Nachschub aus dem Süden

  • Thaiis saß auf dem Boden, den Rücken an die Wand gelehnt, die Arme um die Beine geschlungen und die Stirn auf die Knie gelegt. Die Geräusche des Marktes drangen in ihre Ohren und machten ihr Angst. Zwar waren sie nicht anders als die auf dem Markt daheim in Platáni, aber viel viel lauter. Und dann diese barbarische Sprache, die hier gesprochen wurde. Schrecklich!


    Platáni, wie lange war das her? Gerade drei mal war Selene wiedergeboren worden, seit ihre Familie abgeholt und in alle Winde verstreut wurde. Thaiis konnte sich noch immer nicht vorstellen, was Vater getan haben haben sollte, dass all das Hab und Gut der Familie und am Ende auch die Familie selbst verkauft werden mussten, um die Sühne dafür zu zahlen. Dabei war Vater so ein guter Arzt. War. Thaiis war sich sicher, dass er inzwischen nicht mehr auf dieser Welt weilte.


    Auch Thaiis wünschte sich seither oft, dieses Leben verlassen zu können. Vom Gut ihrer Familie war sie zum Hafen der Insel gebracht worden und dort auf ein Schiff. Ihre Begrüßung an Bord bestand aus einer eisernen Schelle, die sich um ihre Fessel schloß und einer Kette, die sie mit einem guten Dutzend anderer Sklaven verband. Thaiss lernte schnell. Sprechen bedeudete Schläge. Aufschauen bedeudete Schläge. Ihren Herren, einen fetten Ägypter, anzuschauen, bedeudete Schläge. Nach zwei Tagen war Thaiis Tunika so zerissen wie die Haut ihres Rückens und ihrer Arme. Ihre Welt bestand aus Schweigen, den Planken des Bootes, die sie anstarrte, und aus Warten.


    Das Warten war schlimm. Thaiis Gedanken kreisten immer und immer wieder um ihren Vater, ihre Familie, ihre Zukunft. Die sah wohl so aus, dass sie nach Rom gebracht würden. Wohin sonst? Ihre Mitsklaven waren allesamt dunkelhäutig. Nubier. Und die waren oben im Norden wertvoll. Sie als hellhäutigere Griechin fiel als vorletztes Glied in der Kette auf. Zum Glück schien der Händler eine Vorliebe für dunkle Haut zu haben, so dass er sich Nacht für Nacht eine der drei Nubierinnen holte und Thaiis nicht einmal beachtete. Warten. Tag für Tag auf See, Nacht für Nacht in irgendeinem namenlosen Hafen. Warten auf Rom.


    Schlimmer als das Warten war nur noch, dass es kein Wasser gab. Zwar litten sie keinen Durst, aber der Ägypter schien es nicht für nötig zu halten, seine Ware auch zu pflegen. Nach und nach bildete sich eine Schicht aus Schweiß, Staub und Blut auf Thaiis, so dass ihr eigener Geruch ihr Ekel erregte. Ihre Zöpfe waren schon längst zerfallen, ihr Haar verfilzt und nur die Fliegen hatten noch Interesse an ihr. Dann legten sie in Rom an.


    Ostia, der Hafen, war riesig. Hier mussten tausende und abertausende Menschen leben. Wie groß musste dann erst Rom sein! Sie wurden über eine schmale Planke an Land getrieben. In einem Schuppen am Hafen wurden sie angeschlossen und dann hiess es im Halbdunkel wieder warten. Am nächsten Tag wurde die Kette von der Wand gelöst und die Gruppe der Sklaven in das gleißende Tageslicht geführt. Draußen begutachtete ein Mann die Nubier, umschmeichelt und hofiert von dem Ägypter, der offensichtlich seine Ware in den höchsten Tönen anprieß.


    Als die Reihe an Thaiis kam, griff der Ägypter ihre Haare und zog ihren Kopf daran zurück, dass sie aufschauen musste. Schnell wand sie den Blick zur Seite, zum einen, um nicht wieder Schläge einzustecken, zum anderen, weil das grelle Sonnenlicht sie blendete. Der Käufer lachte auf und winkte ab. Es entstand ein kurzer Wortwechsel, den Thaiis so verstand, dass der Ägypter sie anprieß wie sauren Wein und der Andere keinerlei Interesse an ihr zeigte. Thaiis verstand so gut wie nichts von dem, was die beiden sagten. Und das was sie sagten, hatte sie hofffentlich falsch verstanden. Bergwerk. Thaiis wollte nicht in der Steinmühle enden! Und Wölfe. Sollte sie den Wölfen vorgeworfen werden?


    Der Ägypter stiess Thaiis zurück auf ihren Platz und redete weiter auf den anderen ein. Sie verschwanden und kamen am Nachmittag, sichtlich angetrunken, wieder. Die Kette wurde gelöst und die Gruppe und mit ihr auch Thaiis in einen anderen Schuppen gebracht. Thaiis hoffte, dass sie das mit den Wölfen wirklich nur falsch verstanden hatte.


    Am nächsten Morgen verliessen sie Ostia. Nein, nicht Ostia. Thaiis wusste inzwischen, dass dieses nicht Ostia war, sondern eine andere Stadt. Eine ehemals griechische. Massalia. Fast wie ein Stück verlorene Heimat.


    Die Sklaven, ihr neuer Herr und zwei Maultiertreiber mit ihren vollbeladenen Tieren gingen einen Fluß aufwärts in Richtung Norden. Der Fluss sollte die nächsten Wochen ihr Begleiter werden. Er gab die Sicherheit einer Richtung, wenn auch Thaiis das Ziel, welches sie anstrebten, nicht kannte. Und er brachte noch eine Erleichterung – die Sklaven durften, nein, mussten sich waschen! Wasser so viel sie wollten. Thaiis genoss das eisige Flußwasser, welches all die schrecklichen Gerüche von ihr wusch. Sogar ihr Haar konnte sie wieder in einen halbwegs leidlichen Zustand bringen, wenn sie es auch immernoch unanständig offen tragen musste. Aber bei einer Sklavin würde das wohl keiner anstößig finden. Nach vielen Tagen der Wanderung verließen sie den Fluß, durchquerten ein bergiges Stück unheimlichen Waldes und folgten dann einem anderen Fluß, diesmal abwärts und jetzt eher in Richtung Nordosten. Inzwischen war ein nubischer Junge, der drei Schellen vor ihr lief, gestorben und ihr Hintermann hatte seinen Platz in der Reihe eingenommen, so dass Thaiis jetzt den Abschluß der Kette bildete. Hinter ihr lief nur noch einer der Maultiertreiber mit seinem Tier, während der andere gemeinsam mit dem neuen Herren die Spitze bildete. In Vesontio wurden die drei Frauen und zwei Männer verkauft, so dass jetzt nur noch fünf Sklaven und Thaiis in der Kette liefen. Später kamen zwei neue Männer ihr unbekannter Herkunft hinzu. Viel größer als die Römer und mit hellen Haaren. Solche Menschen trafen sie jetzt immer öfter. Selbst die hellhaarigen Frauen waren oft größer als die Römer. Gingen sie in ein Land der Riesen? Bis Hyperborea?


