sie nun selbst die Löcher in ihren Kleidern stopfen konnte, da Frija sie zu dieser Arbeit angehalten hatte. Immer noch ziemlich ungehalten ob dieser Ungerechtigkeit, dass sie unschuldig bestraft worden war, trommelten ihre Finger auf der Banklehne auf und ab. Hoffentlich kam Esquilina bald dazu... die Dämmerung würde bald eintreten und dann musste sie wieder rein gehen.

  • Esquilina war über die Saturnalien im Lager, zumindest für den ersten Teil derselben, den zweiten würde sie mit Licinus auf dem Landgut verbringen. Sie hatte auf dem offenen Gang vor der Baracke der ersten centuria gestanden und gewartet bis ihre Freundin die principia verlassen hatte, dann war sie ihr gefolgt. So wurde aus der Verfolgerin eine Verfolgte, denn sie kannte die Geschichte, wie sich Marei und ihr Ersatzpapa kennengelernt hatten, mittlerweile auswendig. Kurz bevor Marei die sinistra erreicht hatte, versteckte sie sich hinter dem Rücken eines breit gebauten Soldaten, der auf dem campus zusteuerte.
    Erst als sie nur noch vier bis fünf Schritte vor der Bank stand, hoppste sie aus dem Schatten und rief gut gelaunt:
    „HO! Saturnalia!“ anschließend umarmte sie Marei zur Begrüßung, sie hatten sich ja schon lange nicht mehr gesehen, erst war Esquilina wieder auf dem Landgut gewesen, dann hatte ihre Freundin Stubenarrest gehabt. Gut, dass sie sich schon bei ihrem letzten Besuch verabredet hatten.

  • Weil sie so in Gedanken über das Missgeschick und den Stubenarrest vertieft war, erschreckte sie sich über das plötzliche Auftauchen ihrer Freundin. Und wo kam der Soldat plötzlich her? Ihr Herz klopfte ziemlich schnell. Sie musste ziemlich gedankenverloren in die Ferne gestarrt haben. "Sat.. was?" ächzte Marei mit matter Stimme und umarmte Esquilina ebenfalls. "Hach, ich habe dich ganz schön vermisst..." gab sie zu und strich ihre braune Tunika glatt.


    "Diese 'Großen'... ich versteh sie einfach nicht." seufzte Marei und begann zu erzählen, weshalb sie Stubenarrest bekommen hatte. "Man meint, sie können lesen und dann beweisen sie, dass sie doch nicht lesen können. Ich bin nämlich nicht für's Tongefaße befüllen zuständig. Das war der pickelige Trottel, den die Köchin aufgenommen hat, weil er zu ihrer Familie gehört und weil er keine Unterkunft hat, geschweige denn nicht besser wüsste, wo er sonst seine Lehre machen könnte. Der kann nicht kochen... also nee." Tat das gut, sich auszusprechen und ein bisschen zu schimpfen. Aber wollte ihre Freundin das alles überhaupt wissen? "Tschuldige..." entschuldigte sie sich rasch und sah zu Boden auf ihre beschuhten Füße.


  • Esquilina


    "Wie was?" fragte Esquilina reichlich uneloquent zurück. Sie wartete eine Antwort aber gar nicht mehr ab, sondern schloss Marei nun ihrerseits fest in die Arme
    "Ich dich auch." Beim loslassen drückte sie noch einmal ihre Hände und rückte sich dann den Gürtel um ihre tunica wieder zurecht, der etwas verrutscht war.


    Esquilina legte den Kopf schief, als ihre Freundin vor sich hinschimpfte. Leider verstand sie kein Wort, von dem was sie da sagte, aber instinktiv hörte sie einfach nur zu. Erst als Marei sich entschuldigte, meinte sie sanft:
    "Nicht schlimm." Dabei stand sie auf und ging vor ihrer Freundin in die Hocke. Langsam schob sie den Kopf vor, sodass Marei nun, statt ihrer Füße das Gesicht ihrer Freundin sah, die versuchte aufmunternd zu lächeln.
    "Brauchst du Hilfe bei was?"

