Der Morgen der alles verändern wird

  • Wochenlange, nein Monatelange Planung, nun sollte es endlich so weit sein.
    Morrigan gab das letzte Mal Anweisungen für die Sklaven, ein letzter Gang durch die Villa.
    Noch einmal traf man sich in der Küche, dass Frühstück für die Claudier wurde bereitgestellt und Morrigan verkündete, das Apolonia, Dracon und sie später zu den Märkten gehen würden.
    Ihre Sachen waren gepackt, etwas Startkapital war beiseite geschafft worden, noch einmal rekapitulierte sie alles in Gedanken, ja sie hatte an alles gedacht, man würde sie nicht vor dem Abend vermissen und dann wäre es zu spät, sie wären weg und würde nicht mehr wieder kommen.
    Viele Nächte hatten die drei zusammengesessen, dass Für und Wieder besprochen, aber letztlich waren sie zu dem Schluss gekommen, dass sie es versuchen. Natürlich waren sie sich bewusst und im Klaren darüber, dass falls man sich erwischen würde es ihr sicherer Tod wäre, aber das nahmen sie in Kauf. Lieber tot, als hier lebendig begraben.


    Morrigan zog sich um, ein einfaches Kleid, so dass sie wie ein Libertus wirken musste. Apolonia würde ähnlich gekleidet sein und auch Dracon hatten sie bürgerliche Kleidung besorgt. Sklaventuniken? Nein die würden sie nicht mehr anziehen.


    So wartete sie als mit den drei gepackten Bündeln am Ausgang für die Bediensteten auf ihrer beiden Mitverschwörer.

  • Nie in seinem Leben hatte man ihn vor die Wahl gestellt. Man entschied über ihn, er gehorchte. Von Kindesbeinen an war sein Lebensweg vorgezeichnet. Nun war alles anders. Nicht sein Dominus hatte ihn vor die Wahl gestellt. Morrigan zog ihn beiseite und sagte ihm was sie planten. Verwirrung und Hilflosigkeit machten sich in ihm breit. Was war besser an der Freiheit, als an dem Leben hier? Morrigan’s Überzeugungskraft hatte der Hüne nichts entgegen zu setzen. Er wurde nicht mehr hin und her geschoben. Man verborgte ihn nicht an andere. Er konnte das tun was er wollte und es gab wieder Sesterzen, eigene, seine Sesterzen. Vielleicht verstand er bald, was Freiheit bedeutete. Ein Restrisiko blieb, darüber musste sich jeder von ihnen im Klaren sein. Schön würde es bei Entdeckung nicht werden. Dracon hatte es auf seinem Weg durch das Imperium oft genug gesehen.


    Die letzte Nacht und ihre Träume waren grausam. Dracon wälzte sich auf seiner Liege hin und her. Seine Stimmung am Morgen war nicht die Beste. Er war sich nicht mehr sicher, dass es richtig war was sie taten. Kaltes Wasser und die gewohnte Schüssel Puls, bei der es ihm schwer fiel sie zu leeren. Er stopfte es widerwillig in sich hinein. Es würde auffallen, blieb bei ihm was übrig. In einer Ecke zog er sich um. Eine dünnere Untertunika, eine aus Wolle drüber. Die ging bis über die Knie.


    Auf dem Weg zur Porta für Lieferanten und Bedienstete ging alles glatt, keiner begegnete ihm. Ruhig zu bleiben wie immer, war schwer. Vorne stand Morrigan und hatte sein Bündel. Er nickte ihr zu. Sie mussten auf Apolonia warten. Dracon trat ein wenig nervös auf der Stelle und sah in den Gang.

