Am Strand außerhalb der Stadt

  • Wellen rauschten an den Strand. Möwen kreischten und stießen immer wieder vom grauen Himmel hinunter in die Wellen, allerdings tauchten sie nur recht selten mit einem Fisch im Schnabel wieder auf. Atticus sah ihnen zu, auch wenn er sie eigentlich gar nicht wirklich sah. Er wollte nur allein sein und seine Ruhe haben, vor allen Dingen heute. Er hatte keine Lust zu dem, was seine Amme da geplant hatte. Er war wütend. Er fühlte sich einsam und wollte sich auch einsam fühlen.
    Seit fast einer Woche war seine Mutter jetzt weg, und er hatte noch immer keine Antwort auf die Frage, wohin sie gegangen war. Oder warum sie gegangen war. Allerdings war er darüber nicht mehr so traurig, wie er es anfangs gewesen war. Vor zwei Tagen schon hatte er endgültig aufgehört, deshalb heulen zu wollen (oder es auch zu tun, wenn keiner da war, der es sehen konnte). Nein, inzwischen war er einfach nur noch wütend. Wütend auf seine Mutter, dass sie ihn einfach zurückgelassen hatte und nichts gesagt hatte. Wütend auf seinen Vater, dass dieser in Rom war und nicht hier, um es seiner Frau zu verbieten und für seine Söhne da zu sein. Wütend auf die blöden Truppen vor Rom, die die ganze Situation ausgelöst hatten und verhinderten, dass er zu seinem Vater gehen konnte und ihm sagen konnte, wie wütend er war. Wütend darauf, noch nicht erwachsen zu sein und tun und lassen zu können, was er wollte. Wütend auf die Leute in Ostia, die ihn mit ihrer Angst und ihren Spekulationen nervten. Und wütend auf seine Amme, die ihm am Morgen eröffnet hatte, sie sollten zu den Gräbern seiner Ahnen gehen – und zwar den Pompeiern UND den Iuniern – und sofern die Rebellen nicht so verschlagen waren, während der Parentalia die außerhalb der Stadt gelegenen Gräberanlagen zu bewachen, um Angehörige entsprechender Familien abzufangen und einzusperren, dann an beiden Gräbern auch zu opfern.
    Eines war sicher, Atticus hatte gerade absolut keine Lust dazu, zu opfern. Erst recht nicht den Ahnen der beiden Personen, die ihn hier so ganz allein zurückgelassen hatten, und dann noch irgendwas von Dankbarkeit zu sagen und wie stolz er war, zu diesen Familien zu gehören.
    Ganz. Sicher. Nicht.


    Und so saß er am Strand und hoffte, dass ihn hier niemand so schnell finden würde. Er hatte keine Lust darauf, ewig zu reisen, nur um an muffigen Gräbern etwas zu essen. Nicht so, wie die Situation war. Er wollte lieber hier sitzen und sich darüber klar sein, wie wütend er auf diesen ganzen Bockmist doch eigentlich war.

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