Reise durch Italien

  • Der nächste Morgen war angebrochen. Hectamus verschwand in allerherrgottsfrühe und kam dann mit einem Ochsenkarren, geführt von einem orientalisch aussehenden Händler wieder zurück. Auf der Ladefläche nahmen alle vier Platz während der Ochsenkarren sich langsam in Bewegung setzte.

  • Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten sie an der Nase. Als sie die Augen öffnete, war Hectamus verschwunden. Kein großer Verlust. Leider kam er wieder. Einzig der fremde Händler war ein Lichtblick, denn mit dem Ochsenkarren blieb ihr ein Fußmarsch erspart. Neriman rutschte in eine Ecke und zog die Beine an. Mit einem Ruck setzte sich der Karren in Bewegung. Gerade noch rechtzeitig griffen ihre Hände nach einer Strebe. So sehr sie sich erst gefreut hatte, so sehr wurde ihr das Holpern des Wagens zur Qual. Der Weg zur Hauptstadt war hoffentlich nicht allzu weit.

  • Nach mehreren Tagen Reise erreichte man Messana. Dort galt es nochmals eine Überfahrmöglichkeit auf das Festland zu organisieren. Nach der langen Überfahrt von Ägyptus nach Sicilia, war dies jedoch eine der leichteren Übungen. Ein Händler nahm sie für ein wenig Geld mit auf seinem Kahn. Dann erreichte man das Festland. Rhegium war die erste Stadt, wenn man sie so nennen konnte, die man leider zu Fuss erreichte. Dort galt es wieder ein fahrbaren Untersatz zu finden. Es war an der Zeit Hectamus wieder eine Chance zu geben sich zu bewähren. Hectamus , Neriman schaut Euch in der Stadt um, ob ihr etwas zu fahren organisieren könnt. Ich habe mit Gorgidas noch etwas zu besprechen.


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    Über Hectamus Gesicht huschte ein Lächeln. Man konnte nicht genau sagen, ob er erfreut war, dass sein Chef ihm scheinbar wieder traute, es war ja schon länger nichts mehr passiert oder ob das Lachen der neuerlichen Chance galt, die sich augenscheinlich zu bieten schien.

  • Noch viel weiter war der Weg, die Hoffnung zerstört. Sollte ihr jemals die Flucht gelingen, zurück in ihre Heimat würde sie alleine nicht finden. Mit jedem Tag, jedem Schritt, der erneuten Überfahrt, sank ihr Kampfgeist und machte einer Hoffnungslosigkeit Platz, mit der sie jeder Anweisung Herodorus widerspruchslos Folge leistete. Bis, ja bis er sie mit Hectamus in die Stadt schicken wollte. Etwas in ihr regte sich, schrie regelrecht danach, sich Gehör zu verschaffen. Das ging nicht, das durfte er nicht von ihr verlangen. Hectamus wartete doch nur auf diese eine Gelegenheit. Und er gab sie ihm.


    Die Misshandlung, allein die verpatzte Chance, mit ihr - was auch immer er sich von ihr holen wollte. Er würde es bekommen - heute. Niemand, der sie schützen würde, niemand, der ihr helfen konnte. Bilder der Vergangenheit, der Schmerz - sie konnte nicht mit ihm gehen. Starr vor Angst blieb sie dicht bei Herodorus, schüttelte verzweifelt den Kopf, kramte nach der Tafel. Niemals - niemals...

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    Komm Täubchen ! Stell Dich nicht so an !


    Neriman blieb unterdessen dicht bei Herodorus. Wenn er dich anfasst, töte ich ihn versuchte er Neriman zu beruhigen und das weiß er !


    Jetzt geht, wenn Du mitgehst, bekommt ihr bestimmt schneller ein Gefährt als wenn ich den Schlachtklotz alleine schicke. Er wird dir nichts tun !