    Irgendwann betraten der Römer, die Maultiertreiber und die Sklaven eine Stadt. Und diese acht Sklaven saßen jetzt hier in genau dieser Stadt, die wohl den unaussprechlichen Namen Mogontiacum trug, auf dem Markt und warteten darauf, verkauft zu werden und einer ungewissen Zukunft entgegenzugehen. Wieder hatten Thaiis Gedanken einen Kreis geschlossen. Sie wusste nicht, wie oft sie all das schon gedacht hatte. Immer wieder und wieder und wieder. Und wieder drangen die Geräusche des Marktes in ihre Ohren und diese barbarische Sprache und machten sie benommen. Was würde sie wohl für ein Schicksal ereilen. Noch vor drei Monaten hätte sie sich davon nichts träumen lassen, damals in Platáni, als erst ihr Vater und dann alle der Familie abgeholt wurden ...

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    Malchus Magonidas ging immer wieder mal über den kleinen Sklavenmarkt von Mogontiacum.
    Nachdem er damals soviel Glück gehabt hatte genau das passende zu finden dachte er nun das er dies nun regelmäßig tun sollte. Es gab zwar im Moment keine Notsituation wie damals und eigentlich auch keinen unbedingten Bedarf an einem neuen Sklaven oder Sklavin in "seinem" Haushalt aber das Schicksal hatte hier ja schon einmal zugeschlagen.


    Er begutachtete so also die "Auslage" und stand gerade vor einem Stand mit ein paar Nubiern, ein paar Germanen und einer Frau.


    Er blickte den Verkäufer an und fragte:
    "Das ja mal ne bunte Mischung? Wofür sind die denn alle gedacht oder ausgebildet?"

  • Der Legat kannte besonders in der letzten Zeit weder Wochenende noch nennenswerte Feierabende. Fast wusste er nicht mehr, was sich hinter diesen Worten verbarg. Es bedurfte jeder Menge an Organisationstalent, um einmal eine Stunde freizuhalten. Menecrates brauchte diese Stunde, denn er wollte seinen Hausstand aufstocken. Nach Linos‘ und Macros Abreise fehlten helfende Hände in der Villa.
    Kurz nach dem Mittag - er hatte zuvor die geplante Ankunft eines Sklavenhändlers recherchiert - ließ er Morrigan rufen und schlenderte zum Markt in Mogontiacum. Er wählte den Fußweg, nicht das Pferd, obwohl er reitend Zeit eingespart hätte. Aber einerseits wollte er längst vermisste Fußmärsche einmal wieder genießen, auch wenn sie kurz ausfielen, und andererseits konnte Morrigan ohnehin nicht mit dem Pferd mithalten und der erhoffte Neukauf ebenfalls nicht.


    Der Markt kam in Sicht und kurz darauf das Podest, worauf die Sklaven zu betrachten waren, sofern es welche auf Mogontiacums Markt zu erwerben gab. Nach Wochen gab es heute einen Sklavenverkauf, weswegen sich bereits einige Interessenten um das Podest scharrten. Als Menecrates eintraf, trat der eine oder andere bereitwillig zur Seite. Die Bürger und ansässigen Händler kannten den Legaten. Menecrates blieb abseits stehen. Er hasste Gedränge und durch das Podest konnte er auch von hier und trotz seiner durchschnittlichen Größe die Angebote sehen.
    Ein fremdländisch gekleideter Mann, wohl ein Ägypter, bot die Waren an. Dunkelhäutige, hellhäutige, männliche, weibliche, kindliche. Menecrates suchte eine Sklavin und ewig warten konnte er sich nicht leisten, also schickte er Morrigan vor.


    "Sag dem Händler, ich bezahle gut, will aber sofort sein gesamtes Frauenangebot sehen."

  • Siculus Saguntus, der Händler, schaute zufrieden über die Schaulustigen, die sich vor seinem Stand versammelt hatten. Schnell war im klar geworden, dass er wohl der einzige mit einem Angebot an Sklaven war und – noch viel besser – dass er anscheinend seit langem auch der Erste damit in Mogontiacum war. Gaffer aller Art und jedes Geldbeutels hatten sich eingefunden. Sogar sichtlich hochgestellte Persönlichkeiten der Stadt. Innerlich rieb sich Siculus bereits die Hände ob des zu erwartenden guten Geschäftes. Bereits als er in Vesontio die drei Weiber an das dortige Lupanar verkaufte, hatte er den Preis, den er dem schmierigen Ägyper für den ganzen Haufen gezahlt hatte, wieder eingenommen. Inklusive den des Gelages, mit dem er den Ägypter übertölpelte. Da konnte er sich leisten, die beiden Männer in Vesontio fast verschenkt abzugeben. Alles was er jetzt einnehmen würde, wäre reiner Gewinn. Und der sollte ihm die lange Reise gebürlich ersetzen.


    Ein rüstiger Mittfünfziger mit hoffentlich gut gefülltem Geldbeutel war der Erste, der ihn ansprach und nach seinem Angebot fragte. "Oh, willkommen hoher Herr! Ihr habt ein wirklich gutes Auge für das Besondere!" antwortete der Händler auf seine Frage. "Schaut sie Euch ruhig an, sie beissen nicht mehr! Hier! "Siculus zog einen der Nubier an der Kette hoch, "Ist das nicht ein Prachtexemplar? Groß wie eine Pyramide und stark wie ein Löwe aus der nubischen Wüste! Der rodet allein an einem Tag eine clima dieses schrecklichen Waldes hier und bringt dann noch das Holz ins Haus! Er macht sich sicher auch sehr dekorativ an der Tür und hält unliebsame Gäste fern. Der hier, " Siculus zog den nächsten hoch, "war Fischer auf dem Nil, wo er nicht nur die größten Fische fing, sondern auch die Krokodile mit bloßer Hand erwürgte. Der zieht einen Pflug mit einer Hand über den Acker! Die beiden dort" die nächsten mussten aufstehen, "waren Bauern und machten den besten Wein ganz Ägyptens. Und der hier," der letzte Nubier wurde hochgerissen, "baute an den Wundern Alexandrias mit! Eure Villa wird die schönste weit und breit werden, wenn er daran baut!" Siculus wand sich den beiden Germanen zu. "Vorsicht bei den beiden hier! Sie sind noch aufsässig, Germanen von der Meeresküste. Zu nichts zu gebrauchen als zu Handlangerdiensten, aber mit Potential. Eine harte und klare Hand kann aus ihnen sicher noch etwas werden lassen."