  • Wieder wurde sie lieb gedrückt, bekam eine zweite Umarmung von ihrer Freundin. Hm, das tat gut zu wissen, dass Esquilina sie die zurückliegenden zwei Wochen vermisst hatte. Das Schimpfen tat auch gut, ganz langsam nur klang das Gefühl des Luft ablassens müssens bevor sie platzte, ab. Esquilina nahm ihr ihr Geschimpfe nicht krumm und fragte stattdessen, ob sie ihr helfen könne. "Öh..." stotterte sie und sah ihr geradewegs in die Augen.


    "Nein, keine Hilfe, ich komme schon klar. Ich hoffe, dieser picklige Junge bleibt nicht für immer in der Küche und recht bald weiter zum Ort wandert, wo er seine Lehre machen kann. Ich glaube nicht, dass Ursus und Septima damit einverstanden sind, dass er bleibt, denn sie haben ihn ja nicht gekauft, um die Köchin zu entlasten. Er ist immerhin ein freier Junge." Marei seufzte und nahm Esqulinas Hände in die ihre. Ihr fiel auf, dass Esqulinas Hände viel weicher als die eigenen waren. Verschämt zog sie ihre Hände zurück und verschränkte sie ineinander. "Immer diese Arbeit... ich brauch was zu lachen... Hast du was zu erzählen?" seufzte sie nochmal.


  • Esquilina


    "Mmmh!" machte Esquilina und ihr fiel tatsächlich etwas ein:
    "Ja, kann ich. Weißt du was gestern passiert ist? An den Saturnalien dürfen die Soldaten den centurios auch Streiche spielen. Und weißt du, was die gemacht haben. Die haben getan als wären sie gaaaaanz schrecklich dumm und haben immer mich und Marcus verwechselt. Also haben sie ihm eine kleine Puppe geschenkt und ihn Esquilina genannt und ich musste ihnen die Befehle geben. Aber irgendwann waren sie dann wieder normal."
    Man merkte Esquilina an, dass sie ihren Spaß gehabt hatte und jetzt darauf wartete, was sich die Soldaten noch so einfallen ließen.
    Was sie nicht wusste war, dass Licinus nur gute Miene zum bösen Spiel gemacht hatte, als er die Puppe geschenkt bekam. Das hatte ihm nicht sonderlich gefallen, aber die Saturnalien waren nun mal die Saturnalien, dachte er.

  • Marei kicherte. "Ooocchhhhh.. du hast Saturnalien gefeiert? Wie schön! Das klingt ziemlich lustig. Hast du dich als Soldat verkleidet? Welche Befehle hast du ihnen gegeben? Wo habt ihr gefeiert? Hier oder im Landgut bei Batti??" fragte sie nach, um mehr Details zu erfahren. Wieso gestern und wieso waren die Soldaten irgendwann erst wieder ruhig geworden? Mit diesem Fragezeichen zu Esquilina Erzählung blickte sie zu Boden.


    "Und die Puppe? Die für Licinus? Sieht die genauso aus wie du?" Herrjehmine, Puppe Nina musste sie Esquilina auch noch vorstellen. Bestimmt war ihre Puppe Nina ziemlich traurig darüber, dass sie Esquilina noch nicht kannte. Aber.. eigentlich konnte Puppe Nina gar nicht traurig sein, da sie neue Puppenkleider bekommen hatte.


    "Diese Saturnalien kenne ich nicht so gut. Ich habe letztes Jahr an diesen Tagen Geschenke bekommen, eine Kiste bunte Steinchen und ein Puppenhaus. Beides ist aber in Rom in der Villa Ursus zurückgeblieben. Habt ihr euch gegenseitig was geschenkt?"


