Der schwere Geruch des heißen Wassers hing überall im Balneum. Wasser perlte an den Mosaikfliesen der Wände entlang, wo der Dampf an der kalten Oberfläche kondensierte. Eine Sklavin spielte leise Lyra im Hintergrund.
Axilla ging das Geklimpere ein wenig auf die nerven, ebenso wie die andere Sklavin, die ihr hier im Bad helfen sollte, sich aber nicht sehr hilfreich anstellte. “Bist du sicher, Domina?“ fragte sie jetzt schon zum dritten Mal.
“Ja!“ entgegnete Axilla nur noch gereizt. Sie war schon ein paar Tage gereizt. Ihr Bauch schien kurz vor der Explosion zu stehen, sie konnte sich nicht mehr richtig bewegen, andauernd musste sie pinkeln und seit zwei Tagen hatte sie immer wieder Schmerzen. Nun, nicht richtige Schmerzen. Sie blutete nicht und hatte sich auch nichts gebrochen. Aber es zog in ihrem Bauch, mal stärker, mal weniger stark. Aber es war etwas, das Axilla so nicht kannte, und das alles zusammen machte sie reizbar. Da war eine überfürsorgliche Sklavin nicht hilfreich.
“Aber Herrin, es ist so rauh und zerkratzt deine Haut. Mit dem Schwamm...“
“Der Schwamm ist was für Weicheier. Mein Vater hat in seinem ganzen Leben keinen Schwamm benutzt.“
“Dein Vater war aber auch ein Mann, Domina.“
“Jetzt hör auf zu widersprechen und mach!“, fuhr Axilla die Sklavin an. Im Moment kam gerade wieder eine neue Welle Schmerz, diesmal schlimmer. Axilla versuchte, es wegzuignorieren. Vor zwei Tagen, als es angefangen hatte, hatte sie Angst gehabt und die Hebamme gefragt. Aber diese hatte gemeint, dass das ganz normal wäre. 'Vorwehen' hatte sie gesagt und gemeint, dass das Kind in den nächsten Tagen oder Wochen kommen würde. Und Axilla hatte beschlossen, es einfach zu ignorieren, bis das Kind kommen würde. Und sie hatte beschlossen, dass es erst in ein paar Wochen passieren würde, weil momentan war es noch zu früh. Viel zu früh. Imperiosus sollte es ja glauben.
Die Sklavin schaute also noch einmal fragend, fing dann aber endlich an, Axillas Beine mit warmem Wasser und dem Bimsstein abzureiben. Natürlich kratzte es. Natürlich war es nicht so zart wie ein fluffiger Schwamm. Aber Axilla genoss das leichte Ziehen und Kratzen des porösen Steins. Es fühlte sich ehrlich an. Hart und wirklich. Vertraut. Und es lenkte von dem wieder abflauenden Ziehen in Axillas Unterleib an.
Die Sklavin wusch sie eine Weile, rieb sie abschließend mit unparfümiertem Öl ein. Das Ziehen kam noch zwei mal wieder, und zuletzt musste Axilla die Zähne zusammenbeißen, um sich nichts anmerken zu lassen. So schlimm war es noch nie gewesen, und sie musste sich sehr konzentrieren, nicht die ganze Zeit die Luft anzuhalten, um den Schmerz einfach zu unterdrücken. Aber sie wollte jetzt nicht weinerlich sein.
“Herrin? Du hast ja kalten Schweiß...“ erschallte es schon wieder von der nervigen Sklavin, die sie noch einreiben wollte.
“Nein, das... ist nur der Dampf“, presste Axilla zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Eine neue Wellte des Schmerzes bahnte sich schon wieder an und diesmal fühlte es sich so an, als würde ihr jemand mit zwei langen, rotglühenden Eisennägeln im Bauch herumwühlen.
“Nein, Herrin, das ist Schweiß und... Herrin?“ Jetzt stand das dumme Ding auch noch auf und sah entsetzt an Axilla herunter, die noch immer auf der Marmorbank saß und versuchte, diesen Schmerz einfach wegzuignorieren. “Lioba! Geh schnell und hol die Hebamme!“ kreischte sie auf einmal los.
Die Lyraspielerin hörte auch sofort auf mit ihrem Spiel und nach einem kurzen Blick auf Axilla wetzte sie auch schon nach draußen. Sie bekam das halblaute “Halt“ von Axilla wohl gar nicht mehr mit.
Die Sklavin griff nach Axillas Arm und hielt sie so, als wolle sie Axilla aufhelfen. “Herrin, wir sollten in dein Cubiculum...“
“Nein, ich will nicht“ wimmerte Axilla, und sie merkte auch, dass sie weinte. Sie wusste, was los war, aber sie wollte nicht. Sie wollte einfach nicht. Das verging schon wieder. War die letzten tage auch immer vergangen.
“Herrin, deine Fruchtblase ist gerade geplatzt. Wenn du dein Kind nicht im Balneum bekommen willst, müssen wir wirklich gehen!“
Jetzt weinte Axilla mehr. Es war noch zu früh! “Nein, das geht schon wieder weg. Ich... das geht wieder weg!“ Bettelnd sah sie zu der Sklavin und weigerte sich, sich auf die Beine ziehen zu lassen, um ins Cubiculum zu gehen. Sie wollte nicht, es war doch viel zu früh! Imperiosus würde es sicher merken. “Noch zwei oder drei Wochen, dann... bitte....“ Sie beugte sich nach vorne und hielt sich den schmerzenden Bauch. Und weinte noch mehr. Sie wollte jetzt nicht. Noch ein paar Wochen, und alles wäre gut. Oder wenigstens ein paar Tage. Ein bisschen Zeit mehr, die Imperiosus ihr dann glauben würde, dass sie nicht schon sechs Wochen, bevor sie mit ihm geschlafen hatte, schwanger geworden war.
“Herrin! Dein Kind kommt... Herrin! Ach, verdammt“, hörte sie die Sklavin nur hilflos betteln, während sie da saß und vor lauter Verzweiflung weinte, während die Wehe abklang.