Er hatte gehofft, sie würde ihm mit ihrer Antwort eine Art Leitfaden bieten, nach dem er sich richten konnte. Er hatte gehofft, sie wäre sich sicherer als er, weil sie auf ihn immer so wirkte, als wüsste sie genau, was sie wollte. Doch sie schob jede Verantwortung zu ihm hinüber, er sollte entscheiden, und dabei wusste Avianus nicht einmal darüber Bescheid, was er sich für sich selbst wünschte. Und doch war es irgendwie offensichtlich, was er fühlte. Hatte er es nicht vielleicht schon sehr viel eher gespürt? Hätte er für jede andere junge Frau ihres Standes ebenso viel riskiert? Aber da klammerte sich noch immer diese Frage in seine Gedanken. Wohin sollte sie das alles bringen. Die Kluft zwischen dem, was er wollte, und dem, was sein Umfeld von ihm erwartete, war praktisch nicht zu überwinden. Vielleicht konnte er einfach damit aufhören, es zu wollen, es vergessen, wenn er es nur wirklich versuchte. Auf lange Sicht würde es nämlich niemandem von ihnen gut tun. Andererseits war er versucht, einfach zu genießen, was für diesen Moment möglich war. Aber egal, was zwischen ihnen sein würde, irgendwann musste er ihr zwangsläufig das Herz brechen. Es gab keinen Weg, der das verhindern konnte, und wenn es ihn gab, dann sah der Iunier ihn nicht.
"Wieso sollte ich dich fortschicken?", fragte er nur und lachte bitter vor sich hin. "Glaubst du etwa, mir liegt so wenig an dir, dass ich dich einfach vergessen könnte? Ich habe versprochen, für dich dazu sein, solange du das auch willst. Daran wird sich nie etwas ändern." Sein Blick wurde wieder sanfter, beim Anblick ihres Lächelns. "Es geht nicht darum was ich will. Nicht nur. Es geht auch darum, was alle anderen von mir wollen", fasste er seine Gedanken bekümmert für sie zusammen.
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Horti Lolliani - Da trifft es sich ganz ungeniert
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Avianus hatte nun ein Thema angeschnitten, mit dem sie sich einfach noch nicht ausgiebig beschäftigt hatte. Beroe hatte andere Sorgen gehabt. Das tägliche Überleben auf der Straße und natürlich die Furcht vor Silanus hatten ihre Gedanken geprägt. Und wenn sie sich tatsächlich einmal gefragt hatte, was mit Avianus und ihr war und was eines Tages sein könnte, hatte sie diesen Gedanken nicht weiter verfolgt. Denn sie lebte nur im Jetzt. Es gab für sie nur gut und böse, schwarz oder weiß. Das Böse war eindeutig Silanus. Sie wusste nur, eine Zukunft mit Avianus wäre wie das sanfte goldene Licht am Morgen, das sie fast immer erlebte, wenn sie hierherkam und das sie so sehr liebte.
Aber was Avianus nun ansprach, war diese Kluft, die ihnen von anderen auferlegt worden war und die schier unüberwindbar schien. Natürlich, sie war nichts weiter als eine geflohene Sklavin und eine Lupa noch dazu. Und er? Garantiert niemand, der sich mit ihr, länger als nötig, abgeben sollte.
„Was die anderen wollen? Wenn es darum ginge, was die anderen wollen, dann wärest du sicher nicht hier,“ antwortete sie und in ihrer Stimme mischte sich nun etwas Verzeiflung mit ein. „Ich kann nicht ändern, was ich bin. Nun ja, ich kann aufhören, als Lupa zu arbeiten. Ehrlich gesagt, täte ich nichts lieber. Aber ich weiß, dass ich dir alles geben würde, was ich habe. Und bei den Göttern, äußerlich gesehen, ist das leider nicht besonders viel. Aber das, was in mir ist, ist so groß, dass du bereits darin einen Platz zum Wohnen gefunden hast. Ich würde selbst meine Freiheit aufgeben, nur um ab und zu bei dir sein zu können.“ Ja, selbst die Freiheit, die ihr immer so wichtig gewesen war und weswegen sie ja eigentlich nach Rom gekommen war, wollte sie für ihn wieder aufgeben.
„Mir ist klar, dass niemals mehr zwischen uns sein kann, wie das, was wir jetzt haben. Ich weiß, dass ich nicht die geeignete Frau an deiner Seite bin. Aber glaube mir, insgeheim gibt es genug Männer, die ihr Glück abseits von Ehe und Familie suchen. Und sie fühlen sich richtig gut dabei!“ Sie sprach da aus Erfahrung. Der alte Aurius hatte sich ganz ungeniert seine Gespielinnen neben seiner Frau gehalten. -
Sie sagte so viel, dass es ihn erst einmal sprachlos werden ließ. Avianus musste ihre Worte erst für ein paar, sich nahezu ewig anfühlende Sekunden sacken lassen.
"Ich habe nie irgendetwas von dir verlangt, für das, was ich für dich getan habe. Es hat mir immer gereicht zu wissen, dass du dasselbe tun würdest", meinte er ruhig. "Aber ich bin Teil der Garde, Teil einer angesehenen Gens. Ich habe früher immer getan, was von mir erwartet wurde. Und dann hast du mich dazu gebracht anders zu handeln, obwohl du es nie von mir verlangt hast. Und ich habe immer nach den Gründen dafür gesucht, warum ich es trotzdem getan habe." Je mehr er sie kennenlernte desto weniger kannte er sich selbst. Sie hatte ihn verändert, wenn es nach ihm ging allerdings nicht zum Schlechteren. Er war glücklich gewesen, jedes Mal wenn er Zeit mit ihr verbringen konnte. Etwas, das ihm so gut tat, konnte einfach nicht schlecht sein. Er musste einfach nur lernen, das Später auch ausblenden zu können, wenn es nötig war. Er machte sich zu viele Gedanken, über alles. Nicht so wie sie. Und wenn es nur für kurze Zeit war, selbst wenn es nur für diese Nacht oder diesen einen Abend war, würde er es versuchen. Für seine Sibel.
