• Frisch gebadet und zurechtgemacht rannte Titus durch die Gänge. Er mochte den Badetag. Von ihm aus konnte jeder Tag ein Badetag sein. Wo war nur sein Papa? Bestimmt da wo die vielen Schreiben waren. Genau. Er lief hinein. „Paaaapaaaaa!“ Rief er dabei voller Freude. Er hatte so viel zu sagen. Also brabbelte er einfach los. Egal wer da sein würde. Titus war einfach zu begeistert. „Ich bin eine tolle Torwache. Und werde mal ein Feldherr. Genau! Und das Korn habe ich auch gerettet! Und einen Soldaten erschlagen …“ Die Tage war wirklich viel passiert. Und das musste er auch dringend alles loswerden. Sonst platzte er ganz sicher noch.

  • Gerade in der letzten Zeit blieb Ursus kaum Zeit, sich mit seiner Familie zu befassen. Dabei wäre es gerade jetzt im Moment so wichtig, das zu tun. Er konnte schließlich nicht wissen, ob er noch lange etwas von ihnen haben würde. Jetzt war er gerade erst aus der Principia zurückgekehrt und schaute schnell die private Post durch. Viel war ja nicht gekommen, vielleicht ein Glück. Trotzdem hielt sich Ursus einen Moment länger hier auf. Einfach, um die Gedanken schweifen zu lassen und um ein wenig zur Ruhe zu kommen. Doch mit der Ruhe war es bald vorbei, denn ein kleiner Wirbelwind stürmte herein und sprudelte unzusammenhängende und für Ursus auch ziemlich unverständliche Neuigkeiten heraus.


    „Titus... Erst anklopfen, mein Sohn, das gehört sich so“, ermahnte er ihn ernst, aber nicht allzu streng. „Torwache? Feldherr? Und Korn?“ Einen Soldaten erschlagen schien Ursus noch das Normalste von dem Bericht. Im Spiel taten Kinder so etwas doch dauernd. „Komm her und setz Dich zu mir. Und dann erzähl mir doch mal genauer, was Du erlebt hast. Du hast Soldat gespielt?“ Ein naheliegendes Spiel inmitten eines Militärlagers.

  • Oh nein! Erst anklopfen. Nun war er bereits drin. Titus stockte im Lauf und sah zurück. Die Tür hatte er hinter sich gelassen. „Ja, Papa.“ Sagte er zunächst schuldbewusst. Langsam fing er wieder kindlich zu Grinsen an, als sein Vater so überrascht nachfragte. Also störte er nicht. Gut. Er hüpfte kurz auf der Stelle. Dann rannte er die letzten wenigen Schritte zu seinem Papa um sich neben ihn zu setzen. Dabei versuchte er so ordentlich und legatisch zu sitzen wie Ursus es tat. Dabei konnte er seine Freude kaum verbergen. „Jaaaa.“ Rief er so dann, während er sich zurechtsetzte. Jetzt musste er aufpassen und ja ordentlich sein.


    „Gespielt? Nein, nein. Papa. Ich hab dich ganz doll vertreten. Titus hat mir seine Sachen gezeigt. Ich hab sogar in seiner Rüstung gesteckt. Jawohle.“ Jetzt schien er um ein gutes Stück größer zu werden.
    „Und er hat mir gesagt, dass Mars mich beschützt, wenn ich opfere. Hab ich auch gemacht. Jawohl. Jetzt passt Mars bestimmt auch auf dich auf.“ Als er das verriet, war ihm nicht bewusst, dass er ja heimlich des Nachts umhergeschlichen war um sein Holzpferd zu opfern.
    Es war noch so vieles mehr passiert. Hoffentlich vergaß er jetzt nichts. Aber das Opfer war doch das wichtigste. Das und das sein Papa nun beschützt war. Bewundernd sah Titus zu seinem Vater auf.