    Thaiss spürte, wie der Händler in ihre Haare griff und nach oben riss. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht vor Schmerzen aufzuschreien. Mit zittrigen Knien stand sie vor dem potentiellen Käufer. Siculus griff Thaiis Kinn und drehte ihren Kopf so, dass der Interessent ihr Gesicht sehen konnte.


    "Das hier, hoher Herr, das ist mein Schätzchen, meine Perle! Jung, unverbraucht, frisch und knackig wie gerade geerntetes Gemüse. Ich hätte sie schon so oft verkaufen können, aber ich dachte mir, nein, Siculus, dachte ich, die musst Du mit nach Mogontiacum nehmen, die darf nicht in irgendeiner unbedeutenden Stadt vor das gemeine Volk geworfen werden! Sie wird eine Zierde Eurer Villa sein! Sie kann alle Arbeiten im Haus erledigen, Kochen, Waschen, den Besen schwingen. Und wenn ihr selbst Euren Besen schwingen wollt, wird sie Euch ein unvergleichliches Vergnügen bereiten!"


    Siculus grinste breit und versuchte aus dem Gesicht seines Gegenübers zu lesen, wie seine Anzüglichkeit angekommen wäre. Er ließ Thaiis los und sie schaute sofort wieder zu Boden. Tausend Gedanken schossen durch ihren Kopf. Wieder hatte sie nur wenig von dem Wortschwall des Händlers verstanden. Und das, was sie verstanden hatte, hatte etwas mit Essen zu tun. Bitte nicht die Wölfe! Bitte Isis, Artemis und alle anderen des Pantheons, nicht die Wölfe!


    "Und all das," fuhr Siculus fort, "all meine auserlesenste Ware, die ich nur unter schwersten Widrigkeiten bekommen und hier her bringen konnte, kann für einen Spottpreis bald die Eure sein. Schaut sie Euch an! Prüft sie! Und ihr werdet sehen, dass ich bei allen nur die Hälfte der Vorzüge genannt habe, weil alle zu nennen sicher bis heute Abend dauern würde."

  • Heute war auf dem Sklavenmarkt mächtig was los. Alwina kämpfte sich durch die Menge. Sie konnte über die Köpfe der meisten hinweg sehen, aber das reichte nicht. Sie wollte alles sehen. Die Knuffe die sie für das Drängen bekam, gab sie doppelt zurück. Vorn angekommen staunte sie nicht schlecht, hatten die dunkle Haut. War das ein Trick des Verkäufers ? Der war mit einem aus dem castell beschäftigt. Alwina ging zu einem der Nubier. Angst hatte sie keine. Sie waren ein Stück kleiner, wie fast alle hier , die weiter aus dem Süden stammten. Sie griff nach seinem Arm und wischte über die Haut. Das war echt! Sie waren so dunkel. Eindeutig zu lange in der Sonne.

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    Malchus bemerkte natürlich den herrschenden Andrang wollte sich aber nicht so schnell geschlagen geben.


    "Hmmm Nubier... gerade frisch aus Ägypten... da muss man aber höllisch aufpassen das sie in dem ungewohntem Klima nicht schnell krank werden und sterben...", fing er an zu handeln.


    Auf die beiden Germanen warf er nur einen sehr kurzen Blick. Wären es ältere Männer gewesen die auch noch einen halbwegs intelligenten Eindruck gemacht hätten, zugegeben sehr selten unter diesem Volk, hätte es da vielleicht einen Verwendungszweck gegeben. Aber so... zwei junge kräftige Barbaren, womöglich noch Krieger ihres Stammes... nein nichts für ihn.


    Als letztes also die Frau. Malchus fand der Mann ging nicht sonderlich pfleglich mit seiner Ware um was ihn störte. Nicht weil er den Menschen sah und schützen wollte sondern weil er es hasste schlechte oder beschädigte Ware zu kaufen.
    Sein jüngerer Bruder hatte bald Geburtstag und da er noch immer unverheiratet war aber voller jugendlicher Energie machte er den Haushalt im Domus Magonidas, vor allem die weiblichen Sklavinnen unruhig. Beziehungsweise hielt sie öfter von ihrer eigentlichen Arbeit ab. Falls Malchus sie kaufen würde könnte er also gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    Hamilkar würde einen Grundstock für einen eigenen Haushalt erhalten, er hatte ein Geschenk für ihn, er konnte seine Triebe auf eine Sklavin bündeln bis er eine Frau hatte und Pausias würde eine Hilfe in der Küche erhalten und sie konnten sie die stundenlang engagierten Nachbarsjungen sparen. Von denen hielt Malchus eh nichts und glaubte das es mehr oder weniger nur an den Neigungen des Koches lag das er diese als eminent wichtig bezeichnete.
    Der Umgang mit der Ware stimmte Malchus aber immer noch misstrauisch. Er sprach den Händler nun direkt an:


    "Die Frau... wie heißt sie, wo kommt sie her und wo hat sie die Fähigkeiten erlernt mit denen du wirbst. Ebenso würde ich gerne selber begutachten ob sie die lange Reise unbeschadet an Körper und Geist überstanden hat."


    Nachdem er gesprochen hatte sah er die junge Germanin die sein Vater eine zeitlang aufgenommen hatte. Er nickte sie kurz an als Zeichen das er sie erkannt hatte und grüßen wollte. Ein Gespräch fing er mit ihr aber erstmal nicht an. Sie war kaum mehr als eine Sklavin und von daher zunächst und Malchus Niveau.

  • Siculus Saguntus hatte so eine Frage erwartet. Immer wieder passierte ihm das, aber er war lange genug in der Branche, um darauf schnell eine Antwort zu finden oder auch zu erfinden. Nachdem er eine Einheimische, die anscheinend nicht einmal genügend Geld hatte, sich ein Huhn zu kaufen, als uninteressant abgetan hatte, wand er sich wieder an Malchus Magonidas.


