Auf der Suche nach Sesterzen bei den Trajansmärkten

  • Argius Castor - ein Name, den man eines Tages in jeder Geschichte hören wird. Ein Name, der von Rang und Bedeutung sein wird. Ein Name, den jeder Mann als Vorbild hat und jede Frau gerne als Liebhaber. Ein Name, der in allen Köpfen schallen wird. Ein Name, den niemals jemand vergessen kann. Ein Name, der...


    "Du da! Aus dem Weg!" brüllte ein Lastenträger von hinten. Geistesgegenwärtig sprang Castor zur linken Seite und sahden älteren, schmierigen Mann hinterher. Dieser schien noch irgendetwas zu murmeln...


    "Fatuus". schnäubte Castor vor sich hin, ehe er seinen Blick wieder auf die Straße konzentrierte. Noch eben um die Ecke und schon würde er bei den Trajansmärkten sein.
    Zwar war der junge Italiker, mit seinen schwarzen Haaren und braunen Augen eher von landestypsichen Aussehen, dafür war sein.. Wissen über Roma recht gering. Bisher war er nichts anderes, als der Sohn eines Färbers und dazu auch nicht gerade der beste. Die Stadt war ihm großteils fremd und umso mehr träumte er von ihr, wie ein verspielter Junge.
    Aber nun, wo er endlich in der Stadt der Städe Fuß fassen konnte - nun lies er alles hinter sich. Seine Heimat, seine Familie, seine Vergangenheit. Einen Namen wollte er sich machen und dies, daran glaubte er mehr, als an die Götter, würde er auch schaffen.


    Seine letzte Münze gab er für Vorräte aus und seine Kleidung, von eigentlich modischer und gegenwärtiger Natur, zeigte sich in einem überaus unsauberen Stile. Vielleicht, fand er hier ja endlich die Möglichkeit, eine Arbeit zu erhaschen und wieder für einige Wochen aussorgen zu können. Auf lange Sicht, nun auf lange Sichte zählte nur eines für ihn - Ruhm.


    Die Menschen waren hier am Nachmittag geschäftig unterwegs. Vielleicht ein Taschendiebstahl, um seinen Geldsack zu füllen? Konnte er das bringen? Hier in einer Stadt, in der eigentlich etwas mehr sein wollte, als nur irgendeiner.
    Castor sah sich um, die Gelegenheit wäre da, aber wen könnte man als Ziel aussuchen? Vielleicht erst einmal die Gegend sondieren, ehe man Entscheidungen treffen würde. So entschloss er sich weiter, langsamer und aufmerksamer durch die Straßen zu gehen. Es musste hier etwas besonderes geben.


    Sim-Off:

    Wer will, kann gerne hier mit einsteigen. :)

  • Die Tage konnten ziemlich lang sein, wenn nur wenig zu tun war. Und die ganze Zeit den Passanten zusehen, wie sie an einem vorbeizogen, ohne dass auch nur einer von ihnen Interesse bekundete, machte die Sache noch ein ganzes Stückchen unerträglicher. Wenn Beroe dabei dann auch noch die Stunden zählte, bis es endlich Abend wurde, um endlich zu den Horti Lolliani zu eilen, dann war das so das absolut Schlimmste, was ihr passieren konnte. Außerdem sah es in ihrem Geldbeutel wahrlich nicht besonders gut aus. Wenn es so weiterging, reichte es diesmal nicht einmal für eine anständige Mahlzeit am Abend.


    Irgendwann fiel ihr schließlich ein junger Mann auf, nach seiner Kleidung zu urteilen, wohl ein Peregrinus. Im Gegensatz zu den meisten Leuten, die hier vorbei kamen, um auf den Trajansmärkten ihr Geld zu lassen, hatte er es nicht besonders eilig. Eigentlich wirkte er ziemlich ziellos und desorientiert.
    Einen Moment lang war sie an sie selbst erinnert, damals vor etlichen Wochen, als sie selbst neu in der Stadt gewesen war. Völlig abgerissen und hungrig war sie damals und hatte keine Sesterze in der Tasche.


