[canabae] Haus des Helvetius Corvinus

  • Das Haus war aufgeräumt und sauber. Ingrim hatte es deutlich zu spüren bekommen. Er durfte bis morgen früh nicht mehr hinein. Alwina mochte es nicht seinen Dreckpfoten hinterher zu Fegen und zu wischen. Sie hatte mit dem Besen nachgeholfen, als er sich sträubte hinaus zu gehen. " Du kannst zum Muli gehen und ihm Gesellschaft leisten." waren ihre Worte. Bis es dunkel wurde, setzte sie sich an ihren Webstuhl und arbeitete an einem Stück feinem Wolltuch. In einem Monat war es fertig. Was dann? Dann fing sie ein neues Stück an. Ein anderes Muster, eine andere Farbe.

  • Mit den Armen auf den Tisch gelümmelt den Stylus in der Hand, das Kinn auf einem Unterarm, sah sie auf die leere Wachstafel. Viel Platz war da nicht zum Schreiben. Es gab sooo vieles . Für sie interessantes, für Berengar war es Klatsch und unwichtiges Gerede unter Frauen. Das hieß alles brauchbare für Berengar herausfiltern und den Rest, den konnte sie der Nachbarin erzählen.




    Lieber Berengar,


    wie hab ich mich gefreut, als Panphilos mir den Brief gegeben hat. Noch größer war die Freude, dass es dir gut geht. Dir geht es auch wirklich gut? Ich vermisse dich hier so sehr. Abends ist es still im Haus, ich esse alleine und die Nächte sind einsam ohne dich. Das einzige was mich gelegentlich für ein paar Stunden ablenkt, sind die Besuche in der casa von Valgiso. Wäre ich nur früher mit der Arbeit bei den Bienen fertig geworden. Das Maultier was ich für meine Reise gekauft habe steht nun im Stall. Bodougnatos und Panphilos haben mir die Reise über die Alpen im Herbst ausgeredet. Es würde der erste Schnee fallen und die Wege wären zu gefährlich. Ich habe nachgegeben, Bodougnatos hat sehr ernst geklungen. Ein kleiner Trost, das Maultier hilft mir beim Feuerholz tragen und die Hühner und Eier auf den Markt bringen. Beinahe hätte ich den Garten am Lagerhaus vergessen. Dort steht eine Menge Gemüse Kohl, Möhren und Rüben. Ich werde eine Vorratsgrube anlegen müssen.
    Nach dem Zug der Vögel wird es ein sehr kalter Winter. Die ersten Nachtfröste hat es gegeben. Du musst dir aber keine Sorgen machen. Essen ist genug im Haus. Für Brennholz sorge ich jeden Tag. Ein kleiner Vorrat stapelt sich im Hof, falls ich bei schlechtem Wetter nicht in den Wald kann.
    Pass bitte auf dich auf. Ich möchte im nächsten Sommer einen lebenden Berengar in die Arme schließen können. Ich liebe dich



    Alwina




    Die Tabula war nach einer gefühlten Ewigkeit endlich beschrieben. Wer brachte sie zu Berengar? Boduognatos fragen.
    Mit der Tabula unterm Mantel, ging sie zur Casa Domitia.

  • Ingrim gebärdete sich wie wild, biss in ihren Mantel und zog sie zur Tür. Überrascht sah Alwina die Bescherung. Es hatte über Nacht angefangen zu Schneien. Für Ingrim eine neue Erfahrung. Der erste Schreck wandelte sich in Übermut. Wie ein verrückter rannte er durch den Schnee, wälzte sich darin. Alwina musste lachen, flink machte sie Schneebälle und warf sie. Ingrim stürzte hinterher und schnappte zu. Es machte beiden Spaß zu tollen. Die Kälte zwickte in die Finger. Alwina ging wieder hinein ins Haus. Der Herd war angeheizt und spendete Wärme. Die Türöffnung zum Laden und den Gang nach hinten in den Garten hatte sie mit selbstgewebten Wollvorhängen verhangen. Das hielt die Kälte draußen. Ein Suppe köchelte im Topf vor sich hin. Sie sah den tanzenden Flammen zu. Hatte der Händler es über die Berge geschafft und Berengar gefunden? Er fehlte ihr.

