Flavias neue Kleider - Einkauf mit Hindernissen

  • Centho reichte ihr etwas vom süßen Kuchen und lächelte sie an.
    ...was ich vorschlagen würde?...nun was würdest du dazu sagen diesen Moloch von Stadt gegen das Leben auf dem Lande einzutauschen,...erfüllte Tage und Nächte zu erleben,...Kinder zu bekommen und während du ihnen beim Wachsen und Gedeihen zusiehst zusammen mit mir alt zu werden?
    Er biss in ein Stück Käse und beobachtet ihre Mimik. Verschwörerisch fügte er hinzu,
    ...ich denke dann kann man auch den Besuchen bei der Familie und der Stadt hier etwas abgewinnen,...
    Auch wenn er es im Grunde ernst meinte, war ihm klar, daß er seine bezaubernde Bekanntschaft jetzt höchstwahrscheinlich verprellt hatte.
    Als ihm die aufging schloß er charmant ...das Schicksal geht zuweilen seltsame Pfade und hält manche Überraschung für uns bereit und wenn du so offen von Liebe und Schicksal redest,...so glaube ich auch daran Domiztilla und dazu weiß ich noch eines,...Liebe braucht ein Gefäß, sie braucht Nährboden, Wärme Zuneigung,...Verständnis und Respekt,...alles Tugenden die letztlich in Caput Mundi arg gelitten haben...

  • Domitilla nahm den Honigkuchen und biss eine Ecke davon ab. Doch währenddessen sie das tat, hörte sie ihm weiter zu.
    Er machte ihr einen Vorschlag, der durchaus reizvoll klang, von einem Leben, wie sie es hätte führen können, wäre sie nicht von ihrer verträumten Dorfidylle in den Bergen entflohen und nach Rom zurückgekehrt. Wie oft hatte sie es sich vorgestellt, wäre ihr Leben anders verlaufen? Er schaffte es tatsächlich, in ihr die Sehnsucht nach solch einem friedvollen Leben wieder zu entfachen, was sich wohl auch in ihren Augen wiederspiegelte.
    „Das klingt sehr verlockend, Claudius!“, entgegnete sie ihm, gänzlich von seinen Worten verzaubert. Eine Zukunft, fernab aller Verpflichtungen, um nur zu bestimmten Anlässen nach Rom zurückkehren zu müssen…
    Aber ein solches Leben wäre wohl zu schön um wahr zu sein. Alleine schon ihr Vater würde einem Tagträumer, der seine Tochter aufs Land entführen wollte, niemals seine Zustimmung für eine Verbindung geben. Schließlich war Domitilla noch ein wertvoller Trumpf, den es galt, gewinnbringend an den Mann zu bringen. Und dieses Vorhaben schien nun gar nicht zu dem zu passen, wovon der der Claudier nun sprach… Wärme, Zuneigung, Verständnis und Respekt.
    „Meinen Vater interessieren diese Tugenden nicht, von denen du sprichst. Für ihn bin ich ein besseres Handelsgut. Und dennoch sprichst du mir aus dem Herzen…“ Was würde denn dagegen sprechen, wenn sie für den Mann, den sie eines Tages heiraten würde, sogar etwas empfinden könnte?

  • Centho musste lächeln als er Domitillas Antwort vernahm. Nun, es ist durchaus probat dies von seinen Familienmitgliedern einzufordern,...das weiß´ich nur zu gut aus eigener Erfahrung. Ob er jemals wieder mit seinem Großvater auf einen Nenner kam? Zu groß war das Verwürfnis, zu groß der verlorene Respekt,zu hoch die Erwartungen an ihn. Was zum Geier wollte Menecrates? Einen neuen Kaiser aus claudischem Hause?
    Sei Lächeln verschwand, seine Züge wurden hart.
    ...die Frage ist nur ob sich alles im Leben eines Menschen nach dem Willen eines Pater familias richten sollte... Er hob die Hand, fast schon beschwichtigend.
    Versteh´mich nicht falsch Domitilla,...ich habe durchaus Respekt vor der Familie und würde auch sehr weit für die Ziele der Gens gehen,...aber... Die Hand ballte sich zur Faust und es schien als koste es ihn große Mühe sie einfach auf den Tisch zu legen anstatt diesen unter ihrer Wucht zu zertrümmern.
    Nach einem kurzen Herzschlag kam sein Lächeln wieder.
    ...wie es scheint haben meine Manieren letztlich unter meinem Exil gelitten,...verzeih´mir...ich plane hier schon fast Hochzeitspläne,...dabei fasziniert mich wohl eher diese Gleichheit unseres Denkens und Empfindens,...du musst ja einen verheerenden Eindruck von mir haben...
    Fast schon schuldbewußt sah er sie an.
    Hat es unter diesen Umständen denn überhaupt dein Einverständnis wenn ich bei deinem Vater die Wucht meines Namens in die Waagschale werfe?
    Was man vortäuschen konnte war klar,...darin besaßen sicher beide Familien reichlich Übung.