    „Und dann hab ich am Tor aufgepasst. Antias hat mir alles gezeigt. Und da hab ich als dein Stellvertreter dein Korn vor einer Maus beschützt. Die hab ich in einem Wagen gefunden und vor die Porta gesetzt.“ Stolz reckte der Junge sich. Puh es war wirklich viel geschehen die letzten Tage. Das er eigentlich ‚germanischer Spion‘ gespielt hatte, verriet er lieber nicht. Das war sein Geheimnis.

  • Ob die Ermahnung etwas genützt hatte, würde sich wohl erst bei der nächsten derartigen Gelegenheit zeigen. Zumindest sah der Junge so aus, als wollte er sich die Worte des Vaters zu Herzen nehmen und das genügte Ursus erst einmal.


    „Titus?“, fragte Ursus ein wenig verwirrt nach. Gut, es war ein recht häufig auftretendes Praenomen. Aber außerhalb der Familie oder dem engsten Freundeskreis sprach man eigentlich niemanden mit Praenomen an. Was für ein Titus konnte da also gemeint sein? „Wie heißt Dein Freund Titus denn noch? Sogar seine Rüstung durftest Du ausprobieren? Das ist aber wirklich nett von Deinem Titus.“ Ob er das wirklich gut finden sollte, daran zweifelte Ursus allerdings. Nur hätte es wenig Sinn, seinem Sohn deswegen Vorwürfe zu machen. Er mußte wohl eher bei den Erziehern des Jungen und dem betreffenden Soldaten ansetzen.


    „Mars ein Opfer zu bringen, ist niemals falsch. Aber hattest Du denn Geld, um ein Opfer zu bezahlen?“ Er dachte natürlich, der Junge sei am Marstempel gewesen und hätte ein richtiges Opfer gebracht. „Seinen Schutz können wir alle im Moment sehr gut brauchen.“ Es war wohl an der Zeit, ein großes Opfer für die ganze Legion zu bringen. Ja, das sollte er bald in Angriff nehmen. „Es ist wirklich lieb und sehr vorausschauend von Dir, daß Du an das Opfer gedacht hast. Ich bin sehr stolz auf Dich.“ Vielleicht hätte er mit dem Lob warten sollen, bis er Einzelheiten kannte. Aber er konnte ja nicht ahnen, was wirklich geschehen war.


    „Weißt Du, eigentlich sind nur gewöhnliche Soldaten Torwachen. Wenn Du Interesse am Militär hast, wirst Du wohl eher wie ich mal Tribun sein und viel später wie ich ein Kommando erhalten. Hat es Dir denn Spaß gemacht, Torwache zu sein? Ist das nicht eher langweilig?“ Eine Maus. Zum Glück hatte er sie nicht mit hierher gebracht. „Auf jeden Fall ist es gut, daß die Maus nicht mehr beim Korn ist. Wir brauchen das Korn ja für die Männer.“

  • „Jap, Titus.“ Er strahlte über beide Ohren. Für ihn als Kind war es nicht schlimm jemand anderen derartig anzusprechen. Die Frage hielt Titus für harmlos. Sein Papa war eben neugierig. „Das war der Titus Iunius Priscus. Ein ganz ein toller Legionarius.“ Oh ja, das war er. Und wie nett der war. „Ja, das war toll. Ich war ein richtiger Soldat.“ Stolz setzte der Kleine sich ein wenig auf.
    Ein Opfer bezahlen? Oh nein. Hatte er es etwa falsch gemacht? Betroffen sah Titus nieder. „Nein, ich hatte kein Geld. Ich hab meinen Hengst geopfert. Man opfert Mars doch Pferde, oder?“ Seine Finger spielten miteinander. Hatte er es nur verschlimmert? „Mein kleines Holzpferd. Mein bestes. Ich habe ihn beerdigt. Und was tolles gesagt. Ähm, sag mal, Papa… glaubst du Mars ist jetzt sauer, weil ich nichts bezahlt habe?“ Das mit den Opfern war schon manchmal komisch.


