Octavena und Gaius schlenderten über das Forum. Sie hatten alle Besorgungen des Tages erledigt und waren nun auf dem Weg in die Casa Petronia. Gaius trug den Korb mit den Einkäufen und war froh darüber das er mit Octavena so eine nette Herrin gefunden hatte.
Gespräch mit dem Diener
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Octavena war schweigsam auf dem Rückweg nach Hause. Sie ließ sich einiges durch den Kopf gehen. Genauer gesagt neben dem üblichen Klatsch und Tratsch, den sie nun frisch erfahren und in sich aufgesogen hatte, und den Dingen, die sie heute noch würde tun müssen und welche Aufgaben davon sie auf ihren Diener würde abwälzen können auch das Gespräch, das sie zuletzt mit Duccius Marsus geführt hatte. Und wieder fragte sie sich, ob ihr Onkel eigentlich bei dem Germanen Heiratstechnisch vorgefühlt hatte. So abwegig wäre der Gedanke schließlich nicht und im Grunde lief Marsus mit einem Schild um den Hals durch die Stadt, auf dem groß und leserlich "unverheiratet und eine gute Partie" stand.
Ein leichter Lüftchen streifte sie und unwillkürlich hob Octavena den Kopf und erinnerte sich wieder daran, dass sie ja einen Begleiter dabei hatte. Sie lächelte. "Und? Gefällt dir deine Arbeit bisher?", fragte sie, einfach um das Gespräch zu beginnen, anschweigen mussten sie ja einander auch wieder nicht. Außerdem hatte sie sich ja auch vorgenommen, Athicus besser kennen zu lernen. -
Gaius spazierte fröhlich neben Octavena her als diese ihn plötzlich ansprach. Ob er ihm seine neue Arbeit gefiehl? Ja, sehr sogar. Schlieslisch war Octavena eine nette Herrin und die Arbeit war leicht. Auch sonst waren alle im haushalt bisher nett zu ihm gewesen. Gaius lächelte und sagte:
"Ja! Sehr! Vielen Dank das du mich eingestellt hast. Ich hätte sonst auch nichtmehr gewusst was ich noch machen soll."
Gaius war sehr offen, aber er hatte das Gefühl das er das mit Octavena sein konnte. Hoffentlich irrte er sich nicht und sie würde ihn irgendwann wieder wegschicken.
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"Schön", gab Octavena munter zurück und zuckte mit den Achseln. Dann war das wohl gut so. Sie mochte Athicus, da kam es ihr nur Recht, dass ihm seine Arbeit wohl gefiel. Und seine Hilfe war tatsächlich praktisch.
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Octavena schien zufrieden zu sein und Gaius wunderte sich was er noch sagen sollte. Er überlegte kurz und sagte dann:
"Was für Aufgaben soll ich eigentlich in Zukunft übernehmen? Ich kann ja wohl nicht nur dazu da sein dich zum Markt zu begleiten. Wenn du mal heiratest hast du ja bestimmt viele Sklaven. Bitte schick mich dann nicht wieder weg."
Gaius hatte geahnt das das Gespräch mit Marsus eine mögliche Verbindung andeuten könnte. Er wollte in so einem Fall nicht gleich wieder entsorgt werden.
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Fragend hob Octavena eine Braue.
"Wer sagt, dass ich dich wegschicken werde, wenn ich mal heirate? Mal ganz davon abgesehen, dass zu dem Thema bisher ja auch noch nichts zur Debatte steht", gab sie gelassen zurück, auch wenn sie sich durchaus wunderte, woher nun so plötzlich Athicus' Angst kam, dass seine Anstellung bei ihr nur von kurzer Dauer war. Auf der anderen Seite hatte er ja auch nichts ganz unrecht. Eine Heirat würde einen neuen Haushalt und andere Rahmenbedingungen bedeuten. "Du machst weiter die Aufgaben, die du sowieso schon übernimmst. Alles andere klären wir, wenn es so weit ist." -
Octavena schien seine Sorgen zerstreuen zu wollen, aber Gaius war trotzdem nicht vollkommen überzeugt. Vorsichtig antwortete er:
"Nun im Haushalt erzählt man sich das Marsus eine sehr gute Partie ist und als ich heute gesehen habe wie gut ihr euch verstanden habt dachte ich das vieleicht bald eine Veränderung ansteht. Er sah jedenfalls so aus als wenn er sich darüber gefreut hat dich getroffen zu haben.
