Ankunft des Praefectus Alae Iullus Quintilius Sermo

  • | Decurio Gaos


    Der kleine Tross folgt der zum Zentrum des Castellums gerade verlaufenden Via Praetoria auf die Principia zu, in welcher sich die Verwaltung des Lagers befindet. Den Weg flankieren zuerst die Stallungen der Reiterei, daraufhin ein kleiner Marstempel zur einen und die Thermen zur anderen Seite. Kurz vor der Principia führt Decurio Gaos den Praefectus und seinen Begleiter zur linken Seite, wo sich unmittelbar angeschlossen und gegenüber vom Appellplatz das Praetorium als Unterkunft des Praefectus Alae befindet.


    Eques Criton hat hier schon Bescheid gegeben, allerdings war der bis anhin amtierende Marcus Sabidius Collatinus im Balneum seiner Unterkunft gewesen. Folglich hat jener sein Bad inzwischen zwar unterbrochen, befindet sich aber noch in seinen Gemächern sich anzukleiden.


    Währenddessen führt der Decurio den neuen Bewohner durch den Eingang - den man sie natürlich passieren lässt - vorerst in das Atrium, um den 'alten' Praefectus dort zu erwarten. Bis dahin hat 'der Neue' noch einige Zeit, die Eindrücke seiner neuen Einheit und seiner neuen Unterkunft auf sich wirken zu lassen, oder aber auch den anbei noch strammstehenden Decurio Gaos zu befragen. Weiteres Personal entzieht sich hier im Atrium bislang seiner Wahrnehmung.

  • Geduldig folgte der neue Praefectus Alae dem Decurio. Die kurze Zeit, die sie zum Erreichen des Praetoriums benötigten, nutzte der Quintilier um sich ein wenig umzusehen. Das Lager war in ordentlichem Zustand, die Mannstärke aber ganz offensichtlich noch nicht wieder voll hergestellt. Die Verluste von Vicetia hatte man nicht so locker wegstecken können. Vielleicht hatte Sermos Amtsvorgänger ja mit größeren Rekrutierungsvorgängen auf ihn gewartet, um sich damit keine zusätzliche Arbeit mehr aufhalsen zu müssen.


    Am Praetorium angekommen ließ Sermo sich bereitwillig ins Gebäude führen, seinen Sklaven Cleon immer als stillen Schatten im Schlepptau. Den Praefectus Alae erwischten sie wohl in einem ungünstigen Moment, weshalb es erstmal warten hieß. Sermo hatte nicht damit gerechnet, sogleich empfangen zu werden, weshalb er auch nicht übermäßig verstimmt war über diese Verzögerung.


    "Decurio", wandte Sermo sich schließlich an seinen Offizier. 'Seinen' Offizier. Der Gedanke war seltsam. Bei der Legio XXII hatte Sermo zwar auch Offiziere in 'seiner' Kohorte kommandiert, aber eine ganze Ala zu führen, das war neu. Und es fühlte sich verdammt gut an. Sermo war in diesem Moment richtig stolz auf sich.
    "Steh' bequem", wies er den Decurio erstmal an. So käme dieser vielleicht besser ins Plaudern hinein.
    "Erzähl mir von Vicetia. Du warst doch dabei, nicht wahr?"

  • | Decurio Gaos


    Minimal lockert sich die Haltung des Decurio und er wendet sich dem Quintilier zu, nachdem dieser in angesprochen hat. Er spricht in knappen Sätzen und mit einem sehr militärisch, kurz angebundenem Tonfall. Selbst in Gegenwart des neuen Anführers kann er sich dabei nicht der Gewohnheit entledigen, durchaus auch Kraftausdrücke an einigen Stellen zu verwenden. Das harte Leben beim Militär und die erlebten Schlachten haben ihn spürbar geformt und verhärtet.


    "Ja, Praefectus. Vicetia war 'ne ziemlich üble Sache für die Ala. Wir haben verdammt viele gute Leute verloren. Fast ein Drittel der vollen Mannstärke. Wir hatten mit der Ala I Scubulorum die südliche Flanke gebildet. Den Befehl über unseren Flügel hatte deren Praefectus Sempronius Blaesus. Anfangs waren wir in Deckung. In der Schlacht für den Schutz der südlichen Flanke der Legionen zuständig. Ich war damals noch 'n einfacher Eques. Decurio Atius Scarpus hatte den Kontakt zur Heeresführung und im Kampf die Führung der Ala II. Zur Strategie dürfte er weitere Auskunft geben können."

  • Der Decurio schien ein harter Hund zu sein, so viel stand für Sermo fest. Interessant war, dass der Mann bei Vicetia noch einfacher Eques gewesen war. Seitdem hatte er es ziemlich schnell zum Decurio gebracht. Aber das war auch nicht unbedingt verwunderlich, waren bei der hohen Verlustzahl doch auch viele Offiziere zu ersetzen gewesen.


    Den Namen des anderen Decurios versuchte Sermo sich sodann direkt zu merken. Der Atier war schon bei Vicetia Offizier gewesen, also musste er um einiges mehr Erfahrung im Umgang mit der Truppe haben.
    "Ihr habt euch gut geschlagen, so hörte ich. Wir führen diese Einheit wieder zu ihrer alten Stärke, Decurio. Da sei dir mal sicher", versprach er Gaos daraufhin.