Nun stellte er endgültig den Würzwein beiseite. Er beugte sich zu ihr hinüber, legte eine Hand in ihren Nacken und küsste sie sanft. Er gab ihr nicht die Möglichkeit, den Kuss zu erwidern. Er löste sich nur einen Moment später wieder von ihr, so weit, dass er ihr in die Augen sehen konnte, suchend, als hoffte er eine Antwort auf all die Fragen zu bekommen, die sich seit gerade eben eigentlich sowieso nicht mehr stellten.
"Ich glaube, dass du mir eigentlich schon sehr viel länger mehr bedeutest, als du dir vorstellen kannst, Sibel."
Erneut küsste er sie, dieses mal leidentschaftlicher und fordernder. -
Ja, dass hatte sie gewusst, oder zumindest hatte sie es geahnt, dass er so dachte. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, weshalb sich ihre Gefühle so in diese Richtung entwickelt hatten. Nicht nur weil er für sie eine Stütze war, als sie ihn am dringendsten gebraucht hatte. Wenn er nicht gewesen wäre, dann wäre sie vielleicht schon längst tot, oder was noch schlimmer gewesen wäre, sie wäre so, wie Silanus geworden.
„Weißt du, wenn man als Sklave leben muss, dann stellt sich für dich nicht die Frage, was Morgen oder nächste Woche oder nächstes Jahr ist. Weil du selbst keinen Einfluss darauf, was mit dir geschieht. und genauso war es mit Silanus. Ich nehme den Tag, so wie er kommt und versuche das Beste daraus zu machen. Auch wenn dein Leben unerträglich ist... Und weißt du was? Du bist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist. Wenn du nicht gewesen wärst…“ dann wäre ich wahrscheinlich schon längst tot! Doch diesen Satz sprach sie nicht aus, denn eigentlich wollte sie doch heute Abend nicht solchen negativen Gedanken nachgehen. Eigentlich hatte sie doch vorgehabt, mit ihm zu feiern. Allerdings Gespräch zum Anlass nehmen, um sie für immer zu verlassen.
Dann geschah jedoch etwas, womit sie in dieser Situation niemals gerechnet hätte. Avianus beugte sich zu ihr hin und küsste sie. Einfach so. Sie war so perplex, sie konnte diesen Kuss gar nicht erwidern. Zu schnell hatt er sich wieder von ihr zurückgezogen. War das der Abschiedskuss? Ihre fragenden Augen sahen zu ihm hinüber. Nein, es war kein Kuss zum Abschied. Es war der Kuss eines Neubeginns. Ein Kuss mit dem er ihr seine wahren Gefühle offenbarte. Und damit sie sich auch sicher sein konnte, küsste er sie noch einmal. Diesmal viel länger und intensiver. Sibel umarmte ihr und erwiderte seinen Kuss. Sanft gruben sich ihre Finger in sein Haar. „Du bist alles für mich. Ich brauche dich, wie die Luft zum atmen!“, hauchte sie ihm in sein Ohr. -
Sein Herz pochte ihm bis zum Hals als sie seinen Kuss erwiderte. Hätte er in diesem Augenblick eine Möglichkeit gefunden zu sprechen, hätte er sein Glück dennoch nicht ausdrücken können. Es wischte sämtliche andere Gedanken mit einem Mal aus seinem Bewusstsein, die nicht von existenzieller Bedeutung für das waren, was sich gerade zwischen ihm und Sibel abspielte.
Er schloss die Augen und war nur noch bei ihr. Alles andere wurde nebensächlich, der wunderschöne Ort inmitten der Gärten, an welchem sie sich befanden, genauso wie der der Wein der gemächlich im Boden versickerte, als er den Becher umstieß. Er bemerkte es nicht einmal.
Ihre Lippen lösten sich von seinen und er hörte ihre Stimme dicht an seinem Ohr, kaum mehr als ein wispern. "Ich werde alles für dich sein", flüsterte er zurück. "Alles was du willst."
Er dankte den Göttern dafür, dass sie ihr genügend Stärke geschenkt hatten, alles durchzustehen, was ihr das Leben an Leid zugespielt hatte, nur damit sie jetzt bei ihm sein konnte. Und doch, trotz allem, wirkte auf ihn so zart und zerbrechlich, so verletzbar, wie sie ihm gegenüber schon mehrmals Tränen hatte fließen lassen. Und jede seiner Berührungen spiegelte dieses Gefühl wider.
Er sog ihren Geruch in sich hinein als wünschte er, ihn für immer festhalten zu können, und es war ihm dabei vollkommen egal, wie viele Männer vor ihm ihren Duft bereits voller Lust in sich aufgenommen haben mussten. Tatsächlich dachte er gar nicht darüber nach. Er schob seinen Verstand so weit zurück, wie er es bisher nur selten in seinem Leben getan hatte. Er hätte zuviel darüber nachgedacht und damit vielleicht alles zerstört.
