• Direkt von Rom kommend noch in meinem Kettenhemd, preschte ich mitten auf den Marktplatz von Ostia, wo ich alle Mühe hatte den sich wie wild aufbäumenden Gaul zum Stehen zu bringen und brüllte mit wallender Stimme:


    "Bürger Ostias hört her!" "Die Legionen des Senators Palma unter dem Kommando des Legaten Gaius Flaminius Cilo sind heute kampflos in Rom eingerückt!!!"

  • Ocella war ebenfalls mit seinen zwei Liktoren auf dem Markt, als der junge Mann auf dem Pferd den Fall Roms kundtat. Er selbst wusste bereits davon, musste jetzt aber schauen, wie die Bürger darauf reagierten. Eine offene Rebellion wäre fatal für die Civitas ebenso ein Aufruhr in der Stadt. Daher beobachtete er aufmerksam, wie die Bürger diese Nachricht aufnahmen.


    Allerdings ärgerte ihn, dass es immer noch keine Nachricht aus dem Süden gab. Ansonsten hätte man darauf aufbauend Gegenreden halten können. Solange aber unsicher war, was da unten vor sich ging, hielt man sich besser zurück.


    Auch interessierte den Helvetier, wie die Centurie der Classis auf diese Nachricht reagierte. Und er hoffte inständig, dass es nicht zu irgendwelchen Kurzschlusshandlungen käme.

  • Ich dachte eher daran wie ich mich aus der Verantwortung stehlen konnte. Immerhin Bildhauer des Kaisers Vescularius, dazu noch ein Mitglied der Gens Iulia...im Moment schlechte Aussichten für eine weitere künstlerische oder politische Karriere. Marcus Iulius Dives mein Cousin, war dummerweise nach Rom geeilt und eventuell dort verhaftet worden, zumindest war die Villa verweist, einige der Sklaven hatten das Chaos schon zur Flucht genutzt. Ich und mein Sklave stiegen erstmal vom Pferd und gönnten uns an einer der Brunnen eine Erfrischung. Wir beide trugen noch die Rüstung der römischen Stadtkohorten, allerdings waren wir unserer Gladien und Dolche ledig. In der Nähe bemerkte ich einen der städtischen Aedilen mit seinen beiden Liktoren. Sein Name und Aussehen war mir geläufig, auch wenn ich ihn noch nie persönlich gesprochen hatte. "Salve Titus Helvetius Ocella." "Die Legionen des Palma befinden sich in Rom." Ich war fix und alle, nahm meinen Bronzehelm und kübelte mir damit das Wasser über den Schädel. "Wir sind Miles der Stadtkohorte von Rom, sagen wir mal so was nach der Kapitulation noch davon übrig geblieben ist." "Unseren Kommandanten Iulius Proximus hat man verhaftet und die Palmaraner durchkämmen nun sehr warscheinlich das Gebiet des Palatin auf der Suche nach dem ehemaligen Kaiser." "Mit der Herrschaft von Salinator ist es jedenfalls am Ende."

  • Nun kam der junge Soldat auch noch auf ihn zugeritten und sprach ihn an. Die Liktoren waren zuerst angespannt, beruhigten sich aber, als sie merkten, dass der Mann es nicht auf den Aedil abgesehen hatte. Als dieser dann auch noch auf den Mann zuging folgten sie rasch und mit dem üblichen Ausruf Macht Platz für den Aedil!!


    Als Ocella dann bei dem jungen Mann angekommen war, grüßte er zurück. Salve, Miles. Er musterte den Mann und seinen Begleiter nun näher und erkannte die Rüstung der Stadtkohorten Roms. Du hast also nähere Informationen über die Vorgänge in und um Rom. Darf ich deinen Namen erfahren? eröffnete er ein Gespräch, während die Liktoren dafür sorgten, dass die Leute nicht länger als nötig dem Gespräch lauschten, sondern wieder ihren Geschäfte auf dem Markt nachkamen.

  • "Gaius Herr, mein Name ist Gaius...die...die haben uns mit fünf hochgerüsteten Legionen umzingelt!" "Die I. die II. die VI. die VIII. und die XXI. Legion!" "Dagegen hatten wir keine Chance!" "Die Reste der Prätorianergarde, seine Skythen sowie die unerfahrenen Einheiten der Cohortes Urbanae, das war alles was Salinator dagegen noch aufbieten konnte!"


    Mit diesen Worten setzte ich mich erstmal auf den marmornen Rand des Brunnens, wärend mein Sklave noch Wasser schöpfte.


    "Es kam zu einem Kampf zwischen den Skythen und den Stadtkohorten." "Die Skythen wurden bis auf ein paar Mann niedergemetzelt, danach hat unser Kommandant Proximus die Stadt an den kommandierenden Legaten Cilo übergeben."