  • Langsam wurde es schwierig die ganzen Sachen zu verstauen.
    Den Schmuck hatte sie nicht angelegt sondern auch in ihrem Geldbeutel verstaut. Sie wollte ja schließlich nicht auffallen. Ihrer Schminksachen wickelte sie in eine von den drei Tuniken.
    Stola, Palla und ricinium wollte sie natürlich ebenfalls mitnehmen, wie einiges an Schuhen.
    Ihre Sorge war, ob das Bündel was sie nun gepackt hatte nicht zu auffällig war.
    Bestimmt würde mindestens einer von den beiden, dazu dann seine Meinung kundtun. Apolonia war aber der Überzeugung, diese Kleidungsstücke, gehörten nun zu ihrer Grundausstattung
    Und ging mit ihrem Bündel zum Seiteneingang wo Morrigan und Dracon sicher schon warten würden.
    Genauso war es dann. Dracon schien schon leicht ungeduldig zu sein, was sie aber nicht im geringsten störte.
    "So wir können dann," war die lapidare Aussage von Apolonia, sie war ja Römerin.

  • Dracon kam, er sah nicht wirklich glücklich aus. Morrigan hatte ja fast damit gerechnet, dass der Große einen Rückzieher machen würde. Sie hätte es ihm nicht verübelt, hatte er ihnen doch lang und breit erklärt, was alles passieren würde, wenn man sie erwischen würde.
    Morrigan hatte die Bedenken weggewischt. Wer sollte sie schon erwischen? Es würde ja nicht mal auffallen, dass sie weg waren.
    Endlich kam auch Apolonia, die schleppte natürlich noch ein Riesenbündel mit. Morrigan verdrehte die Augen, aber was sollte es, sie musste es ja eh selber tragen.
    Es wurde kein Wort gewechselt, die drei nickten sich nur zu. Jeder schnappte sich sein Bündel und sie verschwanden aus der Villa Claudia.
    Morrigan warf eine kurzen Blick auf die Villa, nein hier her würde sich nicht mehr zurückkehren...

  • Es wurde Abend...


    Quintus saß alleine beim Essen im Triclinium, er wusste nicht wo die anderen waren, seinen Großvater hatte er ohnehin mal wieder seit Tagen nicht zu Gesicht bekommen..


    Ohne sich darüber dann jedoch allzu lange Gedanken zu machen leerte er stattdessen seinen bereits nur noch halbvollen Becher Wein und aß den letzten Rest Suppe. Ohne dass es eines Zeichens bedurft hätte wurde dem Claudier nachgefüllt und der Hauptgang, Huhn mit ein paar einfachen Beilagen, wurde im Austausch gegen seine leere Schüssel aufgetragen.


    Eines musste man Morrigan lassen, sie verstand sich darauf gut zu kochen, auch wenn sie manchmal noch so störrisch sein konnte....


    Dass es nicht Morrigan gewesen war, die ihm sein Essen zubereitet hatte konnte Quintus zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht ahnen...

  • Am nächsten Tag....


    irgendwann am Nachmittag saß Quintus beim Schreiben in seinem Studierzimmer. Das Fenster war weit geöffnet und eine laue Brise strömte durch den Raum. Plötzlich kam eine Böe und ließ die Rolle Papyrus vom Tisch rollen... Als Felix sich unter den Tisch bückte um sie wieder aufzuheben stieß er beim Hochkommen mit dem Kopf von unten heftig gegen das Möbelstück. Die Erschütterung brachte den kleinen Topf Tinte darauf zu allem Überfluss auch noch zum umkippen...


    "Morrigan" rief er in Richtung der offen stehenden Tür... Diese Sauerei musste schließlich beseitigt werden... außerdem hatte er keine weitere Tinte mehr..

  • Die Zeit verstrich....nichts passierte...."MORRIGAN!" setzte er abermals an, dieses mal weniger freundlich und deutlich lauter....Wieder nichts....gerade wollte er schon aufstehen und schauen wo um alles in der Welt die Sklavin war wenn man sie brauchte, da hörte er Schritte auf dem Flur....na endlich! murmelte Quintus und blieb sitzen...


