Zuerst war es nur ein Flimmern am Rand des Horizonts. Eine Spiegelung auf dem Wasser, vielleicht auch verursacht von der sommerlichen Hitze auf dem ruhigen Meer. Erst nach einiger Zeit formte sich daraus zunächst ein Segel, dann ein Rum, dann daneben noch ein zweites Segel. Schließlich konnte man deutlich erkennen, dass es drei Schiffe waren, ein größeres, begleitet von zwei kleineren, die sich langsam der Küste von Ägypten näherten.
Die Schiffe der Classis, die zur Sicherung des Hafens zurückgelassen worden waren, fuhren ihnen entgegen. Hin und wieder wehte der Wind einen Befehl von ihnen zum Hafen, wo vereinzelt Leute stehen blieben, um sich das Spektakel anzusehen.
Als die Schiffe sich einander näherten, blinkte etwas auf den ankommenden schiffen auf. Offensichtlich wurden Signale gegeben, die ankommenden Schiffe verlangsamten ihre Fahrt und stoppten schließlich ganz, warteten auf die Schiffe der Classis. Man näherte sich vorsichtig, rief ein wenig hin und her. Es dauerte eine ganze Weile, und mittlerweile lockte das bizarre Schauspiel am Hafen mehr Schaulustige an. Noch stand kein Schiff in Flammen und es wurde auch nicht aufeinander mit geschossen gefeuert, auch sahen die Schiffe nicht so aus, als würden sie demnächst einen Rammangriff starten. Sie lagen nur ruhig eine ganze Weile da, während sich wohl die Trierarchi der einzelnen Teilnehmer unterhielten.
Nach einigen Stunden erst wendeten zunächst die Schiffe der Classis, dann reihten sich die Neuankömmlinge dahinter ein und im Konvoi fuhr man langsam in den Hafen von Alexandria ein, in dem seit Monaten kein neues Schiff mehr angelegt hatte. Jetzt war natürlich die Aufregung groß und tausenderlei Gerüchte machten die Runde. Die Blockade war vorbei, weil der Krieg gewonnen war. Nein, er war verloren worden! Achwas, hieß es an dritter Stelle, das waren die Parther, die die Römer während ihres dummen Krieges überrascht hatten und nun die Welt beherrschten. Für andere war das eindeutig ein Schiff eines Gottes, sah man am goldig schimmernden Rumpf. Achwas, das waren nur festgefressene Muscheln und kein Gold, das da draußen war ein wagemutiger Händler, der die Blockade durchbrochen hatte!
Die Schiffe legten an, Planken wurden ausgelegt. Die neugierige Menge drängte sich am Hafen und sah ganz neugierig dann auf den Mann, der von dem großen neuangekommenen Schiff stieg. Es war ein etwas untersetzterer Rhomäer, der ein wenig grünlich und blass im Gesicht aussah. Dennoch holte er tief Luft, um die erwartungsvollen Gesichter da vor sich nicht weiter auf die Folter zu spannen. “Der Krieg ist vorbei! Imperator Appius Cornelius Palma Augustus ist Kaiser des Römischen Reiches, und ich habe Nachrichten für den Statthalter zu überbringen! Lasst mich durch!“
Das letzte ging in allgemeinem freudengeschrei wohl etwas unter, und der arme Bote kam mit seinen Briefen auch erst einmal nicht weiter als bis zum Ende der Planke, wo die ersten Leute ihn im Überschwang umarmen wollten. Was den untersetzten Römer gleich dazu veranlasste, erstmal wieder aufs Schiff zu flüchten, um nicht allzu viel dieser freudigen Herzlichkeit abzubekommen.