  • Zitat

    Candace


    Die Leibsklavin hörte sich mit großem Interesse an, was Dracon zu erzählen hatte. Wider erwarten, stammte er nicht aus Britannia. Aber ansonsten schien sein bisheriges Leben kaum anders verlaufen zu sein, wie es für die meisten Sklaven üblich war. „Augustodurum? Das ist in Gallia, nicht wahr? Dann bist du ein gallischer Gladiator?“


    Ganz gallisch war Dracon nicht, das wusste er. Aber vollkommen Unrecht hatte Candace auch nicht. Er nickte zustimmend. „ Ja, ein Murmillo. Das ist der mit dem großen Rechteckschild und dem Gladius. Hast du bestimmt mal gesehen. An Häuserwänden und vielleicht in der Arena.“ Versonnen sah er auf den Tisch. Erinnerungen an seine guten Zeiten kamen zurück. Was nicht hieß, dass er heute keinen guten Tag hatte. Oh nein, heute war ein guter Tag. Ein sehr guter Tag befand er mit einem Blick zu Candace. Sie war wunderbares Geschöpf. Der große stämmige Kerl wurde weich, nach dem was sie gesagt hatte. „ Das würdest du?“ fragte er zaghaft und war darauf gefasst eine saftige Antwort präsentiert zu bekommen. Wäre nicht das erste Mal. Wobei man differenzieren musste. Es waren meist Lupae, die es scherzhafter Weise zu ihm gesagt hatten. Candace wäre die erste, die es ohne den Hintergedanken Geld, Ernst meinte. War es so, dann war Dracon bereit alles dafür zu tun, dass Centho und Domitilla zusammen kamen. „ Was denkst du? Die beiden passen gut zusammen oder?“ Wie lange kannten sie sich? Eine Stunde, zwei Stunden? Eine dämliche Frage nach der kurzen Zeit. „ Hast du was gehört, dass der neue Imperator Spiele ausgerufen hat?“ Das wäre die Gelegenheit für seinen Dominus und für Dracon selbst.

  • Bisher war es ihr immer wieder gelungen, sich aus den Schlingen zu winden, mit denen ihr Vater sie an diverse Aspiranten binden wollte, die seinen Vorstellungen entsprachen. Doch seit ihrer Rückkehr war nun alles anders. Ravenna war weit weg und somit war auch ihr Vater vorerst außer Reichweite.
    Was sie aber nun aus dem Munde des Claudius vernahm, war fast schon aufwieglerisch, ja revolutionär. Domitillas Augen begannen sich zu weiten, als er davon sprach, dass sich ihrer beiden Leben nicht nach dem Willen eines… nein des Paterfamilias richten sollte. Daraufhin war sie erst einmal sprachlos. So offen hatte sie noch nie jemanden über diese Art von Auflehnung sprechen hören und in gewisser Weise imponierte ihr Centho, auch wenn sie selbst wohl nie so viel Mut aufbringen würde.
    „Bisher habe ich es nicht gewagt, mich offen gegen den Willen meines Vaters zu empören. Jedoch…“ ein flüchtiges Lächeln ließ ihre Mundwinkel aufzucken. „… gibt es Mittel und Wege, um den willen meines Vaters in die richtige Richtung zu lenken.“


    In gewisser Weise schmeichelte es ihr sehr, wie der Claudius es anstellte und mit ihr anbändelte. Schließlich hatten sie sich ja gerade eben erst kennengelernt. Und dennoch zog er es bereits in Erwägung, eine eheliche Verbindung mit ihr einzugehen. Offenbar musste sie eine bezaubernde Wirkung auf ihn haben. Aber auch ihr gefiel, was sie vor sich sah.


    Dennoch blieb es auch Domitilla nicht verborgen, wie sehr der Claudius mit sich kämpfen musste. Seine Worte, die förmlich zur Revolte aufriefen, waren ernst gemeint und nicht nur einfach daher geredet. Sie konnte sich zwar keine Vorstellungen davon machen, wie groß der Graben zwischen ihm und seinem Großvater tatsächlich war, dennoch konnte sie ihm nachfühlen, wie sehr es ihn grämte.
    Vielleicht lag darin auch die Motivation verborgen, weshalb sie ganz unverhofft ihre Hand auf seine legte, als wolle sie ihn beschwichtigen. Mit einem milden Lächeln bedachte sie ihn, welches dann aber in kürzester Zeit wich und einem Ausdruck des Erstaunens.
    „Sehe ich das richtig? Du willst bei meinem Vater um meine Hand anhalten?“ So offen und unverblümt hatte ihr noch niemals ein Mann den Hof gemacht. Und der Claudius wäre mit Sicherheit ein guter Schauspieler gewesen, hätte er diese Frage nicht ernst gemeint.