    "Diese kleine Blume kommt aus der Provinz Asia. Aus der Gegend von Ephesos. Ist sie nicht wirklich eine Augenweide. Nunja, die lange Reise sieht man ihr sicher an, aber gib ihr ein paar Tage ohne anstrengenden Fußmarsch und sie wird erblühen wie eine Chrysantheme in der Augustsonne. Ich habe sie von einem Ägypter nach langen, erbitterten Verhandlungen und nur unter großem finanziellen Einsatz erhalten können. Der sagte, er hätte sie direkt von einem Tempel, der sie loswerden wollte, weil sie für den Dienst dort zu alt sei. Du verstehst, was ich meine? Und dort in dem Tempel ist sie wohl ausgebildet und aufgezogen worden. Und das sicher auch sehr gut, denn sie ist wirklich eine Berreicherung für jedes Haus." Siculus legte einen Zeigefinger unter Thaiis Kinn und schob es hoch, damit ihr Gesicht wieder zu sehen war. Thaiis musste Malchus direkt in die Augen sehen. Sie waren ohne jede freundliche Regung. Ihr Gegenüber hätte ein Maultier oder einen Teller sicher nicht anders angeschaut als er es jetzt mit Thaiis tat. "Schau Dir dieses Geschöpf doch einmal an!" fuhr Siculus fort. "Diese Augen! Diese Nase! Der Mund! Ist es nicht wie bei den Statuen, die aus Achaia nach Rom gebracht werden, um dort die Straßen, die Plätze und die prächtigsten Villen zu schmücken? Gib diesem Juwel eine neue Tunika und Dein Haus wird sich mit den prächtigsten Villen Roms messen können!" Deutlich leiser sprach er weiter: "So sehr sie auch eine Freude für das Auge ist, einen Ärger wirst Du vorerst mit ihr haben. Sie ist schrecklich dumm. Das kann ja oft gut sein, gerade bei Sklavinnen, mit denen man etwas anderes vorhat, als mit ihnen zu reden. Aber bei ihr ist es so schlimm, dass sie nicht vernünftig sprechen kann. Nichteinmal ihren Namen habe ich bisher herausbekommen. Na gut, aber, ich sage mal genau wegen dieses Fehlers, würde ich sie Dir ... und das ist genau der Preis, den ich selbst bezahlt habe ... für gerade einmal 3000 überlassen. Ist das ein Angebot? Und was für ein Angebot das ist! Da kannst Du nicht nein sagen! Bitte! Schau sie Dir an! Da!" Siculus stieß Thaiis etwas nach vorn, so dass sie jetzt direkt vor Malchus stand.

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    Malchus hörte aufmerksam zu.
    Irgendwie passte die Geschichte für ihn nicht ganz zusammen. Wenn sie so dumm war wie hatte sie es denn geschafft in einem Tempel zu dienen.
    Gut er kannte die Tempel in Ephesos nicht aber er konnte sich nicht vorstellen das die da schwachsinnige einstellten. Da glaubte er schon eher das diese "zarte Blume" von dem Transport zu sprachlos geworden war. Naja alles nicht unbedingt sein Problem solange er sie nicht kaufte. Klar war natürlich wenn sie tatsächlich dumm wie ein Stück Feldweg war passte sie nicht. Erstens würde sein Bruder an solch einem Wesen schnell die Lust verlieren, sie im Haushalt wohl eher stören als helfen und überhaupt dann kein wertiges Geschenk sein.


    "Gut Gut was du sagst hört sich alles recht gut an. Doch ein schrecklich dummer Sklave macht oft ja mehr kaputt als er nützt und wenn man noch eine Extrasklaven einstellen muss der ihn ständig alles auf´s neue erklärt wird das natürlich auch teuer. Aber ich will mit die Ware erst anschauen und dann mein Angebot machen."


    Mit diesen Worten machte er die paar Schritte und stand direkt vor Thaiis.
    Zunächst blickte er sie genau von oben nach unten an. Er fasste sie am Kinn und hob ihren Kopf um ihr in die Augen zu schauen. Er wollte sehen ob diese trübe waren, sie schielte oder sonstwelche Anzeichen von Schwachsinn oder Krankheit zu erkennen waren. Dann öffnete er mit leichtem Druck ihren Mund und prüfte ihre Zähne.
    Mit erneutem leichtem Druck schob er sie ein wenig hin und her um zu sehen ob sie gerade und richtig gehen konnte oder irgendwelche körperlichen Gebrechen hatte. Dann, kurz vor dem Ende seiner Untersuchung, fasste er die eine oder andere Stelle an ihrem Körper an um dort nach versteckten Krankheitsanzeichen, schweren Wunden, Verkrüppelungen aber auch Ernährungszustand, Ungezieferbefall und dergleichen zu prüfen. Auch, kannte er doch die Vorlieben seines Bruders besah er sich kurz ihre Oberweite und befühlte diese. Auch wenn die Frau noch jung war hätte es ja sein können das sie schon ein halbes Dutzend Kinder genährt hatte und ausgelaugt war. Etwas was seinem jungen Bruder auch wenig gefallen hätte.
    Zu guter letzt schließlich hob er wieder ihr Kinn an und sprach sie auf Griechisch an
    "Bist du wirklich dumm und verstehst nichts?"


    Bei seiner ganzen Untersuchung war Malchus dabei nicht zärtlich aber auch nicht grob. Sondern so als ob er eine wertvolle Ware untersuchen würde.

  • Der Interessent griff sich wie schon vorher Siculus Thaiis Kinn und zwang sie damit, ihm erneut in die Augen zu schauen. Thaiis fühlte, dass sich jetzt etwas wichtiges in ihrem Leben ändern könnte. Und davor hatte sie Angst. Schreckliche Angst. Dann wurde ihr der Mund geöffnet und hineingeschaut wie bei einem zum Verkauf stehenden Maultier. Thaiis spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Sie wollte das nicht, wollte sich nicht diese Blöße geben, konnte sich aber nicht dagegen wehren. Als ihr Gegenüber sie dann abtastete und dabei auch an Stellen griff, die ihm bei einer Freien sicher verwehrt geblieben wären, schoss Thaiis auch noch das Blut in die Wangen. Jetzt würde er merken, dass er das, was er dort sicher zu finden hoffte, nicht in dem erwarteten Maße finden konnte. Thaiis wünschte sich in den tiefsten Hades, nur weg von hier! Und schnell wieder den Blick zu Boden gerichtet, damit es nicht auffiel. Dabei war ihr Gegenüber weder gierig noch lüstern. Er untersuchte Thaiis so, wie ihr Vater einen Patienten untersucht hätte, ohne dabei auf dessen Alter oder Geschlecht zu achten. Vielleicht war er ja auch Arzt?


    Dann geschah etwas, womit Thaiis in keinster Weise gerechnet hatte. Der Mann hob wieder ihren Kopf und sprach sie an. Auf Griechisch! Nie hätte Thaiis erwartet, so fern der Heimat vertraute Laute zu hören. Und so antwortete sie ihm überrascht und ebenso auf Griechisch wie er sie angesprochen hatte.


    "Ich verstehe Dich sehr gut, Herr. Ob ich dumm bin, weiß ich nicht. Meine Lehrer sagten das nicht."