    Aber sein Vater war stolz auf ihn. Wieder erhellte sich sein Gesicht ein wenig. Vielleicht war es ja doch nicht so schlimm, dass er kein Geld hatte. Er würde Tribun werden? Seine Augenbrauen bewegten sich. Titus dachte nach. „Hmmm, die haben gesagt das man als Torwache anfängt. Aber ich war ja auch inko… geheim unterwegs.“ Genau, das war er. Das war eine gute Entschuldigung. „Oh es war toll. Ganz toll. Oh bitte, bitte, Papa. Darf ich das wieder machen? Weil, naja. Tribun spielen macht keinen Spaß. Das ist langweilig bei denen zu lausch… ähm… ihnen zu zuhören.“ Aber er merkte es sich. Später würde er Tribun sein. Ja, ganz bestimmt. Wieder reckte er sich ein wenig. Umso größer und stolzer zu wirken. So gut er es als Kind eben konnte. „Ja, ich hab sie raus geworfen.“ Genau, die Männer sollten dankbar sein. Titus grinste breit.

  • Titus Iunius Priscus. Den Namen merkte sich Ursus, er würde sich mal nach diesem Mann erkundigen. Schon um zu wissen, wo der Bengel im Zweifelsfall zu finden war, denn wie er annahm, würde Titus seinen neuen Freund wohl noch öfter aufsuchen. Ursus strubbelte seinem Sohn durch das Haar. „Das hätte ich gerne gesehen, mein Sohn. Ich bin sicher, Du warst ein ganz großartiger Soldat.“ Kinder. Eines Tages würde der Junge schon begreifen, daß sein Platz etwas weiter oben anzusiedeln war, als in den Reihen der Legionäre.


    „Du hast Dein bestes Holzpferd geopfert?“ Ursus war selbst nicht sicher, wie ein Gott auf so etwas reagierte, aber er sah auch, daß dem Jungen das Opfer nicht leicht gefallen war. „Natürlich weiß ich nicht, was ein Gott denkt. Aber der Sinn eines Opfers ist ja, etwas zu geben, das einem wichtig ist. Ich glaube, Mars wird in Dein Herz blicken können und sehen, wie lauter Deine Absicht war. Ja, Mars opfert man Pferde. Er ist bei denen, die mutig und tapfer sind. Das bist Du. Und Dein Opfer kam von Herzen. Du hast ihm ein richtiges Opfer versprochen? Für später, wenn Du groß bist und es Dir leisten kannst? Vergiß es nicht, Titus. Das ist wichtig. Was man einem Gott verspricht muß man unbedingt halten.“ Er sprach ernst und eindringlich, damit der Junge es nicht vergaß.


    Tribun spielen machte also keinen Spaß? Ursus schmunzelte leicht, als er das hörte. „Was reden denn die Tribune so, wenn Du … ihnen zuhörst?“ Einen kleinen Spion hatte er hier also. Aber er nahm es dem Jungen nicht übel, denn für ein Kind waren die Möglichkeiten, etwas zu erleben, in so einem Lager schon recht eingeschränkt. Die Frage, ob er wieder Torwache sein durfte, beantwortete Ursus erst einmal nicht. Vielleicht vergaß Titus es wieder. Denn so offiziell erlauben konnte er es dem Jungen eigentlich nicht. Aber verbieten wollte er es auch nicht, denn im Grunde machte es ihn stolz, daß sein Sohn immer wieder entwischte und es verstand, sich bei den Männern beliebt zu machen.

  • Und wie er seine Freunde und Kameraden besuchen würde. Natürlich dachte Titus dabei nicht darüber nach, das die Ärmsten auch mal Dienst tun mussten. Er war ein großartiger Soldat? Aber sowas von. Stolz reckte der Kleine sich. Normalerweise gefiel es ihm nicht so sehr, sein Haar durcheinander zu bekommen. Er war schon Eitel. Oder so. So hatte Frija das bezeichnet. Naja, und wenn schon. Er machte auch gerne mal Ausnahmen. Das Lob seines Vaters war ihm Grund genug eine Ausnahme zu machen. Das war toll.