Mit einer Hand schob er den Ausschnitt ihrer Tunika ein wenig zur Seite, um ihre Schulter küssen zu können und ihren Hals, um sie dann zärtlich über ihren Körper wandern zu lassen. Die andere umfasste ihre Taille und legte Sibel ebenso behutsam vor sich ins Gras. Wenn sie ihn jetzt nur nicht von sich schob. Aber sie liebte ihn, mindestens so sehr wie er sie liebte, und sie wollte ihn. -
Wie hatte sie nur einen Augenblick denken können, er wolle sie verlassen? Endlich offenbarte er seine wahren Gefühle und ließ ihnen freien Lauf. Es zählte nur das Jetzt und hier! Sonst gar nichts. Aus ihm schien nun endlich das ausbrechen zu können, was er wohl schon so lange zurückgehalten hatte. Und Sibel zögerte keinen Moment lang, ihn aufzufangen. Auch in ihr hatte sich vieles aufgestaut. Dinge, die sie ihm zu gerne gesagt hätte, Gefühle, die sie die ganze Zeit unterdrückt hatte, weil sie geglaubt hatte, er würde sie nicht erwidern oder ihn verschrecken. Schließlich war sie eine Lupa, die mit jedem ging, der ihr Geld bot. Doch bei Avianus sollte dies anders sein. Für ihn allein wollte sie da sein. Für ihn sollte sie eine Frau wie jede andere sein, die einfach nur dem, den sie liebte zeigte, wie tief ihre wahre Liebe war. Bei keinem, dem sie ihren Körper verkauft hatte, hätte sie solcherlei Gefühle haben können. Denn nur ihn liebte sie und ja, er würde alles für sie sein, was sie sich wünschte.
Sie umschlang ihn mit ihren Armen und suchte sich einen Weg unter seine Tunika. Seine Haut wollte sie spüren. Seine auf ihrer Haut. Wenn es nach ihr gegangen wäre, wollte sie ihn nie wieder loslassen. So sehr hatte sie diese Nähe, die er ihr nun schenkte, herbeigesehnt. Es war das größte Geschenk, das er ihr machen konnte.
Sanft liebkoste er wiederum ihren Hals und die Schultern mit seinen Lippen. Seine Hand wanderte an ihr herab. Mit Freuden würde sie ihn empfangen. Sie konnte es kaum erwarten ihn so nah bei sich zu haben. Mit einer Hand öffnete sie ihre Tunika, damit auch er sie weiter erkunden konnte. Mit der anderen hielt sie ihn fest. -
Sie wies ihn nicht ab, ganz im Gegenteil, sie nahm alles, was er ihr darbot mit Freuden an. Sein Verstand war zurückgetreten, ließ seinen Gefühlen und seinem Körper freies Spiel.
Der Iunius spürte sie unter seinen Kleidern und jede Stelle seiner Haut, die sie nicht berührte, fühlte sich so fremd an, vielleicht weil er ihre Berührungen als so unvergleichbar intensiv und elektrisierend wahrnahm, dass ihn jedes Mal wohliger Schauer überlief, wenn sich eine ihrer Hände auf seinen Körper legte. Sie musste es spüren, wie sein Herz pochte und sein Atem schneller ging. Und er verspürte dieses Verlangen, Sibel noch sehr viel näher zu sein und war nicht einmal sicher, ob er ihr jemals so nahe sein könnte, wie er es sich in diesem Moment ersehnte.
Seine Lippen strichen erneut über ihren Hals, bevor sie wieder die ihren suchten und er sie abermals voller Leidenschaft küsste. Er stand kurz davor, sich das Band vorzunehmen, das ihre Tunika gürtete, doch Sibel war schneller. Sie öffnete ihre Tunika, überreichte sich ihm und er würde sie mit offenen Armen empfangen. Noch nie in seinem Leben hatte er so empfunden wie in diesem Augenblick, sich so sehr gewünscht, mit jemandem eins zu werden. Doch bevor er den Saum ihrer Tunika hochschob, entledigte er sich mit einem Handgriff seines Gürtels und ließ ihn neben ihnen ins Gras fallen. Er wollte es ihr gleich tun, sich ihr voll und ganz anvertrauen, sie brauchte ihn sich nur zu nehmen.
Die Hand die zuvor noch mehr ihre Kleidung gestreichelt hatte, bahnte sich dann ihren Weg über die Haut der Frau, bis nach oben zu ihrer Brust, alles an ihr wollte er liebkosen, nicht das kleinste Fleckchen ihrer Haut auslassen. Er würde geschehen lassen, was auch immer geschah, was auch immer sie sich wünschte. Wenn es sie wollte, würde er auch bis zum Morgengrauen bleiben. -
Ein Schauer durchzuckte ihren Körper, als seine Lippen begann, ihre Brust zu liebkosen. Ihr Atem ging schneller und mit jeder seiner Liebkosungen begann sie lustvoll zu seufzen. Ihre Hände ermunterten ihn dabei, fortzufahren indem sie sich immer fordernder in sein Haar gruben und schließlich weiter nach unten über seinen Rücken strichen.
Sanft begann sie nun mit ihren Händen auch seine Tunika nach oben zu schieben, um ihn auch von diesem Stoff zu befreien, damit sie nichts mehr trennen sollte. Nachdem sie ihn von seinem Kleidungsstück entledigt hatte, landete es auch kurzerhand neben ihnen im Gras, so wie es vorher auch der Gürtel getan hatte. Endlich konnten nun auch ihre Lippen sich mühelos den Weg zu seinem befreiten Oberkörper bahnen, um sie voller Leidenschaft zu liebkosen. Dabei wanderten ihre Hände nun noch etwas tiefer, bis sie endlich ihr vorläufiges Ziel erreicht hatten.
