Cubiculum | Cnaeus Maevius Tullinus

  • Ebenso richtete man kurz nach dem Eintreffen der Claudia Agrippina ein Gästezimmer für ihren Begleiter - Cnaeus Maevius Tullinus.


    Jenes Zimmer verfügt zwar über die gleichen Annehmlichkeiten, die jedes andere Cubiculum im herrschaftlichen Teil der Villa bietet, die Einrichtung jedoch fällt etwas bescheidener aus.

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    Cnaeus Maevius Tullinus hatte sich nach der Ankunft der Sklaven in sein Cubiculum zurückgezogen und saß dort an seinem Schreibtisch. Er hatte noch einiges an Korrespondenz zu erledigen. Neben dem Bericht an seinen neuen Patron, einige Schreiben an die patrizischen Häuser Roms, hatte er auch noch einige private Briefe an seine Familie zu schreiben. Jedoch wartete er auch unter anderem auf das Eintreffen des jungen Paedagogus, der sich nach dem kleinen „Eingriff“ am Morgen doch wieder ganz gut erholt zu haben schien.
    Den jungen Sklaven würde eine ganz besondere Aufgabe erwarten. Und wenn sich Tullinus nicht gänzlich in ihm getäuscht haben sollte, würde er auch seine Sache gut machen.
    Doch zunächst griff er zu einer Tabula und begann eine Nachricht in das Wachs zu ritzen…

  • Aristoteles atmete tief durch. Den Mann der ihn hatte kastrieren lassen zu sprechen war so ziemlich das letzte was er wollte, aber als Sklave hatte er da genauso wenig Mitspracherecht wie bei seiner Kastration.
    Er wunderte sich was der Maevius von ihm wollte. Hoffentlich nichts sexuelles! Entmannt zu werden war schon beschämend genug da wollte er nicht noch von einem Mann benutzt werden. Mühsam räusperte er sich und sagte:


    "Ihr wünscht mich zu sehen, Dominus?"

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    Maevius Tullinus war ein bodenständiger, durch und durch sachlicher Mann, der seine Reise nach Rom als Dienstreise interpretierte. Ihm lagen lediglich die Interessen seines Patons, des jungen Claudius Maecenas am Herzen. Alles was darüber hinausging, war nebensächlich. Das gleiche galt natürlich auch für seine persönlichen Neigungen, wenn es solche überhaupt gab. Weder aus exotischen Sklavinnen in durchsichtigen Tuniken noch aus wohlgestalteten Jünglingen machte er sich etwas. Seit gut dreißig Jahren schon war er glücklich mit seiner Frau verheiratet, die ihm in dieser Zeit drei Kinder geschenkt hatte, Mehr brauchte er nicht.


    Tullinus hatte sich dazu entschlossen, zuerst mit dem Bericht an seinen Patron zu beginnen. Tatsächlich gab es schon einiges zu berichten. Etwa der Verlauf ihrer Reise und das erste Zusammentreffen mit dem Senator. Aber auch der heutige Besuch des Sklavenmarktes und das Resultat daraus, konnten durchaus aufschlussreich sein für Claudius Maecenas.
    Er war zu vertieft in seinen Brief gewesen und hatte wohl deshalb das Klopfen der Tür nicht gehört. Doch als er aufsah, stand plötzlich der neue Sklave vor ihm. Einen Moment lang besah er ihn sich. Wie es schien, hatte er den Eingriff ganz gut überstanden. Zumindest machte er nicht den Eindruck, von Fieberkrämpfen geplagt zu werden.


    „Aristoteles, nicht wahr?“, fragte er zunächst. „Ein einfaches „Du“ ist völlig ausreichend! Setz dich!“ Er wies auf einen Stuhl, der auf der gegenüberliegenden Seite des Schreibtisches stand. In Anbetracht dessen, was er heute erlebt hatte, wollte er ihn nicht auch noch die ganze Zeit stehen lassen.
    „Du weißt, warum du hier bist?“, fragte er ihn, in seinem für ihn typischen kühlen Ton.

  • Der Eunuch nickte und setzte sich. Dabei verzog er das Gesicht da es im Schritt doch noch sehr zog.


    "Ja. Man nennt mich Aristoteles, aber wenn du mich anders nennen willst steht dir das natürlich frei. Ich glaube nicht das der Verlust des Namens auch nur halb sosehr schmerzt wie der Verlust der Hoden."


    Die letzte Bemerkung war wahrscheinlich eher unklug gewesen, aber Aristoteles war zu erschöpft um über Konsequenzen nachzudenken. Er fuhr fort:

    "Nein Herr! Ich habe keine Ahnung. Soll ich die junge Herrin unterrichten? Dafür bin ich doch kastriert worden, oder?"


    Er sollte sich vieleicht mehr zurückhalten doch dafür war es ja jetzt wohl zu spät. Hoffentlich nahm der Maevius es nicht zu krum.

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    Der Blick des Maeviers lag auf dem Sklaven, so dass ihm keine seiner Regungen entging. So bemerkte er auch das Zucken in dessen Gesicht, als er Platz nahm. Offenbar schmerzte ihn noch die Wunde. Doch er wusste, dieser Schmerz verging. Genauso wie der Schmerz des Verlustes, den der Sklave noch umtrieb.


