• Ein neues Pferd. Marei nickte, damit einverstanden das 'Warum' später zu hören. Ihre Augen begannen zu strahlen, als er den primus pilus erwähnte. "Klar kenne ich den, der hat sich im Kastell ein bißchen um mich gekümmert und dann hat sich herausgestellt, dass er eine kleine Tochter hat, die genauso alt wie ich ist. Esquilina heißt sie, also seine Tochter. Du weisst doch, ich werde bald zwölf Lenze jung und sie dann auch." Dazu fragte er nach der Krankheit. Marei nickte und nahm auf der Bank Platz, wo er seine Siebensachen abgelegt hatte. "Bin ich. Mama musste sogar ganz zu Anfang die Bäckerei für ein paar Tage schliessen, weil ich arg hohes Fieber bekommen hatte. Aber die Aushilfe ist ganzganz oft eingesprungen und hat hier länger ausgeholfen als Chio gewünscht hat." erzählte sie weiter. Ihre Beine baumelten lustig hin und her, noch ein Stückchen in die Länge wachsen, und sie konnte den Boden mit den Zehenspitzen erreichen. "Iulius Servianus. Wie könnte ich den nicht kennen? Das ist sein Adoptivsohn, der von Iulius Licinus. Über ihn konne ich einen Brief an Licinus abschicken." Ei der Daus, wenn sie es schaffte einen Brief an ihren allerbesten großen Freund abzuschicken, warum dann nicht auch einen an Ersatzpapa Servius schreiben? Betreten sah sie zu Boden. "Er wohnt hier in Mantua, in der Fuchstanzstraße."

  • "Marei??" Sie wollte doch nur eben einen Korb hinausbringen... Dass Marei von einem Soldaten gesprochen hatte, war irgendwie nicht bis in die Backstube gedrungen. Komisch nur, dass sie so lange dort draussen war. Etwas beunruhigt machte sich Lucilla samt Tonschale, in dem der Teig eines der Brote lag, auf den Weg in den Laden. "Marei?" Leer. Wo war sie nur? "Marei??" Die Ladentür war zu. Vielleicht irgendwo im Haus? Lucilla hörte Stimmen. Das beschleunigte unweigerlich ihren Herzschlag. Ein Einbrecher? Ein Dieb, den Marei eingelassen hatte? Vorsorglich hob Lucilla die Schüssel vor sich und ging den Stimmen nach. Im Atrium fand sie Marei und... Aretas. Mit einem Aufschrei rutschte ihr die Schale aus den Händen, fiel krachend zu Boden und zersprang in tausend Scherben. Lucilla rannte auf ihn zu und schlang die Arme um ihn, ließ ihn wieder los, legte die Hände prüfend an seine Wangen, tastete über seinen Oberkörper und sah ihn dann einfach nur an. "Aretas... du bist wieder da... gehts dir gut??" Für den Moment vergaß Lucilla alles um sich herum, sogar, dass es sein alter Name war, mit dem sie ihn ansprach. Dann fiel sie ihm wieder um den Hals, hielt ihn so fest, als hätte sie Angst, er würde wieder verschwinden, wenn sie auch nur ein kleines bisschen lockerer lassen würde.