Es fühlte sich so gut an, ihn so nah bei sich zu spüren. Aber Sibel wollte noch mehr. Sie wollte sich ihm an diesem Abend zum Geschenk machen. Sie sollte ihm ganz allein gehören, jetzt und für alle Zeit. So ließ sie kurz von ihm ab, um sich nun auch endgültig ihre eigene Tunika abzustreifen. Nun gab es nur noch ihn und sie. Lächelnd forderte sie ihn auf, ihre Gabe anzunehmen. Dabei führte sie seine Hand über ihren Körper hinunter bis zu den unentdeckten Gefilden ihres Körpers. Sie wollte es, wie sie noch nie etwas gewollt hatte und sie wusste, dass er ihr geben würde, wonach sie sich sehnte. Dabei geschah dies nicht nur aus reiner Lust, nein dies war viel mehr! Es war zweifellos Liebe, was sie für ihn empfand. Unbändige Liebe, ein Gefühl welches sie in dieser Weise noch niemals vorher für einen Menschen empfunden hatte. Vielleicht war dies nun auch der Grund, weshalb sie so trunken davon war. -
Die Berührungen ihrer Hände und ihr Seufzen baten Avianus förmlich darum weiterzumachen. Hingebungsvoll küsste er weiter ihren Körper und ließ seine Hände über sie wandern. Erst als sie ihm die Tunika über den Kopf zog, musste er sich für einen kurzen Augenblick von ihr losreißen, bis das Stück Stoff neben seinem Gürtel auf dem Boden landete.
Mit jedem Mal, bei dem sich dann ihre Lippen auf seine Brust pressten überkam ihn die Leidenschaft und Liebe die er für sie empfand mehr und mehr. Leises, wohliges Stöhnen erklang und wurde lauter als sie ihre Hände tiefer wandern ließ, während die seinen über ihren Rücken hinunter zu ihrer Taille fuhren, sie dort zärtlich massierten, und er genüsslich den Duft ihrer Haare in sich aufnahm.
Nur widerwillig ließ er sie weit genug von sich weg, damit auch sie endgültig ihre Kleider ablegen konnte. Er erwiderte ihr voller Begierde und doch liebevoll. Sie gab ihm die Erlaubnis, nein, sie forderte ihn dazu auf, in sie zu dringen. Er würde in seiner Liebe, die er empfand, alles annehmen, was sie ihm geben wollte und nichts davon sollte sie jemals bereuen. Seine Hand liebkoste sie einen Moment lang zärtlich dort, wo Sibel sie hingeführt hatte, nur um kurz darauf zu ihrer Hüfte zu wandern, bevor er begann sich die Frau so zu nehmen, wie er es noch nie bei einer anderen getan hatte – als Krönung des womöglich schönsten Abends seines und hoffentlich auch ihres Lebens. Nichts existierte mehr, nur noch Sibel und er, als der Iunier sich mit ihr voll und ganz vereinte und sich ihr endgültig hingab bis er sich irgendwann verschwitzt und keuchend neben ihr ins Gras sinken ließ. Nacheinander enspannten sich seine Muskeln wieder. Er hatte die Zeit vergessen, vollkommen. Es war ihm ewig vorgekommen, als hätte sie für ihn die Zeit zum Stillstand gebracht, und doch so viel zu kurz.
"Ich liebe dich, Sibel. Ich liebe dich so sehr", wisperte er und schlang einen Arm um sie. Alleine das kühle Gras unter ihnen würde ihn daran hindern, jetzt neben ihr einzuschlafen. -
Ohne zu zögern nahm er ihre Gabe an, indem seine Hände sie zärtlich liebkosten. Sibels Atem ging noch schneller. Ihr Verlangen wuchs in unermessliche. Sie konnte es kaum erwarten, bis auch er sich ihr zum Geschenk machte und mit ihr zu einem verschmolz. Mit ihren Schenkeln hatte sie seinen starken Körper umschlossen. Keuchend hatten ihre Lippen die seinen gesucht. Voller Leidenschaft forderte er nun ein, was sie ihm mit Freuden gab und führte sie so zu zur vollen Hingabe, zu einem Feuerwerk der Lust. Niemals zuvor hatte sie es so intensiv genossen und sie hätte sich gerne gewünscht, dass es niemals enden würde, selbst als sie es als süßen Schmerz empfand.
Ihre verschwitzten Leiber lagen nun nebeneinander im Gras. Nur langsam beruhigte sich ihr Atem wieder. Sie war noch immer so erfüllt von dem, was soeben geschehen war. Als er ihr sagte, dass er sie liebte, umschlang er sie mit seinem Arm und zog sie zu sich. Lächelnd beugte sie sich über ihn. „Ich liebe dich auch. Mehr als alles andere!“ Dann küsste sie ihn und schmiegte sich wieder in seinen Arm. Ja, so sah vollkommenes Glück aus! Sie dankte den Göttern, dass sie ihn zu ihr geführt hatten. Endlich hatte auch sie erfahren dürfen, wie schön das Leben sein konnte. Niemals hatte sie sich lebendiger gefühlt, wie in diesem Augenblick. Und auch er musste wohl ähnlich fühlen. So ungezwungen wie in diesem Moment hatte sie ihn selten erlebt. Endlich hatte er all den Ballast abgeworfen, der ihn so bedrückt hatte. Carpe diem… oder sollte es besser carpe noctem lauten?
Inzwischen hatte es bereits zu dunkeln begonnen, die ersten Sterne standen am Himmel und blickten zu ihnen herab. „Du hast mir heute Abend ein wertvolles Geschenk gemacht. Du hast mir gezeigt, was wirklich Liebe ist,“ flüsterte sie ihm ins Ohr . -
Er sah ihr an, wie glücklich sie war und auch er hätte sein Glück nicht in Worte fassen können, hätte er es gewollt. Avianus genoss einen weiteren ihrer Küsse und dann einfach nur noch, sie bei sich zu haben und ihren Atem dicht an sich zu spüren. Er hatte es geschafft, seine Sorgen und Zweifel abzulegen und er würde sie nicht zurückkehren lassen, solange sie heute bei ihm war. Und sie half ihm dabei, jeglichen schlechten und bedrückenden Gedanken fernzuhalten, das Glück, das er in ihrer Nähe empfand, war einfach größer.
"Du hast für mich dasselbe getan", sagte er leise, lächelte zurück und strich ihr mit seiner freien Hand über die Haare. "Und ich werde diesen Abend nie vergessen."