  • Esquilina


    Nun war es an Esquilina zu kichern. „Auf dem Landgut?“, fragte sie. „Batti würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn die ganze centuria da auftauchen würde. Und anschließend ein Spanferkel übers Feuer hängen. Das macht er nämlich immer, wenn Besuch kommt. Ich glaube, dass er sich dann am meisten freut.“ Verschwörerisch zwinkerte sie ihrer Freundin zu. Frei nach dem Motto „die Großen sind manchmal echt einfach zu durchschauen“. Dann wanderten ihre Erinnerungen zurück an den Tag zuvor.
    „Ne, ich war leider nicht verkleidet. Meine lorica liegt in cremona, ich bin ein bisschen gewachsen und der Schmied muss machen, dass sie mir wieder passt.
    Es war lustig, erst hat Licinus befohlen, dass sie frühstücken gehen sollen und die Soldaten haben nix gemacht, auch beim zweiten oder dritten Mal nicht. Dann hat Licinus gebrüllt, ob sie denn taub seien. Und dann hat der sigliner gesagt: ‚Esquilina du weißt doch, dass du uns keine Befehle geben darfst. Wir müssen auf den centurio warten.‘ Oh, das hättest du sehen sollen, wie mein Papa da geguckt hat.“

    Sie unterbrach und versuchte Licinus stutzendes Gesicht nachzustellen, den Mund halboffen, die Augen fielen ihr beinahe aus den Höhlen, der Kopf war zurückgenommen, die Hände ein Stück vor.
    „Ja, und dann hat Licinus irgendwas gemurmelt.“ Was wollte Marei nicht wiederholen, auch wenn sie es verstanden hatte. Es klang zu sehr nach „verdammte Saubande!“.
    „Und dann hab ich befohlen, dass sie was essen sollen. Das haben wir dann auch gemacht. Währenddessen hat dann einer der Soldaten gefragt, ob er mir was schenken darf. Also nicht mir sondern Esquilina-Licinus. Ich hab ja gesagt und dann hat er die Puppe bekommen. Erst ist Licinus knallrot geworden und dann hat er geflüstert, ich soll den Soldaten freigeben. Dann hab ich gerufen ‚milites! Ihr habt heute frei!‘. Dann haben die Soldaten ganz laut ‚Hoch die kleine Victoria!‘ gebrüllt, so nennen sie mich nämlich immer, und sind wieder normal geworden. Ich glaub, sie haben gehört, dass Licinus das mit dem frei gesagt hat“, fügte sie nachdenklich an.


    „Neee, die Puppe war blond“, sagte das Mädchen leichthin, ohne zu wissen wie teuer echte blonde Haare waren. „Licinus hat sie in eine Kiste gesteckt.“


    „Was für bunte Steinchen? Was kann man mit denen machen? Und wie groß ist das Puppenhaus?“ Nun war es an ihrer Reihe Fragen zu stellen, so schien es.
    „Aber ja, wir haben uns was geschenkt. Ich hab Honigkirschen… Mist, die hab ich in der habitatio vergessen, eigentlich wollte ich dir welche mitbringen. Tschuldige.“ Unterbrach Esquilina sich selbst und ein bisschen kleinlaut.

  • "Er würde Spanferkel auftischen? Uiiuiuiui... davon würde ich auch soviel essen, wenn ich düfte." Gespannt hörte sie ihrer Freundin zu und nickte hin und wieder mal zum Zeichen, dass sie zuhörte. "Schön, dass du gewachsen bist! Während dem Stubenarrest hat Frija mir gezeigt, wie ich Löcher flicke und Säume verlängere." Sie lachte bei der Vorstellung wie es Licinus ergangen war und kicherte über Esquilinas Versuch Licinus Mimik nachzuahmen. "Na, da haben sich die Soldaten aber über die freien Tage gefreut. Wie? Licinus besitzt eine Puppe? Das ist blöd, dass er die in eine Kiste gelegt hat. Du musst ihm sagen, dass er die ganz schnell rausholen muss, damit die wieder Luft und Licht kriegt. Wenn du eine Puppe wärst, würde es dir auch nicht gefallen, in einer dusteren Kiste zu liegen, wo du dich nicht bewegen oder befreien kannst, oder?!!" brummelte Marei mit belegter Stimme.