    Wahrscheinlich war es ein Fehler, doch sie näherte sich dem jungen Mann und sprach ihn an. „Hey du! Du bist nicht von hier, oder? Kann ich dir helfen?“ Von ihrem Äußeren zu schließen, war es nicht zu verleugnen, welcher Profession sie nachging. Ihre Absichten allerdings waren ganz andere, als man sie sich wohl im Allgemeinen vorstellte. Aber das konnte der junge Mann ja sicher kaum ahnen. Vielleicht dachte er, sie bediene sich einer neuen Masche. :D



    Sim-Off:

    Ich würde gerne! :)

  • Eine Lupa? Was bei den Göttern wollte die jetzt von ihm?
    Castor schaute sich nach links und nach recht um. Es bestand ja eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass sie jemanden anderes als Freier haben wollte. Weder hatte er die Zeit noch das Geld dazu, sich den Freuden der Lust hinzugeben.


    Er rückte die rotgefärbte Tunika etwas zurecht. Die dunklen Flecken bewiesen erneut, dass er die Kleidung wohl schon länger nicht mehr gewaschen hatte. Allerdings waren einfache Stickereien zu erkennen, wenn man sich ihm näherte. Die Konturen einer Adlerklaue waren auf der rechten Brustseite mit einem gelbgefärbten Garn eingestickt worden.


    "Ich ähm.."
    Castor musterte erneut die Lupa von oben bis unten. Sie wirkte nicht so, als würde sie sofort sein Geld haben wollen. Aber wer wusste schon, wie so eine Lupa vorpreschen würde. In Roma regiert die List, sagte sein Onkel immer. Vielleicht war diese Dame einfach listig und wollte erst einmal sich als freundlich zeigen, ehe sie ihn um die letzte Münze bringen würde. Vorausgesetzt er hätte noch eine.


    "Ich fürchte ich kann mir die Hilfe nicht leisten." Dabei hob er abwehrend die Hände.
    Allerdings blieb er auch stehen und lief nicht einfach weiter, was wohl am intelligentesten gewesen wäre.

  • Dieser Mann begegnete ihr genauso, wie sie es eigentlich auch erwartet hatte und wie wohl sicher jeder andere auch reagieren würde, wenn er von einer ihres Standes angesprochen wurde. Seine abwehrende Haltung ihr gegenüber, die durch seine Geste nur noch verstärkt wurde, und ihrem einfachen Angebot, ihm nur helfen zu wollen, war irgendwie schon bezeichnend. Nun ja, man konnte es ihm sicher nicht verdenken, dass er so dachte, Schließlich war das hier Rom und nicht ein Hinterweltlerdörfchen, in dem man jedem Fremden freundlich gesinnt gegenüber trat. Aber trotzdem, und das erstaunte Beroe am meisten, war er nicht weitergegangen, sondern war bei ihr stehen geblieben.


    „Du kannst dir meine Hilfe nicht leisten?“, echote sie und sah ihn dabei verwundert an. Seltsam, was in ihm wohl vorging? Entweder hatte er zu oft schlechte Erfahrungen gemacht oder er war einfach nur schüchtern. „Wieso das denn? Eigentlich dachte ich, ist meine Hilfe … umsonst…“ Nun lächelte sie ihm geduldig zu. Dabei begann sie ihn und sein äußeres zu mustern. Seine Kleidung, die irgendwann einmal sauber gewesen war, ließ darauf schließen, dass er sie entweder irgendwo gestohlen hatte oder aber dass er ursprünglich nicht unbedingt aus den untersten Schichten stammte. Vielleicht hatte er ja auch einfach nur Pech gehabt, so wie sie damals.
    „…und so wie du aussiehst, könntest du sicher welche gebrauchen!“, fuhr sie schließlich fort und beobachtete ihn weiter.

  • "Umsonst?"
    Castor war sichtlich verwirrt. War das ein Trick? Eine ganz besonders fiese Masche, bei der er letztendlich soviel zahlen musste, dass er es niemals in seinem Leben begleichen konnte?
    Andererseits. Sie machte nicht gerade einen bösartigen Eindruck. Unsicher über die Art und Weise wie er darauf reagieren sollte starrte er sie an. Was die Lupa jetzt genau von ihm wollte konnte er nicht erkennen, aber zumindest sagte sie tatsächlich Umsonst.
    Das man ihm aber Hilfsbedürftigkeit ansah war etwas, was ihm sichtlich ans Ego ging. Er verzog leicht die Miene, wie ein getroffener Hund. Dabei runzelte er die Stirn und wollte der Lupa eigentlich etwas an den Kopf werfen, dann aber bedachte er der Situation, dass er hier wirklich ohne einen Plan war.
    "Nja.. ich ähm. Ich könnte vielleicht Hilfe gebrauchen - umsonst."