Es würde immer der eine magische Abend bleiben, der alles in ihm verändert hatte. Der Abend der ihm gezeigt hatte, was es bedeutete, wirklich zu leben und zu lieben. Und die Frau, die sich jetzt an seine Seite schmiegte, würde immer der Mittelpunkt, das Herz dieses Abends bleiben.
Er wollte nicht zurück in die Castra, sich seinen Kameraden erklären müssen und dabei alle belügen, um dann alleine in seinem harten Bett wach zu liegen. Er wollte bei ihr bleiben, mit ihr würde es ihn auch nicht stören wach zu bleiben, er würde auch mit ihr einschlafen, solange er einfach nur nicht von ihr weg musste. Denn wer wusste schon, wann sie sich das nächste Mal treffen würden. Die Zeit würde sich bis dahin wie eine Ewigkeit anfühlen. Das war schon so gewesen, als er seine Gefühle gekonnt verdrängt hatte.
"Hast du so etwas wie das hier schon einmal erlebt?", fragte er sie nach einer Weile. Sie war, nach allem, was er für sie empfand, noch immer eine Lupa. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie das, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, jeden Tag erlebte. Für ihn war es etwas so besonderes gewesen, und alles an ihr sagte ihm, dass sie dasselbe fühlte. -
Auch Beroe würde diesen Abend sicher niemals vergessen. An diesem Abend hatte sie begonnen, wirklich zu leben. Wie hatte sie nur all diese Jahr ohne Liebe überstehen können? Sie hatte endlich erleben dürfen, dass es auch für sie ein bisschen Glück auf der Welt gab, jedenfalls für den Augenblick. Es war schon ewig her, seit sie wirklich glücklich gewesen war. Er war es, der ihr das Glück zurückgebracht hatte!
Nun lag sie ganz friedlich in seinen Armen. Die Stille dieses idyllischen Ortes vervollkommnete diesen intensiven Moment. Nichts in der Welt, weder Worte noch Taten, hätte das übertreffen können. Hätte dieser Augenblick doch nur für alle Ewigkeit Bestand haben können. Eines war ihr an diesem Abend bewusst geworden, nichts und niemand würde ihr diese wunderbare Erfahrung nehmen können und ebenso würde sie niemand mehr trennen können. Diese Liebe, die in ihr und auch in ihm entbrannt war, würde sie zusammenschweißen. Und Beroe war bereit, für diese Liebe zu kämpfen. Niemals wieder würde sie ihn einfach so gehen lassen. Und auch wenn er am Tage nicht bei ihr sein konnte, würde er doch in ihrem Herzen wohnen. Allein das zählte!
Irgendwann durchdrang seine Stimme die Stille. Beroe antwortete nicht sofort auf seine Frage. Natürlich hatte er nicht gänzlich ausblenden können, was sie war. Dafür hatte sie auch Verständnis. Denn sie glaubte, dass es von großer Wichtigkeit war, darüber zu sprechen. Nichts, auch dieses Thema nicht, sollte zwischen ihnen stehen. „Ich habe schon sehr viel erlebt. Die meisten Männer, die zu mir kommen, benutzen einfach nur meinen Körper. Ich empfinde nichts, wenn sie das tun. Das habe ich gelernt, als ich noch Sklavin war. Manche sehen in mir die Frau, die sie begehren, die aber unerreichbar für sie ist. Natürlich kann es passieren, dass ich ab und an so etwas wie Lust dabei empfinde… aber das ist nicht das Gleiche, was ich in deiner Nähe fühle,“ erklärte sie lächelnd. Und im gleichen Moment fragte sie sich, wie es dabei mit ihm stand. Viele der römischen jungen Männer suchten ihre ersten Erfahrungen im Lupanar.
„Und was ist mit dir? Gab es da schon mal eine Frau?“ -
Sibel ließ sich Zeit, bevor sie ihm antwortete. Hoffentlich war ihr seine Frage nicht unangenehm, die aber bestimmt nicht völlig unerwartet kam. Es beruhigte ihn innerlich, als sie bestätigte, was er im Grunde nur hatte vermuten können. Natürlich könnte sie ihn dabei nur zu leicht belügen, doch er vertraute ihr voll und ganz, und war sich sicher, dafür hatte sie keinen Grund. Und das Lächeln, das sie ihm immer wieder schenkte, ließ irgendwelche Zweifel ohnehin gar nicht erst aufkommen.
Über ihre Gegenfrage musste er wie sie zuvor erst einen Moment nachdenken.
"Eine Frau? Ich hatte bisher nicht die Möglichkeit, die eine Frau zu finden", sagte er, ahnte aber, dass das keine ganze Antwort auf ihre Frage war. "Und eine Frau, die du dafür bezahlst, ist nicht dasselbe. Es ist ein Geschäft, das ist ihr klar, und das ist dir klar. Es ist keine Liebe."
Mit ihr war alles so vollkommen anders. Was er für Sibel empfand, war groß genug gewesen, um sich trotz aller Widrigkeiten auf sie einzulassen, und es beherrschte ihn genug, dass er es wieder tun würde, obwohl es ihm nicht leicht gefallen war, sie so nah an sich heranzulassen. Was er für sie empfand würde weit über diesen Abend hinausgehen. Und tatsächlich war es ihm egal wohin es führen würde, obwohl er sie das gerade an diesem Abend noch gefragt hatte, für jetzt spielte es nicht die geringste Rolle.
Sein Blick richtete sich in den Himmel und starrte nun doch etwas unglücklich in die Sterne. Vielleicht konnte er sie dazu bringen, wieder zu verschwinden, wenn er sie nur lange genug anstarrte. Er wusste, dass er gehen musste, doch er fand keine Möglichkeit, die diesen Moment nicht zerstören würde.