  • Marcus Sabidius Collatinus


    Der bisherige Praefectus Alae betrat das Zimmer.


    “Salve! Ich bin Marcus Sabidius Collatinus, kommandierender Offizier der II. Ala Numidia.“, stellte er sich vor.


    Sein dunkles Haar war vom eben beendeten Bad noch feucht. Im Grunde ein gutaussehender Mann und pflichtbewusster Offizier, wurde dieser Eindruck durch seinen häufig mürrischen Gesichtsausdruck und den Umstand gemindert, dass er zuviel trank.


    Aufmerksam musterte er den Mann, den Rom geschickt hatte um ihn abzulösen.

  • Da der Quintilier viel Wert auf Formalitäten legte und es für ihn eine Selbstverständlichkeit war, dass man auch unter (bald) Gleichgestellten Militärs den nötigen Anstand zeigte, reagierte Sermo auf die Ankunft des Sabidiers mit der Routine eines mittlerweile langjährigen Berufsoffiziers: Er nahm Haltung an und salutierte daraufhin zackig.


    "Salve Praefectus Alae Sabidius! Eques Imperii Iullus Quintilius Sermo meldet sich zur Amtsübergabe."


    Dabei zückte er seinen Marschbefehl und hielt ihn dem Sabidier hin, dessen mürrischer Gesichtsausdruck Sermo kurz fürchten ließ der Praefectus würde ihm womöglich die Finger abbeißen. Deshalb zeigte Sermo seinem Gegenüber erst recht nicht das Beischreiben, das er zu seiner Beförderung erhalten hatte, in dem davon die Rede war faule Glieder im Exercitus Romanus abzutrennen.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE UND VERSETZE ICH
    IULLIUS QUINTILIUS SERMO


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XIII KAL NOV DCCCLXIII A.U.C. (20.10.2013/110 n.Chr.).


    ALS
    PRAEFECTUS ALAE
    ZUR
    ALA II NUMIDIA




  • Marcus Sabidius Collatinus


    Der mürrische Gesichtsausdruck änderte sich nicht, als er den Marschbefehl las.


    Mhm. war seine erste Antwort, als er den Befehl an Quintilius zurückgab. Gut, Praefectus Alae. Machen wir nicht viel Federlesens aus der Geschichte. Dies ist somit ab jetzt dein Reich. Er war, das konnte man durchaus sagen, einer von der knorrigen Sorte Mensch, aber sein Ton zeugte nicht von Unfreundlichkeit.


    Hast du dich im Castellum schon umgesehen?

  • Mit seinem Amtsvorgänger würde Sermo also offensichtlich nicht mehr sonderlich warm werden, so wie sich diese Begegnung gestaltete. Sermo nahm es gleichgültig hin.


    "Danke, das ist auch in meinem Sinne", erwiderte er sodann auf die Bemerkung des Sabidiers.


    "Ich bin vom Tor direkt hierher gekommen, also nein", fuhr er hinsichtlich der nächsten Frage fort. "Aber das wird sich auch nicht lohnen. Ich wurde nämlich beauftragt, die Ala nach Mogontiacum zu verlegen. Lange werde ich hier also gar nicht bleiben."


  • Marcus Sabidius Collatinus


    Der gerade noch mürrische Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig auf verwundert.


    Mogontiacum? Wieso denn das?


    Collatinus wusste natürlich, dass ab einer gewissen Schneemenge in den Alpen der Nachrichtenverkehr zwischen Germania und Rom nicht gerade der schnellste war. Aber sein Nachfolger hatte es ja auch hierher geschafft.


    Von allerhöchster Stelle nehme ich an? Wenn ich das gewusst hätte, hätten wir schon Vorbereitungen treffen können.

  • "Weiß der Henker warum Mogontiacum", gab Sermo ebenso ahnungslos wie der Sabidier zurück. Er zuckte nur die Achseln. "Der Befehl enthält leider keine Begründung. Wieso sollte man uns die Beweggründe der Spitze auch mitteilen?" Eine Spur Sarkasmus konnte der Quintilier bei der Frage nicht verbergen. Er hatte es bisher noch selten erlebt, dass ein Kommandeur seinen Offizieren gegenüber sogleich mal eine Begründung, geschweige denn eine Rechtfertigung für seine Befehle vorgebracht hatte.


    "Von allerhöchster Stelle", bestätigte Sermo. "Um es genau zu nehmen: Ein Kanlzeifuzzi hat den Marschbefehl 'Im Namen des Kaisers' verfasst. Aber mach dir mal keinen Kopf um den Umzug. Das ist ab jetzt mein Problem. Wenn du dir den Ärger ersparen willst schlage ich also vor, dass du dich nur mit deiner Ablösung beschäftigst und dir eine schöne Reise nach Rom machst." Beinahe hätte er dem Sabidier zugezwinkert, aber dafür fehlte es noch an einer gewissen Portion Vertrautheit. Daher sah Sermo sein Gegenüber einfach unbewegt an und hoffte, dass es nicht mehr lange dauerte, bis er ein Bad nehmen konnte.

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