  • http://img268.imageshack.us/img268/3798/panphilosk.jpg Panphilos ...


    hatte sich auf den Weg gemacht, um Alwina den Brief zu bringen, den man in der Casa Domitia für sie abgegeben hatte. Er ging die Straße hinunter bis zur Stadtmauer und bog nach rechts ab zum Tor. Es war ein hadesmäßiges Novemberwetter, trüb und mit ellenlangem Nieselregen. Er blieb deshalb so gut es ging unter den Portici vor den Häusern. Am Tor sagte er zu dem Wachtposten: "Salve, ich muss nur kurz in die Canabae, einen Brief abgeben".


    Hier in den Canabae gab es keine Portici, nur manchmal ein kleines Vordach. So drückte er sich an den Wänden entlang in der Hoffnung, dem Nieselregen ein Schnippchen schlagen zu können. Aber der tat ihm nicht den Gefallen. Immer bekam ungefähr die Hälfte seines massigen Körpers die feinen Tröpchen ab. Aber, da war er schon an dem Haus angekommen, in dem Alwina wohnte.


    Er klopfte mit der Faust gegen die Tür und rief: "Alwiiina, Pooost!"

  • " Donar, wen schickst du denn bei diesem Wetter zu mir." flüsterte Alwina. Die Frage beantwortete sich durch das Rufen alleine Ein Tuch um die Schultern gelegt, ging sie zur Tür und öffnete. Ingrim hatte sich neben ihr postiert und wedelte freudig mit dem Schwanz. Tippelte ungeduldig auf der Stelle und stupste sie an. Er hatte Panphilos gerochen. "Ich beeil mich ja." Den Riegel beiseite, öffnet sie eilig die Tür. " Heilsa, Panphilos. Komm rein, du wirst ganz nass. Einen heißen Met oder Brühe?"

  • http://img268.imageshack.us/img268/3798/panphilosk.jpg Panphilos ...
    wollte eigentlich gleich mit dem Brief rausplatzen, aber da war erst mal Ingrim, der ihn freundschaftlich anrempelte und die Pfoten an seinem Kittel abwischte. Dann hatte Alwina diverse Fragen losgelassen, die er erst mal beantwortet sein wollten. "Salve Alwina, is ja gut, ich bin nur ein bißchen nass. Und, wenn du einen heißen Met hättest ... Nein, Ingrim, ich hab nichts zu essen in der Tasche. Ja, und ... Ingrim, in der anderen Tasche ist auch nichts ... und dann hätte ich noch einen Brief. Bärenpostmäßig".


    Er legte den Brief auf den Tisch.




    Ad
    Alwina
    Casa Domitia
    Mogontiacum
    Germanie Superior


    Salve meine kleine Barbarin,


    die Götter sind auf unserer Seite. Ich bin heute einem Legionär begegnet der einen Händler getroffen hat der ihm einen Brief mitgebeben. Weißt du wieviele Legionäre hier im Lager sind. 20000 und trotzdem hab ich ihn getroffen. Das muss Schicksal sein.


    Hier ist es nie still aber ich vermisse dich ebenso. Jedes mal wenn ich auf meiner Bettstatt liege und kurz bevor ich einschlafe denke ich an dich und versuche mir in Erinnerung zu rufen wie es sich anfühlt neben dir zu liegen. Aber auch tagsüber wenn wir marschieren denke ich sehr oft an dich. Immer noch schmerzt mich quasi jeder Schritt der mich weiter von dir wegbringt.
    Wir haben Italia erreicht und lagern jetzt an einem Ort der Verona heißt. Morgen früh brechen wir gen Osten auf um das feindliche Heer zu stellen. Wenn dich dieser Brief also erreicht ist die Schlacht wohl lange geschlagen aber ich bin mir sicher du denkst auch so an mich und wünscht mir Glück. Ich verspreche dir das ich auf mich achten werde. Ich möchte ja zu dir zurückkommen und mit dir und unseren Kindern noch viele Jahre verbringen und alt und bucklig mit dir werden.