    Sie musste nicht lang überlegen, was sie über ihre Spielsachen erzählte. "Mit den bunten Steinchen kannst du Bilder legen. Eine Blumenwiese kann ich schon ganz gut mit den Steinchen darstellen. Und das Puppenhaus! Sowas hast du sicher noch nicht gesehen. Es ist ein schlichtes Holzkästchen. Wenn man es öffnet und die Seiten abklappt, dann entsteht eine winzige Wohnung bestehend aus einem Cubiculum, einem Atrium und einem Triclinium. Zwei winzige Püppchen gehören dazu, die sogar kleine Kleidchen tragen. Es gibt ein paar Einrichtungsgegenstände: ein Bett, zwei Sesselchen mit einem Tischchen, kleine Topfpflanzen, Decken und Kissen, Teller und Becher und vieles mehr. Alles winzig klein. Alles lässt sich gut und ordentlich wieder in dem Kästchen verstauen, in dem man alles wieder hochklappt. Es gibt keinen Griff, man muss es wie eine Kiste tragen." Oh, keine Honigkirschen? "Nicht schlimm, lass uns doch zu Licinus gehen.. er hat uns bestimmt welche übrig gelassen."


  • Esquilina


    „Macht er immer, wenn Gäste kommen“, erklärte Esquilina ihrer Freundin und musste im nächsten Moment anfangen zu lachen. „Tschuldigung, aber wenn du so viel isst, wie der alte Batti, dann bist du danach rund wie eine Kugel oder du platzt bestimmt!“ immerhin konnte man kaum behaupten, dass Lucius Battiacus ein zart gebauter Mann war.
    „Ich glaube, er fand das mit der Puppe nicht sehr lustig“, entgegnete Esquilina um ihren Ziehvater zu verteidigen. „Wenn er sich beruhigt hat gibt er die Puppe bestimmt mir. Und dann werde ich sie nicht in eine Kiste legen, oder immer auf die Fensterbank, wenn ich nicht mir ihr spiele. Das gefällt ihr bestimmt und sie hat den ganzen Tag was zu sehen.“
    Esquilina machte große Augen, bei dem was ihre Freundin da erzählte. So raffinierte Spielsachen hatte sie keine, wie sie nur beinahe neidlos feststellte.
    „Boa, meinst du so wie bei Mosaniken?“, fragte sie nach „Davon haben wir in der villa rustica eins. Mit Ceres drauf, auf einem Thron.“
    Und so etwas wie ein Puppenhaus hatte sie in der Tat noch nicht gesehen. Richtig erstaunt war die kleine, während sie geradezu an den Lippen ihrer besten Freundin hing. Sie konnte sich, als Marei geendet hatte, nicht zurückhalten alles nachzufragen, um sich ein ganz genaues Bild zu machen?
    „Und wie groß ist die Kiste? Wie groß die Puppen? Sind es zwei Mädchen oder auch ein Junge? Welche Farben haben die Sachen? Und die Wände? Und wie schwer ist das alles?“, plapperte sie fröhlich neugierig vor sich hin.
    Erst als sie alles erklärt bekommen hatte, griff sie die Honigkirschen wieder auf:
    „Ich glaub nicht, dass Licinus die alle gegessen hat. Wenn du magst, dann können wir ihn fragen gehen.“