    Statt Morrigan kam zu seiner Verwunderung dann jedoch eine andere Sklavin durch die offen stehende Tür, Felix fiel ihr Name nicht ein, das war aber gerade auch nicht so wichtig...."Wenigstens irgendwer der noch zu etwas zu gebrauchen ist" begann er gereizt zu sprechen und richtete seinen Blick erneut auf die Sauerei auf Tisch und Boden... Sogar seine Tunika hatte etwas abbekommen...."Sieh Dir diese Sauerei an" er deutete überflüssigerweise auf die diversen Tintenpfützen...


    "Sorg dafür, dass das schnellstmöglich beseitigt wird." Ein leises"Sehr wohl, Domine" raunte die Sklavin zufriedenstellend gefügig und wollte danach anscheinend sogleich wieder den Raum verlassen um sich Lappen und Wasser zu holen... da setzte Felix erneut zum Sprechen an...."Wo steckt Morrigan? Nach der hatte ich schließlich gerufen und nicht nach Dir" auch wenn es ihn schlussendlich zwar nicht sonderlich interessierte wer hier aufräumte, so ärgerte es ihn doch sichtlich, dass Morrigan mal wieder nicht das tat was er wollte. Daran, dass sie ihn eventuell nur nicht gehört hatte ließ der Claudier ohne größere Umschweife gänzlich außer Acht...

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    Die Sklavin, welche gerade im Begriff war den Raum zu verlassen, blieb wie vom Donner gerührt stehen. Nur ganz langsam drehte sie sich wieder zu Felix um. Fieberhaft grübelte sie, wie sie es dem Claudier beibringen sollte, was inzwischen jeder der Sklaven hier begriffen hatte. Zunächst hatten sie gedacht, die drei waren irgendwo versumpft oder ähnliches. Aber nachdem sie nun gar nicht mehr aufgetaucht waren...
    „Ähm... Dominus... also... Morrigan ging zum einkaufen, gestern...“ die Sklavin stammelte sich einen ab und zupfte nervös an ihrer Tunika. „Sie wird vermisst. Dominus.“
    Ja so konnte man es natürlich auch ausdrücken. Der Sklavin wollte auch einfach nicht das für sie undenkbare über die Lippen bringen, die Tatsache, das Morrigan sich aus dem Staub gemacht hatte....

  • Es dauerte einen Moment bis Felix verstanden hatte, was ihm die Sklavin da gerade mitgeteilt hatte. Ungläubig dreinblickend erhob er sich nun doch von seinem Schemel...


    "Vermisst?" fragte er halb rhetorisch in deren Richtung. Nur zu gut konnte man in Rom schließlich erahnen, was so etwas bedeutete. Man musste nicht die hellste Leuchte vorm Herrn sein um zu wissen, dass 'vermisst' in 95% der Fälle mit 'entflohen' gleichzusetzen war..... Wer überfiel immerhin schon am helllichten Tag eine Sklavin...die konnte man immerhin stets als solche erkennen und der gemeine Dieb musste wissen, dass es bei denen am wenigsten zu holen gab... das typische Vergewaltigungsopfer war Morrigan zudem bei Leibe nicht... Nein, es blieb eigentlich wirklich nur das eine...


    "Wann genau genau gestern?" schnell hatte Felix wieder vollends die Fassung gewonnen. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren, was galt es nun zu tun? Die Miene des Patriziers verfinsterte sich zunehmends...

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    Die Sklavin wirkte nun mehr als verschüchtert, denn zum einen hatte sie Angst das sie es jetzt abbekommen würde und zum anderen befürchtete sie das der Zorn des Claudier noch mehr wachsen würde, wenn sie ihm sagte das man Morrigan nun schon fast zwei Tage vermisste.
    „Dominus... nun ja … also sie verließ gestern in aller Frühe das Haus. Sie sagte dass sie einkaufen wolle.“ Und schon allein um allem vorzubeugen sprach sie weiter. „Es war alles normal Dominus, nichts hat darauf hingedeutet was sie vor hatte.“
    Morrigan war ja auch nicht so blöde gewesen, es irgendwem auf die Nase zu binden. Nein sie hatte sich ganz normal verhalten, das Essen vorbereitet, die Anweisungen für den Tag gegeben. Man hatte sie nicht vor dem Abend vermisst. Natürlich waren heute Morgen schon einige Sklaven unterwegs gewesen sie zu suchen... jedoch erfolglos. „In der Stadt haben wir schon nach ihr gesucht... auf den Märkten... Aber niemand hat sie gesehen.“ Die Sklavin nestelte immer noch nervös an ihrer Tunika, ihr Blick war starr auf den Boden gerichtet, sie getraute sich nicht den Claudier anzusehen.