    Es ist gut das du nicht nachgekommen bist. Natürlich hätte ich dich sehr gerne an meiner Seite oder wenigstens in der Nähe gehabt. Doch die Reise wäre lang und sehr gefährlich gewesen und wer weiß ob du jemals bis zu mir gekommen wirst. Hier sind auch viele unserer Sache feindlich gesinnt und selbst in den Alpen wurden wir von kleineren Trupps Feinden angegriffen.


    Wir werden die Schlacht gewinnen und dann die Sache hier schnell beenden. Ich werde mit den ersten Truppen wieder zurück nach Germania gehen wenn ich dazu in der Lage bin das verspreche ich dir.
    Und ebenso verspreche ich dir das ich in den ersten Wochen nach meiner Rückkehr meinen Dienst vernachlässigen werde. Ich möchte wieder mit dir Zeit im Haus verbringen. Am Fluss. In unserem Hof aber auch und vor allem in unserem Balneum.
    Ich liebe dich mein Herz





    Berengar



  • Der Hund ging Panphilos nicht von der Pelle. „ Ingrim ist gut. Such dir dein Futter gefälligst auf dem Hof und im Stall.“ Alwina scheuchte ihn nach hinten. „ Ein heißer Met kommt sofort. Du hast gewusst, dass ich heute Met stehen hab.“ sagte Alwina scherzhaft. Das alltägliche Getränk zum Aufwärmen war Starkbier aus gerösteter Gerste. Met gab es nur zu besonderen Anlässen. Selber hatte sie erst einmal angesetzt. Heute war ihr zweiter Versuch zum probieren dran. Gekostet hatte sie, er schmeckte. Sonst hätte sie ihn Panphilos gar nicht angeboten. „ Ein Brief?“ Alwina setzt sich an den Tisch und starrte auf den Brief. Ein Bärenbrief. Sorgsam wischte sie ihre Hände an einem Tuch ab. „ Ihm geht es gut oder?“ Sie drehte den Brief. „ Ihm geht es ganz bestimmt gut.“ Vorsichtig brach sie das Siegel. „20 000 Männer !!!“ sie zog die Augenbraue hoch, hatte keine Vorstellung wie viele das waren. „ Ist das viel Panphilos? das muss viel sein.“ gespannt las sie weiter. „ Er meint die Schlacht ist vorbei, wenn ich den Brief hier lese.“ So lange war der Brief unterwegs. War Berengar noch am Leben? „ Nach der Schlacht will er ganz schnell wieder her kommen.“ Er musste zurück kommen. Sie hatte den Göttern geopfert, er war am Leben, er musste am Leben sein. „ Oh Panphilos, er kommt bald nach Hause.“ Glücklich umarmte sie ihn und gab ihm ein Küsschen. Als Dankeschön für seine Mühe und die guten Nachrichten, schenkte Alwina ihm Met nach. „So lange du deinen Met trinkst, mache ich zwei Hühner kochfertig. Die nimmst du mit.“ mit einem Korb unterm Arm lief sie flink in den Hof. In der Küche rupfte sie die zwei ausgebluteten Hühner und zu aller letzt, wurden sie ausgenommen. Leber, Magen und Herz legte sie mit bei. Das Körbchen mit den Hühner stellte sie auf den Tisch. " Die sind für euch."zufrieden setzte sie sich an den Tisch.


    Sim-Off:

    zwei Hühner :)

  • http://img268.imageshack.us/img268/3798/panphilosk.jpg Panphilos grinste wissend ...


    und meinte: "Klar hab ich so ne Ahnung von Met gehabt, oder man sollte vielleicht besser sagen, eher eine Hoffnung". Und machte sich andachtsvoll über den Met her. "Schick den Ingrim wieder rein. Der will ja bloß gestreichelt werden."


    Er schaute ihr zu, wie sie den Brief las und dabei dies und das plapperte. "Ja, zwanzigtausend Mann sind ziemlich viel. Hat er was geschrieben, ob sie die Schlacht gewonnen haben?" Das Küsschen tat ihm wohl, der Met tat ihm wohl, dann gab es auch noch zwei Hinkelchen.


    "Danke für Alles, Alwina. Boduognatos wird sich liebevoll um die Hühnchen kümmern, vale".

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