  • "Wenn ich so viel esse werde ich eine runde Kugel? na, das muss ich unbedingt mal ausprobieren.. dann kann mich Cimon wie ein Ball durch die Luft werfen und ich lerne fliegen." witzelte Marei mit glänzenden Augen. Es machte Spaß sich solchen Unsinn auszudenken. "Ich würde an deiner Stelle darauf bestehen, dass er dir die Puppe gibt... weil du besser für sie sorgen kannst. Auf die Fensterbank setzen? Hmm.. ich nehme meine Puppe drinnen und draußen überall hin mit." Ihr fiel noch ein lustiger Witzel-satz ein. " Dein Papa ist schliesslich ein viel beschäftigter Mann, der den Kopf deshalb 'puppen'-frei haben muss." kicherte Marei. "Ja, genau, das meine ich. Maosaiken ist so schwer auszusprechen. Wer ist Ceres? Wieso trohnt der auf einem Thorn? Oh, das hört sich nach einer spannenden Geschichte an. Cimon hat mir immer noch nicht die Ilias erzählt. Ich werde ihn fragen, ob du dabei sein darfst!" beschloß Marei.


    Dann musste sie überlegen, wie groß die Kiste war. "Rechts und links so lang wie meine Arme und zwei Fußlängen hoch. Wie breit sie oben und unten ist, weiss ich nicht. Oh, die Puppen sind ein Junge und ein Mädchen. Sie tragen einfarbige Kleider und haben keine Haare auf dem Kopf. Die Haare sind mit roter Farbe aufgemalt. Alle Möbelstücke sind aus hellem Holz ge... chitzt. nein. Geschnitzt, heisst das doch?" Sie holte Luft und plapperte munter weiter. "Die Wände sind zwei-oder dreifarbig und die Fenster sind aufgemalt. es sind genau vier Fenster. Bei einem Fenster siehst du die Sonne, beim anderen den Sternenhimmel, beim dritten Fenster einen Blitz und beim vierten Fenster ein lustiges Tier. Ein Pferd mit einem spitzen Horn auf der Stirn. Cimon sagt, dass das ein Einhorn sei, weil es ein Horn trägt."


    Wieder musste sie nachdenken. "Schwer ist die Kiste auf jeden Fall, ich kann sie nicht lange tragen und muss sie immer wieder absetzen. Komm, lass uns zu Licinus gehen." Marei hüpfte von der Bank. In diesem Augenblick trat eine Abteilung Soldaten um die Ecke, die mit ihrem Gleichschritt einen fürchterlichen Lärm mitbrachten. "Die gehen bestimmt draußen trainieren. Esquilina? Warte mal... ist das nicht die Gruppe, die dein Papa tranchiert? Traktiert? Trainiert?" Marei kletterte wieder auf die Bank und hielt nach der dazugehörigen Person Ausschau, der immerzu die Soldaten anbrüllte. "Wäre schade, wenn er gerade jetzt arbeiten muss, so bekommen wir keine Honigkirschen!"


  • Esquilina


    “Fliegen? ", fragte Esquilina lachend. “Ja, und dann fliegen wir nach Rom und du zeigst mir, wo du da wohnst. Und ich zeig dir das Landgut von Papa. Und wir zeigen uns die ganzen Tiere. " Mmmh, das wäre schön, da mal mit Marei unterwegs zu sein.
    Und mit ihrer Puppe, so wie das klang. Esquilina hatte (noch) keine Puppe, überlegte aber:
    “Vielleicht hast du Recht, aber immer geht auch nicht. Oder kann man Puppen auch Baden?"
    Als echtes römisches Mädchen war sie halt ein häufiges Baden gewohnt, auch wenn sie nicht schwimmen konnte. “Aber du hast Recht, Papa muss sich schon um so viel kümmern, da kann ich die Puppe auch übernehmen." Hätte sie die Wortbedeutungen gekannt und wäre Ironie der unschuldigen Kinderseele nicht ganz fremd gewesen, so hätte sie ein ‚natürlich ganz selbstlos‘ angefügt.