  • Der Nubier verlor ihr Interesse. Es war kein Schwindel. Was sollte sie mit einem Unfreien. Ihre Arbeit macht sie selber und außerdem müsste sie dann für zwei das Essen erwirtschaften. Ingrim ging sich sein Futter selber suchen. Mit ein paar kleinen Ausnahmen. Wie bei dem Hühnchen, den Knorpel hatte er abbekommen.


    Der Mann, der sich die Frauen ansah war ein Verwandter von Mathayus. Sie nickte ihm zu. Gesehen hatte sie ihn, aber kennen tat sie ihn nicht wirklich. Befremdet sah Alwina zu, wie er mit der Sklavin umging. So behandelten sie nicht Mal die Unfreien in ihrer Sippe. Alwina hatte ein ungutes Gefühl, was es bedeutete, wenn man bei den Römern Unfreier war. Sie nannten sie Sklaven..Sklaven..sie musste sich das endlich merken.


    Die Wachstafel brachte sie wieder auf den Weg. Die musste sie zu Valgiso bringen. Auf ihr war der Bestand an Honigtöpfen vermerkt. Gute und schlechte Töpfe. Auf die Idee war sie alleine gekommen. Sie hielt sich nicht länger mit dem zusehen auf und ging.

  • Morrigan hatte die ganze Szenerie aufmerksam verfolgt, diese Sklavenmärkte waren ihr zuwider, war sie doch selbst einmal auf eben diese herabwürdigende Weise zur Schau gestellt worden.
    Schnell jedoch hatte sie sich einen Überblick verschafft. Und die einzige die in Frage kam, war die verschüchtert wirkende Frau dort oben. So trat sie vor.
    „Herius Claudius Menecrates möchte eine Sklavin kaufen und zwar genau diese dort.“ Morrigan zeigte auf das junge Ding, das nun wieder verschüchtert den Boden betrachtet. „Nenn deinen Preis.“
    Morrigan sah den Händler herausfordernd an. Sie mochte es um Waren zu feilschen, auch wenn es ihr nicht behagte, dass es sich hier um die Waren Mensch handelte.

  • Während Siculus sichtlich zufrieden war, daß sein Kunde seinen Ladenhüter eingehend prüfte und durchaus Interesse an ihr zu haben schien, zog sich ein breites Grinsen über sein Gesicht. Dieses verschwand augenblicklich, als der potentielle Käufer die kleine Kröte in einer ihm fremden Sprache, anscheinend Griechisch, ansprach und sie in der gleichen Sprache, wenn auch schüchtern so doch klar und deutlich, antwortete. Das machte ihn, Siculus, und seine Geschichte in den Augen des Kunden sicher unglaubwürdig. Innerlich strich er seine erhoffte Einnahme auf 1000 Denare zusammen. Am liebsten hätte er diesem kleinen Stückchen griechischen Pferdedungs ... aber hier in aller Öffentlichkeit ... das wäre geschäftsschädigend. Aber der Abend würde schon noch kommen. Und 1000 Denare waren immernoch genau 1000 mehr, als er für diese Zugabe zu den Nubiern bezahlt hatte. 3000 dagegen ...


    Plötzlich zeigte sich doch wieder ein rosiger Schein durch die düsteren Wolken, die Siculus seine Schatulle umschweben sah. Eine ... ja, was wohl ... Römerin? Griechin? Perserin? Egal ... trat heran und forderte mit einer Stimme, die keinen Widerspruch erwarten ließ, daß er ihr einen Preis für genau dieses Stück nenne, das der andere gerade betrachtete. Gleich zwei Kunden für die Sklavin, die bisher keiner haben wollte! Und der Name, den die Frau nannte, verhieß Reichtum. Einer aus der Gens Claudia ... da saß Geld!


    Mit einem breiten Lächeln wand er sich an sie: "Sei gegrüßt! Ich bewundere den guten Geschmack des Herius Claudius Menecrates. Ja, das ist wirklich ein auserlesenes Stück! Aus Griechenland und damit völlig des Griechischen mächtig! Jung, willig und zu allen Diensten gern bereit! Dieser Herr hier" Siculus deudete auf Malchus, "hat ebenfalls bereits Interesse an diesem Kleinod griechischer Kultur gezeigt. Und", Siculus Stimme nahm einen fast beiläufigen Ton an, "wir sprachen gerade über 3000 Denare für dieses hier in Germania sicher nicht noch einmal zu findene Schmuckstück einer jeden Villa." Während Siculus immernoch der Frau zugewandt blieb, beobachtete er aus den Augenwinkeln heraus, wie Malchus auf die neue Situation reagieren würde.

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    Malchus hob eine Augenbraue als die Sklavin sofort auf Griechisch antwortete. Hatte er sich doch gedacht das die Sklavin nicht dumm sondern nur zutiefst verschüchtert war. Auch die Tränen in ihren Augen und das Rot werden bei seiner Untersuchung brachte ihn zu der Erkenntnis das er vor sich keine geborene Sklavin hatte. In einer anderen Welt und Zeit hätte Malchus sich darüber vielleicht aufgeregt und Fragen gestellt um festzustellen wie und ob zurecht sie zu ihrem Sklavendasein kam. Aber beides traf nicht zu weshalb Malchus diese für sich gewonnenen Informationen im Hinterkopf behielt für die weiteren Verhandlungen. Er war sich auch relativ sicher das der Händler selber kein griechisch konnte.
    Lehrer hatte sie noch gesagt...
    Malchus blickte die Sklavin wieder an und fragte, erneut auf griechisch und falls Thaiis diese Akzente kannte würde sie heraushören können das er sein griechisch wahrscheinlich in Ägypten gelernt hatte und mit punischem Akzent sprach.
    "Nun ein Lehrer zeugt eher selten von Dummheit wenn man Unterricht hatte. Sag mir sprichst du noch weitere Sprachen, worin wurdest du unterrichtet und was kannst du?"



    Noch während er auf eine Antwort wartete trat eine andere Frau hinzu und gab sogleich ein Gebot für die Frau ab. Sie sprach nicht in ihrem Namen sondern in dem vom Legaten der Legion dessen Name Malchus natürlich bekannt war. Eigentlich hätte er sogleich sein Gebot zurückziehen wollen da er es in Zeiten eines drohenden Bürgerkrieges nicht mit dem örtlichen Militärherrscher verscherzen wollte. Aber er ärgerte sich über die dreiste Art der Sklavin.