    „Ja, mein bestes Holzpferd. Mein liebstes.“ Cimon hatte ihm erzählt, dass es ein Geschenk zu seinen ersten Saturnalien gewesen war. Etwas Besonderes. Eine kleine Träne bahnte sich ihren Weg. Rasch wischte Titus sie wag. Papa durfte ihn doch nicht heulen sehen. Aber Schutz für seinen Vater war das alles auf jeden Fall wert. Brav hörte er seinem Paps zu. Seine Augen sahen begeistert auf ihn auf. Groß Titus wusste wirklich alles. „Dann wird Mars bestimmt auf dich aufpassen.“ Denn sein Opfer war nun wirklich von Herzen gekommen. Bestimmt würde das helfen. Anders konnte es doch nicht sein. Er nickte eifrig. „Nein, nein, ich vergesse es bestimmt nicht. Niemals nicht. Ehrlich.“ Und wie er ein ganz ein besonderes Pferd finden würde für Mars. „Und ein Soldat hält ja immer und doppelt sein Wort, nicht wahr, Vater?“ Genau so war das. Er grinste seinen Paps breit an.


    Oh, sein Vater wollte also wissen, was die Tribune so redeten? Verschwörerisch sah er sich um. Naja, so verschwörerisch ein junge es eben konnte. Er zupfte an der Kleidung seines Papas und beugte sich zu ihm rüber. „Du darfst aber nicht verraten dass du das von mir hast, ja Vater? Ich. Ich höre nämlich gaaaaanz viel“ Genau. Schließlich war er ja Spion. Und als guter Spion musste er auch Meldung machen. Also redete er einfach so weiter drauf los. „Die reden gaaanz viel über die Figuren auf der Karte, die ihr immer rumschiebt. Aber der eine. Der … der mich nicht mag. Der versteht die ganz doll nicht.“ Nicht das Titus mehr verstand. Aber er hörte von dem ganz oft Ähms und Öhms und so. Cimon sagte mal das das ein Zeichen für Unwissenheit wäre. Dann musste das doch so sein.


    „Und dann sagte noch der Lange zu dem mit dem vielen Bart das er keine Lust hat gegen Brüder in den Kampf zu gehen. Was bedeutet das Vater? Hat das mit dem Schlimmen zu tun, was passiert ist?“ Titus ahnte das etwas vor sich ging. Aber was genau wusste er noch nicht. Irgendwas mit dem Kaiser. Aber was bedeutete das was er gehört hatte? Was hieß es wenn die Männer den Verräter erschlagen wollten? Was hat der verraten? Der eine Tribun hatte vom Kaiser und dem Sohn gesprochen. Mit großen Augen sah er seinen Vater an. Der Tordienst war in der Tat komplett vergessen. So etwas ging recht schnell bei ihm.

  • Die kleine Träne sah Ursus sehr wohl. Aber er sah auch, wie entschlossen sein Sohn sie fortwischte. Ja, so war es richtig! Sein Sohn sollte schließlich kein Jammerlappen sein. „Ganz bestimmt wird Mars das tun. Wenn Du Dein Wort ihm gegenüber hältst. Jeder Mann, egal ob Soldat, Händler oder Senato sollte sein Wort halten. Deshalb muß man sich eben immer sehr genau überlegen, was für Versprechen man gibt. Ob man sie wirklich halten kann und will. Versprich niemals etwas, wenn Du Dir nicht sicher bist, mein Sohn. Das Wort eines Mannes sollte stets zuverlässig sein. Brichst Du es einmal, dann wird man Dir nie wieder vertrauen.“ Diese Lektion konnte man gar nicht früh genug lernen. Man mußte sich eben ein wenig rauswinden, wenn man ein Versprechen nicht geben wollte.