    Esquilina bekam leuchtende Augen, sie konnte ihre Lieblingsgeschichte endlich mal jemandem erzählen, der sie sogar noch nicht kannte. Also fing sie mit der wichtigsten Eigenschaft von Ceres an.
    “Also Ceres ist die Mama von Persephone", sprach sie. “und hat ihre Tochter ganz dolle lieb. Außerdem" – und das war doch nun wirklich eine Nebensache – “ist sie die Göttin, die dafür zuständig ist, dass alles wächst. Dann hat sich aber Pluto… Du weißt wer das ist? ", fragte sie, ließ sich aber nicht wirklich in ihrer Erzählung bremsen. “Also Pluto hat sich in Persephone verliebt und sie mitgenommen. Dann ist Ceres ganz traurig gewesen und es ist auf der ganzen Welt nix mehr gewachsen, weshalb die Menschen und Tiere ganz hungrig wurden. Dann hat Iuppiter, weil Ceres seine Schwester ist, Pluto befohlen, dass er die Persephone wieder zu ihrer Mama lassen soll.
    Aber die Persephone hat sich auch in Pluto verliebt und wollte deshalb, auch bei ihm bleiben, aber auch zu ihrer Mama zurück. Also haben sie ausgemacht, dass sie wieder bei ihrer Mama wohnt und einmal im Jahr für ne Zeit zu Pluto geht. Und in der Zeit is Ceres dann ganz traurig und deshalb wächst im Winter nix. "
    Während sie erzählt hatte, hatte sie sich wieder neben ihre Freundin gesetzt und um sich herum gewiesen, beim letzten Teil wies sie auf einige Bäume, die durch das gegenüberliegende Tor zu erkennen waren.
    “Au ja, das is bestimmt auch eine tolle Geschichte", da war sich das Mädchen sicher, ohne auch nur zu wissen, worum es ging.


    So langsam bekam sie eine Recht gute Vorstellung, wie so ein Puppenhaus aussah. Aber keiner konnte sagen, ob die Vorstellung richtig war.
    “Ich glaub schon", antwortete die Freundin und machte noch einen Kommentar, bevor Marei weiterplapperte “Aber rote Haare, ist das nicht ein bisschen komisch? " Sie konnte spontan keinen rothaarigen Menschen benennen. Sie kicherte, als sie erfuhr, dass in jedem Zimmer anderes Wetter herrschte. Das stellte sie sich sehr lustig vor, einfach ins Nachbarzimmer zu gehen und schwupps ging die Sinne auf.
    Esquilina griff nach dem Arm ihrer Freundin und ließ sich von ihr auf die Bank helfen, dann starrte sie angestrengt zu der Übungsgruppe:
    “Neee, das ist nicht mein Papa! ", entschied sie bestimmt. “Das ist Burrus. Brutus? Brontus? Jedenfalls einer von den anderen ganz wichtigen centurionen. " Damit war die erste cohors gemeint, und der centurio, der dort seine Männer drillte war der hastatus der legio.
    “Komm, wir gehen gucken, ob Papa da ist!"
    Der eigentliche Plan für den heutigen Tag war fürs erste vergessen worden.



    Sim-Off:

    Fortsetzung in der habitatio kommt bald, aber nicht mehr jetzt.

  • Sie blieben zusammen und hielten sich an den Händen. Zurück von der habitatio und um einige Honigkirschen in dem Mägen reicher, kamen sie wieder bei der Bank an. Marei setzte sich auf die Lehne und blickte ihre Freundin zweifelnd an. "Esquilina, ich weiß nicht, was der Unterschied zwischen Rufus und Lupus ist. Die Namen hören sich nach gefährlichen Tieren an. So gefährlich ist die Puppe doch gar nicht oder soll es sein." gab sie kleinlaut zu. "Und nun weiss ich nicht, ob meine Idee so gut ist, wenn wir, weil wir keinen männlichen Namen finden, der Puppe einen Göttinnen-Namen geben. Papa Baldemar sagt, wir dürfen niemals Gegenständen den Namen von Göttern und Göttinnen geben. Beide wohnen im Himmel und da oben gibt es keine Gegenstände wie wir Menschen sie kennen und nutzen."