    Die Ansprache vom Händler schlug dem Fass dann schier den Boden aus. Eben noch behauptete er sie wäre dumm wie Brot und sprachlos und nun war sie ein auserlesenes Stück griechischer Qualität. Malchus hasste es mit Händlern zu arbeiten die ihre Ware nicht kannten und sein Ärger stieg weiter.
    Aus diesen beiden Gründen beschloss er die Sache etwas weiterzutreiben und machte sich dabei keinerlei Gedanken über die Konsequenzen die das eventuell für die Sklavin haben würde.


    Erst sprach er den Händler an.
    "Nun hin oder her ich habe jawohl nach allen Gepflogenheiten das Recht es ersten Gebotes. Sei die Frau Sklavin von wem auch immer. Auch überrascht mich deine Taktik des Verkaufs doch sehr. Eben gerade noch war sie gerade mal mächtig geradeaus zu gehen und nun ein Kleinod griechischer Kultur. Ich denke du hast sie auf... neuen Wegen beschafft und willst nun einen gehörigen Risikoaufschlag aufschlagen um deine Risiken die "neue Wege der Warenbeschaffung" stets mit sich zu bringen auszugleichen.


    Zu der Sklavin sagte er nur knapp auf griechisch.
    "Mach die Preise nicht kaputt der Mann hat keine Ahnung von dem was die Sklavin ist oder kann und hat sie bestimmt geraubt. Mehr als 500 würde ich nie und nimmer für sie bezahlen. Womöglich taucht noch der ehemalige Besitzer oder ähnliches hier auf."

  • Die Regung des Mannes konnte Thaiis nur schwer aus seiner Mine ablesen als sie ihm seine Frage beantwortete. War er zufrieden? Oder nicht? Jedenfalls fragte er weiter. Und er wählte seine Worte und sprach, als käme er aus Ägypten. Vielleicht sollte Thaiis von Alexandria erzählen? Sie antwortete wieder auf Griechisch.


    "Mein Vater liess sich Schriftrollen aus Alexandria kommen, die ich ihm vorlesen sollte. Und er wollte mich nach Alexandria verheiraten. Daher lehrte man mich noch Demotisch lesen und ein wenig sprechen. Im Latein kenne ich nur die Zahlen und sehr wenige Worte. Außerdem hatte ich noch Unterricht in Mathematik, Musik und Astronomie. Und im Aeskleipedion lernte ich die Riten und meinem Vater zur Hand zu gehen."


    Thaiis erschrak. Sie hatte viel zu viel gesprochen. Viel mehr, als es ihr zustand. Was hatte ihre Zunge ihr jetzt wohl eingebracht, bloss weil sie nach so langer Zeit wieder einmal sprechen durfte? In Erwartung einer Strafe verstummte Thaiis und machte sich zumindest auf Schelte, vielleicht auch auf Schläge gefasst.


    Kaum war Thaiis verstummt, trat eine Frau zu der Gruppe und sagte etwas, was Thaiis nicht verstand. Darauf sprach der Mann ziemlich unfreundlich zu ihrem Besitzer und dann, wieder auf Griechisch, zu der Frau. Das was er sagte zeigte Thaiis, dass er nicht wollte, dass ihr Besitzer seine Worte verstünde. Aber es hiesse auch, dass die Frau ebenfalls Griechisch können müsste. Zwei! Hier, fast am Rande der Welt! Was er sagte, war zwar nicht wie es war, aber er sagte es. Auf Griechisch. Ein winziges Fünkchen Hoffnung warf seinen schwachen Schein in Thaiis Innerstes.


    Siculus Mine verfinsterte sich immer mehr. Dieses kleine Stück Frischfleisch plapperte drauflos wie ein sprudelnde Quelle! Soviel hatte sie nichteinmal gesagt, als er ihren Namen aus ihr herausprügeln wollte. Wenn die heute Nacht noch die seine wäre, würde sie ein paar unvergessliche Stunden haben, gleich ob Siculus sie dann noch verkaufen könnte oder nicht. Siculus schäumte innerlich vor Wut. Und dann wagte dieser dahergelaufenen Möchtegernkunde auch noch, ihm unlautere oder gar verbrecherische Mittel zu unterstellen. Und nun sprach er auch noch mit diesem Gesindel des Menecrates. Auf Griechisch! Das war eine bodenlose Frechheit! Grimmig fuhr er Malchus an:"Was soll das heissen? Neue Wege? Ich habe mir diese Plage ganz legal erworben. Für gutes Geld in Massalia erstanden, von einem ägyptischen Händler, so wie ich es schon gesagt habe!" Siculus zog eine Papyrusrolle aus einem etwas abseits stehenden Holzkästchen, welches einige Rollen Papyrus, Schreibzeug und seine Siegelkapsel enthielt. "Hier bitte! Ein rechtmäßiger Vertrag über den Kauf von 11 Nubiern und einer Griechin von Sextus Naukratikus!" Siculus wedelte mit dem Papyrus vor Malchus Gesicht herum. Er wollte verhindern, dass dieser zu genau daraufschauen könnte. Immerhin stand dort ja auch der Kaufpreis für die ganze Gruppe! Und wenn herauskäme, dass er keine 2000 für die ganze Gruppe gezahlt hatte, wäre sein erhoffter Gewinn endgültig dahin.

  • Der Markt war definitiv gewachsen, dachte sich Vala während er über den Marktplatz flanierte, wahrscheinlich vor allem auch deshalb, weil das Handelshaus seiner Familie niedergebrannt war und nicht durch ein neues ausgetauscht, sondern einfach von der Civitas überpflastert worden war.
    Weil man sich nie sicher sein konnte, ob sich nicht doch ein paar Schergen des Ursupators in Rom in Mogontiacum befanden, hatte Vala sich heute in eine schlichte Wolltunika gekleidet und ließ sämtliche Abzeichen seines Standes missen. Seine... Begleiter... sahen allesamt tatsächlich wie einfache Begleiter eines der wohlhabenderen Bürger der Stadt aus... und Sirius war.. nun... Sirius. Er warf hier und dort einen Blick auf die Ware ohne wirklich nach etwas zu suchen, viel mehr ging es ihm darum nach Jahren in den Metropolen Rom und Alexandria mal wieder zu spüren wie sich so eine Kleinstadt anfühlte, und tatsächlich: man kannte sich. Wann hatte er diese Stadt verlassen? Fast zehn Jahre war das sicherlich her.. eigentlich hatte er gehofft einem Triumphzug gleich in diese Stadt einreiten zu können, als erster Senator seiner Familie, und zwar nicht als einer der ersten, aber zumindest einer der wenigen Senatoren nordprovinzieller Abstammung. SEINE Stadt hätte dies sein sollen... und nun versteckte er sich in ihr. Die Nornen hatten wahrlich einen gewissen Sinn für Ironie.


