• "Hach, da sind sie ja endlich, wie wundervoll...wie überaus wundervoll!" erklang eine ebenso hohe wie durchdringende, weibliche Stimme, kaum dass Serrana in Begleitung ihrer Kinder und der Sklaven den ersten Fuß in den Eingangsbereich der Casa Sepullia gesetzt hatte. Endlich, wie selbst fand, denn auch wenn die Reise aus dem nahegelegenen Rom nicht wirklich lange gedauert hatte, war sie dennoch durchaus anstrengend gewesen, angesichts der sich permanent lautstark streitenden Zwillinge und des an einer offenbar schmerzhaften Kolik laborierenden Jüngsten, der in regelmäßigen Abständen ein für sein Alter recht beeindruckendes Geschrei hatte ertönen lassen.Neben der Hektik des Aufbruchs und der sonstigen Sorgen ein Grund mehr, warum Serrana bereits jetzt pochende Kopfschmerzen hatte und sich im Grunde nur noch nach einem ruhigen Zimmer und ein wenig Schlaf und Ungestörtheit sehnte, was in diesem Moment jedoch soweit von ihr weg zu sein schien wie der Mond. Eine Wolke aus teurem Parfümöl und ebenso teuren Stoffen, in der Serrana die Hausherrin zu erkennen glaubte, umflatterte die Neuankömmlinge wie eine aufgeregte Fledermaus, immer wieder diese ungemein hohen Töne ausstoßend, die jedes andere Nebengeräusch gnadenlos überdeckten, inklusive des tiefen Geröhres, das seinen Ausgang bei einem ungemein dicken Mann mittleren Alters zu nehmen schien. "Nun lass sie doch erstmal in Ruhe reinkommen, Cullinchen, Liebes, die arme Frau konnte doch noch gar nicht richtig durchschnaufen." sprach er tapfer und routiniert gegen die Dame neben sich an und lächelte Serrana aufmunternd zu."Herzlich Willkommen in meinem Haus, werte Iunia, meine Frau hier und ich fühlen uns sehr geehrt, die Gattin meines hoch geschätzten Patrons als Gast bei uns begrüßen zu dürfen."
    "Vielen Dank,Sepullius, das ist wirklich sehr großzügig von euch."kam nun auch Serrana endlich zu Wort und erwiderte noch ein wenig zaghaft das Lächeln ihrer Gastgeber. "Meine Kinder und ich werden euch immer zu Dank verpflichtet sein, weil ihr uns in diesen schweren Zeiten so selbstverständlich Obdach gewährt." ]"Aber das ist doch selbstverständlich, Iunia, selbstverständlich, wo kämen wir denn da hin......" schrillte erneut die Stimme der Herrin des Hauses empor, und Serrana begann sich bereits nach dem zwar einschüchternden aber dennoch vertrauten Kasernenbellton ihrer Großmutter zurückzusehnen. "Wir werden bestimmt eine wundervolle Zeit mitereinander haben, ganz sicher, ganz wunderbar....und diese entzückenden Kinder, nein, was sind die reizend, findest du nicht auch, Volusius?" Hippia Culleola tätschelte vergnügt Serranas Arm und kniff dann den darauf sitzenden kleinen Manius in die Wange, was ein ohrenbetäubendes Geschrei zu Folge hatte, Hippia aber in keinster Weise abzuschrecken schien. "Hach, was für ein lebendiger kleiner Kerl, ganz genau wie unsere drei, nicht war, Volusius?" "Gewiss, gewiss, Cullinchen, aber uns gegenseitig vertraut machen können wir immer noch später, meinst du nicht. Ich denke, unsere Gäste möchten jetzt erstmal ihre Unterkunft beziehen und sich etwas frisch machen, danach sehen wir dann weiter."
    "Ja, vielen Dank, das wäre sehr nett." schaffte es Serrana nun tatsächlich auch einmal, einen kleinen und unverkennbar erschöpften Einwurf zu platzieren, der einen weiteren dröhnenden Brüller des Gastgebers zu Folge hatte. "Pancratius! Komm her und bring unsere Gäste auf ihre Zimmer. Dann lässt du das Gepäck abladen und reinbringen und zeigst den Sklaven, wo sie bei uns unterkommen können. Ist das Balneum vorbereitet? Und die Cena? Ich hoffe, alles ist so, wie wir abgesprochen hatten!" "Aber gewiss, Herr."
    "Wundervoll."