"Ich muss bald wieder zurück", flüsterte er kaum hörbar. Vielleicht hörte sie es überhaupt nicht oder würde ihn bitten, zu bleiben. Irgendwie wünschte er es sich, auch wenn er selbst nicht sicher war, welchen Sinn das hätte. Genausowenig machte er Anstalten sie von sich zu schieben und aufzustehen. -
Scheinbar gab er sich mit dieser Antwort zufrieden. Natürlich konnte Beroe nur vermuten, dass er ihr auch glaubte. Doch sie beide waren an diesem Abend so sehr aus sich herausgegangen, wie sie es vielleicht noch nie zuvor getan hatten und hatten deshalb auch einander so viel Vertrauen geschenkt. Nein, sie vermutete nicht, sie war sich ganz sicher! Er hatte es verstanden, was sie ihm sagen wollte. Ihre Arbeit war wie jede andere auch. Man verkaufte etwas und gab etwas von sich her. Im Prinzip tat ein Händler der Obst, Gemüse oder was auch immer verkaufte, nichts anderes. Wenn er wollte, dass seine Kunden wiederkamen, war er freundlich zu ihnen und ging auf deren Wünsche ein. Nichts anderes tat sie. Allerdings verschloss auch sie sich nicht vor dem fahlen Beigeschmack den ihr Beruf hervorrief. Jeder andere, der sie nicht kannte, sah in ihr nur die Straßenlupa. Nur er nicht, so glaubte sie, er sah in ihr die Frau, die er liebte. Und nichts hätte sie an diesem Abend daran zweifeln lassen, dass dem so war.
„Ja, natürlich. Ich bin froh, dass du so denkst,“ meinte sie erleichtert. „Schließlich muss ich ja irgendwie meinen Lebensunterhalt verdienen. Aber glaube mir, wenn es etwas Besseres gäbe, was ich tun könnte, würde ich es sofort machen.“ Dann wäre auch diese Kluft, die sie trennte, überwunden. Beroe hatte immer davon geträumt, eines Tages ein gutes Leben leben zu können. Vielleicht war dies ja auch eines Tages möglich. Zumindest, so dachte sie, hatte sie heute Abend den Grundstein dafür gelegt. Die wahre Liebe erleben, war ein wichtiger Baustein zu dem, was sie für sich erträumt hatte.
Irgendwann, es war inzwischen schon ganz dunkel geworden, geschah das, wovor sie sich so sehr gefürchtet hatte, es waren genau diese Worte gewesen. Sie konnte es nicht ertragen, darüber nachzudenken, wie sie sich fühlen würde, wenn er sie hier alleine zurückließ. Beroe seufzte nur leise, doch in ihrem Inneren hätte sie laut aufschreien können. Sie wusste ja, dass er gehen musste. Aber hatte heute Abend nicht schon so viele Konventionen gebrochen, warum nicht auch noch diese?
Noch blieb er bei ihr liegen und machte auch gar keine Anstalten, zu gehen. „Bitte bleib noch ein bisschen!“, flüsterte sie und legte ihren Arm um ihn, als ob sie ihm so klarmachen wollte, wie ungern sie ihn gehen lassen wollte. -
Natürlich wäre es auch ihm lieber, sie würde ihr Geld auf eine andere Weise verdienen. Aber wenn sie keine andere Wahl hatte, musste es eben so funktionieren. Er versuchte einfach, sich nicht zu viele Gedanken darüber zu machen.
"Irgendwann findet sich vielleicht eine Möglichkeit, dich da rauszuholen." Er lächelte sie aufmunternd an, selbst wenn er noch nicht den geringsten Schimmer hatte wie er das jemals anstellen sollte. Er sah sie einfach nur nicht gerne unglücklich.Auf seine kleine Bemerkung, sagte sie genau das, was er sich in seinem tiefsten Inneren erhofft hatte. Ihre Bitte an ihn zu bleiben war für ihn nur ein Zeichen dafür, wie gerne sie ihn bei sich hatte und wie sehr sie ihn vermissen würde. Aber ein paar Minuten würde er noch für sie erübrigen können.
"Mhm", murmelte er zustimmend, legte sein Gesicht an ihre Haare, deren Duft er so gerne genoss, und schloss die Augen, als sie ihn umarmte als ob sie ihn festhalten wollte. Ihr ein bisschen hörte sich in seinen Ohren allerdings viel mehr nach eine ganze Weile an. "Aber du weißt, dass ich nicht ewig hier bleiben kann… ?" Er musste daran denken, wie er zwischen ihren gegenseitigen Küssen und Liebkosungen daran gedacht hatte, für sie auch die ganze Nacht hierzubleiben, und fragte sich wie sie es schaffte, ihm derart den Kopf zu verdrehen, weil er eigentlich ganz genau wusste, dass er es sich nicht leisten konnte, am nächsten Tag müde und unkonzentriert zum Dienst anzutreten. Und je später er in die Castra zurückkehrte, desto mehr würde es auffallen, denn wer ging schon mitten in der Nacht im Stockdunkeln alleine im Park spazieren? Er würde sich wohl dieses Mal sowieso einen anderen Vorwand ausdenken müssen, mit dem er seine Kameraden abspeisen konnte. -
„Ja, eines Tages!“, sagte sie und wollte so gerne daran glauben, dass es so sein würde. Allerdings gab es etwas in ihr, was sie zweifeln ließ. Wie tief war denn Avianus´ Liebe, die er für sie empfand? War sie so stark, dass sie selbst die größten Hürden überwinden konnte, die zwischen ihnen lagen. Beroe war sich da nicht so sicher, behielt aber ihre Gedanken für sich, denn sie wollte nichts zerstören, was sich an diesem Abend zwischen ihnen entwickelt hatte. Es war doch besser, einfach nur den Augenblick zu genießen, als sich Sorgen um die Zukunft zu machen. Niemand wusste, was morgen war.