    Ich tue Dir nichts kam währenddessen von Hectamus wiederrum mit einem diabolischen Lachen

  • Täubchen... Täubchen? - sie war kein Täubchen, und ihr war eher danach, ihm die Augen auszukratzen, als mit ihm zu gehen. Wenn sie nur etwas hätte, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen. Ihr Dolch - ohne ihn fühlte sie sich hilflos. Er war die einzige Sicherheit in der Wüste. Die Menschen waren nicht weniger gefährlich. Nur ein kleiner Moment der Unachtsamkeit...


    Neriman zweifelte nicht an Herodorus Drohung, Hectamus zu töten, sie zweifelte jedoch an Hectamus Beteuerung, ihr nichts zu tun. Natürlich hatte Herodorus recht. Diesem Ungeheuer würde niemand sein Gefährt anvertrauen, geschweige denn, ihm überhaupt vertrauen. Darum ging es nicht. Es war ihr Körper, den er wollte. Wenn nicht, dann doch zumindest Rache für die durch sie verschuldete Demütigung. Neriman glaubte diesem Ungeheuer kein Wort.


    Ihre Finger tasteten unterdessen weiter nach der Tafel. Der Stilus war herausgerutscht, lag lose in ihrer Tasche. Mit dem Druck ihrer suchenden Hände bohrte sich die Spitze durch die Stoffschichten und stieß in ihren Oberschenkel, dass sie innerlich aufstöhnte. Mit der Erleichterung der Erkenntnis umfasste sie den Griffel und ihre verzweifelte Miene entspannte sich sichtlich. Sie hatte die Waffe bereits in ihrer Tasche. Wenn er mich anfasst, töte ICH ihn! Mit einem tiefen Atemzug machte sie sich Mut und nickte ergeben. Sie sollten gehen und es hinter sich bringen.

  • Gut dann geht sagte Herodorus , als Neriman zustimmend nickte.


    Hectamus zuerst etwas überrascht von dem plötzlichen Sinneswandel der Frau grinste noch breiter.



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    Dann machten sich beide auf den Weg. Als sie ausser Sichtweite waren drehte sich Hectamus zu Neriman.


    Na Angst ? Er lachte höhnisch. Na vergnügen wir uns gleich noch?
    Musst es ja dem Chef nicht erzählen. Dann schwieg er wieder eine zeitlang. Als sie das Stadttor erreichten, sagte plötzlich. Wenn wir darein gehen, bist Du meine kleine stumme Schwester verstanden?!


    Dann passierten sie ohne größere Zwischenfälle das Stadttor und erreichten nach nochmals einigem Fußweg, den Marktplatz der Stadt, wo die Händler standen.



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    Hectamus ging zu einem der Händler, redete mit ihm, deutete auf Neriman, der Händler nickte.


    Dann kam Hectamus zu Neriman zurück.


    Der nimmt uns mit, er hat einen großen Wagen. Wir müssen allerdings warten bis er fertig ist. Hast Du Hunger ? Wir haben schon lange nichts mehr anständiges gegessen !

  • Mit dem größtmöglichen Abstand folgte sie Hectamus. Sein Grinsen verhieß nichts gutes. Als sie außer Sichtweite waren, bestätigten seine Worte nur, was sie ohnehin schon wußte. Er wollte seinen Spaß - mit ihr. Immer fester hielt sie die Tasche umklammert, bis sie das Stadttor erreichten. Die Wachen, Händler, die vielen Menschen in den Straßen, hier war sie sicher vor ihm. Davon ging sie aus, als sie das Tor passierten und auf den Marktplatz zugingen. Natürlich folgte sie seiner Anweisung und spielte seine kleine Schwester. Wie sollte sie auch etwas anderes behaupten, stumm wie sie war.