  • Sedulus hatte sich aus Rom mehr oder weniger hinausgestohlen. Dank seiner Kontakte zu einigen seinen ehemaligen Kameraden bei den CU und ein wenig Schmiergeld, konnte er ohne größere Probleme die Stadt verlassen und war so schnell er konnte zu seiner Familie nach Ostia geeilt.
    Am Hause seines Klienten angekommen, band er sein Pferd fest und ging zur Türe hin und klopfte in voller Erwartung auf das Wiedersehen mit seinen Lieben an.

  • Wie sollte man bei diesem Krach eigentlich seine Arbeit vernünftig machen? Eigentlich gar nicht, zumindest nach Meinung von Glaukos, dem Ianitor im Hause des ehrenwwerten Kaufmanns Sepullius Turbo. Ehrenwert, ha, Geld wie Heu, ja, das hatte dieser Kerl, aber dafür ging es in der Casa zu wie in einem Käfig voller Affen.
    Nicht, dass es normalerweise nicht schon schlimm genug war, mit dem poltrigen Turbo, der schrillen Hausherrin Hippia Culleola und deren komplett unerzogenen Brut. Nein, jetzt hatte man auch noch die Sippschaft von Turbos Patron zu sitzen, und vor allem die Zwillinge fügten sich ganz wundervoll in das allgemeine Chaos ein, während der kleinere Junge von Zeit zu Zeit derart schrie, dass man Angst um die gläsernen Teile des Hausstandes haben musste. Glaukos war nicht mehr der Jüngste, doch in letzter Zeit dachte er doch immer häufiger über die Reize eines Arbeitsplatzwechsels nach. Wie diese neue Arbeit denn genau aussehen sollte, war ihm weniger wichtig, er sehnte sich in erster Linie nur nach einer Sache. Nach Ruhe.


    Und so kam es, dass Glaukos an diesem Tag die Porta erst mit einer gewissen Verspätung öffnete, weil er das Klopfen wegen der sonstigen Hintergrundsgeräusche kaum gehört hatte und sich, schlecht gelaunt wie er war, den Besucher nicht gut genug anschaute, um in ihm den Patron seines Herrn zu erkennen.


    "Willkommen in der Casa Sepullia, dominus. Womit kann ich behilflich sein?"

  • Sedulus sah den alten Ianitor an und meinte lässig so gut es ging.


    Ich bin Senator Germanicus Sedulus und ich möchte meine Frau Iunia Serrana samt unsere Kinder besuchen welche hier für eine Weile zu besuch sind.


    Sein Klient hatte sich ganz schön gemausert, stellte Sedulus fest und wartete auf die Reaktion des alten Kauzes vor sich.

  • Oha, das war jetzt peinlich...Glaukos war schon lange genug als Ianitor tätig, um sich einiges auf sein gutes Gedächtnis einzubilden, und musste nun einiges an Konzentration und Schauspielerei aufwenden, um sich Überraschung und Erschrecken nicht allzu sehr anmerken zu lassen.


    "Senator Germanicus, natürlich, tritt doch bitte ein." Er öffnete eilfertig die Porta, ließ den Gast hinein und führte ihn zum Atrium, wo gerade ein Sklave die Scherben einer großen korinthischen Vase zusammen fegte, offenbar der Tribut, den die heutige Verfolgungsjagd der vereinten Kinderschar bislang gefordert hatte.
    Glaukus bot dem Senator einen Sitzplatz an, scheuchte den fegenden Sklaven los, um etwas zu trinken zu holen und eilte dann selbst zu den Räumlichkeiten der Iunia, um die Gattin des Senators über dessen Ankunft zu informieren.


    "Quintus, es stimmt ja wirklich, wie schön, dass du hergekommen bist." tönte kurz darauf Serranas Stimme durch das Atrium, dann hatte diese den Raum bereits mit wenigen schnellen Schritten durcheilt und ihren Mann umarmt. "Warum hast du dich nicht vorher angemeldet, dann hätte Hippia sicher etwas zu deinem Empfang organisiert. Sie liebt solche Sachen nämlich, musst du wissen."