  • Was alles zu Tage befördert wurde, kam ein kleines Mädchen ins Reden. Der Präfectus Castrorum hatte eine Tochter im gleich Alter wie Marei. Was für ein Zufall. Das mit der Krankheit gefiel Antias gar nicht. Er freute sich, dass Chio für Marei gesorgt hatte. Marei sagte sogar Mama zu Chio. Antias blieb bei Marei stehen und hörte ihr weiter zu. Das wichtigste erfuhr er im Augenblick als er Chio’s Stimme hörte. Sie rief nach Marei, hatte überhaupt nicht bemerkt, dass er eingetroffen war. „ Wie wärs? Zeigst du mir nachher wo er wohnt?“ Chio’s Rufen wurde lauter, so wie es aussah, war sie auf dem Weg zu ihnen. Er drehte sich in die Richtung aus der sie kommen musste. Es polterte, scherbelte und eh er sich versah hing Chio an ihm. Zupfte und tastete ihn ab. Er ließ es mit einem breiten Lächeln über sich ergehen. Er ließ sie nicht mehr aus den Augen. Folgte jeder ihrer Bewegungen. Sie war noch schöner geworden. Ihm verschlug es beinahe die Sprache. „ Ja, ich bin ...“ Sie hatte ihn fest im Griff, er legte die Arme um sie, hielt sie fest, drückte sie. Sie duftete nach frischen Brot, nach zu Hause, es war seine Chio. „ ...Meine Chio...“ murmelte er. Eine ganze Weile standen sie so. Vorsichtig löste er sich von ihr, sah sie an, legte eine Hand an ihre Wange, fuhr sanft mit dem Daumen über sie. „ Dir geht’s gut?“ Antias überlegte. Erst die Befehle, dann hatte er viel Zeit. „ Zwei Aufträge habe ich, dann bin ich ganz dir.“ Für 2 Tage. In Rom wartete der Präfectus Castrorum. Das sagte er ihr später. Es ging ja nicht wieder in den Krieg. Nur nach Rom und dann endgültig zurück nach Mantua. „ Marei zeigt mir wo der Iulier wohnt. So sind wir schneller zurück.“ Antias winkte Marei zu sich. „ Können wir?“

  • Drei Rufe mit ihrem Namen. "Ich bin im atrium, Mama!" rief sie zurück. Servius zeigen, wo Servianus wohnt? "Gerne doch."


    Etwas krachte zu Boden. "Das war wohl schon wieder ein Krug..." mutmaßte Marei über das tönerne Opfer und hörte schließlich rennende Füße. Mama schien genauso verblüfft wie sie zu sein Servius vor sich stehen zu haben und suchte augenblicklich seine Nähe. Wieso nannte sie sie denn immerzu Chio? Richtig hiess sie doch Lucilla. Vielleicht hatte sich der Chio-Name in ihrem Kopf eingenistet, als sie schwer krank gewesen war und wollte nicht wieder fort, obwohl sie wieder gesund war. Neinneinnein, Lucilla gefiel ihr deutlich besser. Ruhig auf der Bank sitzend verfolgte sie die stürmische Begrüßung mit.


    Servius kam darauf zurück, dass er zu Servianus in die Fuchstanzstrasse wollte. Sie sah an sich herunter. Im Nachthemd und ohne Schuhe auf die Straße hinaus? "Jetzt gleich? Du, wir haben heute früh voll verschlafen..." Sah Servius nicht, dass sie deshalb beide nicht angezogen, ungekämmt und barfuß waren? "Einen Augenblick, ich bin sofort wieder da!" entschuldigte sie sich und lief davon, über die Scherben hinweg hüpfend, nach oben zu ihrer Kammer. Eilig wechselte Marei die Kleidung, schlüpfte in die Sandalen und griff beherzt nach der bunten Tasche mit den Puppen. Diese sollten auch erfahren, dass Servius wieder zurück war.


    Hüpfend hüpfte sie die Treppe hinunter und sprang abermals über die Scherben hinweg. Mit den Schuhen an den Füßen konnte sie sich nicht mehr wehtun. "Guckt, da steht er." flüsterte sie Puppe Nina und Mina stolz zu. Marei deutete zur verschlossenen Tür. "Zu Pferd?" Mit Servius gemeinsam auf einem Pferderücken reiten, ein noch unerfüllter Traum. Hatte sie nicht heute nacht davon geträumt? Marei wusste es nicht mehr. "Wenn Servianus nicht daheim ist, müssen wir zu seinem officium in der Curia Mantuae, dem Sitz der Stadtverwaltung von Mantua Das ist eine ganz schöne Strecke, wenn wir zu Fuß gehen würden."