    Hectamus redete mit einem Händler. In ihr wuchs der Wunsch, einfach loszurennen, sich irgendwo zwischen den Wagen und Ständen zu verstecken, ihrem Entführer und dessen Handlanger zu entkommen. Der Händler sah zu ihr herüber. Neriman lächelte so freundlich es eben ging. Wohin sollte sie laufen? Zu spät, Hectamus kam zurück und überraschte mit seiner Frage. Beim Wort Hunger meldete sich zumindest ihr Magen lautstark. Leugnen war zwecklos. Die Reise hatte ihre Spuren hinterlassen. Neriman war um einiges schmaler geworden, die Wangenknochen zeichneten sich deutlich unter ihrer Haut ab. Nicht nur die, doch das blieb unter ihrem Gewand verborgen. Hunger? Natürlich hatte sie Hunger. Allerdings traute sie seiner Freundlichkeit weniger als dem Abstand zwischen ihnen. Das Grummeln in der Magengegend wurde lauter, der Hunger gewann gegen ihren Argwohn. Ihr Nicken bestätigte, was ihr Bauch ohnehin schon verraten hatte.

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    Dann komm. Hectamus schob Neriman an der Schulter voran in eine der Tavernen, welche am Rand des Platzes waren. So konnten sie was essen und zugleich den Händler sehen. Damit dieser nicht ohne sie wegfuhr.


    Setz Dich sagte Hectamus zu Neriman als sie an der Taverne, an einem Tisch, angekommen waren.


    Er winkte den Wirt herbei. Zwei Becher Deines besten Weins und zweimal was zu Essen , Wirt !


    Könnt Ihr zahlen ? fragte der Wirt argwöhnisch die zwei Fremden zurück.
    Würde ich sonst was bestellen ? blaffte Hectamus zurück. Dabei krämte er ein klimperndes Beutelchen aus seiner Kleidung. Er lies es auf den Tisch fallen.


    Mmmhh zischte der wirt zurück und verschwand in der Taverne.


    Kurze Zeit später kam er mit zwei Krügen Wein und Puls zurück.


    Hectamus schlang das Essen ohne auf irgndwelche Anstandsregeln zu achten hinunter, wer weiß wann sie in diesem Land wieder was bekamen. Dann trank er den Wein nahezu in einem Schluck leer. Noch Wein, Wirt !


    Trink Täubchen ! sagte er dann zu Neriman, dann ist die Kehle nicht so trocken. Vielleicht würde sie ja nach zwei , drei Krügen Wein ein bisschen Spass mitmachen, ganz freiwillig. Als der Wirt mit dem zweiten Krug kam , trank er auch diesem recht schnell aus. Der Wein verfehlte seine Wirkung nicht.


    Bist Du immer noch bei deinem ersten Krug ? Trink jetzt herrschte er Neriman etwas unfreundlicher wie das erste Mal an.


    Wirt noch Wein. Dieser brachte auch den dritten Krug, solange immer danach direkt die Sesterzen klimperten.

  • Der Wein rann schwer durch ihre Kehle, zog kribbelnd bis in die Zehenspitzen. Neriman war ihn nicht gewohnt, schon gar nicht unverdünnt. Nur langsam gönnte sie sich das Getränk, das sich wohlig warm in ihrem Körper ausbreitete. Hectamus schlang sein Essen ohne Anstand hinunter. Neriman, die mindestens ebenso hungrig war, zwang sich, nicht wie ein wildes Tier über den Puls herzufallen. Während sie noch mit Essen beschäftigt war, schüttete ihr Begleiter den Wein nur so in sich hinein. Täubchen - Neriman bedachte Hectamus mit einem tadelnden Blick, den er ebenso ignorierte wie ihren Vorsatz, den Wein langsam zu trinken. Ohne auf ihn zu achten, beendete sie ihr Mahl und seufzte innerlich vor Dankbarkeit, nach langer Zeit wieder ordentliches Essen in ihren Magen bekommen zu haben.


    Mittlerweile wurde ihr Platz von drei Krügen eingerahmt, die bis auf einen unberührt blieben. Ihr Gegenüber wurde unwirsch, als er das bemerkte. Trink jetzt... Neriman zuckte zusammen und nahm den ersten Krug, führte ihn zum Mund. Ein paar kleine Schlucke, dann war er geleert. Umgedreht hielt sie ihn vor Hectamus, um ihm zu zeigen, dass sie durchaus seiner Anweisung folgte. Das Problem war, dass sie zwei weitere Krüge vor sich stehen hatte. Neriman legte unschlüssig die Finger um den Zweiten, nippte ein paar mal. Der Erste zeigte bereits Wirkung. Ihre Wangen überzog eine zarte Röte, der Blick wurde glasig. Die Beine fühlten sich schwer an, dafür vertrieb eine ungewohnte Leichtigkeit allmählich die hässlichen Gedanken aus ihrem Kopf. Fast schon mit einem Lächeln auf den Lippen leerte sie ihren zweiten Krug.