  • „Ja, natürlich umsonst!“,bestätigte sie fast schon gekränkt ihre Worte und nickte dabei. So konnte diesem armen Tropf doch nicht auch noch Geld dafür abknöpfen, nur weil er keine Ahnung hatte, wo er war oder wo er hin wollte. Natürlich würde ihre Hilfsbereitschaft irgendwann auch auf Grenzen treffen. Sicherlich würde sie ihn nicht durchfüttern können oder ihm sogar Geld leihen. Doch was Beroe tun konnte, würde sie auch gerne tun.


    Nachdem der Mann sie eine Weile angestarrt hatte, schien es als ließe er seine Vorbehalte gegenüber ihr fallen. Vielleicht überwand er aber auch einfach nur seine Scham vor der Lupa. Sie wusste nur zu gut, wie manche Menschen sich gaben, wenn sie einer Lupa gegenüberstanden.
    „Na siehst du!“, entgegnete ihm Beroe lächelnd. „Du bist nicht von hier, oder?“ Eigentlich sah man ihm das ja schon an, doch sie fand, es wäre sicher gut, sich etwas mit ihm zu unterhalten, um vielleicht auch herauszufinden, wie man ihm helfen konnte.

  • Castor wirkte etwas erleichtert. Erneut hatte er eine undurchschaubare Situation in der großen Stadt Roma gemeistert. Dann würde der Rest sicherlich auch klappen, irgendwie zumindest. Sein Stolz scheint zurückgekehrt zu sein, wenn auch kein klarer Grund hervorgeht, warum.


    Dann schaute er sie mit einem breiten Lächeln.
    "Wenn ich von hier wäre, würde ich keine Hilfe brauchen."
    Er war ihr schon offener; seine Haltung weniger abwehrend, seine Hände mehr zur Gestik verwendend und nicht mehr um einen eventuell Überfall abzuwehren. Vielleicht, vielleicht irrte er sich ja und sie war gar keine aufdringliche Lupa. Die Frage blieb, ob das besser oder schlechter für ihn sein würde.

  • Besonders redselig war der junge Mann nun wirklich nicht. Offenbar gehörte er zu jener Sorte, denen man jede Einzelheit aus der Nase ziehen musste. Aber auch gut, dachte sich Beroe. Da es eh nichts zu tun gab, konnte sie sich genauso gut mit ihm etwas abgeben.
    „Ja sicher, aber dann verrate mir doch einmal, wie ich dir helfen kann. Suchst du etwas Bestimmtes oder…“ und dabei deutete sie auf den großen Markt, der vor ihnen lag. „… brauchst du etwas Besonderes, von dem ich weiß, wo man es herbekommen kann.“ Mittlerweile kannte sich Beroe in ihrem „Revier recht gut aus und hatte bereits mit manch einem der Händler geschäftlich zu tun gehabt. Außerdem wusste sie auch, wo man ganz einfach auch mal etwas mitgehen lassen konnte, ohne dass man dabei erwischt wurde.

  • Castor schaute in den großen Markt hinein. Zu den Händlern, den Ständen, der Vielfalt an Waren. Tatsächlich musste er erst einmal überlegen. Er griff sich instinktiv an die Geldkatze, bemerkte aber schnell, dass er nichts als Leder zwischen den Fingern hatte und nicht eine Münze aus dem Säckchen hervorkommen wird.
    Dafür konnte seien Gürteltasche noch etwas Brot und einen Apfel hervor weisen.
    "Sesterzen wären hervoragend." sein Lächeln bleibt, wirkt aber beschämt. Einer Lupa sagen müssen, dass man keine einzige Münze mehr hatte war hart, und selbst wenn es zum zweiten Mal sagt, macht es das nicht besser. Zumindest nicht für ihn.


    "Ein paar Münzen könnten nicht schaden, aber.. ich wüsste nicht woher. Für die Arbeit die ich hier leiste und den Lohn den ich dafür bekommen werde, kann ich mir nichts anständiges kaufen. Ich bräuchte eine andere Möglichkeit."
    Er kam sich etwas blöd vor, einer Lupa erklären zu wollen, das schnelle Geld zu machen.


    "Kennst du jemanden, der mir das möglich machen könnte?"
    Dabei schaute er sie einschätzend an. Hatte sie einen Domus? War sie eine Sklavin oder machte sie es freiwillig und auf eigene Tasche? Alles Fragen, die er erst einmal nicht stellen wollte.