  • Das sie nicht umgezogen waren, darauf hatte Antias nicht geschaut. Was interessierte die Tunika, das was drinnen steckte war viel wichtiger. Während Marei sich umziehen ging, bekam Chio einen zärtlichen Kuss. Marei war flott, es konnte los gehen. „ Zu Pferd? So weit ist der Weg?“ Antias machte ein nachdenkliches Gesicht. Eine Tabula musste in die castra, alles zusammen war einfacher mit Pferd zu erledigen. „ Zu Pferd.“ Der Sattel blieb da. Die Satteldecke war für zwei Reiter bequemer. Antias schwang sich auf sein Pferd und griff sich Marei. Das Leichtgewicht setzte er vor sich. „ Drück die Beine fest ans Pferd und greif in seine Mähne. So rutscht du mit nicht runter. Bereit?“ Natürlich passte Antias auf , seine Arme waren wie zwei Armlehnen bei einem Stuhl. Sie gaben Marei zusätzlich von den Seiten Halt. „ Erst die castra, dann Iulius.“ Antias schnalzte und das Pferd setzte sich in Bewegung. Er ließ es langsam angehen, dass Marei sich dran gewöhnen konnte.

  • Servius entschied sich für die Reise durch die Stadt für sein Pferd. "Tooollll!!!!" jubelte sie, hüpfte tanzend von einem Fuß auf den anderen. Lachend umarmte sie Chiomara und eilte ihrem Ziehpapa hinterher. "Boah.. ohne Sattel reiten..." Sie bekam keine Zeit zu überlegen, ob sie sich das überhaupt zutraute. Der Mann hatte sie schon zu sich hochgehoben und vor sich auf der Satteldecke abgesetzt. "Die Beine andrücken.." wiederholte sie für sich und machte sie ganz lang. Mit dem Rücken lehnte sie sich an Servius Brust an und lauschte nach ihrem Gleichgewicht. Nach einiger Zeit war das kein Problem mehr und sie lockerte den Griff um die Mähnenhaare.

  • Es tat so gut, ihn nach so langer Zeit endlich wieder bei sich zu haben.. und sie genoß jede Sekunde, in seinen Armen zu liegen, ihn zu spüren, zu riechen. Jede Sekunde dieses Augenblicks, der ebensoschnell endete, wie er begann. Zärtlich schmiegte sie ihre Wange in seine Handfläche. "Ja, mir gehts gut, aber was..." Ein tiefer Blick in seine Augen, dann musste sie ihn gehen lassen. Seine Antwort war knapp, Marei durfte mit. Chio nickte kurz und Marei war schon in ihr Zimmer gelaufen. Nachdem die Kleine fertig angezogen wiederkam, war sie auch schon voller Tatendrang. Chio blieb nur, sich schmunzelnd an Servius zu lehnen. "Ein kleiner Wirbelwind... Kommt bald wieder." Ein flüchtiger Kuss, dann schob sie die beiden nach draussen. Ein bisschen neidisch war sie schon, als Marei zu ihm aufs Pferd durfte. Zu gerne würde sie dort sitzen, aber die Arbeit tat sich nicht von alleine.


    Zurück im Haus, fiel ihr ebenfalls auf, dass es noch das Nachthemd war, das ihren Körper umhüllte. Eilig lief sie, sich umziehen, und natürlich besonders hübsch zu machen. Eine frische Schürze, dann ging es ans Werk. Marei hatte schon fleissig mit vorbereitet, den Rest schaffte sie alleine, auch wenn ihre Gedanken an diesem Morgen immer wieder abschweiften.

