„Losgelöst und ohne Sorgen, kein Gedanke an den Morgen…“, brummte Sosander über seinem Becher. Das fröhliche Lied troff vor Sarkasmus. Gut möglich, dass er sich morgen Abend keinen Wein würde leisten können, seine Börse hing bedenklich leer unter seiner Tunika. Mit trüben Augen blickte er sich in der Taverna um. Es war zu früh am Abend für Würfelspiele. Das hieß nicht, dass nicht schon gewürfelt wurde, Sosander hatte lediglich noch kein Interesse einzusteigen. Je später der Abend, umso betrunkener die Gäste. Je betrunkener die Mitspieler, umso leichter fiel es zu gewinnen. Und gewinnen musste er, sonst könnte er sich schon heute Abend nichts mehr leisten. Jetzt hieß es wohl langsam trinken, abwarten und beobachten. Vielleicht würde sich ja noch ein passendes Opfer finden.
„…Zur Freude soll Musik erklingen, wer noch kann soll dazu singen...“, ging das ach so fröhliche Lied weiter. Ein Instrument hätte er lernen sollen! Mit einer Flöte konnte man sich leichter durchschnorren. Jeder verstand dass Musiker Durst bekamen. Frauen mochten Musiker ebenfalls lieber. Vielleicht sollte er sich als Sänger probieren… Doch seine Ohren schmerzten schon vom eigenen gebrummten Lied. Dafür war er jetzt auch zu alt. Mit Mitte zwanzig hatte er sich ganz woanders gesehen! Diese Gedanken spülte er rasch mit einem tiefen Schluck herunter. Die Tür ging auf. Sosander schielte von seinem einsamen Platz am Rand den neuen Gästen entgegen.