[Vicus Navaliorum] Wahlkampf

  • Mathayus Magonidas hatte die letzten Tage genutzt um den Personen die er selber als wichtig erkannt hatte und die auch sein Patron ihn genannt hatte abzuklappern und für sich und seine Kandidatur zu werben. Seine Vorräte an gutem Wein und anderen Dingen aus der Ferne waren dabei um einiges geschrumpft. Schließlich konnte man ja nicht ohne "Gastgeschenke" erscheinen.


    Heute nun hielt er die insgesamt dritte Rede im Vicus für das "gemeine" Volk was hier lebte.
    Er gab sich dir größte Mühe sich als Mann darzustellen der sich hochgearbeitet hatte und als einfacher Seefahrer begonnne hatte. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, war seine Familie an sich doch sehr reicht. Doch hatte sein Vater ihn alles von der Pike auf lernen lassen und sein älterer Bruder auch den größten Teil des Familienvermögens geerbt. Er hatte bei all seinen Geschäften nur stets den Vorteil gehabt ein Netz zu haben was ihn zur Not aufgefangen hätte. Da dies aber nie nötig gewesen war, auch wenn es mehrmals knapp geworden war, ließ er dieses Detail weg.
    Ansonsten warb er dafür das trotz der momentanen Lage er der richtige Mann war um das Vicus im Ordo Decurionum zu vertreten. Er kannte den Handel und die "Seefahrer", so ein großer Unterschied zu den Binnenschiffern die es hier gab war ja auch nicht vorhanden, da bis auf wenige Ausnahmen, wie die Punier, so gut wie alle an der Küste entlang segelten, gut. Ebenso die Bedürfnisse der Menschen die direkt im Hafen lebten und arbeiteten.
    Da indem Viertel nur relativ wenige Römer lebten betonte er auch immer wieder das er selber ein Peregrini war und auch deshalb ihre Sorgen und Nöte besser verstehen würde.
    Er hoffte deshalb durch die Reden und die Geschenke bei den wichtigen Führern genug Stimmen zusammen zu bekommen um gewählt zu werden.


    Wenn er mit seiner Rede durch war blieb er noch um den Leuten die Gelegenheit für persönliche Fragen zu geben. Bei dieser Gelegenheit ließ er kostenlos einen guten Eintopf verteilen den sein Koch in den vergangenen Tagen in großen Mengen in seinem Domus gekocht hatte und der hier jetzt wieder aufgewärmt wurde. Etwas was man mit einem Eintopf ja gut machen konnte. Dazu gab es zu jeder Schüssel ein gutes Stück frisches Brot. Mathayus hoffte das diese ganzen Ausgaben sich am Ende auch lohnen würden.

  • Als Patron war es für Crispus selbstverständlich, dass er auch zu der Wahlkampfveranstaltung von Mathayus erschien - zumal er auch ein paar Freunde und Günstlinge - vor allem aus der Legion - im Vicus hatte. Zu ihnen gesellte er sich, ging aber auch bei Acilianus, dem Werftbesitzer vorbei, auf den eine Menge Leute im Vicus hörten.


    "Was meinst du, Acilianus? Ist doch ein netter Typ, dieser Mathayus!"


    "Ein Punier? Ich weiß nicht... der kommt doch von ganz woanders her und kennt die Leute hier nicht. Die Flussschifffahrt ist doch 'was anderes als die im Mare Nostrum..."


    "Ach, sind nicht fast alle hier irgendwie zugewandert? Ich wette, dein Großvater hat hier auch noch keine Boote gebaut, was?"


    "Hm, aber die Rede war ein bisschen... lieblos... Woher kennst du ihn eigentlich?"


    "Ich? Naja, Mathayus ist einer von meinen Klienten. Ich kenne ihn also ganz gut und kann dir sagen, er hat echt Ahnung. Er hat vielleicht jetzt ein bisschen Dampf geplaudert von Aufstieg und sonstwas. Aber seine Familie hat bei ihm zu Hause zu den Großen gehört. Der wird den Vicus im Ordo gut repräsentieren, das kannst du mir glauben!"


    "Dann lügt er uns an, um ein paar Schiffer zu gewinnen?"


    "Nein, so kann man das auch nicht sagen - es gab da eine kleine Fehlkalkulation - kommt dem besten Kaufmann vor, nicht wahr? Ich meine, dir ist sicherlich auch schonmal ein Kahn versenkt gegangen, oder?"