  • Sedulus trat ein und folgte dem Ianitor ins Innere des Hauses. Im Atrium sah es aus, als hätte gerade eine Schlacht stattgefunden aber Sedulus dachte sich nicht weiter dabei und setzte sich auf einen der Stühle. Es dauerte nicht lange als ein weiterer Sklave ihm etwas zu Trinken brachte. Dankbar nahm Sedulus das Getränk entgegen.
    Kurz darauf stand auch schon seine Frau vor ihm. Er erhob sich mit einem Lächelen und trat auf Serrana zu.


    Sicher stimmt es. Warum sollten denn die Bediensteten dich anlügen?


    Er nahm sie in die Arme und küßte sie.


    Es mußte alles sehr schnell gehen, darum blieb mir keine Zeit mich groß anzukündigen. Du weißt ja...
    Doch sag mir, wie geht es dir und den Kindern? Ich hoffe doch euch fehlt hier an nichts.

  • Serrana hatte die Nähe ihres Mannes lange missen müssen und genoss den kurzen Moment der Zweisamkeit, den man sich auch im Atrium des Gastgebers gönnen wenn auch nicht allzu sehr ausdehnen konnte. Nach einer Weile löste sie sich mit leichtem Bedauern wieder aus der Umarmung, hielt jedoch Sedulus' Hand fest, während sie auf seine Fragen antwortete.


    "Uns geht es wirklich gut, Quintus, du musst dir keine Sorgen machen. Dein Klient und seine Frau geben sich wirklich alle erdenkliche Mühe, es uns hier so angenehm wie möglich zu machen, es fehlt uns wirklich an nichts. Naja..." Serrana warf einen prüfenden Blick über ihre Schulter und lächelte dann ein wenig schief".....manchmal würde ich mir wünschen, dass es hier ein wenig weniger.......lebendig....zuginge, aber die Kinder scheint es nicht zu stören, im Gegenteil, sie lieben es. Aber sag: wie ist es euch in Rom ergangen? Dir und Onkel Avarus und Großmutter? Man erfährt hier so wenig und immer nur mit geraumer Verspätung, das macht mich ganz schön nervös...."

  • Sedulus lächelte als er hörte, dass es seiner Familie gut ginge.


    Das freut mich wirklich zu hören Serrana. Ja ich sehe es. Doch wenn ich mir hier dieses Chaos ansehe, werde ich ihm wohl bald unter die Arme greifen dürfen. Und wie macht sich unser Jüngster? Das kann ich mir gut vorstellen.


    Der Germanicer schaute sich ein wenig um.


    Hmm. Es gab eigentlich soweit keine Probleme, bis auf das ich meine Arbeit los bin. Aber gut. Was Onkel Avarus vor hat, weiß ich nicht genau. Ich nehme an er wird vorerst die Stellung halten. Und Laevina ging es so weit recht gut. Ich habe ihr natürlich nicht gesagt das ich mich aus dem Staub mache. Ich werde wohl auch nicht lange bleiben. Ich hatte vor mich den Freinden des Salinators anzuschließen wenn sich denn die Möglichkeit bietet.


    Was sein letzte Aussage anging, so würde Serrana wohl nicht wirklich erfreut darüber sein.

  • "Ich glaub, an Geld scheint es deinem Klienten nicht wirklich zu mangeln. Wenn hier im Haus eine Vase umfällt, dann steht am nächsten Morgen schon eine neue da. Und glaub mir, ich hab selten in so kurzer Zeit so viele Vasen gesehen, das hier wäre das reinste Paradies für Großmutter...." Serrana, die dem Blick ihres Mannes gefolgt war, lächelte und zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Weißt du, ich hab versucht, zumindest unsere Kinder davon abzuhalten, hier allzu viel Lärm zu machen und derart mit dem Mobiliar umzugehen, aber sie schauen es sich immer wieder von Sepullius' eigenen Sprösslingen ab, und den stört das alles nicht. Er sagt, das sei ein Zeichen von Lebenskraft, und kauft einfach eine neue Statue oder Vase. Er ist wirklich sehr großzügig, Quintus, und hat sogar einen Lehrer für die Zwillinge angeheuert. Und der kleine Manius ist mittlerweile auch sehr schnell auf den Beinen, du wirst dich wundern, wenn du ihn siehst. Komm, wir gehen rüber in meine Räumlichkeiten, da ist es ein bisschen ruhiger als hier..." Ohne Sedulus' Hand loszulassen, verließ Serrana mit diesem gemeinsam das Atrium und führte ihn in die durchaus großzügig bemessenen Zimmer, in denen die drei Germanici-Kinder und sie seit ihrer Ankunft aus Rom wohnten. Erst als sie den halben Weg bereits hinter sich gebracht hatte, war der Sinn von Sedulus' letzten Worten wirklich zu ihr durchgedrungen, und wachsende Unruhe und Nervosität schnürten ihr zunehmend den Magen ab, als sie schließlich angekommen waren und die Tür hinter sich geschlossen hatten.


