Das Anwesen der Witwe Tibulla lag in einer ruhigen Seitenstraße Mantuas. Es bestand aus einem großen Wohn- und einem angeschlossenen Lagerhaus, sowie einem großen Innenhof, auf den man durch ein großes, und zumeist verschlossenes Tor gelangte.
Sextilia Tibulla war eine kleine, magere, alte Dame, die wohl noch mehr Winter gesehen hatte als Quarto. Sie stammte ursprünglich aus Asculum und war vor vielen Jahren nach Mantua gekommen um einen wohlhabenden Tuchhändler zu ehelichen. Damals, so erzählte sie Quarto, regierte noch der Imperator Caesar Vespasianus Augustus und sie vergaß nicht zu erwähnen, dass sie der Meinung war, keiner seiner Nachfolger hätte ihm auch nur annähernd das Wasser reichen können. Das ärgerte Quarto.
Der Tuchhändler war seit mehr als zwanzig Jahren tot, hatte keine Kinder oder andere Verwandte hinterlassen und so hatte die Witwe über lange Zeit von seinem vererbten Vermögen zehren können. Aber obwohl sie sparsam und mit kleinem, nein, für die Größe des Hauses sogar sehr kleinem Hausstand lebte, hatte sie es geschafft, fast alles auszugeben.
Diese Notlage kam Quarto gerade recht. Denn so stimmte sie nach einigem hin und her schließlich zu, ihn und sein Gefolge in ihrem Haus aufzunehmen. Den Ausschlag gab ein Aureus, den Quarto hoch hielt und der gülden funkelnd das Gesicht der alten Dame zum leuchten brachte. Da nahm sie auch den ungewohnten Trubel hin, den so viele Leute in ihrem Haus verursachten.
Quarto war froh, eine Zuflucht gefunden zu haben, auch wenn sie ihm nicht den Komfort bot, den er von zuhause gewohnt war.
Nach seiner Flucht aus Rom war er erschöpft, fühlte sich krank und müde, war bedrückt und wortkarg.
Nein, 'froh' war dann vielleicht doch der falsche Ausdruck. Er nahm es hin, jetzt hier zu sein.