    Seufzend fuhr sie sich durch die brünetten Haare, wobei sich eine ihrer Haarspangen lockerte. Sie steckte diese wieder fest und schaute auf eine Gruppe Soldaten, die oeben mit viel Getöse einmarschierte. "Immer dieses marschieren.." seufzte Marei. "Wollen wir hinterher? Oder ins praetorium? Ich schmuggel dich zu uns ein, damit du meine Eltern und Puppe Nina auch mal kennenlernst. Am einfachsten wäre es, du hättest dieselbes Kleid an und diesselbe Frisur. Dann werden die Wache stehenden Soldaten am Eingang schön verwirrt sein wieso ich gleich zwei mal eintrete." plapperte sie munter drauflos und spürte ihr kleines ganz Herz wild klopfen. Ob die Zeit noch reichte für diesen gemeinsamen Streich?


  • Esquilina


    Sie wusste nicht, was Rufus bedeutete und blickte daher einfach zurück.
    Sie woltle nicht streiten, aber so wie sie es wusste, gab es auf dem Olymp nicht viel anderes als hier. Nur alles ganz anders.
    "Mmmmh, vielleicht hast du Recht. Aber irgendeinen Namen braucht sie doch, oder? Hast du noch eine Idee?"


    "Mmmmh, ich weiß nicht. Ich bin irgendwie... müde grade?"
    Sie streckte sich und reckte sich die Bank hinauf und legte den Kopf in den Nacken.

  • "Ja, einen Namen brauchen wir auf jeden Fall, das geht gar nicht, dass deine Puppe namenslos in dieser Welt rumschwirrt...." stimmte Marei ihrer Freundin zu und legte nachdenklich die Stirn in Falten. Eine Idee.. eine Idee musste her. Ihr fiel nichts ein, weil es um die Bank herum so laut war und vieles zu sehen gab. Seufzend sah sie den davon marschierenden Soldaten hinterher und blickte zur liegenden Esquilina herunter. "Müde? Hast du nicht gut geschlafen?" fragte sie nach und grübelte weiter über einen künftigen Puppennamen. Schade, dass Esqulina sich auf ihre Streiche-Ideen nicht einlasen konnte, aber sie konnten das immer noch nachholen. Auch wenn Marei nicht im geringsten erahnen konnte, dass dieses Treffen wohl das letzte Treffen sein würde, bevor Licinus das Mädchen aufs Landgut schickte. "Was möchtest du denn machen? Wir können auch zu den Pferden gehen..."


  • Equilina


    "Publius?" murmelte Esquilina vor sich hin, um einen weiteren Namen vorzuschlagen.
    "Weiß nicht, eigentlich nicht glaub ich."


    Dann drehte sie den Kopf und sah ihre Freundin an. Warum eigentlich nicht, sie wusste ja selbst nicht, warum sei auf einmal so lethargisch geworden war.
    "Von mir aus."


    Allerdings machte sie von sich aus keine Anstalten aufzustehen, erst als Marei sich erhob streckte sie ihr die Hände entgegen, und bat stumm darum, dass Marei ihr hochhelfen würde.

  • "Publius? Nein, das passt nicht." Nein, das passte ganz und gar nicht. Marei runzelte die Stirn, um sie kurz darauf wieder zu glätten. Eine erneut vorbeimarschierende Gruppe Soldaten hatte sie auf eine Idee gebracht. "Wie benennt man die freiwillig zum Dienst sich meldenden Männer, die hier zu Soldaten ausgebildet werden? Tiro? Das könnte zu ihm der Puppe passen. So ein kleiner Soldat, der auf alles um dich herum aufpasst." Sie blickte zu Esquilina runter, die nicht benennen konnte, was mit ihr los war. Marei reichte ihr ihre Hände und half ihr sich aufzurichten. Dabei umarmte sie Esquilina aus aller Freundschaft und erlaubte ihr sich an sie anzulehnen. "Wir müssen nirgendswohin wohin du nicht gehen möchtest." meinte sie lieb und rubbelte mit der Hand Esquilinas Schulter. "Hier auf der Bank ist's doch auch ganz nett, hm?"


