Deportatio in Mauretaniam

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    Vernünftige Frauen hätten sich öffentlichkeitswirksam getrennt. Eine Ehe mit einem verurteilten Hochverräter aufrecht zu erhalten, der noch dazu allem Einfluss, allem Geld und sogar dem Bürgerrecht beraubt wurde - ein Skandal.


    Licinia Minor dachte hier ein bißchen anders. Nach der Veröffentlichung des Urteils entschied sie sich, spontan eine Reise zu tätigen und sich um die Güter ihres Vaters in Nordafrika zu kümmern. Ihrem Vater gegenüber gab sie als Grund an, daß die Verwalter allesamt faule und korrupte Idioten wären, die das Geld in die eigene Tasche wirtschaften würden. Natürlich war dies vorgeschoben und ihr Vater, der Senator Licinius, wusste das selbstverständlich, denn er war auch nicht dumm. Dennoch stimmte er ihrem Wunsch zu.


    Und so war Licinia Minor den ganzen Tag damit beschäftigt, ihre Abreise zu koordinieren, und das so schnell als nur möglich. Kind und Kegel musste zusammengepackt werden, Nachrichten an Freunde und Verwandte verschickt, Klienten und Geschäftspartner verständigt, so dass zumindest die schlimmsten pekuniären Nachteile vermieden werden sollten. Natürlich würde ihr Vater sich auch darum kümmern, aber für ihn waren die Zeiten politisch gesehen auch alles andere als rosig.


    Und sie hatte so wenig Zeit. Dank eines Prätorianers, der ihrem Mann noch aus dessen Zeit als Praefectus Praetorio verbunden war, hatte sie vom genauen Ablauf der Deportation erfahren und konnte auf diese Weise etliche Vorbereitungen treffen, wie zum Beispiel den Kapitän ordentlich entlohnen für seine Mühen, für das Ehepaar samt Kinder passende Kajüten zur Verfügung zu stellen und ähnliches mehr. Und so stand sie zur rechten Zeit beim richtigen Schiff und erwartete die Ankunft ihres Mannes.

  • Die Reise in der Kutsche war wie erwartet beschwerlich gewesen. Wie froh war er, als er endlich aussteigen und seine geschundenen Glieder frei bewegen konnte. Und wie froh erst, als er seine Familie sah und in den Arm nehmen konnte. Der Vescularier glaubte, daß Hungi ohne Familie im Exil leben musste? Er lag damit so falsch.


    Die Prätorianer übergaben den Gefangenen an den Kapitän und damit auf eine (wie Hungi es empfand) perverse Art und Weise in die Freiheit. Auch Frau und Kinder samt Gepäck kamen auf das Schiff und nach wenigen Stunden legte das Schiff Richtung Süden ab, da man entlang der nordafrikanischen Küste segeln wollte. Schon bald war das italische Festland nicht mehr zu sehen und in wenigen Tagen würde - so Neptun es wollte - das Schiff in Sala anlegen.

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