  • Ähm, moment mal, wie war das? Sesterzen wären hervorragend? Und das sagte er ihr, einer Lupa?! Nun ja, sie war damals auch ziemlich abgebrannt gewesen, als in Rom angekommen war und ihr erster Gedanke damals war auch, wie sie zu Geld kommen sollte. Und ähnlich wie sie, wägte er nun ab, welche Möglichkeiten er hatte. Sie hatte sich damals für dieses Leben entschlossen. Dass sie allerdings kurz darauf auf einen wie Silanus gestoßen war, hatte sie ja nicht ahnen können.


    „Vielleicht kenne ich jemanden, wer weiß. Aber…was bist du denn bereit, zu tun… um das große Geld zu machen?“, fragte sie schließlich und betrachtete sich ihn eine Weile. Was würde Silanus sagen, wenn sie ihn anschleppte? Nein, nein, sie konnte nicht einfach mit diesem Wildfremden im Schlepptau in der Casa erscheinen. Silanus würde vor Wut explodieren! Vorher musste sie erst noch ein bisschen mehr über ihn erfahren und vielleicht konnte er sie ja sogar von seinen Vorzügen und Fähigkeiten überzeugen, damit sie für ihn ein gutes Wort bei Silanus einlegen konnte. Von kräftiger Statur war er ja. Einer wie er konnte ihr zum Beispiel die unangenehmen Kerle vom Hals halten…
    „Nun komm, erzähl mir ein bisschen von dir und dann werden wir sehen, ob ich was für dich tun kann.“ Das war doch ein gutes Angebot! Und völlig kostenlos noch dazu!

  • Castor legte den Kopf schief. Er sollte einer Lupa seine Lebensgeschichte erzählen? Diese Situation hatte ohne Zweifel etwas abstruses für ihn. Am liebsten wäre er ja gegangen und hätte sich seiner Arbeit gewidmet. Ironischer Weise schien sie die einzige zu sein, die ihm da etwas beschaffen konnte. Er würde ja wohl kaum auf der Straße anschaffen müssen. Oder?!
    So oder so, er hatte keine große Wahl oder vielleicht hatte er die, aber er war zu naiv, um sie zu erkennen, zu fixiert auf den nächsten Schritt, als das er den zweiten bedacht hätte.
    "Gut. Aber nicht hier." meint er etwas knapp. Er reicht ihr die rechte Hand, um geführt zu werden. Für die Außenstehenden würde es wohl ein klares Bild abliefern, aber wer näher stand, so etwa wie Beroe, konnte kleine Narben an den Fingern seiner Hand erkennen. Vor allem im Bereich der Fingerknöchel zierten die hellen Narben ihn.
    "Wie wäre es, mit einem ruhigeren Ort?"


    Wahrscheinlich würde sie ihn nun an ihren Arbeitsort bringen. Irgendeine Ecke, irgendeiner Gasse, irgendeines Hofes.

  • Beroes Blick ruhte eine Weile auf ihm, während sie darüber nachdachte, ob es nicht doch besser war, wenn sie den Fremden einfach weiter seiner Wege ziehen ließ. Inzwischen war sie etwas vorsichtiger geworden. Manche Männer entpuppten sich erst dann als wahre Psychopathen, wenn man unter vier Augen mit ihnen war. Ob er nun dazu gehörte, konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen. Zwar waren ihr die Narben an seinen Findern aufgefallen, doch sie konnten auch von schwerer Arbeit oder einem Unfall herrühren.


    „Du willst an einen ruhigen Ort? Na schön, komm mit!“ Sie griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich. Für alle um sie herum war dieses Bild nichts besonderes, eine Lupa, die sich mit ihrem Freier zurückzog.
    Beroe führte ihn von den Märkten weg, hinzu einer ruhigen Seitengasse. Sie verschwanden in einer Insula, in der sie sich unlängst in einer verlassenen Wohnung ein Zimmer notdürftig für ihre Arbeit eingerichtet hatte. sie öffnete die Tür, ließ ihn ein und schloss hinter sich die Tür. Der Raum selbst wirkte düster. Nur einige wenige Lichtstrahlen drangen durch einen mottenzerfressenen Vorhang durch. „Ist das hier ruhig genug für dich?“ Sie zündete eine Öllampe an .Im Schein des Lichtes kam nun ein Bett, ein einfacher Tisch und zwei Stühle zum Vorschein. „Setz dich!“, sagte sie und bot ihr einen Platz an. Sie selbst blieb noch stehen und beobachtete ihn weiter. „Nun?!“