    Während er durch die Gegend wandelte kam er auch an dem Stand eines Sklavenhändlers vorbei, der gerade Ware anbot die ihn eigentlich weniger interessierten (Sklavinnen waren nach Valas Geschmack viel zu sehr Ablenkung denn als nützlich).. aber der Preis ließ seinen Kopf dann doch ungläubig herumrucken.
    "MERCATOR!" , rief er mit ungläubigem Blick herüber, allerdings in dem breiten Akzent stadtrömischen Lateins, "Das kann ja wohl kaum dein Ernst sein... 3000 Denare... das sind 12000 Sesterzen. Dafür bekommt man in dieser Stadt eine komplette Insula in bester Lage!"
    Mit offensichtlich tadelndem Kopfschütteln maß Vala den Händler, der offensichtlich der Meinung war, im Norden aus der Unwissenheit der Leute einen satten Profit zu machen, und damit indirekt die Leute Mogontiacums beleidigte... SEINE Leute: "Selbst in Rom gehen die besten Sklaven für nicht einmal die Hälfte an ihre neuen Herren, verkauf uns nicht für blöd, Mann."
    Wenn er sich recht erinnerte, war der höchste Preis, den ein Sklave jemals errungen hatte bei 15000 Sesterzen gewesen.. und das war so einmalig wie eine vollkommen absurde Geldschleuderei. Aber in Rom konnte man sowas erwarten... hier aber konnte man die Menschen, die mehr als zehntausend Sesterzen für einen Sklaven hinlegen würde an weniger als fünf Fingern abzählen. Hatte der Händler wirklich darauf gepocht einen jener fünf Männer hier rein zufällig zu treffen? Nein... sicher nicht... der wollte hier einfach nur schaumschlagen.
    "Wenn er bei dem Preis bleibt..." , murmelte Vala zu seinem Sklaven, "...lauf zur Curia und hol den Aedil, ich glaube, wir haben einen Wucherer hier."

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    Malchus ließ den Mann zunächst wedeln und schloss seine Untersuchung mit ein paar letzten Fragen ab. Er bemerkte zwar sehr wohl die Angst der jungen Frau aber auf diese nahm er keine Rücksicht.


    "Bevor ich ein Gebot für dich abgebe beantworte noch ein paar Fragen. Du scheinst von deinen Eltern umfangreich ausgebildet worden zu sein. Wie kommt es das du nun als Sklavin weit von deiner Heimat entfernt verkauft wirst. Gehört zu deinen Fähigkeiten auch das Führen eines Haushaltes und hast du schonmal bei einem Mann gelegen?"
    Die Fragen waren wieder auf Griechisch gestellt.


    Bevor die Sklavin antworten konnte beruhigte er den Händler wieder der aber auch schon Probleme mit einem anderen potentiellem Käufer den er nicht kannte der aber scheinbar von hier kam. Mit seinem Bart und seiner Kleidung sah er jedenfalls eher wie ein Germane aus als wie ein Römer von vornehmen Stand.


    Malchus sagte also kurz zu dem Händler bevor dieser sich dem neuen widmen konnte.
    "Nun mir scheint lediglich du warst noch nie hier um deine Waren zu verkaufen. Etwas anderes war mit neuen Wegen noch nicht gemeint. Wenn du daraus schließt das ich dir unterstellen möchte das du die Sklavin gestohlen hast so ist das deine Sache. Doch merke wer sich verteidigt klagt sich an!"


    Gespannt wartete er auf die Antwort der Sklavin um dann sein Gebot zu nennen.
    Egal ob er die Sklavin kaufen würde oder nicht der Besuch des Marktes hatte sich gelohnt.

  • Statt Schläge zu verteilen stellte der Mann wieder Fragen auf Griechisch. Thaiis schluckte, als sie sie hörte, zwang sich aber zu antworten.


    "Mein Vater wurde verklagt und musste Sühne zahlen. Unser Gut reichte nicht aus, das Geld dafür aufzubringen, daher wurde die Familie verkauft. Ich weiß wie man einen Haushalt führt, ob gut, weiss ich nicht. Dafür hatten wir unsere Sklaven." Die dritte Frage war die schlimmste. Thaiis zögerte unmerklich. "Und nein, Herr." Hoffentlich sah er nicht, dass Thaiis wieder knallrot wurde.


    Siculus Laune wurde nicht besser. Nicht nur, dass jetzt wieder Frage und Antwort auf Griechisch hin und her gingen, nein, jetzt mischte sich noch ein weiterer Gaffer ein und schimpfte ihn einen Wucherer. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Dabei hatte der Markttag so vielversprechend begonnen. Siculus war doch nur ein braver Händler, der fast immer seine Steuern bezahlte und ansonsten versuchte, sein bescheidenes Einkommen zu sichern. Und für all die Freude, die er in die Welt brachte, war ihm doch wohl wenigstens ein bescheidenes Entgeld zu gönnen.


    "Guter Mann," wand er sich an den Rufer, "in Rom, ja, in Rom! Dort kommen aber auch jeden Tag ganze Schiffsladungen voller Sklaven an und sie überschwämmen die Stadt wie das Getreide aus Ägypten. Und das ist auch billig und wird sogar kostenlos an die Armen gegeben. Und wenn das so weitergeht, bekommt vielleicht bald jeder Bedürftige noch einen Sklaven auf Staatskosten, so viele wie es in Rom gibt! Aber hier! Wieviele Tagesmärsche hat es gedauert, bis wir von Marsallia aus hierhergelaufen sind? Germanen gibt es hier sicher genug, Du brauchst ja nur in den Wald gehen und Dir einen zu fangen. Aber das hier sind Nubier! Wann gibt es sowas hier schoneinmal? Und auch in Rom ist es so – Das Seltene ist Wertvoll! Wenn Du ein edles Pferd kaufen willst, zahlst Du doch auch mehr als für eine Schindmähre? Nein! Kaufpreis, Unterhalt, Transport, Pflege ... das alles kostet und macht mich arm! Hier, die beiden Germanen!" Siculus deudete auf die beiden Germanen, die noch auf dem Podest saßen, "Die kannst Du gern für 200 das Stück haben! Oder wenn Du es noch billiger haben willst – dort ist der Wald!"

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    Das hörte sich gut an. Sie war sicherlich nicht perfekt geeignet und da Hamilkar ein grauenhaftes griechisch sprach, Malchus konnte es kaum als griechisch erkennen, würde sie nicht nur aus diesem Grund Latein lernen müsssen. Aber sie schien ganz gut lernen zu können, konnte einen Haushalt, also den zukünftigen seines Bruders führen und war noch Jungfrau. Immer eine gute Sache und würde natürlich den Preis treiben doch es bestand die gute Chance das der Händler dies nicht wusste und Malchus würde nicht darauf rumreiten.


