• Auf dem Campus außerhalb der Lagermauern oder auf dem Intervallum findet die Grundausbildung der Tirones statt. Hier lernen sie die Grundzüge des Reitens, den Umgang mit Waffen und Rüstung und schreiten schließlich zur Krönung ihrer Ausbildung: Dem berittenen Kampf.


    Die Ausbildung leitet ein Duplicarius unter der regelmäßigen Aufsicht eines älteren und erfahrenen Decurios.


    In dieser Ausbildungsgruppe befindet sich unter anderem der Tiro Marbod.



    I. Körperliche Ertüchtigung


    II. Grundzüge des Reitens


    III. Waffenübungen
    - Schwertkampf zu Fuß
    - Speerwerfen zu Fuß
    - Schwertkampf zu Pferd
    - Speerwerfen zu Pferd


    IV. Formationen
    - Rechteck
    - Rauten
    - Keil


    Rot = Laufend
    Grün = abgeschlossen

  • Decurio Redividus Marsus



    Der Ausbildungstag hatte begonnen, und wie bei jeder neuen Generation von Tirones, war auch bei diesem Haufen direkt einmal die Lieblingsdisziplin des Decurios dran: Die körperliche Ertüchtigung.
    Es war einfach zu schön mit anzusehen wie die jungen hoffnungsvollen Gesichter schnell den von Schweiß getränkten, schmerzverzerrten Fratzen Platz machten, welche der Decurio sehen wollte und musste..
    Er wartete mit hinter dem Rücken verhakten Händen auf seine Tirones, auf welche Art auch immer sie ihm gebracht werden würden.

  • Aus allen Richtungen, Ecken und Löchern kamen sie angerannt und machten Halt vor dem überaus freundlichen Decurio und versuchten
    krampfhaft in einer Linie anzutreten.
    Ich selber hatte den Platz in Begleitung von zwei treuen Kameraden betreten. Sie waren so freundlich, seit sie mich beim Essen des Puls kennenlernten, dass sie nicht mehr von der Seite wischen. So begleiteten sie mich mit allem Nachdruck zum Campus. Warum sie dies taten war mir noch nicht ganz schlüssig, entweder war es um sich bei dem Decurio oder gar bei mir einzuschleimen.
    Archestratus und Molon, wie sich sich diese von nun an getreuen Gefährten nannten, platzierten mich richtig und ein freundlicher Schlag von Molon zwischen den Schultern, sorgte für eine einigermaßen gerade Haltung meinerseits. Mein Knurren wurde mit einem Stoß in meine Seite von Archestratus beantwortet.
    In kaum noch auszuhaltender Erwartung, es den beiden heimzuzahlen, beschloss ich mich vorerst dem Schicksal zu ergeben und an der Runde hier teilzunehmen.

  • Decurio Redividus Marsus



    "Stillgestanden ihr faulen Mistkerle!" brüllte der kernige Decurio als die Truppe vollzählig war und ging die Reihen auf und ab..
    "Willkommen in der Ausbildung meine Damen. Ich habe die Ehre aus diesem jämmerlichen Haufen den ihr darstellt echte Equites zu machen. Und wir machen das mit einem Lied auf den Lippen und der Sonne im Herzen..." der Decurio machte eine kurze Pause und blieb genau vor Marbod stehen, "Das war natürlich nur ein Scher! Wir machen das mit Blut und Schweiß! Und euren Tränen! Und jetzt lauft um den Platz, zwanzig Runden! Wer als erstes fertig ist bekommt eine extra Ration Wein für seine Barracke von mir. Los los los!" trieb der Offizier seine Männer an und läutete damit die erste Ausbildungseinheit ein: Die körperliche Ertüchtigung.