    So ging das Gespräch eine Weile weiter, während die beiden auch für den Eintopf anstanden. Dieser war tatsächlich nicht schlecht - scheinbar hatte der Magonide keine Kosten und Mühen gescheut! So eine Fleischration tat jedenfalls gut, gerade bei den ganzen Fischköppen hier...

  • Nachdem Mathayus sich mit einigen potentiellen Wählern unterhalten hatte entdeckte er seinen Patron und den Werftbesitzter Acilianus, den einzigen wichtigen Mann den er bisher noch nicht hatte aufsuchen können, beieinander stehen. Beide schien der Eintopf zu schmecken und Mathayus beschloss diese Gelegenheit zu nutzen.


    "Salve Patron, Salve Acilianus." begrüßte er beide zunächst freundlich.


    "Ich hoffe der Eintopf schmeckt euch und meine Rede hat euch gefallen. Ich würde gerne eure Meinung hören und beantworte natürlich gerne Fragen." Letzteres hatte er mehr zu Acilianus gesagt.

  • Wenn Crispus ehrlich war, war ihm die Rede auch ein wenig lieblos vorgekommen*, aber als Patron war es natürlich nicht angebracht, seinen Klienten vor den Augen seiner potentiellen Wähler bloßzustellen.


    "Der Eintopf ist sehr lecker! Hast du alle Garküchen Mogontiacums engagiert oder wie hast du so viel so gutes Essen hergebracht?"


    fragte er deshalb - denn in diesem Gebiet konnte er wirklich sagen, dass er nicht log. Acilianus schien dagegen weniger auf den Eintopf abheben zu wollen, denn er überlegte kurz und fragte dann


    "Hast du irgendein Programm? Also willst du irgendetwas Bestimmtes erreichen als Magister Vici? Irgendein Projekt oder so?"

    Sim-Off:

    * genaugenommen hätte er sich gewünscht, sie in direkter Rede lesen zu können ;)

  • "Nein nein das nicht. Ich habe meinen Koch Pausias die letzten Tage ordentlich schuften lassen ein paar Hilfskräfte eingestellt, meinen Haushalt eingespannt und vorher ordentlich eingekauft. Ich denke der Aufwand hat sich gelohnt, denn egal wie die Wahl ausgeht so wie es aussieht kann ich mich auf jeden Falls als Gastwirt weiter durchschlagen."


    Antwortete Mathayus gut gelaunt seinem Patron. Das Acilianus dabei daneben stand störte ihn nicht weiter. In Mathayus Augen war dieser weit genug oben in der Hierarchie um eh das Manöver mit dem Eintopf durchschaut zu haben. An diesen wandte Mathayus sich dann auch zugleich.
    "Ich bin der Meinung wenn man schon in solch ein Amt gewählt wird muss man auch etwas erreichen wollen. Mogontiacum ist unter den Römern groß geworden und nicht zuletzt die Ratschläge meines Patrons Marcus Peronius Crispus hier werden dafür Sorgen das Mogontiacum auch in Zukunft eine Stadt unter römischer Führung bleibt und gedeiht. Aber... der größte Teil der Einwohner dieser Stadt sind keine Römer und haben keine römischen Bürgerrechte. Meine Heimat Melita, es mag an der punischen Vergangenheit liegen, gehört seit dem zweiten punischen Krieg zum römischen Reich und hat noch immer keine Bürgerrechte weshalb ich selber auch noch Peregrinus bin. Dies soll bei Mogontiacum in meinen Augen nicht solange dauern. Mein wichtigestes Vorhaben ist es also dazu beizutragen das Mogontiacum und seine Bewohner Bürgerrechte erhält.
    Dazu muss ich natürlich sagen das ich als Händler durchaus auch wirtschaftliche Dinge im Auge habe. Entlang des Rhenus gibt es jede Menge Städte die in Konkurrenz zu unserer stehen. Da muss man ständig wachsam bleiben und darauf achten das es keine Dinge gibt die der Stadt einen Nachteil bringen. Sei es das zum Beispiel der Hafen nicht instand gehalten wird. Jemand auf die Idee von Abgaben oder Zöllen kommt die den Handel schaden usw.
    Mein drittes Ziel wird es sein den Handel mit der anderen Rhenusseite zu vertiefen. Soweit ich weiß sind wir mit dem Stamm der Mattiaker verbündet aber für meinen Geschmack findet da viel zu wenig Handel statt. Auch hinter den Mattiakern kommen Stämme die sicherlich nicht alle wie die Chatten sind und mit denen man zumindestens handeln kann. Die Waren aus Germanien sind begehrt im Reich nicht nur Salz und Bernstein. Wir haben ihr viele Germanen die von der anderen Rhenusseite stammen und die Brücke die es erlaubt auch große Mengen über den Fluß zu bringen und in unserem Hafen auf große Schiffe zu verladen und durchs ganze Reich zu bringen.