    Ich hatte mich ja erst im allerletzten Moment zu den Stadtkohorten verpflichtet und daher wusste ich, das sich die Truppen der Classis unter den Oberbefehl von Dragonum wieder heim nach Misenum eingeschifft hatten.


    "Ich befürchte ein Teil des Heerhaufens von Palma folgt mir auf dem Fuße hierher nach Ostia." "Möglicherweise befürchten sie noch die Legion der Classis hier in der Stadt."


    Jetzt musste der Aedil entscheiden was nun zu tun war, Ostia war praktisch wehrlos, nur wussten das auch die Kommandanten von Palmas Armee?

  • Eine ganze Legion war hier in Ostia ja nicht stationiert, sondern nur eine Centurie von 80 Mann, die einer größeren Streitmacht, wohl kaum standhalten könnten. Daher wirkte Ocella auch deutlich besorgt, dass die Palmaner wohl auch bald gegen Ostia marschieren würden. Verstehe, Gaius. sagte der Aedil und schaute den jungen Mann und seinen Begleiter ernst an. Dann löste er den Blick von ihm und fixierte einen unbestimmten Punkt im Himmel, bevor er sich dem Soldaten dann wieder zuwandte. Zu deiner eigenen Sicherheit solltest du folgendes machen: Du gehst jetzt nach Hause und kleidest dich wieder zivil. So machst du einerseits keinen weiteren Aufruhr in der Bevölkerung und machst auch nicht die Centurie der Classis auf dich aufmerksam, die derzeit hier stationiert ist. Ocella machte eine kurze Pause. Hier waren zuviele Leute, die zu viel hörten und davon wahrscheinlich noch den größten Teil so umdichteteten, dass sie eine Massenpanik hier in der Stadt hervorrufen könnten.


    Danach kommst du bitte umgehend in die Curia und erzählst uns alles, was du uns mitteilen kannst. In der Curia können wir uns nämlich in Ruhe unterhalten. führte der Aedil aus. Er hoffte, dass der Soldat darauf eingehen und auf ihn hören würde. Wenn es stimmte, was der Soldat sagte, könnte es hier in einigen Tagen zu einer Katastrophe kommen, die noch würde verhindert werden können, wenn man hier besonnen handelte.

  • Ob ich darauf eingehen würde, offengestanden stand mir eher der Sinn nach Flucht als nach einem Gespräch in der Curia. Ich gab mir alle Mühe das Pferd zu beruhigen, noch während ich mit dem Aedilen sprach. "Gut, ich und mein Sklave reiten nach Hause und kleiden uns in Zivil." "Aber falls hier noch Salinatortreue Truppenverbände sein sollten, täten sie gut daran das weite zu suchen." "Ich werde sehen ob ich heute Abend in die Curia kommen kann, Vale bene Aedil!" Ich hatte gar nicht die Absicht in der Curia zu erscheinen, alles was ich wollte war irgend ein Schiff nach Sizilien oder Griechenland.

  • Vale bene, Gaius. rief der Aedil im noch nach und setzte sich dann selbst auf den Rand des Brunnens. Wahrscheinlich würde er jetzt sofort das Weite suchen, nachdem er seine Rüstung los wäre. Die Informationslage war zwar etwas besser, aber insgesamt immer noch mies. Es gab immer noch keine verlässlichen Nachrichten über die Duumvirn und vor allem über die Schlacht im Süden. Und nun würden vermutlich auch noch bald Soldaten vor Ostia stehen. Grade vor Ostia, das sich bislang immer aus den Wirren herausgehalten hatte und sich gemäß seinen Grundsätzen "Durch Handel zu Wohlstand" vor allem auf seine Händler gestützt hatte.


    Ocella schüttelte den Kopf, erhob sich und bedeutete seinen Liktoren, dass es wieder los gehen sollte. Richtung Curia: Der Praefectus war auf dem Laufenden zu halten.

  • Unsere beiden Kettenhemden und Gürtel verramschten wir in unmittelbarer Nähe des Marktes an einen zwielichtigen Gebrauchtwarenhändler und beschafften uns stattdessen neue Tuniken und Mäntel. Was war nun zu tun? Die Villa Iulia sowie die Bildhauerwerkstatt gab ich gezwungenermaßen ihrem Schicksal preis, was mich beides besonders schmerzte. Sollte ich nun doch zur Curie gehen, oder mischte ich mich unter das anonyme Hafenvolk?
    Zurück in die Anonymität wäre für mich das denkbar beste und so begab ich mich in Richtung Hafen um ein Boot oder Schiff zu finden, welches mich und meinen Sklaven von Ostia forttrug. Wohin? Sizilien oder Griechenland wären akzeptable Optionen. Letzten Endes entschied ich mich für Süditalien und das großartige Tarentum. Dort konnte man unerkannt als Schiffsbauer oder Bildhauer arbeiten.

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