  • Schon ging es los mit dem Gebrülle. Ja hatte der denn nicht mehr alle auf der Reihe, was redete der denn da für einen Stuss? Zuerst waren wir faule Mistkerle und dann betitelte der uns als Damen. Kaum hatte ich mich geräuspert um etwas zu erwidern, erinnerte mich der freundliche Kamerad zu meiner Rechten, mit einem Ellbogenstoß in meine Seite, dass es besser wäre die Ruhe zu bewahren.
    Was dann aber kam fand ich äußerst interessant. Ich hatte zwar angenommen jetzt kämen die Pferde dran, doch der Schreihansel wollte, dass wir laufen sollten. Ja was dachte der denn was ich seit Wochen machte? Nichts anderes wie laufen. Ständig vor wem weglaufen trainiert nicht nur die Beine sondern auch die Lungen. Na der sollte ich wundern. Den Wein konnte ich gebrauchen, der würde meine beiden neue Freunde bestimmt freundlich stimmen.
    Grinsend folgte ich den Haufen im Laufschritt und stellte fest, der Schreihals hatte halbwegs recht, ein wirklich müder Haufen.
    Runde um Runde trabte ich den anderen hinterher.
    Nach etwa zehn Runden hörte ich schon einige ganz schön pfeifen.
    So Freunde jetzt ist Schluss mit lustig, jetzt geht es los, sagte ich mir. Damit beendete ich meinen Spazierlauf und zog an dem Haufen vorbei.
    „Tut mir leid Jungs aber nun zeige ich euch einmal wie man läuft“. Schon hatte ich mit diesen Worten die Führung übernommen und zog an allen vorbei.
    Zweimal überrundete ich meine neuen Kameraden und lief am Ende der zwanzigsten Runde zu dem Decurio. „So fertig und nun kann ich zu den Pferden?“

  • Decurio Redividus Marsus



    Der Decurio staunte schon ein wenig als der Tiro welchen er als Problemfall einstufte plötzlich ein paar Zähne zulegte und seine Kameraden hinter sich ließ.
    "Wir haben hier wohl einen echten Marathonläufer unter uns. Vielleicht sollte ich dich als meinen Laufburschen einstellen!" rief der Decurio und lachte mit seiner rauchigen, tiefen, Stimme.
    "Oder ist der Rest von euch einfach nur erbärmlich langsam?" fragte er den Rest der Truppe, und schürte die Konkurrenz ein wenig..
    "Ihr lauft nochmal zwanzig, und du..." er deutete auf Marbod, "Du machst fünfzig Kniebeugen!" befahl er und stellte sich wieder in die Mitte des Platzes wo er alles sehen konnte.

  • Ernüchtert stellte ich fest, irgendetwas läuft hier falsch. Wozu habe ich da eben mein Bestes gegeben? Laufbursche, also ich und Laufbursche, das war wohl das Letzte. Außerdem gab es da noch die Frage nach den Pferden, da ging doch echt kein Schwein drauf ein. Ob es die überhaupt gab?
    Kniebeugen hatten bestimmt nichts damit zu tun. Wieso sollte ich jetzt Kniebeugen machen? Was waren überhaupt Kniebeugen. Welcher Germane kennt und macht Kniebeugen?
    Also jetzt reicht es aber. Da lässt der mich stehen, aber nicht mit mir. Leicht angesäuert stiefelte ich hinter dem Decurio zur Mitte des Platzes und meinte: „Wenn du mir jetzt noch sagst, erklärst oder zeigst was das für Dinger sind, diese Kniebeugen, dann lasse ich vielleicht mit mir darüber reden.“

  • Decurio Redividus Marsus



    Der Decurio schaute etwas verwirrt als der Tiro ihm nachlief und danach fragte was eine Kniebeuge war.. Wollte er ihn dumm aussehen lassen oder war der Kerl selbst aus irgendeinem Loch weitab der Zivilisation gekrochen?


    "Bitte was?" platzte es spontan aus ihm heraus, er konnte nicht einmal seine laute, kernige Stimme auspacken. Kurz schaute er wo die restliche Truppe gerade langlief und seufzte dann laut merklich auf.
    "Unglaublich Tiro. Unglaublich." raunte er etwas resignierend und machte ihm dann die Kniebeuge vor. Erst einmal, und dann noch einmal..
    "Jetzt aber zackig!" befahl er nun deutlich lauter und stellte sich wieder souveräner auf, um das Treiben beobachten zu können.


    Die körperliche Ertüchtigung führte die Truppe in den nächsten Tagen noch hinaus in die Wälder und an die Seen. Es musste trotz der kälte zumindest kurz geschwommen werden. Es wurden Baumstämme mit der Truppe getragen und die ein oder anderen Gewichte wurden bewegt. Der Decurio sorgte dafür dass die Truppe morgens mit Muskelkater aufstand und abends praktisch stehend K.O. in die Betten fiel. Ob der Tiro Marbod natürlich noch seinen Wein mit seinen neuen Kameraden leerte wusste der Decurio nicht. Letztlich war es nicht sein Bier. Sicher, es war mal sein Wein gewesen, aber er war ein Mann der sein Wort hielt, weshalb der Tiro seinen Wein auch direkt nach dem Ende des ersten Ausbildungstages erhielt.

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