    Abzuwarten bleibt natürlich wie es in der Sache der Kaisernachfolge weitergeht. Wenn es zu einem Bürgerkrieg kommt besteht die Gefahr das die Secunda für längere Zeit abwesend ist. Was zum einen etliche Tausend Käufer weniger bedeutet und zum anderen Gefahr von Überfällen jenseits der Grenze anlockt. Ich denke darauf sollte die Stadtverwaltung ein wachsames Auge haben. Auch da wir keine Vigiles haben müssen zumindestens genug Waffen vorhanden sein mit denen man sich zur Not verteidigen kann."

  • Die Pläne seines Klienten klangen tatsächlich nicht übel und es freute ihn vor allem, dass er sein eigenes Anliegen, die Civitas in einen besseren Status zu hieven, unterstützte. Allerdings schien Acilianus nur bedingt überzeugt, denn er fragte gleich wieder nach


    "Das sind hehre Ziele, aber was kannst du da als Magister Vici schon tun?"


    "Immerhin wäre er dann auch Mitglied im Ordo Decurionum und könnte an diesen Punkten arbeiten!"


    warf Crispus ein, der ähnliches gedacht hatte, aber natürlich wusste, dass Mathayus noch viel weiter kommen wollte.


    "Aber was nützt das unserem Vicus?"


    fragte Acilianus trotzdem nach und aß noch einen Löffel Eintopf.

  • "Nun ich alleine kann da natürlich nicht viel erreichen. Aber ich bin ja nicht alleine. Zum einen vertrete ich den Vicus und hoffe das ich mit meinen Zielen denen des Vicus entspreche bzw. die Einwohner mich unterstützen. Ebenso denke ich das mein Patron sehr ähnliche wenn nicht ganz gleiche Ziele verfolgt. Zusammen mit seinem Sohn der, so die Götter wollen, ebenfalls bald Magister Vivi ist sind wir dann schon zu dritt. Dabei berücksichtige ich dann noch nicht einmal diejenigen die Marcus Petronius Crispus schon als Verbündete im Ordo hat. Die Ziele werden sich sicherlich nicht von heute auf morgen erreichen lassen. Aber mir wurde von klein auf beigebracht nicht zu schnell aufzugeben und sich immer nach höherem zu orientieren."


    Mathayus fand es durchaus gut das Acilianus kein einfacher Ja-Sager war sondern kritisch zuhörte. Für jemand anderen hätte er sich wohl auch nicht soviel Zeit genommen. Die zweite Frage überraschte ihn dann aber doch etwas.


    "Was davon sollte dem Vicus nicht nützen? Wenn wir alle Bürgerrechte hätten gäbe uns das ganz andere Möglichkeiten gegenüber den Autoritäten des Reiches. Einen Bürger Roms urteilt man nicht so einfach ab wie einen Peregrinus ich denke das hat jeder schon einmal erlebt. Dafür zu sorgen das Hafen und Handel nicht nur nicht vernachlässigt werden sondern sogar verbessert nützt ebenfalls allen hier. Du wirst z.B. mehr Schiffe bauen oder reparieren müssen wenn das Volumen des Handels steigt. Die Waren von der anderen Rhenusseite müssen ja von hier aus weggebracht werden. Der Anteil der dann per Schiff transportiert wird sollte doch den per Land um einiges übersteigen. Für die einfachen Leute wird es mehr und bessere Arbeit geben wenn mehr Waren verladen werden.
    Oder meintest du mit deiner Frage nur die Sache mit den Vigiles?"

  • Acilianus nickte anerkennend.