  • Esquilina


    Puh, das war aber ganz schön schwer einen richtigen Namen für eine Puppe zu finden. Esquilina taten all die Mamas und Papas leid, die Namen für ihre Kinder finden mussten. Das war bestimmt noch viel schwerer.
    "Das ist eine gute Idee. Vielleicht macht mir einer der Soldaten oder der Männer in der Villa ja noch die ganzen Sachen, die er als Soldat braucht", freudig nahm sie den Vorschlag ihrer besten Freundin an, ließ aber gleich darauf wieder die Schultern hängen.
    "Aber... das is auch kein Name. Wie machen die Erwachsenen das denn, wenn sie Babys kriegen?"


    Das Rubbeln an ihrer Schulter kitzelte sie ein bisschen, aber es war nicht unangenehm. Sie gestand: "Dann lass uns lieber hier sitzen bleiben. Ich bin grade irgendwie... faul"
    Das war nun wieder was, was Licinus besser nicht an die Ohren kam, für's Faulsein hatte ihr Papa nämlich nicht viel Verständnis über.

  • "Dann musst du mir die Sachen auch mal zeigen. Ich darf diese nicht anfassen. Das darf nur Cimon allein... und manchmal auch sein Sohn Durus." fand Marei und sah ihre Freundin bittend an. "Ja, was weiss ich.. ich überlege jetzt einfach was mir so an männlichen Namen einfällt. Baldemar geht gar nicht, der Name gehört meinem Papa alleine. Hmm.. wie wäre es miit... " Was kannte sie denn für männliche Namen? Licinus schied schon mal aus, dann wären da noch Cimon und der Wutz Durus, deren Namen damit auch ausschieden, weil sie ja schon getragen wurden.


    "Hmm..." grübelte Marei. "Battiacus? Wie heisst euer Schneider? Wie klingt 'Victorius' in deinen Ohren? Das ist der Name eines Zwillingsjungen, den ich als winziges Baby kennen gelernt habe, bevor ich auf dich getroffen bin. Seine Schwester heißt Laevina minor. Die beiden haben noch eine große Schwester, die heißt Germanica Sabina. Und diese Sabina hat eine sehr strenge Großmama, die heißt auch Laevina. Die Gens Germanica kenne ich von der allerersten Reise hierher. Da war domina Septima mit Durus schwanger. Die Frau des (glaube ich) alleroberobersten Germanicus, Iunia Serrana, war mit den Zwillingen schwanger. Victorius und Durus sind im übrigen gleich alt, weil sie am selben Tag geboren sind. Ich hab gestaunt, als ich das gehört habe.. weil es ist nicht üblich, dass Babys am selben Tag zur Welt kommen. Und Sabinas Mama ist wer anders.. die kenne ich gar nicht..."


  • Esquilina


    „Mach ich ganz bestimmt“, versprach Esquilina feierlich und nickte verstehend. Licinus mochte es auch nicht, wenn sie an seiner Rüstung spielte, noch weniger an den Waffen. Weshalb sie es ja auch nie tat.


    Als Marei das grübeln anfing musste Esquilina für einen Moment grinsen. Victorius war eine gute Idee, sehr passend um genau zu sein. Aber sie wollte ihre Freundin nicht unterbrechen, die ihr den Kopf schwirrend machte, mit den ganzen Verwandtschaftsbeziehungen unter den Germanicern.
    „Boa, wie kannst du dir das alles nur merken.“
    Mit kindlich geöffnetem Mund blickte sie ihre beste Freundin an, irgendwo zwischen Verwirrung und ehrlicher Bewunderung. Es dauerte auch einen kleinen Moment, bis sie sich wieder gefangen hatte.
    „Aber… aber ich glaube, dass Victorius ein guter Name ist. So nennen mich die Soldaten ja auch ganz oft, kleine Victoria, vor allem wenn ich meine lorica anziehen darf. Die is nämlich ein Geschenk von denen.“

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