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    Na endlich Hectamus grinste als sie ihm den leeren Krug hinhielt.
    Dann leerte die Frau auch noch den zweiten Krug. Hectamus wähnte sich schon Spaß und Weiterem ganz nahe. Na jetzt noch den Dritten Täubchen, da wirst Du dich doch nicht zieren.


    Packst Du denn noch einen? Wirt noch Zwei ! bestellte er schon fast euphorisch. Hectamus kramte wiederum in seinem Beutel um erneut Sesterzen herauszukramen. Mittlerweile waren die Augen von Hectamus ebenfalls ganz glasig, der Alkohol wärmte von innen. Der Wirt kam an den Tisch stellte die beiden Krüge ab und bedachte Neriman mit einem unverständlichen Blick, bevor er zu Hectamus schaute.


    Derweil füllte sich die Taverne immer mehr. Händler die ihre Waren verkauft hatten kamen, um sich zu amüsieren.

  • Der dritte Krug ließ sich nach den ersten beiden leichter leeren, denn der Geschmack war in eine Gewohnheit übergegangen, als hätte sie nie etwas anderes getrunken. Auf Nerimans Lippen lag inzwischen ein Grinsen, das sich dauerhaft auf ihrem Antlitz eingebrannt zu haben schien. Ihre Augen nahmen nur noch das wahr, was sich direkt vor ihr bewegte, und das war Hectamus, der noch einen vierten Krug orderte. Warm war ihr schon lange nicht mehr, eher heiß, und diese Hitze zeigte sich überdeutlich auf ihren glühenden Wangen. Das Tuch, das ihr Haar bedeckte, wurde von ihren Händen immer weiter gelüftet, dass einzelne, dunkle Strähnen ihr ungeordnet ins Gesicht hingen. Neriman machte sich nicht die Mühe, sie wieder ordentlich unter den Stoff zu stecken oder sie wenigstens aus dem Gesicht zu streichen. Viel zu schwer waren ihre Glieder und wäre sie gestanden, ihre Knie hätten sicher schon nachgegeben. Selbst Hectamus hatte seine Wirkung, ihr Angst einzuflösen, verloren. Immer noch grinsend stützte sie ihren Kopf auf den angewinkelten Arm. Nicht gerade damenhaft lümmelte sie ihm gegenüber und schob den leeren Becher von sich, als der Wirt den frisch gefüllten vor ihr abstellte. Es dauerte eine Weile, doch auch dann war dieser ebenfalls geleert.

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    Hectamus grinste wie ein Honigkuchenpferd. Der Alkohol kam deutlich zur Wirkung. Wenn Du Deine Haare offen trägst, bist Du ja noch hübscher Täubchen. Hectamus schmachtete sein Gegenüber regelrecht an. Die Haarsträhnen durchs Gesicht verfehlten ihre ergogene Wirkung nicht. Am liebsten hätte Hectamus sie gepackt und wild auf den Tisch geschmissen, aber dazu war er zwischenzeitlich zu voll, obwohl er einiges vertrug. Komm wir gehen jetzt sagte er dann, da die Taverne wirklich voll wurde und er hoffte woanders sein Ziel schnell zu erreichen. Hectamus stand auf, schwankte deutlich und hielt Neriman beide Hände hin, um ihr aufzuhelfen.