    "Was meinst du damit, du bist deine Arbeit los? Was ist denn passiert, Quintus? Und dich den Feinden Salinators anschließen? Soll das heißen, du willst in den Krieg ziehen? Nun sag schon, Quintus, bitte...."

  • Scheinbar scheinen seine Geschäfte gut zu laufen, dass freut mich für ihn. Es ist immer schön zu sehen, wenn es meinen Klienten gut geht. Sogar in einer Zeiten wie diese.


    Als Serrana Laevina und die Vasen erwähnte, lächelte Sedulus.


    Ja, da magst du wohl recht haben.


    Dann kamen sie in das Zimmer, in dem seine Familie untergeracht war.


    Hoffentlich machen sie nicht die komplette Einrichtung zu nichte. Das könnte am Ende dann doch recht teuer werden.


    Sedulus sah sich kurz in dem Zimmer um.


    Ihr habt es ja recht "schön" hier. Wenn man das eigentlich so sagen kann.
    Wie ich sehe hast du alles hier so weit im Griff, das freut mich mein Schatz.


    Er lächelte knapp.


    Tja, Salinator hat Onkel Avarus und mich unserer Posten enthoben. Er meinte wir seien nicht loyal im gegenüber bei einer Senatsabstimmung gewesen. So ist das im Moment. Ich hoffe nur, dass der Spuk bald ein Ende hat. Und ja, ich habe mir überlegt mich den Rebellen anzuschließen.


    Ein Mann muß eben das tun was er tun muß.

  • Serranas Blick folgte dem von Sedulus über die Möbel, Vasen und Statuen im Zimmer und nickte unverkennbar zerknirscht. "Ja, ich denke auch, dass wir Sepullius all die zerstörten Dinge unbedingt ersetzen müssen, auch wenn seine eigenen Kinder einen Großteil zu dem Chaos beigetragen haben. Trotzdem sind wir, die Kinder und ich, immer noch Gäste hier und sollten seinen Geldbeutel nicht über Gebühr strapazieren, wo er schon so großzügig ist und uns hier seit Monaten beherbergt und bewirtet. Und wo wir gerade dabei sind...." Serrana stellte sich vor ihren Mann und griff nach seinen Händen, während sie ihn eindringlich ansah. "Wir sind schon so lange hier in Ostia, und ich möchte endlich heim. Ja, Sepullius und seine Frau sind sehr gastfreundlich und großzügig zu uns, aber es ist nicht unser Haus, und ich fühle mich immer ein wenig unwohl. Quintus, du fehlst mir, Rom fehlt mir, und ich möchte endlich wieder in meinen Tempel und meiner Göttin dienen. Selbst Großmutter fehlt mir ein bisschen, und das will ja schon was heißen....Quintus...." Die ewig lange Warterei und Ausharrerei war zermürbend gewesen, und Serrana hatte sie, zum Wohl der Familie und vor allem der Kinder Willen nach außen hin klaglos ausgehalten, doch jetzt brach sich der lang angestaute Frust endlich Bahn und mischte sich dann nach einer Weile mit einer gehörigen Portion Schrecken, Sorge und Ärger. "Ich möchte zurück nach Rom, Quintus, und Salinator ist mir dabei furchtbar egal. Wenn das, was man in den Straßen so hört, dann hat der zur Zeit ganz andere Sorgen, warum sollte er sich also ausgerechnet mit unserer Familie aufhalten? Und was soll das heißen: du willst dich den Rebellen anschließen? Das kann doch nicht dein Ernst sein, Quintus. Reicht es nicht, dass dieser fette Widerling dir und deinem Onkel eure langjährigen Ämter weggenommen hat? Willst du dich jetzt auch noch erschlagen lassen? Das lass ich nicht zu, hörst du? Das lass ich nicht zu...."
    Götter, nach all der Zeit der erzwungenen Untätigkeit tat es regelrecht gut, sich richtig in etwas reinsteigern zu können, auch wenn es, wie in diesem Fall, aus Angst und Wut war.