    „Natürlich werde ich Dich nicht verraten. Du bist mein Sohn! Es mag Dich einer der Tribune nicht? Welcher denn? Wie sieht der denn aus?“ Wenn er die taktischen Besprechungen nicht verstand, war es vermutlich der junge Laticlavius. Der war einfach noch zu unerfahren. Hätte er sich ein paar Jahre mehr gegeben, bevor er den Militärdienst antrat, hätte er sich einen größeren Gefallen getan.


    „Ja, Titus, das hat mit dem Schlimmen zu tun, was passiert ist. Niemand von uns hat Lust, gegen Brüder und Nachbarn zu kämpfen. Aber letztendlich wird es so kommen. Was weißt Du denn von dem, was passiert ist? Vielleicht kann ich es Dir erklären?“ Durus war noch ein wenig jung. Aber vereinfacht konnte man es ihm sicherlich klarmachen. Schließlich war der Junge nicht dumm.

  • Klein Titus hörte durchaus ernsthaft zu. „Ja, Vater. Ich werde immer mein Wort halten. Echt! Versprochen.“ Und er nahm es in der Tat sehr ernst. Durus merkte es sich und nahm sich vor es immer zu beachten. Denn er mochte es. Vertrauen, das hörte sich gut an. Sicher brauchte er es einmal, als Feldherr.


    Natürlich, sein Papa würde ihn nicht verraten. Stolz sah er ihn an. „Das ist der, der immer so komisch geht. Wie ein ... Stock. Und schaut auch immer so hoch. Die anderen nennen ihn ‚Milchgesicht‘. Was ist das denn Papa? Und warum flüstern die dann immer?“ War wirklich nicht leicht gewesen diesen Spitznamen herauszufinden. Aber Titus war hinter jedem Geheimnis und jedem geflüstertem Wort hinterher. Diese Art Jagt gefiel dem Jungen.


    Es hatte also damit zu tun. Der Junge musste angestrengt nachdenken, als sein Papa nachfragte. Schließlich antwortete er flüsternd. „Es geht um den Kaiser. Der eine hat gesagt der Kaiser ist weg. Und der Sohn auch. Und was für eine ... Hmmm ... ich glaube Schande wäre es, hat der gesagt. Und grausam wäre es. Und ich glaub viele haben Angst. Warum müssen wir denn kämpfen wenn der Kaiser weg ist?“ Der Junge hatte keine Angst. Denn für ihn gab es keinen Zweifel. Sein Papa war der beste aller Feldherren. Genau! Und Mars würde auf sie alle aufpassen. Ganz bestimmt.

  • Wie ernst das Kind wirkte. Ursus betrachtete stolz seinen Sohn, der anscheinend schon begriff, wie wichtig das Wort eines Mannes war. Sehr stolz. Dieser Junge würde es einmal weit bringen. Weiter vielleicht als sein Vater.


    „Der geht wie ein Stock?“ Ursus mußte bei der Beschreibung doch lachen. „Ja, das ist ein senatorischer Tribun. Ein bißchen zu unreif für die Stellung hier. Milchgesicht, das bedeutet, daß er noch keinen Bartwuchs hat. Er ist eben noch sehr jung und unerfahren. Die anderen Tribune sind erfahrene Männer und eigentlich ist es keine Schande, jung und unerfahren zu sein. Aber wenn man den Rat der erfahreneren Männer nicht annehmen will, dann muß man eben mit Spott rechnen. Und die flüstern, weil er es nicht hören soll. Irgendwann ist er vielleicht Senator. Und dann irgendwann vielleicht Legat. Verstehst Du? Es kann passieren, daß er mal ihr Kommandant wird. Und dann kann er ihnen schaden. – Ein Mann ist unklug, wenn er sich jemanden leichtfertig zum Feind macht.“


    Der Junge hörte viel. Vielleicht schon zuviel für sein Alter? „Der Kaiser ist nicht weg, Titus. Er ist gestorben. Und zwar ist er umgebracht worden. Und jetzt gibt es zwei Männer, die selbst Kaiser sein wollen. Und deren Anhänger werden sich bekämpfen. Bis eine Seite gewonnen hat.“