  • Mit fahrigen Händen versuchte sie, die wilden Strähnen zu bändigen und unter das Tuch zu stecken, was solange hielt, bis sie die Finger wieder hervorzog. Noch ein zweiter, dritter Versuch, dann gab sie nach und hob resigniert den Becher an die Lippen, leckte gierig den letzten Tropfen Wein, der sich am Rand des umgedrehten Kruges sammelte, und sah erstaunt auf, als Hectamus sie zum Gehen aufforderte. Die dargebotenen Hände ignorierte sie wie alles an ihm und erhob sich wackelig von ihrem Stuhl. Neriman visierte die Tür an. Nach den ersten Schritten sackte das Blut aus ihrem Kopf und sammelte sich schwer in den Beinen. Das Innere der Taverne verschwamm zu einem unergründlichen Bild und wurde immer dunkler. Dieses Mal fiel sie nicht, wie damals in Alexandria, einfach um. Dieses Mal zog sie gedanklich eine gerade Linie bis zur Tür und setzte angestrengt einen Fuß vor den anderen. Dabei standen ihr genau diese Füße im Weg, dass sie ins Straucheln geriet und nach vorne fiel. Ihr Schrei erstarb tief in ihrer Kehle, mit weit aufgerissenen Augen und hektisch rudernden Armen suchte sie Halt, es gab keinen. Nur den im letzten Moment aufstützenden Händen verdankte sie es, dass sie sich bei dem Sturz nicht die Nase brach. Lediglich ein kleines Rinnsal Blut zog sich von ihrem rechten Nasenloch zu ihrer Oberlippe, zeichnete mit winzigen Tröpfchen seine Spuren in den staubigen Boden. Neriman wischte instinktiv mit dem Handrücken darüber und verteilte es bis über die rechte Wange, während sie sich in eine sitzende Position brachte. Erschrocken starrte sie auf die verschmierte Hand, hob sie mit wirrem Blick den neugierigen Blicken der anderen Gäste entgegen, als wollte sie sagen - Helft mir!!

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    Hectamus benommen von dem vielen Wein, er war es aufgrund des wenigen Konsums auch nicht mehr so gewöhnt wie früher, sah sie fallen, war aber ausserstande sie aufzufangen. Seine Arm bewegten sich noch in ihre Richtung, aber mehr wie in Zeitlupe.


    Als sie sich aufrichtete sah er die blutverschmierte Wange. Ein paar der Tavernengäste stürzten zu ihr um ihr aufzuhelfen. Dies aber lies Hectamus nicht zu. Der erste, ein hagerer Bursche flog, von beiden Händen Hectamus erfasst, gegen einen der Tavernentische. Wer sie anfasst, den bringe ich um grunzte er.


    Dann packte er sie vorsichtig unter den Armen und hob sie hoch. Bis er sie vor seiner Brust vor sich trug. Den linken Arm unter ihrem Rücken den rechten unter ihren Füßen. So lag sie in seinen Armen, wie seine Braut. Hectamus grinste, nur für sich, eine so hübsche Frau, nicht gegen ihren Willen, in seinen Armen zu tragen.


    Dann trug er sie aus der Taverne bis zu dem Händler mit dem Wagen. Unterwegs rempelte er mit seinen Schultern den Weg frei. Aufgrund seiner Statur machten aber die meisten Leute von sich aus Platz.


    Bei dem Händer angekommen, legte er sie auf dem hinteren Wagen, im Stroh, ab. Er zog aus seiner Hose ein Stück Stoff und legte es neben sie. Dann redete er kurz mit dem Händler, setzte sich zu diesem auf den "Kutschbock".


    Der Wagen rumpelte los, Richtung Stadtausgang, Richtung Herodorus.

  • Erschüttert blickte Neriman in Richtung des Opfers seiner Unbeherrschtheit. Wieso tut er das? Ihr war klar, der arme Kerl wollte nur helfen, nun lag er selbst auf dem Boden und krümmte sich. Der Drang, ihm zu helfen, wurde von ihrer eigenen momentanen Unfähigkeit, sich weiter als ein paar Zentimeter vorwärts zu bewegen, unterbunden. Mit beiden Händen drückte sie gegen den Fußboden, die Taverne drehte sich immer schneller um sie herum und der Boden schwankte, dass sie selbst im Sitzen das Gefühl hatte, herunterzufallen. Bitte, bitte, mach, dass es aufhört. Selbst, als sie die Augen schloss und sämtliche Götter um Hilfe anflehte, änderte sich nichts.