    „Arsitoteles, nein, ich würde sagen, der Name passt, Doch du solltest deine Zunge im Zaun halten, Sklave! Sonst sind es nicht nur deine Hoden, die du verloren hast!“ Der Klang seiner kühlen Stimme hatte sich kaum verändert. Auch ließ sich aus seinen Zügen nicht wirklich erkennen, was genau in ihm vorging. Maevius Tullinus wusste genau, dass er hier am längeren Hebel saß und zur Not würde er nicht davon zurückschrecken, die Unverschämtheiten des Sklaven mit der Peitsche und dem Brenneisen auszutreiben.


    „So ist es!“, meinte Tullinus. Zumindest besaß der Sklave die Fähigkeit, mitzudenken. Er hatte sich heute Morgen auf dem Markt also doch nicht völlig in ihm getäuscht.
    „Du wirst die junge Domina unterrichten. Aber wie ich heute Morgen bereits sagte, fehlt es ihr noch ein wenig an Etikette. Ich möchte, dass du sie lehrst, wie man sich entsprechend verhält und sie in der Kunst der Konversation lehrst. Außerdem gibt es da noch etwas, was ich von dir verlange…“ Tullinus beendete seinen Satz nicht sofort, sondern betrachtete den Sklaven forschend.
    „Ich wünsche, dass du mir regelmäßig Bericht erstattest, was die Domina tut und mit wem sie verkehrt. Du wirst mich über alles auf dem Laufenden halten. Hast du das verstanden?“

  • Aristoteles zuckte zusammen. Da hatte er sich wohl zuweit vorgewagt. Er wusste das die Sklavenbesitzer die äusserlich kühl blieben die gefährlichsten waren. Bei ihnen wusste man nie wann man zuweit gegangen war bis man bestraft wurde. Darum sagte er schnell:

    "Natürlich! Verzeih mir. Ich weis selbstverständlich das es dein gutes Recht war mich entmannen zu lassen und das die Verschneidung bei Sklaven in meiner Position nicht unüblich ist. Die Ergebnisse des heutigen Tages und der Verlust meiner Manneskraft haben mich nur so überwältigt."

    Dann erklärte der Maevius ihm was er zu tuen hatte und er hörte interessiert zu. Mit diesem Mann sollte man wirklich nicht spassen. Er antwortete nun bedachter:

    "Ich bin mir sicher das ich diese Aufgabe erfüllen kann. Genau dafür wurde ich ausgebildet. Und was die andere Aufgabe angeht kann ich bereits jetzt hilfreich sein. Nach dem Baden bin ich zu euch geeilt, während dem orientalischen Schönling aufgetragen wurde sich bei der jungen Domina zu melden. Seit ihr sicher das es eine gute Idee war ihm das Kastrationsmesserchen zu ersparen?"

    Aristoteles hatte wenig Sympathie für Onatas. Da hatte sich der Schönling auf dem Sklavenmarkt an die junge Herrin rangeschmissen, aber ihn hatten sie kastriert. Sollte sich der Orientale auch nur einen Fehltritt erlauben würde Aristoteles das gerne melden.

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    Cnaeus Maevius Tullinus hatte keinen Zweifel daran gehegt, dass seine Anweisungen schon bald Früchte tragen würden. Er konnte sich gut vorstellen, wie es in dem Sklaven aussehen mochte. Eben noch hatte er eine lockere Zunge riskiert und war nach der ersten Androhung von Sanktionen gleich eingeknickt und gefügig geworden. Ohne weiteres hätte der Sklave nun wirklich alles getan, was man von ihm verlangte. Selbst vor der Denunzierung seiner Mitsklaven schrak er nun nicht mehr zurück. Ganz eifrig , wohl getrieben durch seinen Verbitterung über seinen Verlust und den Hass auf den Sklaven, der nicht wie er das gleiche Schicksal erdulden musste, teilte er ihm nun mit, wo sich im gleichen Augenblick der Orientale befand – nämlich im Cubiculum der jungen Claudia!
    Diese Information ließ den Maevier äußerlich kalt. In seinem Inneren glühte er jedoch vor Zorn. Dieses dumme naive Mädchen! Keiner seiner Anweisungen leistete sie Folge! In Augenblicken wie diesen hasste er seine Aufgabe. Auch noch Babysitter für dieses verwöhnte Gör zu spielen, lag ganz gewiss nicht in seinen Absichten.


    „Wie ich sehe, hast du verstanden, was ich von dir erwarte,“ meinte er lobend, Und tatsächlich! Es zeichnete sich ein minimales Lächeln auf seinen Lippen ab. Doch im nächsten Moment wurden seine Worte wieder scharf, wie Messer. „Aber wage es ja nicht, noch einmal meine Entscheidungen oder die einer dir höher gestellten Person anzuzweifeln, sonst wirst du mich kennenlernen! Und glaube mir, dann ist das, was du heute erlebt hast, nur ein blasser Abklatsch von dem, was dich erwarten wird!“ Tatsächlich hatte der Maevius seine Stimme erhoben, so dass man kurzzeitig seine Emotionen
    erahnen konnte.


    „Gut, dann wirst du dich morgen früh zur dritten Stunde zu deiner Domina begeben und mit dem Unterricht beginnen. Morgen Abend wirst du mir dann berichten. So wird von nun an dein Tagesablauf sein. Doch nun darfst du dich zurückziehen, falls du keine Fragen mehr hast. Ich denke, du hattest heute einen schweren Tag.“

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