  • Es ging recht schnell. Zumindest für Castor. Peripher nahm er die Leute wahr. Ein älterer Mann, der missbilligend hinter ihnen her sah, zwei Jugendliche die sich eben auf dem Weg stritten und ein dickbäuchiger Händler, der sich mit einer ebenso dicken Frau stritt. Wahrscheinlich über Tücher, die ersterer an Letztere verkaufen wollte.
    Doch dann verschwand das Treiben der Leute hinter der Ecke und Castor wurde von der Seitengasse bis zur Wohnung der Insula nachdenklicher. Nicht dass er die Flucht ergreifen wollte, gegen sie würde er sich zu wehren wissen. Die Frage ist nur, wie viele von ihr hier waren, ob sie alleine arbeitete.
    Ein spärlich eingerichteter Raum war es, den sie wohl für sich selbst oder ihre Arbeit nutzte. Der Einrichtung nach, war die Kundschaft nicht auf Stil aus. Zumindest gab es ein Bett und man musste sich nicht mit dem Boden begnügen. Da hier ein Tisch stand, sowie Stühle, vermutete er, würde sie hier auch wohnen, essen, alleine schlafen und leben.


    Als sie wieder seine Aufmerksamkeit hatte, lächelte er kurz. Verständlich das sie nicht sitzen wollte, so könnte sie schneller rennen, für den Fall, dass es eng für sie werden würde.
    "Ich kann das, was man braucht, um schnell Geld zu machen. Ich bin flink, präzise, leise und stark genug, um es mit mindestens zwei aufzunehmen." Castor klang dabei sehr überzeugt.
    Es entsprach auch im Groben der Wahrheit. Das Problem war nur, dass er die Ausführung für Bescheiden hielt.
    "Ich komme aus dem Norden Romas, aus Mantua. Mein Vater war Färber und meine Mutter kümmerte sich um meine Geschwister und mich. Ich zog aus, nach dem ich erkannt habe, das ich für das Färberleben nicht gemacht bin."
    Leicht skeptisch schaute er sie an. Vielleicht war es besser, nicht zu viel zu erzählen. "Was soll ich den tun für das große Geld?"

  • Geduldig hörte Beroe ihrem Gast zu, der auch ziemlich schnell zu Sache kam und sie mit der Aufzählung verschiedener nützlicher Attribute von sich zu überzeugen versuchte. Sie vermied es, ihn dabei zu unterbrechen. Frei heraus sollte er sprechen, nur so konnte sie herausfinden, ob er zu etwas nützlich war.
    Schließlich begann er über sich und sein „altes“ Leben zu erzählen und was ihn dazu bewogen hatte, von dort auszubrechen. Im Grunde unterschied sich seine Geschichte nicht sonderlich von denen, die man immer wieder hörte. Alle suchten sie ihr Glück in Rom. Auch sie hatte ihr Glück in Rom zu finden gehofft, aber auch ihr war recht schnell klar geworden, dass Glück nur etwas für Reiche und Bessergestellte war. Sicher würde er dies in naher Zukunft auch noch merken.


    Tja, was sollte er tun, um das große Geld zu machen. Er hatte ihr so viel erzählt, doch das wichtigste dabei hatte er schlichtweg vergessen.
    „Was wärst du denn bereit, zu tun?“ antwortete sie mit einer Gegenfrage. „In gewisser Weise liegt ja das Geld auf der Straße, doch man muss auch bereit dafür sein, es aufzuheben…“ Mit fragender Mine und leicht angehobenen Augenbrauen blickte sie in ihr Gegenüber, um jede seiner Regungen aufzufangen. Wer in Rom groß absahnen wollte, der musste auch ein gewisses Maß Risikobereitschaft mitbringen. Ob ihm das klar war? Am Ende handelte es sich womöglich nur um ein Missverständnis.

  • Der aufstrebende Naivling, wie man ihn vielleicht betrachten konnte, schien über die Frage gründlich nachzudenken. Weder antwortete er spontan, noch hörte er dem restlichen Satz besonders aufmerksam zu. Er starrte zu Boden während er nachdachte und besah seine Fingerknöchel. Dann legte er die Hände auf den Tisch und versuchte Augenkontakt zu Beroe herzustellen.