    "Das ist auch wieder wahr. Aber meinst du wirklich, ein besserer Rechtsstatus macht aus den ganzen Fischern und Hafenarbeitern gleich römische Bürger?"


    fragte er dann weiter - eine weitere gute Frage, wie Crispus fand. Das konnte manchen auf Glatteis führen, aber sein Klient schien ja gute Antworten parat zu haben, sodass gute Fragen nur sein Profil schärften. Er selbst konnte einfach entspannt zusehen und seinen Eintopf genießen...

  • Mathayus nahm auch noch einen Löffel Eintopf bevor er antwortete.


    "Nun da gibt es diverse Möglichkeiten was das einem einfachen Fischer oder Hafenarbeiter bring. Zunächst einmal hat er mit dem Rechtsstatus eines römischen Bürgers ganz andere Möglichkeiten bzw. diejenige die ihm was wollen müssen sehr viel mehr darauf achten ob sie jemanden der römischer Bürger ist einfach mal so ans Bein gehen.
    Wenn der Fischer oder Hafenarbeiter vielleicht mal mehr werden möchte als einfacher Fischer eröffnet es ihm diverse Möglichkeiten angefangen bei einem Patronat bei einem einflussreichen Mann wie z.B. Crispus. Zusätzlich, entgegen der bestimmt vorhandenen germanischen Abart eines Patronat zählt das überall im Reich und nicht nur in Germania Inferior.
    Als letztes möchte ich noch sagen das der Bürgerstatus auch für die Familie des Fischers, oder wenn er selber jung genug ist auch für ihn selber, Vorteile hat. Sie können z.B. zur Legion gehen, dort aufsteigen und nach einer langen Dienstzeit mit einer guten Abfindung entlassen werden.
    Letzteres ist sicherlich der gefährlichste und auch langwierigste Weg. Aber dafür auch der der die meisten Chancen auf Ehre, Anerkenntnis und Reichtum bietet."

  • "Naja, ich glaube nicht, dass das so schnell gehen wird."


    meldete sich Crispus nun doch zu Wort - er hatte keinesfalls vor, gleich aus allen Mogontiaciensern römische Bürger werden zu lassen. Vielmehr würden wohl diejenigen, die hier Besitz hatten, in die Bürgerlisten eingetragen werden - sollte es jemals gelingen, ein Municipium aus der Civitas erstehen zu lassen.


    "Aber du willst darauf hin arbeiten, wenn ich das richtig verstehe..."


    bemerkte Acilianus. Dann verabschiedete er sich und ging zu ein paar Freunden, um das Gehörte zu diskutieren.


    "Gut geschlagen, Mathayus! Aber ein kleiner Tipp: Du solltest dir noch ein paar konkretere Ziele hier im Vicus suchen. Wenn du es dir leisten kannst, könntest du zum Beispiel mal ein bisschen die Kaimauer renovieren lassen - da hab' ich schon ein paar Mal gehört, dass sie Angst haben, dass das Ding beim nächsten Hochwasser wegschwimmt..."

  • "Von schnell gehen oder einfach hat ja keiner was gesagt", antwortete Mathayus seinem Patron.


    Dann wandte er sich wieder Acilianus zu und sagte dem im gehenden noch.


    "Ja genau das ist das Ziel auf das ich hinausarbeite."



    "Sobald ich gewählt bin habe ich vor einen Rundgang zu machen und mir Dinge aufzuschreiben die im Argen liegen. Ebenso möchte ich alle wichtigen Männer zu einer Versammlung zusammenrufen um zu prüfen was nicht stimmt. Das mit der Kaimauer ist eine gute Idee. Allerdings muss ich sagen so wie es im Moment um meine Finanzen steht und auch im Hinblick auf den drohenden Thronfolgekrieg übersteigt das wohl meine Möglichkeiten. Aber das heißt ja nicht das es keine neue Kaimauer geben wird."

  • "Stimmt, du könntest auch einen Sponsoren an Land ziehen. Dieser Acilianus zum Beispiel hat ja eine Menge Geld..."


    bemerkte Crispus - ein Magister Vici konnte ja durchaus auch die Vermittlung solcher Stiftungen übernehmen...

  • "Das ist eine gute Idee. Ich werde die Sache sobald als möglich angehen. Sobald ich halt einen Überblick gewonnen habe. Wie sieht es denn mit deinem Sohn aus? Hat er schon Pläne?"

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