  • Titus stieg direkt mit ein in das Lachen seines Vaters. Dann hörte er aber sehr genau zu und versuchte sich das alles genau zu merken. Ah, das war also ein Milchgesicht. Plötzlich sah klein Titus ein wenig traurig aus. „Sag mal Papa, ... Bin ich dann auch ein Milchgesicht. Weil, ... das will ich nicht sein.“ Schließlich mochten die Männer keine Milchgesichter und er wollte doch das sie ihn mochten. Also sollte er auf den Rat der älteren hören. Das klang logisch. Das machte er doch auch. Eifrig nickte der junge dabei. „Also, Papa. Ich will auch mal Legat und Senator sein. Und eben kein Milchgesicht. Und dann werde ich ganz dolle auf die älteren hören. Jawohle.“ Titus sah seinen Vater aufmerksam an und versuchte genauso eine legatische Haltung einzunehmen.
    Wie gut das er schon Freunde bei den Soldaten hatte. Die werden bestimmt dann irgendwann mehr sein und dann wird er ihr Vorgesetzter sein ... Toll!


    Plötzlich wurde er traurig und nahm seinen Papa so gut er konnte in den Arm. Schließlich war der Kaiser sowas wie der Papa der Legion ... oder? „Tut mir leid, Papa. Ich meine ... “ Also wirklich er war doch der Legatensohn. Also strich er sich seine Kleidung gerade, doch eine Träne kullerte trotzdem runter. Mist! Das wollte er doch nicht. Rasch wischte er sie weg. „Chaerephon hat gesagt das der Kaiser der Vater der Legion ist. Also ... wenn zwei sich streiten, wer ist denn der neue Paps für die Legion. Ich meine, muss doch wer aus der Familie sein, oder?“ So richtig konnte er es noch nicht verstehen, warum Brüder sich bekämpfen mussten. Am Ende aber gab es nur eins ... „Wir werden doch für den richtigen Kaiser kämpfen, oder Papa?“ Oh nein, er hatte vergessen das Chaerephon wollte das er sich vernünftig benahm und seinen Papa immer Vater nannte ... „Ich meine ... Vater“ Schuldbewusste sah er Ursus von unten her an und versuchte dabei seine Unschuldsmine aufzusetzen. Bei Mama wirkte es.



    Sim-Off:

    Chaerephon habe ich mal meinen guten Lehrer genannt, wenn das in Ordnung ist ;)

  • Ursus streichelte seinem Sohn über die Haare und betrachtete ihn mit einem liebevollen Lächeln. „Du bist ein Kind. Milchgesichter sind Erwachsene, die noch unreif sind. Du wirst nicht unreif sein, wenn Du erwachsen wirst. Weil Du gute Lehrer hast und weil Deine Mutter und ich darauf achten werden.“ Der Junge wollte lernen, das war ein guter Anfang, um solche Unreife zu vermeiden.„Ja, Du sollst immer auf einen guten Rat hören, erfahrene Männer geben gute Ratschläge. Aber Du sollst nicht blind tun, was Ältere Dir sagen, ein Rat ist kein Befehl. Du mußt auch selbst nachdenken, was gut und richtig ist. Hör gut zu. Je mehr Du weißt, umso besser wirst Du beurteilen können, was gut und richtig ist. Deshalb lerne so viel wie Du nur kannst.“


    Als der Junge plötzlich so traurig wurde und Ursus umarmte, erwiderte Ursus diese Umarmung fest und zärtlich. „Ja, er ist so etwas wie ein Vater. Nicht nur für die Legionen, sondern für ganz Rom. Aber eben ganz besonders für die Legionen. Du hast Recht, es muß jemand aus der Familie sein. Aus der Familie der Noblen und Mächtigen Roms. Und ja, wir kämpfen für den Richtigen. Vor allem gegen den Falschen. Mach Dir deswegen keine Sorgen, ich habe viele schlaue Männer gesprochen – und mein eigenes Herz geprüft. Ich weiß, wem ich folgen muß und wem ich meine Männer zuführe.“