  • Sedulus nickte.


    Ja ich weiß. Mir wäre es auch lieber wenn wir alle zusammen in unserem Haus in Rom sein könnten. Aber was soll ich machen? Salinator könnte am Ende noch auf die Idee kommen euch als Faustpfand für meine Treue zu ihm zu nutzen oder gar Schlimmeres. Du weißt wie er sein kann. Sagen wir einfach aus Rache. Er ist ein kranker Mann... Eine andere Alternative wäre noch unser Haus in Mogontiacum. Aber dort möchtest du ja nicht hin wenn ich mich recht entsinne. Auf alle Fälle ist Rom noch zu gefährlich. Und sollten die Rebellen doch auf Rom vorstoßen, wer weiß was dort in den Straßen so alles geschehen wird. Ich finde ihr seid hier noch am sichersten. Und meinen braven Klienten werde ich für eure Aufnahme auch dementsprechend entlohnen.


    Sedulus nickte erneut, denn im Grunde hatte seine Frau ja recht. Aber irgendwie hatte Sedulus auf einen solchen Moment jahrelang gewartet um wieder ein Gladius in der Hand halten zu können. Und dies war eine Gelegenheit um für eine gerechte Sache zu kämpfen.


    Sicher reicht es. Und eben darum muß Salinator bestraft werden. Wenn es einen wirklichen Grund gegeben hätte verstehst du, aber so... Und ich werde mich gewiss nicht erschlagen lassen, darauf gebe ich dir mein Wort.


    Sedulus lächelte knapp und wechselte das Thema.


    Wo sind eigentlich unsere Kinder? Ich würde sie gerne sehen wollen.


    Vielleicht würde es ja das letzte mal sein. Ging es Sedi durch den Kopf.

  • "Es ist mir vollkommen egal, was Salinator macht, ich will hier einfach nicht mehr bleiben, ich will zurück nach Rom." entgegnete Serrana und schob angriffslustig die Unterlippe vor, während sie Sedulus mit einer Mischung aus Besorgnis und Ärger anfunkelte."Und du hast ganz Recht, nach Mogontiacum will ich auch nicht, ganz sicher nicht, sogar. Es würde Wochen dauern, bis wir dort wären, und wer weiß, vielleicht sieht die Lage dann schon wieder ganz anders aus. Und jetzt wo ich weiß, dass du in deinem Alter jetzt auf einmal noch Soldat spielen willst, werde ich dich ganz sicher nicht aus den Augen lassen, Quintus, das lass dir gesagt sein!" Gerade hatte sie tief Luft geholt und wollte zu einer weiteren Tirade ansetzen, als sich plötzlich Fußgetrappel näherte, das an eine Rinderherde erinnerte und ein Knäuel Kinder durch die Tür stürzte.
    "Papa"! schrien die beiden größeren nahezu gleichzeitig und dann schlangen ein Junge und ein Mädchen gleichzeitig ihre Arme auf Bauchhöhe um den Senator, während der zweite Junge, ein wenig unbeholfen auf rundlichen Kleinkindsbeinen hinterhertappste und mit großen Augen vor seinen Eltern und Geschwistern stehen blieb.

  • Sedulus versuchte seine Frau mit einer Handbewegung zu beschwichtigen.


    Ganz ruhig Liebes! Irgenwann kommt der Zeitpunkt, da wirst du auch wieder in Rom sein.
    Ich weiß gar nicht was du gegen Mogontiacum hast? Das ist ein lauschiges Örtchen. Da gibt keinen Stress keine Ursopatoren oder ähnliches. Außerdem warst du doch noch gar nicht in Mogontiacum und kannst dir darüber überhaupt keine Meinung bilden.


    War Sedulus ein klein wenig sauer geworden.


    Was heißt spielen?! Ich würde nur meine Pflicht tun wie es jeder ehrbare Römer tun würde und du solltest eigentlich stolz darauf sein.