    Was sollte er dazu sagen? In seinem jetzigen Zustand würde er so einiges tun für Geld. Aber wenn er erst einmal Fuß gefasst hat, daran arbeiten kann, sich einen Namen zu machen, dann nicht mehr. Es sollte seinem Ruf - der noch nicht besteht - nicht schaden. Also vor allem etwas subtiles. Ob sie jemanden brauchte, der für sie unliebsame Leute los wurde? Andererseits war er weder bewaffnet, noch kannte er sich hier aus. Zudem wäre es keine Arbeit, bei der er sich einen Namen aufbauen konnte.


    Castors Gedanken wurden durch ein Magenknurren unterbrochen. Dann entschied er sich doch für eine spontane Antwort.
    "Fürs erste, so ziemlich alles. Der Hunger soll mich nicht töten, genauso wenig die Kälte im Winter oder die Raubmörder der Stadt. Sobald.." erneutes Knurren. "Sobald alles wichtige gemacht ist, also.. zur Verfügung steht, gibt's neue Pläne."

  • Sie hatte ihn also doch richtig eingeschätzt. Er würde alles tun, nur um im Sumpf der Großstadt nicht unterzugehen. Wieder erkannte sie sich selbst in ihm und auch das Magenknurren war ihr nicht fremd. Es erinnerte sie daran, wie furchtbar hungrig sie gewesen war. Genau dieser Hunger war es, der sie damals ins Verderben getrieben hatte. Doch hätte sie sich dagegen gewehrt, wäre sie längst tot und würde mit dem Kopf nach unten im Tiber schwimmen.


    „Nun gut, wenn dem so ist… wenn du zu allem bereit bist, dann kenne ich jemanden, der Männer wie dich brauchen kann.“
    Zweifellos handelte es sich hierbei um Silanus und dessen Kompagnon Askan, die ihr Geld nicht nur mit der Ausbeutung vom Lupae wie sie es war, verdienten. „Hier in der Nähe gibt es ein Lupanar, das Magnum Momentum heißt. Geh dorthin und verlange den Geschäftsführer zu sprechen. Erzähle ihm, dass Beroe dich schickt. Letztlich entscheidet er, ob du ihm nützlich bist.“
    Einen Moment ruhte noch ihr Blick auf ihm und wieder knurrte sein Magen. „Hier hast du ein paar Münzen... für Essen.“ Beroe zog fünf Sesterzen aus ihrem Beutel und drückte sie ihm in die Hand. Im Gegensatz zu ihr sollte der Hunger nicht über sein Schicksal bestimmen. Dann hing es nur von ihm und Silanus ab, ob er überlebte. Entweder würde er Slianus von sich überzeugen oder er würde mit dessen Dolch Bekanntschaft schließen. Apropos Dolch, als sie ihm das Geld reichte, wurde sie wieder auf seine Hände aufmerksam, die diese seltsamen Narben aufwiesen. „Was ist eigentlich mit deinen Händen los? Wovon stammen diese Narben?“

  • Castor staunte nicht schlecht. Die Aussagen waren konkret genug, um nicht erfunden zu sein. Oder sie war dreist und wollte ihn in sein Verderben führen. Vielleicht würde er als Sklave verkauft werden. Auf jeden Fall galt es für ihn vorsichtig zu sein.
    Mit einem anerkennenden Nicken nahm Castor die Münzen entgegen und verstaute sie umgehend in dem kleinen Lederbeutel. Fünf Münzen also. Das war ein Anfang, um zumindest etwas zu essen. Bei allem was sie sagte, nickte er einfach nur.
    Geschäftsführer; Magnum Momentum: Lupanar; Narben;
    Er brauchte einen Moment, ehe er den letzten Teil als Frage registrierte.
    "Ich habe erkannt, das das Färben nichts für mich ist. Die Hände haben anderen nutzen." dabei ballte er die Hände zu Fäusten zusammen und es ist, neben kleineren, auch eine längere Narbe auf der rechten Hand zu erkennen, die quer über die Finger, vom Kleinen bis zum Zeigefinger verläuft.
    "Beroe, richtig? Ich denke ich bin der richtige Mann für.. was auch immer dein Herr braucht."