Nun habe ich mir halt gedacht das wenn du heiratest dein Mann vieleicht Probleme damit hat das du einen eigenen Diener mitbringst und ich dann schnell gegen eine Leibsklavin ausgetauscht werde."
Er schaute ernsthaft besorgt drein. Octavena konnte der Zukunft ja gelassen entgegensehen, schlieslisch war sie gut versorgt, aber er wäre arm dran würde sie ihn wieder entlassen.
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Octavena runzelte die Stirn und schüttelte verständnislos den Kopf. Warum glaubte er ihr nicht? Sie hatte bereits durchgesetzt, dass er von ihrem Onkel bezahlt wurde, da würde sie es wohl auch hinbekommen, dass er bei ihr blieb, wenn sie heiraten würde.
"Ach was! Warum sollte es Probleme geben, wenn ich meinen Leibdiener mitbringe?", gab sie zurück und machte eine weg werfende Handbewegung. -
Octavena schien nicht zu begreifen warum Gaius so besorgt war. Er musste wohl versuchen es zu erleutern ohne sie dabei zu verärgern. Das könnte etwas kompliziert werden.
"Na man hört ja einige Gerüchte wegen Leibdienern und ihren Herrinen und so und ich möchte ja nicht sagen das man dir sowas zutrauen würde, aber man weis ja nie bei Ehemännern was die sich dann so denken...."
Gaius war rot angelaufen und sah nun sehr verlegen drein. Er wollte sie ja nicht verärgern, aber der Ruf einer römischen Dame konnte sehr leicht beschädigt werden.
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Nun fiel es Octavena wie Schuppen von den Augen, worauf ihr Diener da hinaus wollte.
Wobei sich diese Frage und das Gerede der Leute eigentlich selbst im Keim ersticken mussten. Sie fasste sich an die Stirn und endlich wurde ihr so einiges klar.
Sie hatte die ein oder andere Frau in Tarraco gekannt, die ebenso einen Leibdiener oder einen Leibsklaven gehabt hatte, hatte natürlich genauso das dumme Getratsche mitbekommen, aber gleichzeitig war Octavena selbst nie auf den Gedanken gekommen, diese Frauen deshalb irgendwie schräg anzusehen, nachdem ihre Mutter ihr erklärt hatte, dass diese Diener Eunuchen waren, damit sie ihre Stellungen auch auf eine längere Sicht behalten konnten ohne den Ruf ihrer Herrinnen zu ruinieren.
Sie war diesen Gedanken so gewöhnt gewesen, dass sie davon ausgegangen war, dass es sich bei Athicus auch nicht anders verhalten würde. Besonders da er ihr ja gesagt hatte, dass er einen Posten bei einer jungen Frau in Rom in Aussicht gehabt hatte.
Überrascht blieb sie stehen. "Moment... Du bist nicht... kastriert?", fragte sie noch einmal nach, um sich ganz sicher zu sein, "Du hast doch gesagt, du hättest bereits in Rom eine Stellung bei einer jungen Dame so gut wie gehabt, oder?" -
Athicus fühlte sich plötzlich ganz schlecht. Anscheinend hätte er sich bei ihrem ersten Zusammentreffen klarer ausdrücken sollen. Aber er hatte nicht zu sehr ins Detail gehen wollen um seine Chane nicht zu verderben. Da Octavena ihn nie gefragt hatte ob er ein Eunuch war, hatte er gedacht es wäre ihr nicht so wichtig. Gepresst brachte er heraus:
"Nein, ich bin nicht kastriert. Ich habe die Stelle ja damals nicht bekommen und...."
Er schluchtzte etwas und sagte dann:
"Ich wollte dir nichts vormachen. Ist es sehr schlimm das ich kein Eunuch bin?"
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Octavena hätte am liebsten genervt gestöhnt, als Athicus kurz schluchzte. Wenn der ihr jetzt noch auf offener Straße anfing zu heulen, würde sie wirklich zu viel bekommen.
Kurz lag ihr eine etwas harsche Bemerkung auf der Zunge, aber sie zwang sich dann doch, sie herunter zu schlucken. Das half jetzt auch nicht weiter mal ganz davon abgesehen, dass die Welt von sowas auch nicht unterging.
Sie seufzte. "Wenn du vorhast auf lange Sicht bei mir zu bleiben, ja. Ich habe keine Lust auf unnötiges Gerede oder den Nährboden für böse Gerüchte." -
Athicus beherrschte sich. Es war zwar schwierig, aber ohne loszuheulen brachte er hervor:
"Und wenn ich mich kastrieren lasse? Darf ich dann bei dir bleiben?"