    Als sie schließlich Hectamus starke Arme spürte, die sie vom Boden hoben, sträubte sie sich nicht länger und ließ sich einfach fallen. Schwer lag sie in seinen Armen, den Kopf an seine Schulter gelehnt, kurz davor, sich in das Reich der Träume zu verabschieden. Sie bekam nichts mehr mit, weder die Blicke der Leute, noch, wie Hectamus sich seinen Weg mit den Schultern "freischaufelte". Die Erde hatte endlich aufgehört, sich zu drehen, statt dessen schwirrte ihr der Kopf und das Schaukeln in seinen Armen trug nicht gerade dazu bei, die wachsende Übelkeit zu mildern, die langsam von ihrem Magen aufstieg. Im Gegenteil. Ihr war elendig schlecht.


    Nach einem schier endlosen Marsch legte Hectamus sie auf dem Wagen ab. Neriman blinzelte kurz, rollte sich im Stroh zusammen wie ein kleines Kind und schlief fast augenblicklich ein. Der Wagen ruckelte los und zog sie mit in einen unruhigen Schlaf. Die Hand hob sich hilfesuchend an ihren Hals und umschloss im Traum den Ring, der dort schon lange nicht mehr hing. Wie ein böses Omen legte sich diese Gewissheit auf ihre Seele und mit einem Mal schreckte sie hoch, um sich zu übergeben.

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    Hectamus hörte nur ein Würgen aus dem hinteren Bereich des Wagens, während ihm selbst der Kopf dröhnte. Er machte sich auf und kletterte nach hinten um sich das ganze anzusehen. Da lag sie.. vor ihr Erbrochenes. Hectamus schob Neriman vorischtig etwas zur Seite, damit sie nicht in ihr eigenes Erbrochenes rollte. Dann nahm er von dem Stroh und wischte den Dreck sogut es ging weg. Er betrachtete sie. Da lag sie.
    Das Gesicht leicht blass, die Wangen etwas gerötet. Jetzt wäre die Chance für ihn, sie würde nichts mitbekommen. Er berührte vorsichtig ihre Haare, welche unter dem Tuch hervorlugten. Das Herz pochte. Er müsste nur den Händler abmurksen, dann würde keiner was mitbekommen. Was würde dann Herodorus sagen, er hatte ja angekündigt ihn zu töten, wenn nochmals was vorfallen würde. Er zog die Hand wieder zurück. Dann saß er noch kurz da, sinnierte über die möglicherweise vergebene Chance bevor er sich wieder nach Vorne begab.



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    Gefühlte Stunden später, der Rausch war bei Hectamus soweit verflogen, dass er sich wieder fit fühlte, kam der Wagen an der Stelle an wo Gorgidas und Herodorus warteten. Als Hectamus dem Händler bedeutete anzuhalten kamen plötzlich zwei Personen aus dem Gebüsch.


    Herodorus sah Neriman auf dem Stroh liegend. Sofort sprang er auf den Wagen, packte Hectamus mit links an der Gurgel. In der rechten Hand war schon der Dolch. Was hast Du gemacht ?! Ich habe Dich doch gewarnt " Die Klinge bohrte sich leicht in den Hals von Hectamus, während der Händler leicht schwitzend nebenan saß. Hectamus schüttelte nur den Kopf und hob beide Hände in die Höhe um mitzuteilen, dass er nichts getan hatte.


    Während am Hals des Hectamus ein leicht rotes Rinnsal begang nach unten zu laufen, überlegte Herodorus was er weiter tun sollte. Es wäre ein leichtes jetzt die Klinge durchzudrücken und seine Drohung wahr zu machen. Andererseits aber war Hectamus bisher immer ein treuer Gefolgsmann gewesen.


