Nach der letzten Wahl herrschte erst einmal gähnende Leere im Senat, bis die nächste Sitzung anberaumt wurde. Diese hatte dafür eine umso vollere Tagesordnung, denn es musste über die Amtsbereiche der gewählten Magistrate entschieden werden. Der Consul arbeitete dazu seine Liste ab: "Bei den Quaestoren haben wir Tiberius Lepidus, der das Amt des Quaestor Principis anstrebt. Mir liegt kein gegenteiliges Votum des Imperator Caesar Augustus vor. Gibt es Wortmeldungen des Senates, die sich zu dieser Amtsvergabe äußern möchten?"
Nach der Wahl zum Cursus Honorum [05/14]
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- Anhörung
- Narrator
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Sextus erhob sich. Immerhin hatte er dem Consular Decimus eine Auflistung des Regelfalles versprochen.
“Werte Senatoren. Wie schon bei der Kandidatur des Tiberius Lepidus stimme ich außerordentlich mit Pontifex Flavius darüber überein, dass Tiberius Lepidus in jedem Falle in Rom als Quästor bleiben muss. Jedem Patrizier obliegt in besonderer Tradition die Wahrung des göttlichen Friedens. Der Senatorenschaft ebenfalls, weshalb viele der Ämter in römischen Collegien aus diesem stand besetzt werden sollen.
Tiberius Lepidus ist also diesem Bereich zweifach verpflichtet. Und ihm sollte es möglich sein, diese Pflicht auch zu erfüllen. In der Vergangenheit hat Rom diesen Pflichten auch immer Rechnung getragen.Das Amt des Quaestor Consulum wurde besetzt von Männern wie Aurelius Avianus, Aurelius Ursus, oder Tiberius Durus. Die Flavii taten sich im Amt des Quaestor Principis besonders hervor mit Flavius Piso, Flavius Gracchus und Flavius Furianus. Als Quaestor Urbanus dienten Rom wiederum Aurelius Orestes, Flavius Aquilius, Aurelius Corvinus, Claudius Menecrates und ich selbst.
Der einzigen patrizischen Quaestor Provincialis, den ich überhaupt gefunden habe, war ebenfalls Claudius Menecrates. Und dies in seinem zweiten Quästorat und VOR seinem Beitritt zu den Saliern und damit VOR jeder religiösen Verpflichtung. Und vor allem noch zu einer Zeit, als in diesen Hallen noch Frauen sprachen und Gesetze bestimmten.Würde all diesen, in Rom dienenden Quästoren die Befähigung zur Statthalterschaft nun aberkannt werden? Wohl kaum. Es ist seit Jahrzehnten feste Tradition und entspricht der Sitte der Vorfahren.
Darüber hinaus hat Tiberius Lepidus den expliziten Wunsch geäußert, dem Kaiser direkt zu dienen als Quaestor Principis, und in seiner Person ist wohl kaum ein Fehler festzustellen, der ihm diesen Posten verbieten würde. In der Tat ist er der wohl vielversprechendste Jungpolitiker seit langer Zeit, und nachdem wir ihm schon seinen letzten Wunsch versagten, sollten wir ihm nun die Dankbarkeit des Senates auch beweisen, und ihm den Posten zugestehen, für den er sich ausgesprochen hatte.Und wenn dies allein nicht als Grund ausreicht, dann hoffentlich das direkte Veto des Pontifex pro magistro, der auf einem Verbleib von Tiberius Lepidus in Rom besteht.“
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Livianus meldete sich lächelnd zu Wort.
"Ich danke Senator Aurelius für diesen kurzen aber interessanten Rückblick in die zeitnahe Historie der patrizischen Senatorenschaft. Wie ich bereits bei der Anhörung des Kandidaten sagte, habe ich dem Tiberius gegenüber lediglich einen Ratschlag geäußert. Da dieser ihn nicht angenommen hat, kann ich damals wie heute genauso gut damit leben, wenn er seine Quaestur hier in Rom absolviert."
Ob sich der Tiberier, der bisher vor allem durch seine Aktivität und seinen Fleiß aufgefallen war, mit dieser Wahl tatsächlich einen Gefallen getan hatte, würde sich zeigen. Das Amt des Quaestor Principalis war seit seiner Einführung zweifellos mit sehr viel Prestige verbunden, allerdings war man in dieser Position auch sehr vom politischen Tatendrang des jeweiligen Kaisers abhängig. Und Palma hatte sich bisher kaum in die Angelegenheiten des Senats eingemischt, sondern diesem Gremium eher freie Hand gelassen. Durch seinen Eifer, wie bisher, konnte der designierte Quaestor Principalis, dessen Aufgabe es hauptsächlich war kaiserlicher Anträge und Mitteilungen hier im Senat zu verlesen und als Bindeglied zwischen Palast und Senat zu fungieren, also wohl kaum glänzen. Der Decimer fand es nach wie vor schade, dass man einen so fähigen und vielversprechenden jungen Mann nicht dort einsetzte, wo er dem Senat und dem Reich mehr von Nutzen sein konnte, nur weil er ein Patrizier war. Doch er fügte sich diskussionslos dem Wunsch des Kandidaten, sowie seiner Standeskollegen und nicht zu Letzt dem Veto des Pontifex pro magistro und vergönnte dem Tiberier nach all der Aufregungen Rund um sein Vigintivirat eine diesmal vermutlich ruhigere Amtszeit.
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Bei der Antwort des Decimers kam Sedulus nicht umhin und mußte grinsen.
So richtig warm wurden er und die Patrizierschaft wohl auch nicht mehr. Sei`s drum.
Da Sedulus auch keine Probleme damit hatte, dass Tiberius Lepidus seine Quaestur hier in Rom absolvierte meinte er knapp.Auch ich habe keine Einwände. Er ist sich hoffentlich bewußt, dass hier sein Tun mit Argusaugen überwacht wird.
Zwar nicht von Sedulus selbst, aber es gab gewiß Senatoren welche sich aus reinem Zeitvertreib solchen "Observationen" hingaben und wenn sie nur ihre Sklaven losschickten um dies zu tun.
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Macer hatte keine Wortmeldung zu diesem Thema, verfolgte die Debatte aber umso interessierter schweigend. Ja, Rom hatte tatsächlich eine lange Tradition und es war schön, sich darauf berufen zu können. Macer hatte keine Ahnung, ob der Aurelier die aufgezählten Quaestoren alle auswendig wusste oder sich präzise auf diese Debatte vorbereitet hatte, aber irgendwie erschien es ihm mehr als praktisch, in so einer Debatte einfach auf eine lange Liste an Vorgängern verweisen zu können und entsprechend dieser Fälle wieder zu urteilen. Ein Grund mehr für ihn, hier nicht das Wort zu erheben, denn die Geschichte sprach für sich. Ein zustimmendes Nicken zu den ganzen Meinungsäußerungen ließ er sich aber dennoch entlocken.
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Der Consul folgte der kurzen Debatte schweigend und nickte dann zufrieden angesichts der Einfachheit der Entscheidung. "Ich stelle fest, dass auch der Senat kein gegenteiliges Votum abgibt. Damit ist diese Personalie entschieden."
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