    Für einen Moment überlegte er, ob er das Geld nicht lieber zurückgeben sollte. Sonderlich gut zahlt der Meister des Lupanar ja wohl nicht. Zumindest nicht an seine Lupa. Dann entschied er sich doch dagegen. Sie schenkte es ihm, warum also ablehnen. Vielleicht konnte er es ja irgendwann wieder gut machen. Soll ja niemand sagen, sein Leben begann damit, dass er Geschenke von Lupa annahm.

  • Still beobachtete sie, wie er die Münzen einsteckte. Mit etwas Geschick, einer Portion Glück und gutem Willen, würden sich diese Münzen bald vervielfachen. Und vielleicht machte es sich ja bezahlt, wenn sie diese fünf Sesterzen in ihn investierte. Eine Frau, wie sie konnte immer eine hilfreiche und vor allem eine beschützende Hand gebrauchen.


    Es bedurfte einen Moment, bis er auf Beroes Frage eine Antwort wusste, und das was er sagte, entsprach nicht unbedingt einer plausiblen Erklärung der Sache. Beroe hatte zwar nie näher mit Färbern zu tun gehabt, doch wusste sie, dass bei dieser Arbeit die Verletzungsgefahr durch diverse Klingen eher gering ausfiel. Jedoch beließ sie es dabei und fragte nicht näher nach. Ein jeder hatte so seine Geheimnisse, sie nicht ausgeschlossen. Und solange sie darin keine akute Bedrohung erkannte, sollte er sein Geheimnis behalten.


    „Ja, richtig. Beroe!“ ,bestätigte sie. Dabei fiel ihr auf, dass sie sich noch gar nicht nach seinem Namen erkundigt hatte. Ein Versäumnis, welches wohl daher rührte, da sie ihre Kunden nie nach ihren Namen fragte. Die Macht der Gewohnheit eben!
    „Wie ist eigentlich dein Name? Und… hast du eigentlich schon einen Platz für die Nacht?“ Als Obdachloser konnte es nachts in der Stadt richtig unangenehm werden. Ehe man sich versah, schwamm man mit durchtrennter Kehle und dem Kopf nach unten im Tiber.

  • "Castor. Argius Castor, um genau zu sein, aber Castor reicht vollkommen." Dabei lässt er ein freundliches Lächeln über seine Lippen kommen.


    Auf die Frage nach seiner Unterkunft musste er nachdenken. Seine Faust entspannte sich und er legte beide Hände flach auf den Tisch um sich ab zu stützen, während er sich langsam erhebt. Wahrscheinlich wollte sie weiter arbeiten und den Raum.. für sich haben. Und für Fünf Sesterzen würde er den Raum wohl nicht die Nacht über bekommen. Oder vielleicht doch?


    Nach wie vor verzieht er nachdenklich die Miene und schaut zu Beroe.
    "Noch habe ich keine Bleibe. Aber mit den Münzen finde ich vielleicht außerhalb von Roma einen Platz. Außer.. außer du willst mich hier haben."
    Sein Blick fällt zum Bett hinüber und dann wieder zu Beroe.

  • „Gut, Castor also.“ Beroe entgegnete seinem Lächeln mit einem freundlichen Nicken. Diesen Namen würde sie sich merken. Castor… hatte so nicht auch einer der Sklaven ihres ehemaligen Dominus in Misenum geheißen? Allerdings war dieser Castor kein so freundlicher Zeitgenosse gewesen, erinnerte sich Beroe. Wegen ihm war sie einmal bestraft worden, weil er sie fälschlicherweise beschuldigt hatte… Doch dieser junge Mann schien ihr gegenüber wesentlich freundlich gesinnter zu sein.


    Er überlegte wohl gut, bevor er antwortete. Vielleicht hoffte er darauf, sie möge ihm auch in dieser Angelegenheit unter die Arme greifen. Seine Erwiderung ließ sie darauf schließen... wenn sie ihn hier haben wollte… , gab er zur Antwort. Aber nicht nur das, auch seine Blicke verrieten ihn.
    Bevor Beroe jedoch antwortete, sann sie selbst darüber nach, was sie tun konnte. Es war wohl ganz ausgeschlossen, dass sie ihm eine Übernachtung in der Casa Ogulnia anbot. Doch wenigstens für eine Nacht konnte sie ihm Asyl gewähren.
    „Nun, wenn du willst, kannst du heute Nacht hier bleiben,“ sagte sie schließlich und wirkte freundlich dabei.

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