    Er nickte der Sklavin also kurz knapp zu um ihr zu zeigen das seine Untersuchung abgeschlossen war und wandte sich dann dem zeternden Händler zu.


    "Keiner ist hier der deine Leiden nicht versteht. Ich selber bin Händler und handele mit selten Waren aus allen Ecken des Reiches bis hin zu Seide und Weihrauch. Es gibt hier also kaum jemanden der deine Probleme mit den Warentransport besser verstehen könnte. Doch merke deine Nubier sind sicherlich exotisch aber ich kann mir kaum vorstellen das sie hier das Klima gut vertragen und es hier viele gibt die Verwendung für sie haben werden."


    Malchus fiel ein das er sich die Nubier gar nicht sonderlich betrachtet hatte.


    "Sag mir gleich nochmal wieviele Nubier du hast und wieviele davon Männer und Frauen sind und wie alt sie sind?
    Was das Mädchen angeht, sie scheint mir wirklich ein wenig zurückgeblieben zu sein. Sie wird nur für einfache Aufgaben geeignet sein. Du hast ja sicherlich ihr sinnloses Geplapper eben über das Wetter und neue Kleidung verstanden. Sie sagte mir ebenso das sie schon zwei Kinder zur Welt gebracht hat, wenn auch beide schnell gestorben sind weshalb es an ihrem Körper nur wenige Spuren dessen gab. Naja das alles muss man natürlich berücksichtigen.
    Bei den Germanen hast du völlig recht, die würde ich an deiner Stelle mit zurücknehmen. Germanenische Sklaven haben wir hier wahrlich reichlich.
    Hier also mein Gebot. In Anbetracht deines Aufwandes und unter Händlern biete ich dir für die junge Frau 400. Sie ist noch jung und kann daher ihre einfache Arbeit einige Jahre ausüben und sieht nicht danach aus als ob sie viel verbrauchen würde.
    Für die Nubier gebe ich dir 250 und nehme dafür gleich 4. Ich denke das ist ein gutes Angebot da ich sicher bin das nicht mehr als einer von ihnen den nächsten Winter überstehen wird!"

  • Morrigan fragte sich warum der Sklavenhändler dachte sie sei taub. Meinte der wirklich sie hatte das Gespräch zwischen ihm und dem anderen Kaufinteressenten nicht mitbekommen? Erst erklärt er das Mädchen für dumm, dann preist er sie an wie die Perle des Orients persönlich?
    Interessiert verfolgte sie das Gespräch der beiden. Zum Glück hatte Linos ihr Griechisch beigebracht, nun war es doch zu was nütze, das man ihr das jedoch an der Nasenspitze ansah, war ihr neu.
    Das der Kerl nun auch dachte sie wäre ein bissel beschränkt und ihr zuraunte, sie solle nicht mehr als 500 zahlen, wurmte sie.
    So so die Kleine war also auch eine Frei gewesen, Morrigan schmunzelte, ja sie würden sich gut verstehen.
    „ 500 für die Frau, der Rest scheint nur Ausschuss zu sein und so was wagst du dem Legaten der Legion anzubieten?“ Morrigan setzte ein grimmiges Gesicht auf.
    Ein Kurzer Seitenblick auf den Mitbieter den sie auf ägyptisch anspracht, nach seinem Aussehen und Akzent zu urteilen, müsste er die Sprache verstehen.
    „Ich kaufe sie auf jeden Fall, der Legat wünscht eine Sklavin und das ist die Einzige die er hat, also komme mir nicht in die Quere und treib den Preis nicht unnötig hoch, dieser Halsabschneider hat nicht mal den Dreck unter meinen Nägeln verdient.“

  • Die Tirade des Händlers rang Vala nur ein Lächeln ab... beschimpfte der Mann gerade indirekt die Stämme, in einer Stadt, die größtenteils von Menschen bewohnt wurden die Rom nur von Verlautbarungen und den Erzählungen von Reisenden kannten? In einer Provinz, in der der Großteil der Bevölkerung in vielen Sprachen miteinander parlierte, nur nicht in Latein? Der Typ hatte definitiv ein seltsames Verständnis davon, sich auf einem Marktplatz zu behaupten.


    "Trottel." , schüttelte Vala schließlich den Kopf, und wartete ab, ob der Mann sich auf die wesentlich niedrigeren Gebote der Interessenten einließ oder bei seiner absurden Höhe blieb. Andererseits.... "Reden die immernoch von Denares?" , fragte Vala mit Seitenblick auf Sirius.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png Der zuckte nur mit desinteressiertem Blick mit den Schultern: "Wünschen würde ich es ihnen nicht.. wenn hier jeder Sklave solche Preise einfährt, könntest du mich dann bitte wieder verkaufen und am Preis beteiligen?"
    "In deinen Träumen, Sirius, in deinen Träumen..." , winkte der große Germane ab, nickte dann aber in Richtung der Sklavin die gerade sehr selbstbewusst auf dem Namen ihres Herrn herumpochte: "Wer ist eigentlich gerade Legat der zweiten Legion?"
    "IMMERNOCH Herius Menecrates von den Claudiern..." , soufflierte Sirius automatisch aus seinem Namensgedächtnis, "...ein Onkel von Lepidus."
    "Achso..? Interessant." , brummte Vala, "Warum kauft der sich vor nem Feldzug so ein Weib ins Haus?"
    "Vielleicht um sich eben diesen zu versüßen, Dominus." , zog Sirius die Lippen schmal, nicht begreifend warum gerade ein Aufreißer wie Vala die simpelsten Schlussfolgerungen nicht selbst ziehen konnte.
    "Ahja, da war ja was... und der da?" , er nickte in Richtung des einige Meter entfernt stehenden und doch ziemlich seltsam gekleideten Mannes... wo hatte er so eine Mode schonmal gesehen? Achja... Alexandria.. bei den Christianern. Waren die also doch schon bis nach Mogontiacum gekommen... und kauften im großen Stil Sklaven ein?
    "Eh... keine Ahnung." , gab Sirius zu, wobei er leicht die Augen verdrehte, "...irgendein mogontinischer Irgendwer, woher soll ich das wissen? Ich habe gestern zum ersten Mal Fuß in dieses verfluchte Kaff gesetzt, da weiß ich nicht automatisch jeden Ziegenhirten auswendig."
    "Ist ja gut.." , wiegelte Vala ab, "..ich merke, hier hat sich einiges getan seit ich das letzte Mal hier gewesen bin."
    "Oh, ja, ganz sicher..." , frotzelte Sirius, "..sie haben eine neue Insula gebaut.. damit ist Mogontiacum jetzt nur noch ein Tausendstel kleiner als Rom. Und nur noch zehntausend Mal so langweilig."

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