Cubiculum commodum IX | Iullus Helvetius Curio

  • Zumindest für die nächsten zwei Nächste würde dieses Zimmer die Unterkunft von Curio sein. Der Raum war deutlich besser ausgestattet, als jene, die er in Noviomagus uns Borbetomagus bewohnt hatte, und insgesamt in einem guten Zustand für eine Tabera. Offensichtlich wurden die Zimmer hier regelmäßig gereinigt - was nicht unbedingt die Regel war - und es gab ein Fenster zur Straße, einen Tisch mit Stuhl, eine kleine Kommode, in die er seine Sachen legen konnte und einen Nachttopf. Auch das Bett war in einem guten Zustand.


    Nachdem Curio dann seine Sachen in die Kommode gelegt und sich etwas aus der Schale ins Gesicht geworfen hatte, legte er sich erstmal aufs Bett und schloss die Augen. Tausende Gedanken schossen durch seinen Kopf, angefangen bei seinem Vater, den alten Primus Pilus, der jetzt wohl wieder auf den Weinbergen war, seine Mutter, die sich bestimmt um seine kleine Schwester kümmerte, die vielen Pächter, darunter viele Veteranen der Secunda. Dann ging es weiter mit seiner Zukunft. Würde er eine Anstellung in einem der Tempel bekommen? Mit wem würde er es dort zu tun bekommen? Was für ein Mensch war der Pontifex Petronius, von dem sein Bruder gesprochen? Und welche Unterkunft hatte Corvinus für ihn im nach den beiden Nächsten im Auge?


    Doch langsam setzte sich dann doch die Müdigkeit nach diesem langen Tag durch. Seine Augen wurden schwerer und schließlich schlief Curio ein.

  • In der ersten Nacht hatte Curio geschlafen wie ein Stein. Es gab kein wildes Gestöhne aus dem Nachbarzimmer und es wuselten auch keine hässlichen Tiere über den Boden, sodass Curio nicht immer wieder aufwachte. So schließ Curio wie in Morpheus Armen, bis ihm am nächsten Morgen das Klappern der Marktkarren auf der Straße vor der Taberna weckte. Offenbar bereiteten die Händler wieder ihre Stände vor und Lärm ließ sich dabei bekanntlich nicht vermeiden.


    Curio stand auf und streckte sich erstmal kräftig, bevor er dann zu seiner eigenen Verwunderung anfing, kleinere Dehnübungen zu machen. Während der Reise hatte es sich nie angeboten, doch war er jetzt offenbar wieder in den alten Automatismus verfallen. Einige Augenblicke hielt Curio inne, doch dann kam ihm dieser Satz von Iuvenalis in den Sinn: Mens sana in corpore sano... Da war sicherlich was dran. Und auch, wenn er die Übungen vor allem auf Drängen seines Vaters gemacht hatte, sah er jetzt keinen Vernüftigen Grund, nur deswegen damit aufzuhören. So fuhr er mit ein paar Übungen fort, bevor ihm auffiel, dass er nun schon über einen ganzen Tag nicht nach seiner kleinen Schatzkiste geschaut hatte.


    In zwei kurzen Schritten durchquerte er den Raum zur Kommode, holte seine Tasche und aus dieser die kleine hölzerne Kiste heraus und schaute - wie er es jeden Tag mindestens einmal tat (oder besser tun wollte) - ob noch alles da war. Die kleinen Statuetten von Saturnus und Mercurius, einige weitere kleine Habseligkeiten und vor allem die Locke seiner Mutter. Nach einem kurzen Nicken atmete einmal tief ein und aus, schloss die Kiste und legte sie gemeinsam mit der Tasche zurück in die Kommode.


    Nachdem er sich zudem noch etwas mit dem Wasser aus der Wasserschale gewaschen hatte, was zugegebenermaßen recht kurz ausfiel und ihn daran erinnerte, dass er dringend zu den Thermen musste, um sich nach der Reise wieder gründlich zu reinigen und zu entspannen, und ging dann zum Ientaculum hinunter in den Wirtsraum. Dies fiel allerdings nur sehr kurz aus, eine Scheibe Brot einen Becher Wasser, da er sich vor allem mit dem Wirt unterhielt, um sich ein kleines Stadtbesichtigungsprogramm zusammenzustellen. Auch dies war innerhalb kürzester Zeit erledigt, da der Wirt eher schweigsam war und nur einige wichtige Sehenswürdigkeiten, darunter vor allem auf Curio Drängen hin die wichtigsten städtischen Tempel, und den Weg zu diesen darlegte, bevor sich Curio dann auf den Weg machte. Das erste Ziel war das Forum, wo er sich nochmal vom Händler Othmar und seinen Begleitern bedanken wollte. Die Basilica direkt daneben wollte er natürlich auch kennen lernen, bevor er dann die Tempel innerhalb der Stadtmauern besuchen würde.