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    Candace


    Ein paar Tische weiter scherte man sich weniger über familiäre Konventionen, doch auch hier schien sich ganz leise und unverhofft etwas anzubahnen. Bewundernd lauschte die flavische Sklavin den Worten ihres claudischen Kollegen, der ihr aus den Tagen seiner Karriere als Gladiator erzählte.
    „Murmillo? Ja, das habe ich schon einmal gehört. Aber ich war noch nie in einer Arena.“ Candace hatte nur wenige Gelegenheiten, die Villa zu verlassen, bevor sie in die Dienste ihrer Domina gestellt wurde. Doch von nun an war alles anders und vielleicht würde sich schon bald ein Besuch in der Arena ergeben.
    „Ja, das würde ich,“ antwortete sie voller Überzeugung, einfach deswegen, weil sie schon viel über die Arena und Gladiatoren gehört hatte und sie neugierig war. Aber natürlich auch, weil Dracon ihr ziemlich sympathisch war.
    Sie riskierte einen scheuen Blick hinüber zu den Herrschaften, als Dracon sie auf die beiden ansprach. In der Tat schienen sich die Flavia und der Claudius gut zu verstehen. „Meinst du?“, fragte sie, als sie sich wieder zu ihm wandte. „Es wäre schön, wenn sie sich in Zukunft öfter sehen würden,“ meinte sie schließlich und lächelte zart.

  • Domitilla schien wie vor den Kopof geschlagen und Centho nicht viel weniger. Niemals zuvor war ihm ein Mensch begegnet, der auch nur ansatzweise derlei freie Rede von ihm gehört hätte. Was war es was Domitilla bei ihm auslöste?
    Ihre offensichtliche Ähnlichkeit mit seiner verstorbenen Kyla,...nein, es wäre auch töricht auf Äußerlichkeiten etwas aufzubauen. War es einfach nur ihr tangentiell ähnliches Schicksal? Die Erkenntnis oder Wahrnehmung eines gemeinsamen Weges?
    Wie ein Paukenschlag kam daher ihre nicht unberechtigte Frage.
    Nun,...ich ähem... er räusperte sich verhalten....es mag dich überraschen, ja gar überrollen, weil wir uns gerade erst über den Weg gelaufen sind,...jedoch glaube ich an die Zeichen der Götter und ich bemerke eine seltene Vertrautheit ganz so als seien wir uns schon einmal begegnet, als hätten wir einstmals schon zueinander gefunden.
    Blahblah,...Centho schallte sich einen Narren.Was wußte er schon von Göttern und vor allem von denen welche Flavia favorisierte?
    Deshalb nickte er verzweifelt heroisch und entgegnete,Ich würde mich glücklich schätzen wenn du dies in Erwägung ziehen würdest...und mir dabei helfen könntest den Willen deines Vaters entsprechend zu kanalisieren.
    Er lehnte sich erleichtert zurück und lächelte sie an.
    Phuu,...entschuldige, das war mein erster förmlicher Antrag...ich war mir nicht sicher ob dieser Platz der geeignete dafür war...verzeih mir, wenn ich dich drart konfrontiere,...selbstverständlich steht es dir frei mir jetzt empört die Reste des Honigkuchens über den Kopf zu stülpen, jedoch würde ich es vorziehen, wenn du diskreter bleiben würdest als ich es hier war.
    Mit Kyla war es damals anders,... es waren keine Worte nötig.

  • Nein, es bestand gar kein Zweifel daran. Er meinte genau das, was er mit seinen eindringlichen Worten versucht hatte, zu sagen. Und die Flavia? Sie saß immer noch da, den Mund halb offen und traute ihren Ohren nicht. Es bedurfte einiger Zeit, bis sie ihre Worte wieder fand.
    „Ähm, nun ja… also…um ganz ehrlich zu sein, überrascht mich dein Ansinnen schon. Doch auch ich vertraue auf die göttlichen Zeichen und glaube daran, dass die Götter uns im Leben manchmal sonderbare Wege gehen lassen. Ich muss gestehen, und das meine ich ganz aufrichtig, dass auch ich diese Vertrautheit von Anfang an spürte.“
    Domitilla war etwas errötet, als sie dies beichtete, schließlich offenbarte sie nicht jedem Fremden, den sie kaum kannte ihre innersten Gedanken und Gefühle. Jedoch hielt sich der Claudier auch nicht im Mindesten zurück. Hier direkt vor ihr entblößte auch er sein Innerstes.
    „Nun, ich wäre ganz und gar nicht abgeneigt, deine Werbung in Erwägung zu ziehen. Natürlich müssten wir unsere Bekanntschaft weiter voran treiben und ich müsste… einen Brief schreiben. Du musst wissen, mein Vater weilt nicht in Rom. Er lebt auf seinen Ländereien in Ravenna.“ Wo er auch am besten aufgehoben war. Doch spätestens wenn Sie dem Vater den Brief schrieb, in dem sie den Claudier erwähnt, würde sie sich ihm erneut stellen müssen. Davor fürchtete sie sich am meisten.
    Aber als Centho wieder sein Lächeln fand, war ihres auch nicht mehr weit.
    „Nein! Nicht der Honigkuchen. Der wäre viel zu schade dafür!“, lachte sie schließlich. „Außerdem hat mir noch niemand einen solch impulsiven Antrag gemacht. Dies verdient meine ganze Bewunderung!

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