  • Auf dem Heimweg von der Curia zur Casa widmete sich Antias der Frage, die sie auf dem Stück von der Castra zur Curia gestellt hatte. " Es tut mir Leid. Ich habe keinen einzigen von ihnen gesehen. Ich kann dir nicht sagen wo sie sind." Das war traurig. Antias wusste, dass Baldemar und Frija sie wie ihr eigenes Kind behandelt hatten. Sie hing sehr an ihnen. " Wir werden sehen, wenn alle anderen wieder hierher zurück kommen. Vielleicht weiß von jemand von denen mehr. Dein großer Freund, der jetzt Praefectus castrorum ist, den kannst du dann fragen." Sie waren vor der casa angekommen. Antias brachte das Pferd um die Ecke zum Nachbarn, der hatte eine Unterstellmöglichkeit, und verdiente sich damit ein paar As. " Es ist fast Mittag, Prandium. Was hältst du davon? Mit Chio, ähm Lucilla und mir. Alle gemeinsam?" Er hielt ihr die Hand hin. Der Laden war geöffnet und nach den Regalen zu urteilen , ein Großteil der Backwaren verkauft. " Wir sind wieder da." rief Antias fröhlich hinein. "...und haben riesen Hunger mitgebracht."

  • Lucilla kam gerade in den Laden, einen großen Korb mit Brot in Händen, um die Regale aufzufüllen. Hunger, ja, den hatte sie auch und gehofft, die beiden würden bald zurückkommen. "Essen ist schon fertig, schön, dass ihr endlich zurück seid." Vor dem Regal stellte sie den Korb ab und war auch schon bei Servius, umarmte ihn länger als nötig. Sie konnte einfach nicht genug von ihm bekommen. Er war so lange weg, dass sie ihn am liebsten gar nicht mehr loslassen würde. Seufzend aber löste sie sich, strich Marei liebevoll übers Haar und musste dann wohl oder übel ihre Arbeit tun. Während sie die Brote einsortierte, schickte Lucilla die beiden in die Küche. "Ihr könnt schonmal den Tisch decken. Ich bin gleich bei euch."

  • Wer sich das entgehen ließ war selber Schuld. Antias hielt sie fest, ganz fest, noch fester und...Ein Seufzer von ihr und weg war sie. Nur Marei's Anwesenheit, hielt ihn davon ab, das Essen zur Nebensache werden zu lassen. Er hätte sonst Lucilla seine ganze Aufmerksamkeit gewidmet. Lange war es her und seine Geduld wurde weiter auf die Probe gestellt. " Decken wir den Tisch." Antias sah sich um. Sie brauchten Becher, Teller, Löffel. Im Regal stand Geschirr. Für drei sortierte er das nötige heraus und gab es an Marei weiter. "Was wird noch gebraucht ?" fragte er und überlegte. Antias brauchte immer nur sein Messer und den Löffel, einen kleinen Stieltopf und einen Becher für sein Essen.

  • Die Brote... Während Lucilla sie einsortierte, zitterten ihre Hände vor Aufregung. Die lange Zeit der Unsicherheit war endlich vorbei. Endlich war Servius wieder bei ihnen und er war gesund. Mehr konnte und wollte sie nicht verlangen. Noch wußte Lucilla nicht, dass es nur für kurz sein sollte. Sie hätte den Laden sonst ganz zugesperrt und wäre nicht von seiner Seite gewichen. Zumindest für den Nachmittag hatte sie die Aushilfe im Laden und so Zeit für seine Rückkehr freigehalten. Und wenn Marei später die Bestellungen auslieferte, hätten sie wenigstens ein wenig ungestörte Zweisamkeit...


    Still stand Lucilla nun in der Tür und beobachtete die Beiden beim Tischdecken. Zuerst. Dann blieb ihr Blick sehnsüchtig an Servius hängen und ihre Gedanken verfingen sich in Träumereien. Seine starken Arme, die sie hielten, seine tiefdunklen Augen, das wuschelige Haar... sein heißer Atem. Lange verborgene Gefühle bahnten sich ihren Weg. Unbeabsichtigt entwich ihr ein tiefes Seufzen und sie biss sich vor Verlegenheit auf die Lippe. "Wie schön, ihr seid schon fertig." Auch wenn dem vielleicht nicht so war, holte sie eilig den Topf vom Feuer und stellte ihn auf den Tisch.