Er mochte Octavena inzwischen sehr und in seiner Position war es nur logisch das er ein Eunuch wurde um besser als Leibdiener einer Dame geeignet zu sein. Das änderte natülich nichts daran das ihm die Beine schlotterten und sich sein Hodensack krampfhaft zusammenzog.
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Octavena zuckte mit den Achseln und nickte dann. "Natürlich. Bisher hast du deine Arbeit gut gemacht. Warum also dann nicht?"
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Athicus nickte langsam. Es würde ihm wohl nichts übrig bleiben als sich entmannen zu lassen.
"Dann bin ich bereit meine Männlichkeit zu opfern. Da ist nurnoch etwas. Ich habe nicht genug Geld einen Medicus dafür zu bezahlen das er mich kastriert. Wärst du bereit für meine Entmannung zu bezahlen?"
Er hoffte das das kein Problem war. Er wollte nicht für das Geld für seine Kastration betteln. Die Situation war ja schon so unangenehm genug.
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Octavena fluchte innerlich. Das war das nächste Problem, das sich hier stellte. Denn es war klar, dass, wenn sie nun einfach einwilligte, ihren Onkel wiederum ihrerseits um das Geld dafür bitten musste, was ihr gleich doppelt unangenehm war. Zum einen hatte sie ihn gerade erst mit der Einstellung eines Dieners finanziell überrascht und wollte das eigentlich nicht schon wieder tun und zum anderen weil sie sich über sich selbst ärgerte, dass sie diese Frage nicht schon bevor sie Athicus eingestellt hatte gestellt hatte.
Sie verzog ein wenig das Gesicht. "Ich weiß nicht, wie viel so etwas kostet, aber eigentlich ist das deine Angelegenheit. Hätte ich das gewusst, hätte ich dich auch nicht so ohne Weiteres eingestellt." -
Athicus sah jetzt noch unglücklicher drein. Wie sollte er den aus der Situation rauskommen. Verzweiflt antwortete er:
"Aber ich hab doch leider gar kein Geld. Ausserdem muss ich doch schon meine Manneskraft opfern ud werde nie Kinder zeugen können. Ist das nichts wert? Vieleicht ist die Kastration ja garnicht so teuer. Können wir das nicht herausfinden?"
Nun war er wirklich kurz davor zu heulen.
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Nun hatte Athicus es tatsächlich geschafft, Octavenas Geduldsfaden fast zum Reißen zu bringen. Der sollte sich nicht so anstellen! Diese Suppe hatte er sich schließlich selbst eingebrockt! Nun musste er sie auch wieder auslöffen oder zumindest eine Entscheidung treffen! Das Gejaule half da auch nichts.
"Das sind alles deine Probleme", gab sie nun doch etwas bissiger als beabsichtigt zurück, "So angenehm es auch ist, jemanden zu haben, der mir hilft, ich kann auch ohne einen Diener leben." Zur Verdeutlichung strafte sie ihren Diener mit einem bösen Blick ehe sie tief Luft holte und sich selbst zur Ruhe zwang.
"Krieg raus, wie viel das kostet und dann können wir noch einmal sehen. Außerdem wird es wohl auch noch reichen, wenn du dich erst in ein paar Monaten kastrieren lässt. Dann kannst du das Geld selbst bis dahin auftreiben."
Oder anders formuliert: Sich erarbeiten. Octavena jedenfalls sah neben ihrem Unwillen, ihren Onkel um Geld bitten zu müssen, auch noch nicht ein, dass sie sein Versäumnis ausbügeln sollte. Das wäre ja noch schöner! -
Athicus nickte. Da war bei Octavena wohl nichts mehr zu erreichen, wenigstens im Moment. Er würde sparen und hoffentlich fand er einen Arzt der nicht zu viel für die Kastration verlangte. Leise sgate er:
"Ja, Herrin. Ich werde sparen und mich erkundigen und hoffentlich lässt sich die Sache bald erledigen."
Hauptsache sie warf ihn jetzt nicht raus wegen dem Problem. Vieleicht hätte er ihr von Anfang an reinen Wein einschenken sollen, aber hätte sie ihn dann überhaupt eingestellt?
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Octavena nickte zufrieden, da er nun doch einsichtig geworden war. "Gut." Damit war das Thema fürs erste für sie passé und sie setzte sich wieder in Bewegung. "Dann lass uns nach Hause gehen."
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