Und im Augenblick sah es so aus, als wolle er sich nicht von ihr trennen, was letztlich auch daran lag, da sie es ihm schwer machte, zu gegen. „Ja, ich weiß. Aber sieh mal, es ist schon ganz dunkel. Wie willst du da zurückfinden. Bleib doch lieber noch ein bisschen. Wenigstens bis es anfängt zu dämmern. Außerdem friert es mich. Du musst mich warm halten… sonst erfriere ich noch.“ Sie schmiegte sich noch dichter an ihn, nicht nur weil sie wollte, dass er blieb. Nein, es war inzwischen auch frisch geworden. Dummerweise hatte die keine Decke mitgenommen.
„Weißt du was, begann sie auf einmal, nachdem sie eine Zeitlang die Sterne beobachtet hatte. „Es gibt noch so vieles, was ich gerne lernen möchte. Zum Beispiel schreiben… wenn ich schreiben könnte, dann wäre alles viel einfacher. Dann könnte ich dir auch meine Gedanken mitteilen, wenn ich nicht bei dir sein kann.“ Das hatte Beroe schon lange beschäftigt, lesen und schreiben zu lernen. Warum sie es grade jetzt zur Sprache brachte? Wenn nicht jetzt, wann dann?! -
"Sibel, das kann ich nicht", gab er direkt unglücklich zurück. "Das kann ich auf keinen Fall. Ich habe morgen Dienst. Und was soll ich den anderen in der Castra erzählen, wo ich war? Und was soll ich Se… meinem Centurio erzählen, wenn ich beim Wachdienst fast einschlafe?" Während er sprach war seine Stimme zusehends ernster und sein Ausdruck härter geworden als beabsichtigt. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Ob Seneca etwas merken würde. Ob er ihn so im Auge behielt, dass er es ihm ansehen würde, wenn er nicht voll bei der Sache war.
"Ich bin ein Teil der kaiserlichen Leibwache, ich kann mir keine Fehler erlauben", sagte er zusammenfassend, wieder ruhiger und mit weicherem Blick. Vor allem aber wollte er sich keine Fehler erlauben. Er wollte gut sein, in dem was er tat, seine Gens stolz machen, und vielleicht irgendwann mehr sein als nur ein kleiner Miles. Dennoch kam es ihm so vor, sie würde nicht wirklich verstehen, was er meinte und was es ihm bedeutete, oder aber sie wollte es nicht. Die Prätorianer hatten einen Ruf, dem er gerecht werden musste, selbst wenn er nach dem Krieg ein wenig angekratzt war.
Doch sie klammerte sich fast schon an ihn, sodass er das Gefühl hatte, nicht einfach aufstehen zu können. Sie ahnte wohl gar nicht, wie schwer sie es ihm gerade machte, das Richtige zu tun. Er liebte sie und würde ihr nur allzu gerne sagen können, dass sie so viel Zeit hatten, wie sie nur wollte. Dass er wieder fort musste, hatte nicht direkt mit ihr zu tun, es wäre bei jeder Frau so gewesen, es wäre selbst bei einem Besuch in einer Taberna so gewesen. Und selbst wenn ihr kühl wurde. Neben ihr lag eine Tunika auf dem Boden. So herzlos, ihr das zu sagen, war er allerdings nicht. Er hatte schließlich beschlossen, ihnen noch ein wenig gemeinsame Zeit zu gewähren. "Ich kann ein bisschen bleiben, aber nicht die ganze Nacht."Nach einer kleinen Weile, in der es wieder stiller geworden war, fing sie ein vollkommen anderes Thema an, welches Avianus dann doch ein wenig verwunderte. "Hm? Klar würde es vieles einfacher machen, aber worauf willst du hinaus? Soll ich es dir etwa beibringen?" Er blickte sie einen Moment lang fragend an. Seine Hand griff derweil in Richtung Tunika und Gürtel, beides lag noch neben ihnen im Gras.
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Je heftiger seine Einwände wurden, umso einsichtiger wurde sie. Er hatte ja recht! Wegen ihr sollte er keinen Ärger bekommen, es wäre das Letzte, was sie wollte. „Ja, schon gut! Ich weiß ja…“ In ihrer Stimme schwang eine gewisse Enttäuschung mit, die sich nicht ganz verbergen ließ. Die Frage, wann sie sich denn wiedersehen würden, schenkte sie sich, denn sie würden vielleicht nur noch zu mehr Irritationen führen. Langsam führte sie ihren Arm wieder zurück, mit dem sie ihn regelrecht festgehalten hatte, so dass er nun wieder „frei“ war.
Die letzten Minuten, die ihnen zusammen blieben, wollte sie so intensiv genießen, wie dies nur möglich war. Wenn sie an den nächsten Tag dachte, überkam sie die Angst. Was, wenn dies doch nur ein Traum gewesen war?Beroe spann ihren Gedanken weiter, was denn alles möglich war, wenn sie erst einmal lesen und schreiben konnte. Nicht nur ihrer Beziehung würde es helfen, wenn sie es lernte. Nur wo sollte sie es lernen und wann?
Avianus Stimme merkte man es an, wie verwundert er wohl sein musste, als sie ausgerechnet jetzt mit diesem Thema kam. Dabei hatte Beroe keinerlei Hintergedanken gehabt. Sie wollte schon viel früher mit ihm darüber sprechen, nur gab es nie die richtige Gelegenheit dazu. Aber er war dem auch nicht unbedingt abgeneigt. Inzwischen begann er sich wieder anzuziehen.