  • Nach dem Essen wurde der Tisch von Lucilla und Marei abgeräumt, das Geschirr gespült und aufgeräumt. Servius durfte währenddessen seinen Wein gemütlich austrinken. Dann war es für Marei an der Zeit, die bestellte Ware auszuliefern. Lucilla half ihr, alles in Körbe zu packen und auf dem kleinen Handwagen zu verstauen. Fast zeitgleich kam die Aushilfe, die sie während der Abwesenheit der beiden gebeten hatte, den Nachmittag im Laden zu übernehmen. Lucilla musste ihr nicht viel erklären, so konnte sie umso schneller bei Servius sein.


    Ihr Herz schlug wild, als sie im Türrahmen stand und ihn dort sitzen sah. Wie sehr hatte sie das vermisst... ihn vermisst. Und es war nicht einfach, sich zusammenzunehmen, langsam auf ihn zuzugehen und sich den besten Platz zu sichern, den sie sich in diesem Moment vorstellen konnte. Auf seinem Schoß. Es gab nichts zu sagen, keine Worte, die ausdrücken konnten, was sie fühlte. Eine tiefe Dankbarkeit, ihn gesund wiederzuhaben, Sehnsucht, Freude, seine Nähe... Liebe. Sehnsüchtig schlang sie die Arme um seinen Hals. Ein zärtlicher Kuss, dann noch einer... noch mehr.

  • Das gemeinsame Essen, ungewöhnlich ruhig. Antias aß bedächtig es war herrlich bei seinen beiden Frauen zu sitzen. Marei war gewachsen, Lucilla hingegen hatte sich in seinen Augen kaum verändert. Sie war für ihn genauso begehrenswert wie vor dem Bürgerkrieg. Der Wein schmeckte viel besser als der den sie ab und zu tranken. Antias setzte sich bequemer, innerlich war er angespannt. Die Packerei für Marei kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Jede Minute die er warten musste mehrte seine Anspannung. Der Becher war fast leer, da stand sie in der Tür. Marei war aus der Casa, der Laden, wer war im Laden? Wie egal das war im Augenblick war. Sie war hier und sie tat das was er schon lange vermisst hatte. Sie saß auf seinem Schoß und löste eine Reaktion aus die nicht heftiger sein konnte. Er schlang die Arme um sie, hielt sie fest. Keine andere Frau, nur Lucilla, zärtlich erwiderte er ihren Kuss …das lange Warten, Kuss auf Kuss folgte, erwidert, gefordert. Seine Hände glitten über die spürbaren Konturen ihres Körpers unter der Tunika. Lange vermisst, während seine Hände seine Erinnerungen auffrischten, erforschten seine Augen ihre Gesichtszüge, versuchten zu ergründen was in ihr vorging. Lag es nicht auf der Hand? Das was er verspürte und worum es ihm ging, hatte sie ganz bestimmt wahrgenommen. Es ließ sich nicht verbergen, warum auch. Wer wollte ihm das verübeln. Nach dem nächsten Kuss, hob er sie von seinem Schoß und stand auf. Da ließ sich nichts mehr verbergen. Sie an der Hand hinter sich her ziehend Richtung cubiculum. Unterwegs wurden zwei Zwischenstationen an den Säulen eingelegt. Der Knoten ihres cingulum war mit ein paar Handgriffen gelöst. Ihre Tunika fiel an der zweiten Säule. Einige schnelle Schritte bis ins cubiculum. Sein cingulum fiel klirrend auf den Fußboden, die Tunika ließ er achtlos fallen. Seine Hände griffen nach ihr, das lange vermisste Gefühl, sie in seinen Armen zu halten. Er zog sie aufs Bett, ihr warmer Körper, die zarte, samtweiche Haut, die er unter seinen Fingerspitzen fühlte. Sie flogen über ihren Körper, erkundeten ihn nach so langer Zeit, wie Neuland. Sein Verlangen steigerte sich, er konnte und wollte sich nicht mehr zurück halten. Alles was mit Denken zu tun hatte wurde abgestellt, der reine Instinkt, der ureigene Instinkt, der jeder Spezies anhaftete brach durch.

