"Mein schöner Krug! Ach, tu Tölpel! Wie konntest du nur wieder so ungeschickt sein!" Der Angesprochene und in die Jahre gekommene Tappo konnte nur schuldig auf seine ihn mit Worten und Blicke strafende Angetraute blicken. Die alte Barbula, wie sie mit Namen hieß, hatte ihren lieben Krug unter den ungeschickten Händen ihres Mannes auf dem Boden zerschellen sehen. Zurück blieb ein großer Scherbenhaufen, der nach ihrer Aufassung kein Glück brachte.
Während daheim lediglich die Gefahr eines tölpelhaften Ehemannes lauerte, galt es auf römischen Straßen stets und ständig Acht zu haben. Allzu bedenkenlos sollte man nicht unbedingt umherwandern. Ein waches Auge war immer mal hilfreich, um den vielen möglichen Gefahren aus dem Wege zu gehen. Wo man vielleicht in erster Linie an Diebesgesindel oder Schlägertypen dachte oder auch vielleicht an den ein oder anderen Halsabschneider, der seine defizitären Waren außerhalb des Marktes loswerden wollte. Vielleicht wollte man auch einfach nur davor bewahrt werden, dass einem jemand nach Almosen anbettelte oder überhaupt von irgendwelchen skurilen Gestalten vollgequatscht zu werden. Doch das waren bei weitem nicht alle Gefahren, denen man sich entziehen musste.
Denn dort, wo man das Auge nach rechts, links, geradeaus warf und sich dazu auch noch hin und wieder umblickte, musste man sich auch den unangenehmen Überraschungen erwehren, die von oben kommen konnten. Doch was konnte da schon gefährlich sein? Der Regen oder gar Iuppiters Blitz, der einen erschlug? Nein, auf römischen Straßen allgegenwärtig war die Gefahr des Mülls, der vom Himmel fiel.
Nun gut, der Müll fiel nicht vom Himmel, sondern ganz unmetaphorisch aus den Häusern der Bewohner Roms. Besonders beliebt flog er aus den obersten Stockwerken der Insulae - solche, wie sie auch von Barbula und Tappo bewohnt wurden. "Kehr das schnell zusammen! Ich will nicht, dass das hier alles die ganze Zeit rumliegt!" Als gehorsamer Mann ließ sich Tappo nicht lumpen und erfüllte seine Pflicht. Während seine Frau sich bereits aufgemacht hatte und das Mahl bereitete, hatte der gute Tappo nun wahrlich nicht mehr die Zeit irgendwo hinzuwandern, um das Zeug zu entsorgen. Stattdessen strich eine milde sanfte Brise aus dem Fenster, die ihn geradezu bedenklich auf die Einfachheit der Lösung seines Problems hinwies.
Der Mann schaute nicht links und nicht rechts und schon gar nicht nach unten, als er den zusammgetragenen Scherbenhaufen ganz einfach nach draußen schmiss. Die sich in der Luft ausbreitenden Einzelteile flogen ganz einfach auf die Straße und wie durch ein Wunder, landeten sie allesamt direkt auf dem Pflaster und nicht etwa im Kopf eines Römers. Nur haarscharf verfehlten sie eine Person, die wohl mit einem Schrecken davonkam...
Wer vielleicht Lust hat, die Person zu sein und sich bei den städtischen Behörden über diese lästige, typisch römische Verhaltensweise des Hinauswerfens von Müll auslassen möchte, ist herzlich eingeladen.