    Doch bevor das Gespräch ausartete kamen zum Glück die Kleinen ins Zimmer geschossen.
    Sedulus breitete seine Arme aus und ging in die Knie um sie alle in die Arme nehmen zu können.


    Und euch geht es gut? Ich hoffe ihr habt eure Mutter nicht zu sehr geärgert und habt Sepullus`Haus kein Schlechtfeld gemacht.


    Lächelte Sedulus seine Kinder an und wo Sedulus wieder beim Thema war, "Schlachtfeld".

  • "Irgendwann, irgendwann.....was heißt denn irgendwann? Ich will hier nicht mehr sitzen und warten, Quintus." Serrana hatte sich inzwischen in Rage geredet und stampfte mit dem Fuß auf, obwohl ihr ein kleines Stimmchen in ihrem Kopf zuflüsterte, dass das nun nicht gerade das optimale Vorbild für ihre ohnehin nicht übermäßig gut erzogene Kinderschar war. "Ich werde irre hier, Quintus, wirklich! Sepullius und seine Frau meinen es wirklich gut mit mir, sie verwöhnen mich von vorn bis hinten und nehmen mir alles ab. Aber genau das halte ich nicht mehr aus, ich möchte endlich wieder was zu tun haben!" Serrana machte einen Schritt auf Sedulus zu und ergriff seinen Arm. "Und was heißt schon stolz...."Sie musterte ihn eindringlich, und neben dem unverkennbaren Ärger blitzte auch ordentliches Maß an Sorge in ihrem Blick auf. "Ich muss nicht stolzer auf dich sein, als ich es schon bin, Quintus. Was bringt mir und meinen Kindern ein erschlagener Held, wir brauchen einen Mann und Vater, verdammt....Hast du vergessen, wieviele Männer in unseren beiden Familien bereits für die "Ehre" gefallen sind? Ach, Quintus, ich verstehe dich ja, aber bitte denke auch an uns und du nichts unüberlegtes, ja?" Im Grunde hätte sie noch stundenlang so weiterreden können, doch als ihr Mann die Kinder in die Arme schloss, biss Serrana sich auf die Lippe und verkniff sich mit einiger Mühe den Rest, um diesen besonderen Moment nicht kaputt zu machen.


    "Uns geht's gut, wir können hier machen, was wir wollen, und das ist toll!" gab Victorius mit der Kinder eigenen Offenheit und einem breiten Grinsen zum besten. "Man kann hier ganz tolle Rennen veranstalten, und ich hab den Sohn von Sepullius schon dreimal besiegt, obwohl er zwei Jahre älter ist als ich. Zuhause in Rom würde das gar nicht gehen, weil da immer Urgroßmutter aufpasst. Soll ich dir mal zeigen, wie schnell ich bin, Papa?"

  • So lange wird der Krieg nicht mehr dauern hoffe ich.


    Zu dieser Zeit wußte Sedulus noch nicht wie recht er hatte. Ihm selbst würde es noch nicht einmal mehr vergönnt sein, zur Truppe zu stoßen.


    Hmm, andere Frauen wären froh, wenn es so gut gehen würde wie dir.


    Zog er nun Serrana ein klein wenig auf. Er kannte ja seine Frau.


    Dann hilf ihr doch beim Haushalt oder geh mit ihr einkaufen, was weiß ich...
    Dabei zuckte er mit den Schultern. Er konnte es jetzt nicht ändern. Was den anderen Punkt anging, so hatte sie allerdings recht. Die Familie brauchte den Mann im Hause und bei drei Kindern nutzte es nichts wenn der Vater im Krieg fallen würde.


    Gut, du hast recht! Ich werde es mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen.


    Dann zog Sedulus erst einmal eine Augenbraue bei den Worten des Ältesten hoch.


    Ihr sollt mir aber nicht Sepullius Haus auseinander nehmen. Hört ihr!


    Sedulus war zwar stolz auf Victorius aber hatte keine lust darauf, Sepullius ein neues Heim errichten zu müssen.
    Er fuhr seinem Größten über den Kopf als dieser ihm zeigen wollte wie er schnell er ist.


    Na, ich glaube das lassen wir mal. Ein ander mal vielleicht.
    Und was ist mir dir Vina?


    Er blickte seine jüngere Tochter fragend an. Und wo überhaupt war den Sabrina abgeblieben?