  • Als Curio am Abend zurück in sein Zimmer kam, hatte er seinen ersten kompletten Tag in Mogontiacum verbracht. Dafür, dass er alleine unterwegs war und alle Wege zu Fuß hatte zurücklegen müssen, war der Tag doch recht entspannt verlaufen. Nach einem Besuch bei dem Pelzhändler Othmar war er einer netten jungen Frau begegnet, die eine Freundin seines Bruders Lucius war und die ihn auch eingeladen hatte, sie in ihrer Taberna Medica aufzusuchen, wenn er Neuigkeiten zu seinen Plänen hatte, in den Cultus Deorum einzutreten. Danach hatte er sich vor allem die Tempel im Stadtinnern vorgenommen: Den großen Apollo-Grannus-Mogon-Tempel, den Tempel der kapitolinischen Trias, den Tempel der Isis und der Magna Maga, den Tempel des Augustus mit der großen Platte, auf dem der Ius Iurandum für die Mitglieder des Cultus Deorum zu zu finden war und vor dem die angehenden Priester ihren Eid ableisten mussten und schließlich den Mars-Tempel nahe des Kastells.


    Im Anschluss an diesen ersten groben Überblick hatte er sich zum Portus begeben, wo er vor allem Handelsschiffe gesehen hatte, die ihre Waren ausluden und in die angrenzenden Horreae transportierten bzw. zu den Tabernae der Ladenbesitzer. Ob Wolle, bereits gewebte Stoffe, Lebensmittel, Leder, alles war dort zu finden. Auch war der Vicus auch bekannt für die Matrosentaberna, in der die grobschlachtigen Seeleute saßen, dem Glücksspiel frönten und mit leichten Mädchen in den Lupanaren verschwanden.


    Da er zu diesem Zeitpunkt bereits den Weg Richtung Süden eingeschlagen hatte, hatte er sich noch auf den Weg Richtung Vicus Victora, wobei er immer darauf achtete, dass vor oder nach ihm Menschen liefen, die nicht nach Wegelagerern aussahen. Auf dem Weg dorthin machte er kurze Zwischenstopps beim Cenotaph des großen Drusus, dessen ruhmreiche Geschichten Curio nicht nur von seinem Vater, sondern auch von dem alten Maiordomus des Weinguts gehört hatte, sowie beim Theatrum der Stadt. Im Vicus Victoria hatte er dann noch abschließend das Sacellum Bonus Eventi besucht und in einer Taberna etwas gegessen, um sich dann zurück Richtung Stadtkern zu begeben.


    Der ganze Spaziergang war in lockerem Tempo innerhalb eines Tages geschafft, sodass er jetzt, zurück in seinem Zimmer recht zufrieden mit dem, was er geschafft hatte. Zwar er noch nicht alles gesehen, vor allem nicht den Vicus Salutaris mit dem Militärhafen, dem Sacellum des Mercurius sowie der Iupitter-Säule, und die Brücke über den Rhenus, die zum Vicus Mattiacorum führte, wo sich noch der Tempel der Bellona befand. Das stand morgen auf dem Programm, bevor dann den Rest des Tages in den Thermen verbringen würde.


    Doch jetzt taten Curio erstmal die Füße weh und er war froh, dass er sich auf dem Bett hochlegen konnte.


    Der erste Tag war geschafft und der zweite Tag stand an, bevor er dann am dritten Tag gemeinsam mit seinem Bruder den petronischen Pontifex und vielleicht auch die mögliche neue Unterkunft aufsuchen würde.

  • Auch den zweiten Tag hatte Curio hinter sich gebracht und wieder viel geschafft. Ein Besuch des Vicus Salutaris mit dem Militärhafen der Classis Germanica dem Sacellum des Mercurius und der bekannten Iupitter-Säule. Ein interessanter und vielseitiger Vicus, wie Curio gedacht hatte. Danach führte insein Weg über die eindruckvolle Brücke über den Rhenus in den Vicus Mattiacorum. Besonders er Gang über den Rhenus war natürlich schon ein besonderes Erlebnis, zumales über dei große Brücke ging, die doch letztlich zu den wichtigsten Verbindungen zwischen der linken und der rechten Rhenusseits gehörte. Im Vicus selbst hatte Curio den Bellona-Tempel besucht. Dort kam er mit einem jungen Discipulus ins Gespräch, dem er von seinen Plänen zum Eintritt in den Cultus Deorum erzählte. Der junge Discipulus hatte interessiert zugehört und ebenfalls - wie nun schon sein Bruder und die junge Frau Alpina - auf den Pontifex Petronius verwiesen. Dadurch war die Spannung Curios natürlich nochmal angestiegen, zumal er dem Petronier ja nun wahrscheinlich am nächsten Tag persönlich treffen würde.


    Den Rest des Tages hatte Curio dann in den Thermen des Iulianus verbracht, wo er sich entspannen und säubern konnte, aber auch einige Bahnen im Schwimmbecken ziehen konnte. Irgendwie war er interessiert daran, seinen Körper fit zu halten und Curio überlegte kurz, wie sehr die Erziehung seines Vaters dazu beigetragen hatte. Jedenfalls war der junge Helvetier froh, sich am Abend wieder ins Bett zu legen, natürlich nicht ohne vorher nochmal kurz in seine Schatzkiste zu schauen. Der nächste Tag würde wieder viele Neuheiten bereithalten und Curio war sehr gespannt darauf, was sich dabei alles ergeben würde.

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