  • Quintus wurde zunehmend lauter..."Und warum hat man mich nicht umgehend informiert?"...das konnte er sich zwar irgendwie selber denken, dennoch ignorierte der Claudier diesen Umstand gezielt und redete sich in Folge dessen in Rage...


    "Wozu seid ihr Sklaven überhaupt noch zu gebrauchen?" begann er nun pauschalisierend gegen so ziemlich jeden Sklaven im Haushalt zu wettern...Nicht vorzustellen was geschehen würde wenn nach außen dränge wie sich die Sklaven hier verhielten.. "Erst verweigert ihr Befehle, tut schlichtweg nicht das was man euch aufträgt und dann erdreistet ihr euch auch noch wegzulaufen...!!" das galt zwar irgendwie doch nur für Morrigan, aber darüber dachte Felix im Augenblick überhaupt nicht nach. Die Claudier ließen sich von diesem Gesindel doch tatsächlich auf der Nase herumtanzen, das durfte nicht sein! dachte der junge Patrizier...Er ging im Zimmer auf und ab, blieb dann abrupt vor der Sklavin stehen und fasste sie am Kinn.
    Ihr Gesicht anhebend fixierte der Claudier wütend dreinblickend ihre Augen.


    "Findet sie" zischte er ihr entgegen...

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    Die Sklavin ließ den Wortschwall über sich ergehen. Sie hatte sich zwar noch nie etwas zu Schulden kommen lassen, wusste aber wann es besser war zu schweigen. Sie würde den Claudier ums Verrecken nicht darüber aufklären, dass nicht alle Sklaven so waren... Sollte er doch seine Wut erst mal los werden.
    Den Blick also weiterhin starr auf den Boden gerichtet lauschte sie der Schimpftirade des Claudier.
    Ganz tief in ihrem Innern konnte sie für Morrigan nur hoffen, dass man sie nicht finden würde. Um ihrer Selbstwillen jedoch hoffte sie das man sie finden würde. So richtig wusste keiner der Sklaven was zu tun war. Schließlich war Morrigan der Dreh und Angelpunkt des Hauses gewesen.
    Warum sie weggelaufen war – nun das konnte sich hier auch keiner erklären. Sie hatte doch alle Freiheiten gehabt, also die die man als Sklave genießen konnte.
    Aber Morrigan war schon immer anders gewesen...
    So hing sie ihren Gedanken nach und bemerkte nicht, dass der Claudier näher gekommen war.
    Sie blickte also entsprechend erschrocken drein, als er ihren Kopf anhob.
    „Natürlich Dominus.“ sagte sie. Obwohl sie sich gleichzeitig dachte, wie er sich das wohl vorstellte. Man wusste ja nicht mal ob sie noch in der Stadt war. Morrigan hatte fast zwei Tage Vorsprung...


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    Tage vergingen – Wochen immer wieder wurde dem Claudier berichtet, dass man noch keine Spur von Morrigan hatte. Obwohl sie noch in Rom sein musste, das ein oder andere Mal hatte man sie in der Stadt gesehen, aber ihrer habhaft werden konnte man bisher noch nicht.
    Man sagte Felix, dass man sie in der Subura vermutete, dass sie sich wohl dort versteckt halten würde. Aber das Gesindel, welches dort lebte hielt zusammen. Aus denen war nichts rauszubekommen. Inzwischen waren die claudischen Sklaven schon recht ratlos, wussten sie doch auch nicht was sie noch veranstalten sollten. Sie waren schließlich auch nur Sklaven und keine Menschenfänger...

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