    Herodorus drückte die Klinge fester an den Hals. Das Rinnsal wurde größer. Hectamus schüttelte immer panischer den Kopf hin und her.

  • Neriman dachte, es würde nie ein Ende nehmen, doch irgendwann beruhigte sich ihr Magen und sie rollte sich zusammen wie zuvor. Die Hände, die sich von hinten gegen sie schoben, ignorierte sie wie die Tatsache, dass ihr Anblick und der ihres Umfeldes alles andere als angenehm war. In ihrem Kopf war kein Platz für Gedanken dieser Art. In ihrem Kopf war überhaupt kein Platz für Gedanken, nur Leere, ein gähnendes, dunkles Loch. Neriman verlor sich darin und fiel und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.


    Aus dieser Tiefe drangen Stimmen. Etwas zog sie heraus aus der Tiefe. Eine bekannte Stimme - Herodorus. Was hast du gemacht? Diese Frage stellte er ihr und Neriman schüttelte noch immer im Stroh liegend, den Kopf. Nichts, ich habe nichts gemacht. Stöhnend versuchte sie, sich aufzurichten, zu rechtfertigen. Der Druck, der sich hinter ihrer Stirn ausbreitete, zwang sie wieder hinunter. Bei einem erneuten Versuch, sich aufzurichten, presste sie die Hand gegen ihre Schädeldecke, in der Hoffnung, ihr Kopf würde nicht platzen. Blinzelnd öffnete sie die Augen. Sie saß auf der Ladefläche eines Wagens und die Stimme? Die kam von vorne. Schwankend zog sie sich an der Seitenwand hoch und schob sich in Richtung Kutschbock.


    Herodorus war dabei, Hectamus seine Klinge in den Hals zu drücken. Die Frage galt also gar nicht ihr, sie galt diesem Ungeheuer. Unter anderen Umständen hätte sie Herodorus noch ermuntert, ihm sein Leben zu nehmen. Diesmal allerdings rührte sich in ihrem Inneren Mitleid. Mit diesem Scheusal? Neriman tastete über ihren Körper. Die Kleidung war nicht zerrissen wie das letzte mal. Zwar fühlte sie sich abscheulich, daran war der Wein schuld, nicht Hectamus. Was sollte sie tun? Das Blut floss aus der Haut, als wäre es schon zu spät. Laut trat sie mit dem Fuß gegen die Seitenwand und hangelte sich daran festhaltend, weiter vorsichtig auf ihren wackeligen Beinen auf Herodorus zu.

  • Herodorus war gerade im Begriff Hectamus Leben ein Ende zu setzen. Er hatte ihn ja gewarnt. Plötzlich polterte es aus dem Wagen weiter hinten und Neriman kam auf Herodorus zu. Sie war bleich und machte ein ausdrucksloses Gesicht. Ich werde ihn jetzt lehren meinen Anordnungen nicht zu folgen, sagte er zu ihr und drückte das Messer, was er kurzzeitig lockerer lies wieder fester an/in den Hals. Blut quoll aus einer mittlerweile etwas tieferen Wund an Hectamuses Hals. Dieser wimmerte nur noch und schüttelte vor Verzweiflung den Kopf.

  • Wenn sie doch nur etwas sagen, ihm erklären könnte. Dafür war keine Zeit. Mit allerletzter Kraft warf sie sich nach vorne und so auf Herodorus Arm, dass die Klinge vom Hals des Ungeheuers rutschen musste. Der Kopf dröhnte, die Übelkeit kehrte wieder. Neriman hing zwischen den beiden und hielt sich die Hand vor den Mund. Tief durchatmen...


    Herodorus und Hectamus rückten immer mehr in den Hintergrund. Neriman rutschte an der Seitenwand entlang zu Boden, lehnte den Kopf dagegen, schloss die Augen und holte tief Luft. Einatmen - ausatmen. Bis in ihrem Inneren alles seinen rechten Platz wiederfand. Erst dann hob sich ihr Kopf und ihre Augen öffneten sich, suchten, zu ergründen, ob Herodorus von seinem Vorhaben abgekommen war.

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