Beroe lächelte. „Ich weiß nicht…, wenn du die Möglichkeit dazu hättest…. Aber wenn dir dazu die Zeit fehlt…. ach, nein… du musst das nicht tun!“ Irgendwie wurde ihr gerade bewusst, wie ungeschickt sie den Zeitpunkt für diese Frage gewählt hatte. Der Moment des Abschieds war schon grausam genug, nun belastete sie ihn auch noch zusätzlich damit!Auch sie schlüpfte wieder in ihre Tunika und nach kurzer Zeit war dann tatsächlich der Moment gekommen, an dem sie auseinander gehen mussten. Betrübt stand sie vor ihm. Sie schaffte es nicht einmal, aufzuschauen, um ihm in die Augen zu sehen, denn der Schein des Mondlichtes hätte ihre Tränen, die in ihren Augen waren, verraten.
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"Du weißt genau, wie viel du mir bedeutest. Aber wenn das hier wenigstens halbwegs funktionieren soll, müssen wir uns an gewisse Regeln halten", sagte er und sah sie liebevoll an und behielt sie mit seinem Arm noch ein wenig bei sich, wenn sie schon glaubte, ihren wegziehen zu müssen. Er war mit seinen Worten zuvor zu grob gewesen. Aber hin und wieder konnte er nicht verhindern, dass sein Mund schneller war als sein Verstand, selbst wenn es ihm danach meistens Leid tat, so wie jetzt.
Nach seiner anfänglichen Verwunderung, folgte jetzt allerdings Freude darüber, dass sie tatsächlich lesen und schreiben lernen wollte. Es würde alles so viel einfacher machen. "Was redest du da. Ich habe die Zeit, die ich eben für dich habe. Wenn du sagst, du möchtest sie nutzen, um lesen und schreiben zu lernen, dann können wir das versuchen", sagte er und schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln. Er wusste nicht wie sie darauf kam, dass ihm die Zeit fehlte, er verbrachte ohnehin soviel Zeit mit ihr, wie er konnte. Wenn sie einen Teil davon investieren wollte, um zu lernen, würde er sie mit Sicherheit nicht abweisen. Es musste ja auch keine Scriba oder gar eine Poetin aus ihr werden.
Er ließ sie vorsichtig los und setzte sich auf, um sich seine Tunika überzustreifen. Es wäre eine Lüge gewesen, zu sagen, dass es ihn inzwischen nicht auch schon leicht fröstelte. Während sie sich ebenfalls wieder anzog, stand er auf und legte noch den Gürtel an.
Er konnte spüren wie es sie belastete Abschied nehmen zu müssen. Sie stand vor ihm und sah ihn nicht einmal an. Unglücklich zog er die Augenbrauen zusammen. Er konnte ihr nichts sagen, was sie nicht eigentlich schon wissen müsste. Dass der nächste Abend, an dem er es irgendwie einrichten konnte, wieder ihr gehören würde zum Beispiel. Er hatte es ihr schon oft genug gesagt und mehr als das und dass er sie liebte und für sie da war, wenn sie ihn brauchte, konnte er ihr nicht versprechen.
Er nahm eine ihrer Hände in seine und strich ihr mit seiner anderen sanft ein paar Haarsträhnen zurück.
"Was willst du von mir hören, Sibel?", fragte er. "Ich werde so bald wieder da sein, wie ich nur irgendwie kann." -
Ja, sie wollte daran glauben, wie viel sie ihm bedeutete. Er hatte es ihr ja bereits oft genug gesagt und dennoch tief in ihr dinnen, zerfraß sie die Angst, vor dem, was passieren würde, wenn sie ihn doch verlieren sollte. Zum ersten Mal in ihrem bisher eher glücklosen Leben, hatte sie jemanden gefunden, der ihr unglaublich viel bedeutete und für den sie so viel Liebe empfand. Es würde ihr das Herz zerreißen, wenn sie sich eines Tages eingestehen musste, dass alles nur ein wirrer Traum gewesen war.
„Ja ich verstehe ja,“ entgegnete sie und sie war fast den Tränen nah. „ Bitte verzeih mir, ich denke wieder nur an mich und merke gar nicht, wie schwer ich es dir damit mache.“ Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Brust, als wolle sie noch einmal seinen Geruch in sich einatmen, damit sie auch noch an den folgenden Tagen davon zehren konnte. Auch wenn es ihr schwer fiel, musste sie akzeptieren, dass sie ihn ein Stück loslassen musste, um ihn nicht zu verlieren. Eine schwere Lektion für jemanden, der bisher noch nie etwas Eigenes besessen hatte.Seine anfängliche Skepsis über ihren Wunsch war auf einmal wie weggefegt. Offenbar gefiel ihm diese Vorstellung, ihr das Nötige beizubringen und sein Versprechen, es versuchen zu wollen, tröstete sie ein wenig, dass wenigstens ein vages Lächeln wieder zurückkehrte.
„Danke, dass du es mir beibringen willst. Das bedeutet mir sehr viel!“
Nachdem er nun auch seine Tunika übergestreift hatte und bereit zum gehen war, nahm er noch einmal ihre Hand und strich mit der anderen einige Strähnen aus dem Gesicht. Natürlich hätte sie ihn am liebsten bei sich behalten, doch sie musste ihn für die nächsten Tage zumindest wieder frei geben, bis sie sich wieder trafen. Auch wenn es ihr schwer fiel. Ach, wie sehr sie doch Abschied nehmen verabscheute! Sein Versprechen, so bald wie möglich wieder hier zu sein, tröstete sie ein wenig.
„Das wollte ich hören!“, flüsterte sie und gab ihm zum Abschied noch einen Kuss. Von nun an würde sie wieder jeden Morgen zu ihrem Platz pilgern, an dem er für sie immer das Amulett hinterlegte. Und sobald sie es dort fand würde sie wieder damit beginnen, die Stunden zu zählen, bis sie sich wiedersahen.
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