    Der kleine Versprecher störte Ursus eigentlich gar nicht. Er wurde gerne Papa genannt, war es doch auch Ausdruck der Liebe seines Sohnes zu ihm. Aber natürlich war es vernünftig, wenn der Junge ihn Vater nannte. Es machte einen besseren Eindruck, zeugte von guter Erziehung und Bildung. „Einen Fehler zu machen ist nicht sehr schlimm, wenn man ihn sofort wieder korrigiert. Ich bin sehr stolz auf Dich, mein Sohn.“

  • Sofort straffte Durus seine Gestalt. Denn er war kein Milchgesicht. Er würde nie ein Milchgesicht sein. Sein ganzes Gesicht strahlte vor Freude und Stolz.
    "Genau,ja! Ich werde nie niemals nicht ein Milchgesicht sein." Titus grinste. Bei dem Gedanken an seine Mama strahlte er nur noch mehr. Aufmerksam sah er seinen Vater an und dachte über das alles nach. "Dann muss ich gar nicht alles machen was Chaerephon sagt, Papa?" Diesmal betonte er den tolle Kosenamen für seinen Vater sogar ein wenig. Er mochte ihn nicht VATER nennen. Gut, wenn andere da waren. Aber so ... das war irgendwie blöd. Oder war das jetzt ein Fehler? Wieder? Und war sein Papa jetzt vielleicht nicht mehr stolz auf ihn? Seine Augen mussten schon herzzerreißend auf seinen Vater wirken, als er ihn so ein wenig verwirrt ansah.


    Das traurige Thema gefiel ihm gar nicht. Es beruhigte ihn aber das sein Vater ihn in den Arm nahm. Von den Noblen und Mächtigen? Sein papa wusste bescheid? Ja, das wusste er immer. Begeistert nickte Titus. Dann kam ihm eine Idee und seine Augen leuchteten kurz auf. "Nobel und mächtig? Warum machst du es dann nicht? Oder ich?" Begeistert strahlte der Junge über seinen Witz. Obwohl ... Kaiser spielen wäre mal was neues. Das würde er morgen machen können.

  • Nie niemals nicht. Ursus schmunzelte. Manchmal war er ja ein wenig altklug, sein Sohn. Aber in solchen Momenten zeigte sich, daß er doch ein Kind war, wie es auch sein sollte. Bei der nächsten Frage vertiefte sich das Schmunzeln noch. „Du mußt machen, was er sagt, wenn es vernünftig ist, was er sagt. Wie ich Chaerephon kenne, wird er nichts Unvernünftiges von Dir fordern. Dennoch solltest Du immer gut darüber nachdenken, ob es vernünftig ist, was er sagt und warum es vernünftig ist. Wenn Du es nicht verstehst, dann frag ihn. Er ist dafür da, Deine Fragen zu beantworten. Außerdem kann es doch auch einmal sein, daß Chaerephon etwas nicht weiß, was Du weißt und was für die Entscheidung wichtig wäre. Also sprich mit ihm. Ruhig und sachlich, wenn Du findest, daß er etwas Unvernünftiges von Dir fordert.“ Papa. Ursus drückte seinen Jungen wieder kurz etwas fester an sich. Vor allem, als er diesen herzzerreißenden Blick sah.


