Botschaften und Botschafter

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    Der Weg aus der Stadt hinaus war nicht weiter schwierig für Levi gewesen. Niemand achtete auf einen einfachen Sklaven, der hinter einem Karren herlief. Schon gar nicht, wenn er seine Bulla umgehängt hatte. Ja, es las noch nicht einmal irgendwer, wer als Besitzer auf der Plakette denn stand. Und das war auch kein Wunder. Nichts desto trotz mussten die Wagen fahren und vor allem das Korn aus Ägypten von Ostias Häfen in die Hauptstadt bringen. Und natürlich auch wieder leer dorthin zurückfahren. Und so krähte wortwörtlich kein Hahn danach, wenn ein junger Sklave bei einem dieser Wägen mittrottete, quer durch Rom, und dann weiter Richtung Ostia. Selbst der Beutel mit den wenigen Habseligkeiten, die Levi mitgenommen hatte, interessierte keinen mehr, sobald Levi ihn auf dem Wagen abgelegt hatte und dem Ochsenführer einen Silberling in die Hand gedrückt hatte, damit dieser sich auch nicht weiter interessierte.


    Und so war Levi mitten in der Nacht nach Ostia gekommen, ohne dass sich irgendjemand großartig für ihn interessiert hätte. Um in einem Gasthaus zu schlafen, war es zu spät – oder früh, je nach Betrachtungsweise – und so verbrachte Levi die Stunden bis Sonnenaufgang am geschäftigen Hafen, immer in Gesellschaft von anderen, bis schließlich im Morgengrauen die Stadt endgültig erwachte.
    Völlig übermüdet hatte er sich auf die Suche nach einem Schiff gemacht, das in den nächsten Tagen nach Alexandria auslaufen würde. An sich wäre das nicht schwer gewesen, war das doch die Route, die Rom das meiste Getreide brachte. Nur dass jetzt im Winter kaum einer der Kapitäne so weit über das gefährliche Mare Internum fahren wollte. Schon gar nicht, da die Erntezeit des Weizens vorüber war und der nächste erst im März oder April geerntet werden würde. Natürlich gab es in den Getreidespeichern im Süden noch immer Getreide, das hergeschifft wurde, aber eben nicht so viel wie zu den Erntezeiten. Und die Speicher vor Rom waren auch damals gefüllt worden. Auch wenn sie sich dennoch aufgrund der schieren Größe Roms immer wieder bedenklich leerten und aufgefüllt werden mussten, so war das eben nicht ein so steter Schiffswechsel wie in den ruhigeren Sommermonaten. Und so war der Mittag schon deutlich überschritten und Levi mit dicken, schwarzen Augenringen im Halbschlaf, ehe er tatsächlich einen Kapitän ausfindig gemacht hatte, der binnen einer Woche über Sizilien, Kreta und Appolonia nach Alexandria segeln wollte. Und der für die Überfahrt von Levi mehr verlangte, als es merkurgefällig sein konnte. Vermutlich dachte er, Levi wäre von zuhause weggelaufen – und dumm genug, die Bulla umzulassen – und dachte sich daher, den Sklaven schröpfen zu können. Oder er wusste einfach, wie begehrt seine Passagen zu dieser Zeit sein würden, war Ägypten doch weit ab von allen Geschehnissen hier in Rom, sehr luxuriös und vor allen Dingen für den Senat verboten.
    So oder so war Levi nun fast alles seiner üppigen Reisekasse losgeworden, ehe er losstapfen konnte und sich ENDLICH eine Bleibe für die nächsten Tage in einem Gasthaus suchen konnte. Lieber wäre er bei irgendwelchen Freunden untergekommen, oder noch besser in einem iunischen Hause, nur hatte seine Domina so etwas in Ostia nicht, so dass er wohl oder übel sich in einem Gasthaus einkaufen musste und dort die nächsten fünf Tage verbrachte. Gern wäre er einfach wieder nach Rom gegangen, um dort die Wartezeit zu verbringen, aber die Anweisungen der Iunia waren eindeutig. Er sollte nach Alexandria. Und nicht zurückkommen. Er durfte dort bleiben. Und Levi war zwar jung, aber nicht so dumm, um nicht zu wissen, wie schwer seiner Herrin gefallen war, ihm genau das zu befehlen. Jetzt hatte sie niemanden ihrer Vertrauten mehr um sich.


    Und so hatte er die Tage in Ostia verbracht, sich noch ein paar Informationen geholt, was in Rom so passierte und was sich die Menschen erzählten, ehe das Schiff schließlich beladen wurde und anschließend eine für den Sklaven erschreckend große Zahl an Reislustigen an Bord ging, um Alexandria entgegenzusegeln.



    LEIBSKLAVE - IUNIA AXILLA

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