Nach und nach füllte sich das Theatron, als die Ekklesia der Stadt Alexandria zusammentrat. Jeder stimmberechtigte Bürger durfte hier erscheinen und später seine Stimme abgeben, und so waren nach nicht langer Zeit die besten Plätze auch schon vergeben. Natürlich hielt man für die Ehrenbürger, die hohe Ämter in der Stadt innegehabt hatten, die vorderen Reihen frei, aber dahinter gab es schon bald ein dichtes Drängen und Quetschen, lautes Stimmengewirr und die ein oder andere deftige Beleidigung, wenn wieder jemand einem Nachbarn auf den Chiton getreten war.
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“Ruhe bitte. Bitte... setzt euch und seid ruhig“ versuchte der Eponminatographos wieder Ordnung in das Chaos zu bringen, aber wie jedes Mal blieb er ungehört, bis einer der Nubier mit einem lauten ““Der Eponminatographos fordert RUHE!“ über die viele Stimmen hinwegbrüllte und sich nach und nach alle setzten.
“Danke“ begann also der alte Eponminatographos damit die Ekklesia. “Wir haben heute einige Punkte wieder zu besprechen und zu beschließen, wovon der Erste...“
“WAHLEN!“
“Ja, auch Wahlen, aber geduldet euch erst noch. Also, wir werden nach den Sitten und Gebräuchen unserer Vorväter auch Wahlen abhalten, die alten Amtsinhaber aus ihren Ämtern entlassen und die neuen begrüßen, auf dass sie dann beim Eparchos der Römer unser Bündnis mit dem heiligen Basileos erneuern.
Aber zunächst gibt es noch Neuigkeiten zu verkünden! Offenbar war unser geliebter Basileos bislang siegreich und ist in Italia gelandet. Es ist also nur mehr eine frage der Zeit, bis die Blockade um unsere geliebte Stadt aufgehoben werden wird und der Handel wieder zu seiner alten Größe erblühen kann. Daher bitte ich euch, bei eurer Entscheidung nicht zu voreilig zu sein und eure von den Göttern gegebene Vernunft zu benutzen. Seid geduldig, meine Mitbürger, und vor allen Dingen besonnen.“
Das aufkeimende Gemurmel ließ nicht unbedingt darauf schließen, dass die Bürger der Stadt besonnen sein würden. Man hatte genug vom Krieg und der Belagerung. Viele Stimmen waren laut geworden, dass man doch einfach einen eigenen Frieden schließen solle mit den Belagerern, so dass der Handel wieder vonstatten gehen konnte und die Märkte sich neu füllten. Und es gab auch mehr und mehr Stimmen, die sich ganz vom Römischen Reich lossagen wollte und den Handel damit im Osten weiter aufnehmen wollte, mit dem großen Partherreich, und später auch mit den Römern, aber als wieder eigenständige Nation. Und je länger dieser Krieg und der damit verbundene Unmut andauerte, umso größer wurde diese Partei in der Bevölkerung.
Bevor also jene Gruppen ihre Stimmen jetzt erheben konnten, fuhr der Eponminatographos auch schon fort. “Desweiteren ist der hochverehrte Sosimos von Korinth gestorben. Seine Beisetzung wird feierlich mit allen Ehrungen dieser Stadt in vier Tagen stattfinden. Er hat keine Familie, die er hinterlässt, Kondolenz ist an das Museion zu richten, das er stets als seine Familie gesehen hat. Wir betrauern alle den Verlust eines so großen Mannes und haben daher noch als letzte Amtshandlung beschlossen, an seiner Beerdigung ein großes Opfer zu bringen an die Götter der Unterwelt, sofern die Ekklesia dem zustimmt.“
Hierfür die Zustimmung zu erhalten war nicht weiter schwierig. Sosimos hatte lange Jahre der Stadt tadellos gedient, war beliebt gewesen und nicht zuletzt war sein Alter so hoch, dass es schon fast ein wunder war und wirklich jeder Bürger den alten Philosophen kannte.
Nachdem die Frage der Beerdigung dann geklärt war, folgte auch danach die Abstimmung über neue Magistrate, zu der der Eponminatographos dann aufrief. “Wer sich berufen fühlt, ein Amt auszuüben, der möge sich jetzt hierfür vorstellen und zur Wahl stellen!“