Ocella war den ganzen Nachmittag durch das Haus gelaufen. Er hatte seine Akten schnell durchgearbeitet, und war dann früh nach Hause gegangen, um erste Vorbereitungen für seinen Wahlkampf zu treffen. Bis jetzt hatte er sich den Kopf zerbrochen, wer ihn als Wahlkampfleiter unterstützen sollte. Ihm lagen mehrere implizite und explizite Angebote vor, da einige Bekannte ihre Schlüsse gezogen hatten, warum der Helvetier endlich einen Hauptwohnsitz gewählt hat; mehr als ein freundliches, aber unverbindliches Lächeln hatte bislang niemand bekommen. Vor zwei Stunden hatte er dann mit dem Rat des Maiordomus Promacho die Entscheidung getroffen. Er schickte den Boten des Hauses, den jungen Griechen Philinos in den Süden der Stadt und ließ einen Händler in sein Haus laden, der zumindest auf dem Markt bekannt, wie ein bunter Hund war. Der Händler Marcus Lutatius Frugi. Sein Name sprach bereits Bände. Er war in der fünften Generation Geschäftsmann und Händler und man sagte ihm nach, dass er sogar in der Lage wäre, einem Mauretanier Sand zu verkaufen. Ocella kannte ihn schon lange und, was noch wichtiger war, vertraute ihm blind. Sie hatten regelmäßig Gefälligkeiten ausgetauscht und das meiste, was der Helvetier über den Markt und die ungeschriebenen Händlercodizes wusste, hatte er von dem Lutatier gelernt. Außerdem hatte er hervorragende Kontakte zu einflussreichen und vor allem zahlungskräftigen Persönlichkeiten in ganz Ostia. Als dann vor einigen Tag während eines Besuchs auf dem Markt von Frugi ein implizites Angebot zu Leitung des Wahlkampfes einging, war er eigentlich schon vorgemerkt.
Nun, nach dem Gespräch mit dem Iulier bezüglich der Kandidaturerklärung war es notwendig geworden, schnell ein Gruppe zusammenzustellen, um den Wahlkampf effizient vorzubereiten und durchzuführen. Wieder lief Ocella durch das Haus, sammelte, gemeinsam mit dem Maiordomus alle wichtigen Dokumente im Tablinum zusammen und brachten sie in Triclinum. Als es dann laut vernehmlich an der Haustür klopfte, setzte sich der Helvetier auf eine der Liegen, der Maiordomus setzte sich auf die zweite und die beiden harrten der Dinge. Der Ianitor war instruiert worden, was er zu tun hatte, wenn der Lutatier ankäme. So brachte er den gut genährten, aber muskulösen Händler ins Triclinum wo man bereits auf ihn wartete. Ocella erhob sich reichte dem Lutatier die Hand, die dieser fest drückte und schüttelte.
[Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/matteidnuqt.jpg]| Marcus Lutatius Frugi
Salve, Helvetius. Du hast nach mir rufen lassen. Der Lutatier grinste breit, konnte er sich ja denken, worum es sich handelte.
Ocella deutete auf die dritte Liege und ließ von einer Sklavin verdünnten Wein und kleinere Speisen ins Triclinum bringen. Dann legten sich alle auf die Liegen und der Helvetier begann zu sprechen. Du kannst dir sicher denken, weshalb ich dich gerufen habe. Als du mir vor einigen Tagen das Angebot zur Unterstützung gemacht hast, lag bereits nahe, dieses Angebot anzunehmen, Nun ist es soweit. Ich hoffe du bist weiterhin bereit dazu. Er trank einen Schluck Wein und nahm dann eine Weintraube von einem Tablett.
Frugi nahm einen tiefen Schluck und bediente sich ebenfalls an den Weintrauben. Er schaute den Helvetier lange an und nickte dann. Mein Angebot steht und ich werde dich gerne unterstützen. Es weiterhin um das Amt des Aedilis Mercatuum? Wieder schaute er ihn mit dem duchdringenden Blick an, der schon manchen Kunden zum Kaufen gebracht hatte.
So ist es. bestätigte Ocella dann und schaute nickend zum Maiordomus der sich Notizen machte.
In den folgenden Stunden unterhielten sie sich lange über mögliche Strategien, Unterstützer und Finanzierungsquellen. Frugi staunte nicht schlecht, als der Helvetier von der Unterstützung des Duumvir Iulius und der Möglichkeit zur Kandidaturerklärung sprach. Dieser Termin wurde als Fixtermin in die Planungen aufgenommen. Eine weitere Rede sollte auf dem Markt gehalte werden. Die Händler kennen dich und werden dir sicherlich einen freundlichen Empfang machen. Schließlich wissen sie auch, wer die Alternative ist. Der amtierende Aedil Herennius war nicht sonderlich beliebt unter den Händlern, die letzte Aedilswahl war allerdings eine Wahl zwischen Pest und Cholera, da die anderen Kandidaten entweder stadtbekannte Schuldner oder Säufer waren, die wohl mehr kaputtgemacht hätten, als der Herennier, der nicht viel tat und damit auch nicht viel kaputtmachen konnte.
Die Gespräche dauerten bis in die späte Nacht.