    „Nobel und mächtig sind wir zwar, aber noch nicht ganz nobel und mächtig genug. Wir arbeiten daran, unsere Familie noch nobler und mächtiger zu machen. Es liegt an jedem einzelnen von uns. Auch an Dir. Wer weiß, was aus uns Aureliern noch wird? Je mehr jeder von uns lernt und seine Kraft für Rom einsetzt, umso nobler und mächtiger werden wir.“

  • Durus grinste seinen Vater breit an. Irgendwie gefiel es ihm hier zu sein, mit seinem Vater zu reden und dann auch noch wie nebenbei etwas zu lernen. Unglaublich! Kurz musste er dann doch schmollen. Titus sollte auf seinen Lehrer hören. Manno, war der Plan auch zerstört. Aber er nickte eifrig. Denn auf seinen Vater hatte man zu hören. Jawohle! "Gut. Mach ich. Gaanz ehrlich. Jaaaa, ich glaub schon das er immer was vernünftiges will." Er wurde immer leiser. Aber er würde ab jetzt ganz doll viel mehr fragen.
    Ruhig und sachlich. Na mal sehen ob er das hinbekommen würde...


    Wie sein Papa ihn in den Arm nahm, schlangen seine Arme sich um ihn und er sagte ganz leise. "Ich hab dich lieb, Papa."
    Sie waren schon nobel und mächtig. Aber nicht genug? Seine Augen begannen zu leuchten. "Dann werd ich das machen Vater. Jawohle! Noch nobler und mächtiger. Das mach ich Vater." Jetzt sagte er mit Absicht Vater zu seinem papa. Nur um den Ernst deutlich zu machen.

  • Da schmollte der kleine Kerl doch tatsächlich für einen Moment. Hatte er doch schon einen Freibrief für Ungehorsam in seinen Händen gesehen. Nein, gar so einfach war das Leben eben nicht. Wenigstens schien der Junge das zu verstehen. Nach einer Weile zumindest. Sie würden sehen, wie lange diese Einsicht halten würde. Durus war eben noch ein Kind. Und als solches würde er sicherlich noch oft Grenzen übertreten. Doch wie sonst sollte er sie kennenlernen, diese Grenzen?


    „Ich habe Dich auch lieb, mein Sohn. Sehr lieb.“ Und stolz machte der Junge ihn. Ein prachtvoller Bursche war er. Er machte sowohl der Familie als auch seinem Namensgeber große Ehre. „Das wirst Du, Titus. Dessen bin ich mir sicher. Du machst mich sehr stolz.“


    Eine Weile hielt Ursus seinen Sohn so im Arm und genoß die Harmonie zwischen ihnen. Denn er hatte noch eine Neuigkeit für den Jungen, die diese Harmonie sicherlich sofort zerstören würde. „Titus, ich muß Dir leider noch etwas sagen, was Dir nicht gefallen wird. Es wird bald zu Kämpfen kommen. Und wenn es soweit ist, dann muß ich Deine Mutter und Dich in Sicherheit bringen lassen. Auf ein Landgut, wo euch niemand suchen wird, der euch vielleicht Böses will. Du wirst brav gehen, nicht wahr? Und gut auf Deine Mutter aufpassen. Kann ich mich auf Dich verlassen?“

  • In der tat. Das Leben war wirklich nicht leicht. Und soooo schrecklich ungerecht. Aber wenn sein Vater das so sagte, musste es richtig sein. Und sein Papa hatte ihn auch sehr lieb. Und er machte ihn sehr stolz. Klein Titus strahlte seinen Vater geradezu an. Das war ja soooo toll!


    Es war äußerst angenehm sicher im Arm seines Vaters zu weilen. Durus sah seinen paps fragend an, als dieser meinte, er hätte etwas zu sagen, was dem Jungen nicht gefallen würde. Geduldig wartete er ab. Denn Ursus' Stimme klang sehr ernst. Das ferbte ein wenig auf den Sohn ab.
    Mit Tränen in den Augen, die er aber nicht weiter zuließ, streffte Durus seine Gestalt und nickte ernst. Sein Vater brauchte ihn. Und er würde da sein.
    "Ja, ich mach das, Vater. Ich ... ich pass auf Mama auf."
    Mit diesem Zusatz machte es Titus viel weniger aus, seinen Papa zu verlassen. Aber sie würden sich ja bestimmt bald wiedersehen. Schließlich hatte klein Titus sein Lieblingspferd geopfert.

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