    Wo steckt eigentlich Sabrina? Ich hoffe sie heckt keine Streiche aus.

  • „Das hoffe ich allerdings auch. Und wenn du so viele Frauen kennst, die gern mit mir tauschen würden, dann schick sie doch her. Mal sehen, was die sagen, wenn sie Tag und Nacht und dann wieder am Morgen von dieser Frau beschallt werden. Ich will kein Gast mehr sein, dem man alles hinterher trägt, Quintus! Ich will wieder für mich selbst und meine Kinder verantwortlich sein, und das geht hier nicht, verdammt….“ Serrana hätte wohl noch eine ganze Weile so weiter gewütet, doch das plötzliche Zugeständnis ihres Mannes ließ sie dann doch innehalten und eine deutlich versöhnlichere Miene aufsetzen, während Sedulus sich mit den Kindern unterhielt.


    „Victorius hat schon vier, nein fünf Vasen kaputt gemacht, und von einer Statue fehlt jetzt die Nase.“ Vina nutzte den Moment väterlicher Aufmerksamkeit, um einige Missetaten ihres häufig so anstrengenden Zwillingsbruders an die Eltern zu bringen, bevor sie über ihre eigenen Aktivitäten nachdachte und dann erneut ansetzte: „Ich hab nichts umgeworfen, naja, einen Krug mit Duftöl, aber der war ganz klein, und der stand da ganz doof auf dem Schminktisch. Und Hippia hat auch nicht geschimpft, sie hat mir erlaubt, dass ich mir ihre Sachen anschauen darf, ganz ehrlich, Papa…..“


    „Ich hab Hippia ihr Öl bereits ersetzt, es hat ein kleines Vermögen gekostet, wie fast alles, was diese Frau um sich herum ansammelt:“ warf Serrana ein, die die Ausführungen ihrer Kinder mit einem Seufzen verfolgt hatte, hielt dann jedoch erst überrascht und dann irritiert inne.


    „Sabina? Wieso Sabina? Sabina hat doch Calvena und Rufus begleitet, weil ihr der Trubel hier in der Casa zuviel geworden ist, und Calvena konnte ein bisschen Hilfe gut gebrauchen. Valerian wollte seine Familie aus der Stadt auf ein Landgut seiner Familie schaffen, und Sabina und ich haben dir deshalb eine Nachricht nach Rom geschickt. Ist die etwa nicht angekommen?“

  • Ist ja schon gut...


    Wiegelte Sedulus ab. Doch als er dann die Worte seiner vernahm stutze er dann doch und er blickte vorwurfsvoll zu seinem Sohn. Dieser zog schließlich seinen Kopf zwischen seine Schultern und meinte nur zu seiner Schwester.


    Du olle Petze! Und das zahl ich dir heim!


    Dabei streckte er Vina die Zunge heraus.


    Na ihr Beiden! Nun ist aber gut! Natürlich werde ich den Schaden ersetzen müssen.


    Seufze Sedulus und blickte wieder zu Serrana.


    Hmm, kann sein, dass der Brief irgendwo unter meinem Papierkram gerutscht ist und mir dabei durch die Lappen. Aber wenn dem so ist, dann bin ich ja beruhigt.


    Dann überlegte Sedulus kurz.


    Also gut, packt eure Sachen, wenn ihr dann so weit seit, geht es wieder zurück nach Rom. Ich werde einstweilen die Schäden die hier verursacht wurden regulieren. Wahrscheinlich wird es mich ein kleines Vermögen kosten!

  • Es ging wieder nach Rom? Nun also doch? Weit davon entfernt, noch einmal nachzuhaken und Sedulus damit eventuell wieder auf falsche Gedanken zu bringen, gab Serrana ihm schnell einen Kuss auf die Wange, und scheuchte dann ihre Kinderschar aus dem Atrium in Richtung der von Familie bewohnten Räumlichkeiten. "Ihr habt euren Vater gehört. Fangt an, eure Sachen zusammen zu suchen, die liegen hier überall in der ganzen Casa verstreut. Und gewöhnt euch mal wieder an ein halbwegs vernünftiges Benehmen, ab heute abend wird nämlich Großmutter Laevina wieder ein Auge auf euch haben. Und ihr wisst, wie sehr die an ihren Vasen hängt...."

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