  • Seine Nähe, seine Hände... der letzte Rest Selbstbeherrschung war spätestens in dem Moment dahin, als er sie von sich hob und sein Blick, alles an ihm, ihr verriet, was er wollte. Keine Gegenwehr, als er sie mit sich zog, keine Vorwürfe, dass alles liegenblieb, wo es fallengelassen wurde. Ein lichter Moment noch, in dem sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ, dann zählte auch für sie nur noch das Gefühl. Servius zog sie aufs Bett. Lucilla versank in seinen Armen, erkundete mit den Lippen seinen Körper, als wäre es das erste mal. Seine Hände erkundeten ihen Körper, sie spürte die Spur seiner Fingerspitzen heiß auf ihrer Haut. Verlangend bog sich ihm ihr Körper bei jeder Berührung entgegen und endlich fanden sie beide wieder zusammen...


    Für einen Moment stand die Welt still, dann sank Lucilla erschöpft aufs Kissen und zog ihn fest umklammert mit sich. Nie wieder wollte sie ihn loslassen. Ein unterdrücktes Schluchzen ließ kleine Tränen über ihre Wange kullern. Noch stärker drückte sie ihn an sich. Er sollte es nicht sehen, doch es war kaum zu überhören. Wie sollte sie das erklären, sie wußte es selbst nicht. Verstohlen wischte sie sich über die Augen, vermied es, ihn anzusehen, umarmte ihn wieder, wuschelte ihm durchs Haar. Ich liebe dich, hätte sie gerne gesagt, doch in diesem Moment lasteten übermächtige Gefühle wie schwere Gewichte auf ihr.

  • Müdigkeit, eine angenehme Schwere die ihn überfiel. Sie unterschied sich gravierend von der in der Schlacht, im Getümmel. Er entspannte sich, blieb in ihrer festen Umarmung. Das Schluchzen ließ ihn aufhorchen. Ein besorgter Blick zu ihr. Zärtlich ergriff er ihr Kinn, sah ihr in die Augen. „ Was ist? Ich bin bei dir.“ Ihre Finger in seinem Haar. Antias genoss es und lächelte. So langsam begriff er, dass Lucilla das war, was er die ganzen Tage vermisst, nach dem er sich gesehnt hatte. Antias bereute es zutiefst auch nur einen kleinen Moment daran gezweifelt zu haben. Seinerseits legte er seine Arme um sie. „ Du bis das Beste, was man auf der Welt haben kann.“ Flüsterte Antias ihr ins Ohr. Er zog die Decke über beide, schloss sie fester in seine Arme. Der Krieg war vorbei. Er musste zwar wieder zurück in die Castra. Der normale Dienst würde erlauben, dass Antias fast täglich zu Lucilla konnte. „ So lange werde ich dich nie mehr alleine lassen.“

  • Das Schloss funktionierte, die Tür schwang auf. Antias machte die ersten Schritte in das halbdunkel des Hauses. Nichts regte sich. Die Geschäftigkeit der Straße, der Lärm ebbte beim Schließen der Tür ab. Nur noch gedämpft drangen die Geräusche in die casa. Kein Laut aus dem Innern, alles verwaist. Keiner da, der ihn freudig empfing. Kein Kuss, keiner, der ihm Löcher in den Bauch fragte. Ein Blick in die Zimmer, es war alles so wie er es nach dem Tod seiner Frau und seiner Tochter verlassen hatte.


    Aus einer Ecke seines Packen holte er ein Tontäfelchen hervor. Mit einem seiner Schuhnägel heftete er es draußen gut sichtbar an die Tür.





    Casa zu verkaufen.


  • Die casa fand einen Abnehmer. Antias feilschte nicht. Die Höhe der Summe war zweitrangig, ihm ging es ums vergessen. Mit dem Beutel Sesterzen verließ er den den Teil der Stadt. Ihn brachten keine zehn Pferde wieder zurück an diesen Ort.

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