....stand ich gut verborgen und in sicherer Entfernung zu der villa, in einem dunklen Winkel. Die Kapuze meines Umhangs hatte ich so tief ins Gesicht gezogen, dass ich gerade noch unter dem Rand hervor beobachten konnte wie die Prätorianer das Anwesen stürmten. "Verdammt", fluchte ich bei mir und malte mir aus, was im Inneren gerade vor sich gehen mochte. Naturgemäß sorgte ich mich um das Wohl meiner Herrin, aber mehr noch beschäftigte mich, dass meine geliebte Tilla womöglich dort drinnen war. In Esthers Laden hatte ich sie jedenfalls nicht angetroffen und auch in der villa Flavia nicht. Hier in der villa Aurelia musste sie also sein. Ach hätte ich doch gleich hier nach ihr gesucht, machte ich mir nun schwere Vorwürfe, dass ich nicht gleich bei meiner Rückkehr den Weg zuerst hierher. Aber alles fluchen half nichts. Ich musste warten und beobachten, mich in Geduld üben und beten, dass es ihr gut ging. Dabei hatte ich mich so darauf gefreut sie bei meiner Rückkehr in die Arme schließen zu können, sie endlich wieder ganz nah bei mir zu haben, den Duft ihres Haares und ihrer Haut genießen zu können und sie einfach fest zu halten …
Während ich gedankenverloren in meiner dunklen Ecke ausharrte, glitt meine rechte Hand unter den Stoff meines Umhangs, wo ich (neben einem Beutel mit Goldstücken) das Geschenk von ihr verwahrte. Ich befühlte versonnen die kleine Schnitzerei und zwang mich zur Ruhe. Im Augenblick konnte ich nichts weiter tun - weder für meine Herrin, noch für meine Liebste - außer zu versuchen, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei kam es mir sehr entgegen, dass ich mich völlig frei bewegen konnte da ich meinen Status als Sklave nach außen hin längst abgelegt hatte. Vielmehr trug ich schon seit Wochen das Gewand eines normalen römischen Bürgers und ich achtete penibel darauf "sauber und gepflegt" zu wirken, um mich deutlich von den Bettlern und sonstigen Gesinde zu unterscheiden. Mein Haar trug ich deshalb kurz gelockt und auch den Bart hatte ich komplett abgenommen. Ich fragte mich ob Tilla, beziehungsweise meine Herrin, mich überhaupt wiedererkennen würden. Zumindest auf den ersten Blick würde ich sicher nicht wieder zu erkennen sein, wobei ich ganz froh darüber war wenn niemand ahnte wer ich in Wirklichkeit war. Und selbst wenn, würde meine Herrin meine wahre Identität sicherlich nicht verraten, so lange ich ihr noch treu ergeben wäre. Denn wegen ihr war ich eigentlich nicht zurück gekommen, schließlich hatte ich mehr als einmal die Gelegenheit zur Flucht. Doch das hatte ich nie ernsthaft in Erwägung gezogen, nicht, so lange nicht meine geliebte Tilla an meiner Seite wäre …